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Mensch Mahler | Die Podcast Kolumne

Wir bewegen uns zu wenig

Season 220504, Ep. 504

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  • 283. Wer erzieht unsere Kinder

    01:38
    240328PC ErziehungsauftragMensch Mahler am 28. März 2024Wer ist eigentlich für die Kindererziehung zuständig? Früher war das klar. Es waren in erster Linie die Eltern. Dann der Kindergarten, die Schule, die Kirche. Heute sind die Zuständigkeiten nicht mehr so deutlich definiert. Vielfach ist es so, dass sich Eltern nur noch für die Bespaßung und Grundversorgung der Kleinen zuständig fühlen. „Erziehung ist die soziale Interaktion zwischen Menschen, bei der ein Erwachsener planvoll und zielgerichtet versucht, bei einem Kind unter Berücksichtigung der Bedürfnisse und der persönlichen Eigenart des Kindes erwünschtes Verhalten zu entfalten oder zu stärken.“ So die Definition der Uni Köln. Für fast alle wichtigen Aufgaben im Leben braucht man einen Eignungstest. Für die Kindererziehung nicht. Und so kommt es, dass Eltern diese Aufgabe gerne delegieren. Weil es ihnen zu anstrengend ist, sich um die Kleinen zu kümmern, weil sie Konflikte mit ihren Kindern scheuen, soll das der Kindergarten, die Schule, die Kirche, der Sportverein übernehmen. Gestern las ich in der Zeitung, dass es in einer Kölner Kita zu einem Polizeieinsatz kam, weil Eltern mit der Betreuung ihrer Kinder nicht einverstanden waren und randalierten. Ich persönlich würde lieber im Steinbruch arbeiten als in einer Kita oder Schule. Nicht der Kinder wegen. Sondern wegen der Eltern, die pausenlos mit Anzeigen drohen. Und selbst keinen Bock haben, ihren Erziehungsauftrag wahrzunehmen.   
  • 273. It's an Old Mans World

    01:58
    240327PC It’s an Old Mans WorldMensch Mahler am 26. März 2024Der Papst ist 87. Beim Palmsonntagsgottesdienst vor drei Tagen konnte er die Predigt nicht mehr halten. Papst bleibt man auf Lebenszeit. Egal was passiert.Joe Biden ist 82. Immer häufiger verwechselt er Namen und Orte – dennoch halten die Demokraten weiter am greisenhaft wirkenden Kandidaten für die Wahl im November fest. Donald Trump ist 76 und in unzählige Skandale verstrickt. Die ganze Welt hat den Eindruck, dass er seine Sinne nicht mehr beieinander hat – wenn er sie jemals beieinander. Dennoch halten die amerikanischen Parteien daran fest, dass sich zwei alte, unfähige Männer um das Präsidentenamt kloppen.Vladimir Putin ist gegen diese drei alten Männer ein 72igjähriger Jungspund. In 6 Jahren, wenn seine Amtszeit endet, ist der 78.Was ist nur los mit uns? Wir überlassen die Führungspositionen der globalen Player alten, kaputten und kranken Männern. Ist a Mans World sang vor vielen Jahren James Brown.Der Song endet so:Das ist eine MännerweltAber sie wäre nicht nichts, nichtskein bisschen etwas  ohne eine Frau oder ein MädchenEr ist in der Wildnis verlorenEr ist in Bitterkeit versunkenEr ist verloren, Gott sei ihm jetzt gnädig, in der EinsamkeitKinder an die Macht finde ich problematisch. Frauen an die Macht auch. Ich wünsche mir Menschen, die psychisch gesund sind, fachlich versiert und empathisch. Sie sollten die Welt lenken. Egal ob Mann oder Frau oder bi, egal ob alt oder jung. Es ist dann keine alte Männer Welt, sondern eine Mens-Word – eine Menschenwelt. Im englischen genügt dafür der Austausch eines a durch ein e. 
  • 263. Alle könnten satt werden

    01:50
    240326PC Niemand müsste hungernMensch Mahler am 26. März 2024Das Welternährungsprogramm der UN setzte sich 2016 ein ehrgeiziges Ziel: Zero Hunger bis 2030. Und die Weltgemeinschaft kam gut voran: Hungerten Mitte des 20. Jahrhunderts noch die Hälfte der Weltbevölkerung, sind es heute nur noch 10%. Bei inzwischen dreifacher Bevölkerung. Das Problem: Seit 9 Jahren stagniert die Zahl der Hungernden. Rund 8 Milliarden beträgt die Bevölkerungszahl inzwischen – 800 Millionen Menschen sind vom Hunger betroffen.Nun hat der Berliner Ökonom Tilman Brück das „Zero Hunger Lab“ ins Leben gerufen. In diesem Labor sollen die Ursachen des Hungers genauer erforscht und im besten Fall eliminiert werden. Zwei Faktoren sind – trotz Dürre und Überflutungskatastrophen – maßgeblich: Krisen und Verteilung. Klar, Gaza, der Jemen, Afghanistan, Südasien und Afrika südlich der Sahara sind Hungergebiete. Der Angriffskrieg gegen die Ukraine trägt maßgeblich dazu bei, dass die Kornkammer der Welt nicht mehr wie gewohnt liefern kann.Ungleiche Verteilung von Einkommen und Kapital schließt Menschen aus dem Wirtschaftssystem aus. Und natürlich führt die Klimakatastrophe zu Missernten.Was lernen wir – bzw. das Zero Hunger Lab von Tilman Brück daraus? Die Antwort wäre einfach, wenn es so einfach wäre: „Together we stand“ – die Weltgemeinschaft müsste sich solidarisieren. Obwohl das der utopische Traum vom Paradies zu sein scheint – mit aller Kraft daran arbeiten sollten alle Menschen guten Willens.
  • 253. Der Zopf

    01:36
    240325PC Der ZopfMensch Mahler am 25. März 2024Obwohl ich ein Mann bin, habe ich das Buch „Der Zopf“ von Laeticia Columbani mit großer Begeisterung vor Jahren gelesen. Jetzt kam die Verfilmung rechtzeitig zuzm Weltfrauentag in die Kinos. Es ist ein feministisches Buch über drei mutige Frauen aus Indien, Süditalien und Canada, die eines verbindet: Das Haar als Symbol der Weiblichkeit. In Indien opfert eine Frau ihre Haare den Göttern. In Süditalien retten importierte Haare aus Indien eine Haarmacherfirma vor dem Bankrott. Der Firmengründer war gestorben, die junge Tochter führt die Firma weiter. Schließlich landet das Haar aus Indien via Süditalien auf dem Kopf einer krebskranken Kanadierin aus der Oberschicht. Ein Buch, meisterhaft verfilmt, über Globalisierung, über das Schicksal von drei mutigen Frauen aus drei verschiedenen gesellschaftlichen Schichten: die Unberührbare, die Süditalienerin, die wirtschaftlich ums Überleben kämpft und die Staranwältin aus Canada.Drei Frauenschicksale. Verbunden, ja verwoben durch den Zopf. Berührend, aufrüttelnd und mutmachend. Der Zopf. Ein Roman von Laeticia Columbani, erschienen im S. Fischer Verlag, seit dem 7. März in den Programmkinos. Unbedingt ansehen, es lohnt sich wirklich. Am besten vorher das Buch lesen, dann kann man dem Film wesentlich besser folgen.
  • 223. Gott hat einen Namen: Hawk

    01:48
    240322PC Die Frage nach Gott ist beantwortetMensch Mahler am 22. März 2024Es geschah vor meiner Haustür und ich habe es nicht gemerkt. Der Startschuss für KI wurde 2019 in Stuttgart gegeben. Damals wohnte ich 500 Meter vom Hochleistungsrechenzentrum der Uni entfernt.  Bis zu 24 Billiarden Gleitkommaoperationen pro Sekunde setzt der neue Supercomputer „Hawk“ neue Maßstäbe in Sachen Rechenpower – weltweit. 38 Millionen Euro kostete vor 5 Jahren das HP-Produkt. Wissenschaftsministerin Theresia Bauer meinte, „Hawk“ leistet einen wesentlichen Beitrag zur Lösung der großen gesellschaftlichen Herausforderungen beispielweise in den Bereichen Mobilität, Gesundheit und Energie. Spitzenforschung sei heute ohne Simulationsverfahren auf Höchstleistungsrechnern nicht mehr denkbar. Höchstleistungsrechnen ist auch die Basis für innovative Produkte und Prozesse in den Schlüsselbereichen der Wirtschaft.Geschockt hat mich damals bei der Präsentation des Rechners die Aussage eines der Festredner von der Fraunhofer-Gesellschaft: Seit Menschengedenken ist die Frage nach Gott unbeantwortet. Jetzt haben wir die Antwort: In diesem Rechner stecken alle Information der gesamten Menschheit bis heute. Die Frage nach Gott ist nun erndlich beantwortet: Hier steht er. „Hawk“ ist Gott. Mich schaudert es schon lange, wenn ich an KI denke. Kalte rationale Rechenvorgänge an Stelle eines mitfühlenden und barmherzigen Gottes. KI – nein danke. KI wird uns beherrschen, nicht wir KI: Orwell lässt grüßen.
  • 213. Meine Uhr - mein Lebensretter

    01:39
    240321PC Notruf – meine Uhr, der LebensretterMensch Mahler am 21. März 2024Kroatien im September letzten Jahres. Vor dem Wohnwagen hatte ich wieder mal einen Sieg des VfB Stuttgart auf dem Tablet gesehen. Siegestrunken ging ich auf die scharfkantigen Klippen, um ein kleines Siegestänzchen aufzuführen im Dunkel der Nacht – nur für mich. In Badelatschen. Es kam, wie es kommen musste: ich knallte rückwärts in die Klippen und hatte zum Glück nur Prellungen und stark blutende Schürfwunden.Ich lag bewegungsunfähig in den Felsen. Die Nacht war schwarz, das Meer toste. Niemand war in der Nähe, rufen konnte ich auch nicht – die Brandung übertönte alles.Aber ich habe eine Smartwatch mit Notruf-Funktion. Wenn ich mit dem Rad stürze, zu riskant Ski fahre, stets meldet sich meine Uhr und fragt, ob etwas passiert ist und ob sie Hilfe holen soll – mit den GPS-Daten zur Ortung. Neulich beim Skilaufen hat mein Freund Walter, mit dem ich eine wilde Piste runtergerockt bin, nicht rechtzeitig den Notruf ausgeschaltet. Prompt meldete sich die österreichische Polizei und fragte, ob sie helfen kann.Also so eine Watch kann leben retten. Allerdings nur dann, wenn man sie umhat. In Kroatien lagen Handy und Watch im Wohnwagen. Hätte schief gehen können. Auch, wenn ich in Baden-Württemberg verunfalle. Dort darf die Polizei bei Notruf 110 nicht auf die GPS-Daten zugreifen. Aus Datenschutzgründen. Also stirbt man ggf. an Nachlässigkeit oder an Bürokratie. 
  • 203. Sein letzter Streich

    02:01
    240320PC Der Mensch im ProfisportMensch Mahler am 20. März 2024Heute doch mal wieder Fußball unter Motto: ehrlich währt am längsten. Ich bin großer Fan des SC Freiburg. Aber nicht wegen der Mannschaft, nicht wegen der Erfolge, sondern wegen der bodenständigen Vereinsführung. Die noch etwas von langfristig verpflichteten Trainern hält und trotz schmalem Budget erfolgreich ist. 1991 verpflichte der Sportclub Freiburg den Lehrer und Fußballtrainer Volker Finke. Der blieb unvorstellbar lange 16 Jahre beim Verein – eine Zeitspanne, in der andere Clubs der ersten Liga schon an die 10 Trainer gefeuert hatten. Die Nachfolgersuche war dann 5 Jahre stochern im Nebel, Robin Dutt blieb 4 Jahre, Marcus Sorg gerade mal 5 Monate. Dann besann sich der Club auf seine Tugenden und nahm den unscheinbaren Nachwuchstrainer Christian Streich als Chefcoach. Zwölf Jahre lang war der sympathische und grundehrliche Fußballehrer beim SC und führte die Freiburger auf Erfolgskurs – bis in die Europaleague.Als Christian Streich vorgestern bekannt gab, im Sommer aufhören zu wollen, weinte neben Freiburg und Südbaden die ganze Republik. Warum? Weil Streich eine absolute Ausnahmeerscheinung im Profifußball ist. Kleine Auswahl seiner unzähligen Sprüche, in bestem alemannisch vorgetragen: „Am beschte: Machsch‘ de Fernseher us, schausch‘ de Tabelle nit an, bringt eh alles nix. Schpielsch! Übscht! Zur kulturellen Vielfalt: „Es geht nit druim, woher oiner kommt, sondern wer er isch.“ Den Fußballzirkus verabscheute er zutiefst. „Meine Schbieler werdet abote wie uffm Viehmarkt. Ihre Ausschtigsklausle kann mer in der Zeitung lesa. Des isch furchtbar.Mir wird der Mensch, der geniale Trainer und der Kultverweigerer Finke fehlen. Es ist einmalig. Und wird es wohl auch bleiben.
  • 193. Kinder im Krieg

    01:57
    240319PC Kinder und KriegMensch Mahler am 19. März 2024Wir wünschen uns, dass unsere Kinder eine behütete, friedliche und harmonische Kindheit haben. Krieg, Gewalt und Terror haben in dieser Ponyhofidylle nichts zu suchen. Oder doch? Was ist, wenn die Wirklichkeit die Kleinen einholt und sie unvorbereitet mit all diesen schrecklichen Dingen konfrontiert werden? Papa ist an der Front. Wir müssen den Wohnort wechseln – das sind noch harmlose Szenerien gegenüber dem, was auf die Kin der in der Ukraine, im Gazastreifen oder in Syrien einprasselt.FDP-Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger hat sich dafür ausgesprochen, dass junge Menschen in Schulen auf Krisen und den Krieg vorbereitet werden. „Die Gesellschaft muss sich insgesamt gut auf Krisen vorbereiten – von einer Pandemie über Naturkatastrophen bis zum Krieg“, sagte die FDP-Politikerin den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Zivilschutz sei wichtig und gehöre auch in die Schulen. Ziel müsse sein, „unsere Widerstandsfähigkeit zu stärken“.CDU-Bundesvize Karin Prien reagierte kritisch auf den Vorstoß von Stark-Watzinger: „Es hilft nicht, der Bevölkerung und insbesondere Kindern und Jugendlichen Angst zu machen“, sagte die schleswig-holsteinische Bildungsministerin. Prien betonte, das Thema müsse sensibel und mit großer Ernsthaftigkeit diskutiert werden.Auch von der Wagenknecht-Partei BSW kommt deutliche Kritik an der Forderung von Stark-Watzinger. Fabio De Masi, Spitzenkandidat vom BSW zur Europawahl, empörte sich auf X: „Die Bildungsungleichheit hat sich dramatisch verschärft. Viele Kinder können nicht mehr vernünftig lesen, rechnen oder schwimmen. Was fällt der Ministerin ein? Mehr Zivilschutz Übungen mit Offizieren für Katastrophen.“ 
  • 1. Seht man musste sie begraben

    02:21
    240318PC Seht man musste sie begrabenMensch Mahler am 18. März 2024„Seht man musste sie begraben, die der Welt Gebote gaben und ihr Wort hat nicht Bestand. Ihre Häuser wurden Trümmer, ihre Münzen gelten nimmer, die man in der Erde fand. Ihre Namen sind verklungen, ihre Lieder ungesungen, ihre Reiche menschenleer. Ihre Siegel sind zerbrochen, ihre Sprachen ungesprochen. Ihr Gesetz gilt längst nicht mehr.“Dieser alte Song ging mir am Wochenende anlässlich der Scheinwahl in Russland durch den Kopf.In 20 Jahren wird man den Namen Alexander der Große, Cesar, Napoleon, Stalin, Hitler auch den Namen Putin hinzufügen können. Er hat Russland seine Gesetze aufgezwungen, die ihm weitere 6 Jahre Macht sichern werden, wenn er nicht vorher durch Vorsehung, Krankheit oder Mord aus dem Verkehr gezogen wird. Er wird in der langen Reihe der Gräber liegen, in den Mächtige und Ohnmächtige, grausame Despoten und geschändete Opfer liegen. Nichts wird ihn von ihnen unterscheiden. Die Würmer werden sie alle fressen. Ist es das dann gewesen? Gericht bedeutet ja, zurechtbringen. Eine Täter-Opfer Ausgleich. Wenn ich eine Hoffnung habe, dann dies: Einmal werden die Täter in einem 360 Grad 3-D Kino alle ihre Untaten sehen müssen. Allen ihren Opfern in die Augen sehen müssen. Und sie werden verurteilt werden. Da wird sein Heulen und Zähneklappern. Und den Opfern wird Gerechtigkeit. Ob das auf dem Sterbelager oder später sein wird, dass die Trennung von Gott, vom Leben, vom Universum stattfindet und den Tod nicht überdauert oder in einer mir nicht bekannten Zukunft, in die wir eingehen werden, ist im Grunde gleichgültig. Die, die gerecht waren, soweit man das in diesem Leben sein kann oder für ihre Schuld gebüßt haben, die werden die Trennung von Gott, vom Leben, von der Liebe, vom Universum nicht erleiden müssen.Hör gut zu, Vladimir Putin: das war ein ergaunerter Pyrrhussieg. Du wirst ebenso verrotten wie wir alle. Allerdings getrennt vom Leben, von der Liebe und von der universalen Kraft, die die Menschen verbindet. Und du wirst keine Gnade finden, weil du keine Gnade gewährt hast.