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Mensch Mahler | Die Podcast Kolumne
Früher war alles besser
240528PC Not lehrt beten
Mensch Mahler am 28.5.2024
Früher war alles besser. Da hat man sich noch umeinander gekümmert. In der Familie, in der Nachbarschaft in der Kommune, im Verein in der Kirche. Heute wächst die Zahl der Ein-Personen-Haushalte kontinuierlich weiter. Jeder für sich. Jede ist sich selbst die Nächste. Ich krieg das ganz allein hin. Hedonismus, Narzissmus, Selbstoptimierung.
Ich sag ja nicht, dass das alles falsch ist. Und auch nicht, dass das früher alles funktioniert hat.
Ein Beispiel mag verdeutlichen, was ich meine, wenn ich sage: Not lehrt beten. Not lehrt, füreinander da zu sein.
Ich hatte schon lange vor der Wende in den östlichen Bundesländern zu tun. In der Opposition war man sich einig. Der gemeinsame „Feind“ war klar ausgemacht. Ich habe das im Bereich Kirche erlebt. Theologische Unterschiede spielten so gut wie keine Rolle. Man war sich darin einig, dass man die Kirche insgesamt vor den Anfeindungen durch den Staat schützen müsse.
Auch in Sachen Nachbarschaftshilfe hat die Solidargemeinschaft so lange funktioniert, als es die Notwendigkeit dafür gab. Der Genossenschaftliche Gedanke wurde hochgehalten. Wozu in einem Straßenzug 15 Rasenmäher?
Wir leben heute im Überfluss. Und meinen, die anderen nicht zu brauchen. Ein fataler Irrtum, wie es sich spätestens im Krankheitsfall oder im pflegebedürftigen Alter herausstellt.
Die entscheidende Frage ist: schaffen wir es, umzudenken, solange es noch nicht zu spät ist? Daran wird sich die Überlebensfähigkeit der solidarischen Gesellschaft entscheiden.
Nein, früher war nicht alles besser. Aber manches hielt mehr zusammen als heute in einer auseinanderstrebenden Kultur. Wir brauchen eine Wende – hin zu dem oder der anderen.
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618. Vier Brüder – keiner kam aus dem Krieg zurück
02:20||Season 4, Ep. 618Der verdammte Krieg – ja der aktuelle, von Russland angezettelte in der Ukraine, aber eben auch der verheerende II. Weltkrieg. Der steckt auch meiner Generation, rund 20 Jahre nach Kriegsende geboren, noch in den Knochen. Für mich und meine Herkunftsfamilie kann ich das ganz klar sagen. Zu dieser Generation gehört auch Reinhold Beckmann, der mit ‚Aenne und ihre Brüder - Die Geschichte meiner Mutter‘ ein bewegendes Buch geschrieben hat. Seine Mutter Aenne hatte all ihre 4 Brüder im Krieg verloren, keiner kam wieder, einer galt unendlich lange als vermisst. Erst im Jahr 2003 kam die Nachricht, dass auch er im Krieg gefallen ist. Was Beckmann durch die Erzählungen seiner Mutter und eigenes Erleben so eindrücklich beschreibt, ist die Präsenz dieser verlorenen Brüder. Jedes Weihnachten traurig, weil sie fehlten. Aber auch unzählige Erinnerungen an sie, wachgehalten durch die damals kleine Schwester. Im Gegensatz zu vielen anderen hat Beckmanns Mutter von diesem Krieg erzählt, immer wieder, auch von der Angst, den Verlusten, dem Schmerz - ergänzt durch die unschätzbare Quelle, die Aenne ihrem Sohn Reinhold am Ende ihres Lebens übergab: ein Schuhkarton mit den Feldpostbriefen der Brüder. Natürlich konnten sie nicht offen und frei schreiben. Aber was sie schrieben, sagt viel. Einsamkeit, Heimweh, die Frage nach dem Sinn dieses Krieges. ‚Wann hört dieser Schwindel endlich auf?‘ - auch diese Frage ging an der Zensur vorbei. Durch das ganze Buch zieht sich auch die Geschichte, wie sie schon im I. Weltkrieg die Menschen prägte, verletzte. Tief gläubig sind sie eigentlich in dem Dorf Wellingholzhausen und müssen erleben, dass Vertreter ihrer katholischen Kirche teils drangsaliert, gar ermordet werden von den Nazis, teils, bis hin zum Bischof, aber auch gemeinsame Sache mit ihnen machen. Das alles ist packend erzählt; Fotos und Dokumente wie eben die Briefe lassen uns diese Familie wirklich kennenlernen. So ist ‚Aenne und ihre Brüder - Die Geschichte meiner Mutter‘ ein Buch, dass ich nur empfehlen kann, vielleicht sogar als Schullektüre.617. Frauenherzen schlagen anders!
01:54||Season 4, Ep. 617Vor Jahren schon hatte es mir ein Freund erzählt, der Apotheker ist: Wir Frauen wurden und werden bei manchen Erkrankungen falsch behandelt und die Medikamente sind oft zu hoch dosiert! Im Mittelpunkt der medizinischen Versorgung stand nämlich jahrzehntelang der Mann, noch dazu ein mittelalter Durchschnittsmann. Neue Medikamente wurden ewig lange nur an Männern getestet, Dosierungen ebenfalls, denn Frauen könnten ja schwanger sein oder ihre Hormone die Wirkung beeinflussen. Da hat inzwischen ein Umdenken stattgefunden, aber es lohnt sich, einen Blick auf das Thema zu werfen: Wussten Sie, dass die Leber der Frau anders arbeitet, als die des Mannes? Hat mit der Menge und Zusammensetzung der dort tätigen Enzyme zu tun. Dass Frauen bei einem Herzinfarkt ganz andere Symptome haben können als Männer? Statt des stechenden Schmerzes seitlich in der Brust etwa Schwäche, Übelkeit, Bauch- oder Rückenschmerzen. Auf bestimmte blutdrucksenkende Mittel, die ACE-Hemmer, reagieren Frauen viel häufiger mit einem lästigen Reizhusten, ist mir selbst so ergangen. Hätte ich gerne vorher gewusst und das nicht 3 Monate aushalten müssen. Tatsächlich gibt es noch mehr signifikante Unterschiede bei Männern und Frauen, die relevant sind, wenn es um medizinische Behandlung geht. Wir Frauen haben auch u.a. durch unsere Hormone gesundheitliche Vorteile – so ist ja nicht! Dies alles wird nun seit einiger Zeit besser berücksichtigt und erforscht. Nennt sich Gendermedizin, u.a. in Wien und hier in Berlin gibt es ein Institut für Geschlechterforschung in der Medizin an der Charité – find ich gut und sinnvoll!616. Ich bleibe dran. Der Umwelt zuliebe.
01:42||Season 4, Ep. 616Kleckert Ihnen auch immer die Milch beim Eingießen? Seit ein paar Jahren schon gibt’s ja die gutgemeinte Unsitte, dass der Deckel der Milchpackung oder auch der Plastikflasche dranbleibt. Das sagt er uns auch: ‚Der Umwelt zuliebe. Ich bleibe dran‘ steht da. Natürlich kann man ihn aufschrauben, um Milch einzugießen, aber er bleibt fest an der Packung, was in meinem Fall immer zum Kleckern führt. Was will man damit verhindern? Dass ich den Deckel am Ende aus dem Fenster schmeiße? Milch genießt man doch hauptsächlich zuhause und die Packung kommt in den Verpackungsmüll, in die gelbe Tonne. Also würde dort doch auch der Deckel landen. Bei der Colaflasche unterwegs mag das anders sein. Vielleicht ist es eine weitere, kleine Form von Greenwashing, das Wort ‚Umwelt‘ kommt einfach gut an. Ähnlich ist es mit den Milchdeckeln, auch von Hafermilch, die uns erklären, sie seien aus nachwachsenden Rohstoffen, Bio-Plastik sozusagen. Ein Experte der Deutschen Umwelthilfe sagt dazu, dass dies unsinnig ist, unökologisch, ungesund und auch nicht kompostierbar, wie man denken würde. Was tun? Ich weiß, man sollte die Milch wohl lieber in der Flasche kaufen, aber wir wohnen im 4. Stock, ohne Fahrstuhl. Und warum gibt es eigentlich kein Pfand auf Weinflaschen? Fragen über Fragen, aber Hauptsache der kleine Deckel an der Milch bleibt dran. Der Umwelt zuliebe.613. Das große Krabbeln
01:42||Season 4, Ep. 613250613PC: Das große KrabbelnMensch Mahler am 13.6.2025 Freitag der 13. Ein idealer Tag für Unglücksnachrichten. In unserem Haus in Stuttgart hatten wir es auch: das große Krabbeln, die Invasion der Ameisen. Wir haben sie mit Ameisenködern und manchmal auch mit heißem Wasser in Schach halten können.Jetzt fahren die kleinen Krabbler andere Kaliber auf: Die Tapinoma magnum ist im Anmarsch. Magnum in Größe und Zahl: die Riesenameisen können sich millionenfach vermehren und Internetausfälle, Stromausfälle, Unterhöhlen von Spielplätzen bis zur Zwangsschließung verursachen und auch Terrassen derart destabilisieren, dass sie geschlossen werden müssen – wegen Unfallgefahr.Unsere harmlose Ameiseninvasion hat lediglich Gartenleuchten zum Erlöschen gebracht. In der Uni-Stadt Tübingen befürchten die Behörden, dass die Tapinoma Magnum das Uni-Klinikum heimsuchen könnte und dort die kritische Infrastruktur lahmlegt. Das Vorgehen mit kochendem Wasser, um die Nester auszubrühen, erscheint angesichts der Bedrohung als schlechter Witz. Die Tapinoma magnum ist dermaßen aggressiv und vermehrt sich so schnell, dass andere Maßnahmen hermüssen. Die Behörden und die Kammerjäger sind gefragt – und bisher ratlos. Eingeschleppt werden die Tierchen – wie viele andere auch – in Bananen- und sonstigen Kisten. Die Globalisierung auf dem Ost- und Gemüsemarkt hat eben auch ihre Schattenseiten. Noch wird geforscht. Und einstweilen müssen sich betroffenen Bürgerinnen und Bürger mit Wasserkochern behelfen, mit denen sie jeden Tag im Garten spazieren gehen. Denn: Termiten haben in Übersee schon manches Haus zum Einsturz gebracht. Lustig ist das nicht.612. Toxische Männlichkeit
02:08||Season 4, Ep. 612250612PC: Toxische MännlichkeitMensch Mahler am 12.6.2025 Als Moritz Müllender seinen Leitartikel im Stern geschrieben hat, war Graz noch gar nicht geschehen. Der Amoklauf, der 10 Menschenleben gekostet hat. Aus heiterem Himmel, von einem bisher noch nicht auffälligen 21jährigen Ex-Schüler verübt.Moritz Müllender hat einen 4jährigen Sohn und fragt sich, wie er ihn zu einem guten Typen erziehen soll. Der Trend ist klar gegen seinen Wunsch, dass sich sein Junge frei entfalten können wird und selbst bestimmt, wieviel sogenannte Männlichkeit und wieviel den Mädchen zugeordnete Anteile er entwickeln wird. Die Polizeistatistik sagt, dass Männer die Gewaltverbrecher sind. 2024 waren von 95000 Tatverdächtigen 86000 männlich. Von 43.000 Opfern waren 39.000 Frauen. Opfer von Gewaltdelikten, von sexuellen Übergriffen. Moritz Müllender stellt sich die Frage, wie er in einer Welt des Männlichkeitswahns und Machotums, vorgelebt von vom US-Präsidenten und schrecklichen Influencern wie Andrew Tate, gesunde und einfühlsame Jungs großziehen soll, die solche Arschlöcher eben nicht werden.Der Alpha-Mann, der heute in den Sozialen Netzen gehipt wird hat Geld, Muskeln und verführt die Frauen. Aggressive, dominante Männer sind für heranwachsende Jungen wieder Vorbilder. Vorbilder wie Trump und Musk aber eben auch antileninistische Influencer wie Andrew Tate. Sie suggerieren: „Selbst wenn du nirgendwo erfolgreich bist – kein Abschluss, arbeitslos, keine Frau – stehst du immer noch über 50% der weiblichen Bevölkerung. Tritt unserem Club bei und du schwimmst oben. Müllender hat einen Rat für die Erziehung von Jungs: wenn mein Sohn ein Kleid anziehen will, kann ich ihm sagen, dass ich das toll und mutig finde – aber das andere das vielleicht anders sehen. Und dann lasse ich ihn selbst entscheiden. Und er nimmt sich vor, zärtlicher mit seinen Freunden umzugehen. Und dann kaufe ich ein Soiel, das zum Sprechen über Gefühle anregen soll. Das ist immerhin ein Anfang.611. Hilfe, ich klinge wie meine Mutter!
01:46||Season 4, Ep. 611250611PC: Oh Gott, ich klinge wie meine Mutter!Mensch Mahler am 11.6.2025 Sobald Eltern in Stress verfallen, imitieren sie häufig die Verhaltensweise ihrer Eltern. Jahrzehntelang haben Kinder solche Sprüche gehört: „Es wird gegessen, was .... „ sie wissen selbst, wie dieser Satz weitergeht. Oder: „Solange du deine Füße ...“ auch hier ist das Ende des Satzes bekannt. Noch einer: „Wer schön sein will ...“ Selbst antiautoritär erziehenden Eltern rutscht in einem Stressmoment schon mal die Hand aus, obwohl sie sich geschworen haben, dass sie das bei den eigenen Kindern nie tun würden.Als meine Tante nach Jahrzehnten aus Canada zu Besuch kam, sah sie mich und prustete los: „Oh God, he looks like his Father!“ Und ich sehe nicht nur aus wie mein Dad, ich ahme Verhaltensweisen nach. Im Stress, unreflektiert wie gesagt. Wenn wir zu Besuch waren und mein alter Herr meinte, es sei jetzt genug, ging er wortlos zur Garderobe und zog die Jacke an. Als ich das meinen Kindern erzählte, meinten sie nur trocken: Genauso machst Du das auch, Vadder. Hilfe, ich werde wie meine Eltern war dann auch der Print-Artikel, der mir die meisten Leserbriefe ever eingebracht hat. Offensichtlich geht es nicht mir alleine so.Was also tun? Darüber nachdenken, was mir in meiner Erziehung gutgetan und was mir geschadet hat. Das so verinnerlichen, dass es in Stresssituationen abrufbar ist. Und, vielleicht am allerwichtigsten: Wenn ich mit meinem Kind umgehe, das Kind in mir zu Wort kommen lassen. Dann ergibt sich ein Dialog auf Augenhöhe. Aber: auch immer Vater, Mutter sein und nicht Freund oder Freundin. Solche haben sie genug – Eltern aber nur einmal.610. Musk-el Spiele zu Ende?
01:49||Season 4, Ep. 610250610PC: Musk–el Spiele zu Ende?Mensch Mahler am 10.6.2025 Man musste wahrlich kein Hellseher sein, um vorauszusagen, dass die Trump-Musk Zwangsehe im Fiasko enden wird. Jetzt ist der Spuk (fast) vorbei. Bilanz. 250 Millionen Dollar hat Musk in Trumps Wahlkampf gesteckt, um mitspielen zu dürfen. Es war offensichtlich unwichtig, dass Trump Öko-Gegner ist. Tesla, der Elektroauto-Pionier, ist im Sinkflug. Elon Musk ging ans Werk und sanierte angeblich die US-amerikanische Bürokratie. Willkürlich setzte er tausende Staatsbeamte auf die Straße. Auch bei Tesla musste tausende gehen – die Geschäfte liefen zunehmend schlechter – nicht, weil Tesla ein schlechtes Auto ist, sondern weil Musk ein rabenschwarzes Image hat. Musk verabschiedet sich von der Politik mit einem Paukenschlag: Trumps Steuer- und Abgabengesetz nannte er eine „widerliche Abscheulichkeit“. Tech-Milliardär Musk erhielt ausgerechnet vom demokratischen Wortführer Bernie Sanders Applaus. Musk hat recht, schrieb er auf Twitter. Die reichsten Amerikaner sollen 664 Milliarden Dollar an Steuererleichterungen bekommen während gleichzeitig 290 Milliarden für Essensversorgung von Bedürftigen gestrichen werden sollen. Musk ist in der Klemme. Einerseits mag er die Trump-Administration nicht allzu harsch kritisieren, andererseits müssten eigentlich deutliche Worte her, um Trump abzustrafen. Musk leitete in einem Interview bei CBS seine Kritik mit dem Satz ein: „Tut mir leid, aber ich halte es nicht mehr aus.“Klar, es war alles voraussehbar. Aber wie soll das denn gehen, wenn zwei große Jungs die Welt als ihre Sandkiste betrachten, mit der sei machen können, was sie wollen? Macht ein Ende mit diesem Wahnsinn. Möglichst schnell. Bevor noch mehr den Bach runter geht.606. Deutschland und Olympia
01:58||Season 4, Ep. 606250606PC: Olympiade im Jahr 36 – 19 oder 20?Mensch Mahler am 6.6.2025 Es wird Zeit. Zeit für die Olympischen Spiele. Wo? Na, in Deutschland natürlich. 1936 fanden sie in Berlin und Garmisch-Partenkirchen statt. 1972 in München. An Berlin und München haben wir schlechte Erinnerungen. 1936 instrumentalisierte sie Hitler zur Propaganda-Show mit ihm selbst als Hauptdarsteller. Und 1972 – wir erinnern uns – das Attentat auf die israelischen Sportler. Jetzt also auf ein Neues – endlich heitere Spiele In Deutschland. In Berlin, Hamburg, Düsseldorf oder München? Und wann? 2036 – um Gottes willen, sagen die politisch Besorgten, ausgerechnet 100 Jahre nach den Propagandaspielen in Berlin. Und überhaupt: Per Volksentscheid wurde die letzte deutsche Bewerbung für olympische Winterspiele abgeschmettert. Das war zu Zeiten, als die Linksgrünen das Sagen hatten. IOC Chef Bach sagte damals, die aufmüpfigen 68iger hätten den Wettstreit in Frage gestellt zugunsten des zwanglosen Spiels. O-Ton Bach: „das damalige Bild des Sports war Federball, aber ohne zu zählen.“ Dann auch die Tierschützer. Pferdesport müsse wegen Tierquälerei ganz abgeschafft werden. Was Olympiasieger Ludger Beerbaum zu der Aussage bewog: „In meinem Stall wäre ich gerne Pferd.“ Er beendete seine Karriere dennoch, bevor sich die letzte Generation an seine Pferde kleben konnte. Und die Berichterstattung: Der Leistungssport wurde in den Redaktionen immer stiefmütterlicher behandelt. Hans Blickersdörfer, einer der Großen im Sportjournalismus grantelte: „In der Turnstunde hingen diese Flaschen wie ein nasser Sack am Reck, heute sitzen sie im Feuilleton und rächen sich am Sport“. Lange Rede, gar kein Sinn: Olympia in Deutschland wird in 10 Kalten Wintern nichts mehr. Denn: Manche schütteln so lange mit dem Kopf, bis das Haar in der Suppe ist.“605. Nationaler Notstand
01:55||Season 4, Ep. 605250605PC: Zwischen Rechtsbruch und WahlversprechenMensch Mahler am 5.6.2025 Dass Friedrich Merz im Zweifel Tabus bricht, hat er schon vor seiner Kanzlerschaft bewiesen. Am 19. Januar ging es um die Zustimmung der AfD zu einem Gesetzesentwurf in Sachen Asylpolitik. Jetzt scheut Merz mit seinem Innenminister Dobrindt nicht davor zurück, eine Gerichtsentscheidung zu ignorieren, in der es – welch Zufall – um die Zurückweisung von Schutzsuchenden an deutschen Grenzen geht. Die CDU/CSU steckt in einem Dilemma. Mit der härteren Gangart in Sachen Asyl haben sie im Wahlkampf versucht, Stimmen vom rechten Rand abzufischen. Jetzt müssen sie liefern, um die Wählerschaft zufriedenzustellen. Blöd ist nur, dass die Gesetzeslage die Zurückweisungen an deutschen Grenzen nicht hergibt.Merz und seine CSU-Kollegen Dobrindt und Söder begründen die harte Gangart mit einer nationalen Notlage. Töne, mit denen Donald Trump in den USA auch jede Menge Unsinn gemacht haben. Fakt ist, dass die Zuwanderung im letzten Jahr auf einem neuen Tiefstand war. Markus Lanz lies nicht locker, als Söder bei ihm in der Talkrunde saß: Worin der nationale Notstand denn bestehe, wollte der Talkmaster wissen. Darin, dass andere europäische Länder sich nicht an Dublin halten, meinte der Franke. Das heißt also, weil andere sich nicht an geltendes Recht halten, müssen wir das auch nicht tun? so Lanz weiter. Und dann der übliche Eiertanz Söders.Das wird insgesamt eine schwierige Nummer. Mit dem Koalitionspartner SPD sind die radikalen Vorschläge, die die Union in Sachen Migration im Wahlkampf versprochen hat, nicht zu realisieren. Und die Brandmauer zur AfD, die für solche Sachen natürlich zu haben wäre, abermals einzureißen – das wäre nicht nur das Aus für die kleine GroKo, sondern auch für Kanzler Merz. Der kann sich heute in den USA bei Donald Trump ja noch ein paar Tipps abholen, wie man nationalen Notstand begründet.