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Mensch Mahler | Die Podcast Kolumne

Raketenmann und Greta

Ep. 6

Diese Woche mit Christian Orschmann - Spaß und Ernst in den Nachrichten. 

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  • 175. All das Schöne an einem Abend

    01:41
    Er ist 7 Jahre alt und erlebt etwas Schreckliches: den Suizidversuch seiner Mutter. Doch wie Kinder manchmal sind, kreativ und optimistisch, beginnt er bald darauf eine Liste mit allem, was schön ist, zusammenzustellen. Sie soll ein Geschenk für seine Mutter werden. Eiscreme steht da drauf, Wasserschlachten, länger aufbleiben als sonst und fernsehen oder auch die Farbe Gelb. Mit diesen ersten Sachen auf der Liste beginnt das Theaterstück ‚All das Schöne‘ von Duncan Macmillan. 1000 solcher Sachen sollen es werden, mit allem, wofür es sich zu leben lohnt. Die Liste soll den Blick der Mutter auf die Welt verändern. Das gelingt wohl nicht unbedingt, aber der Junge und spätere Mann führt die Liste weiter und weiter. Sie wird zu seiner persönlichen Strategie, dem Leben zu begegnen und ihm einen unerschütterlichen Optimismus entgegenzusetzen. Der inzwischen erwachsene Protagonist nimmt uns mit durch seine Kindheit, Jugend und bis zur Gegenwart. Das ist ansteckend, anrührend, witzig und inspirierend auch für uns Zuschauer. Und in der Berliner Vagantenbühne so gut umgesetzt, dass ich dem Schauspieler die ganze Zeit abnahm, dies alles sei seine persönliche Geschichte. Wenn Sie in diesen schwierigen Zeiten Hoffnung schöpfen wollen, ‚All das Schöne‘ läuft wieder am 13. und 15. Juni in der Vagantenbühne, Kantstr.12.
  • 165. Hopfen und Malz verloren

    01:59
    Bei Pflanzen schau ich gern mal, was insekten- oder bienenfreundlich ist und dazu gehört wohl Hopfen. Also einen kleinen Brauhopfen gekauft und im Balkonkasten eingepflanzt. Als ich anderntags nachmittags nach Hause kam, war er komplett rausgerissen und lag mit seinem Wurzelballen in der gleißenden Sonne – die Krähen wahrscheinlich! Hab ihn wieder eingepflanzt, besser angedrückt, mehr Erde drauf und gegossen. Am nächsten Tag wurde das Pflänzchen wieder rausgerupft. Als würden sie mich ärgern wollen. Weiß nicht, ob er das übersteht. Auch andere Pflanzen wurden schon ausgebuddelt und spektakulär auch mal ein Tütchen mit Hundefutter, das in der Sonne auftauen sollte, einfach komplett geklaut. Na gut, selber schuld, denn die Krähen haben eindeutig das Regiment übernommen. Lautes Gekrächze am frühen Morgen, Mülleimer in den Parks ausräumen, wo sie natürlich fündig werden oder dieses bedrohliche sich oben auf dem Kirchturm Sammeln am Abend. Gehe ich mit meinem Hund an einer Krähe vorbei, wird auch nicht mehr weggeflogen. Dreist sind sie, groß und eben viele, immer mehr. Raben und Krähen sind sehr anpassungsfähig, bei ihrer Nahrungswahl recht anspruchslos und intelligent. Vielleicht sollte ich mich mal mit ihnen unterhalten, um meine Aversion zu mildern. Oder noch besser: unseren Berliner Wildtierexperten Derk Ehlert hören, der schafft es wirklich, für jedes Geschöpf Verständnis oder sogar Zuneigung zu generieren. ‚Krähen sind bemerkenswerte Vögel, sagt er, überwiegend monogam, gesellig und anpassungsfähig, sie kommen gut in der Stadt zurecht.‘ Oh ja, aber warum nur ist der Wurzelballen meines kleinen Hopfens so attraktiv für sie?
  • 155. Auch mal etwas zurückgeben

    01:58
    12 Jahre lang hat er mir gute Dienste geleistet: der schwarze, etwas klobige Kaffeevollautomat. Zwei Mal hab ich ihn in der Zeit reparieren lassen, war danach immer wie neu. Nun ging er aber vollständig kaputt, Zeit für ein neues, kleineres Modell. Die alte Maschine hab ich aber erstmal gestern zu dem Elektrofachmarkt gebracht, bei dem ich sie einst gekauft hatte. Das wäre allerdings keine Bedingung gewesen, auch die alte Rechnung brauchte ich nicht. Sehr netter Service, vollkommen unkompliziert. ‚Wollnse sich noch verabschieden?‘ wurde noch gefragt. Lächelnd ging ich davon – in der Hoffnung, dass das Ding nun ordnungsgemäß recycelt wird oder wenigstens Teile davon. Auf jeden Fall ein besseres Gefühl, als es einfach ans Müllhaus oder an den Bürgersteig zu stellen. Diese Unart nimmt ja leider extrem zu, Neuköllner und Weddinger wissen, was ich meine. Gerade gestern wurde bekannt, dass das Land Berlin inzwischen mehr als 10 Millionen Euro pro Jahr ausgeben muss, um illegalen Müll auf Straßen und Plätzen beseitigen zu lassen. Die BSR kommt uns ja schon mit den Kieztagen entgegen, die Recyclinghöfe sind sowieso immer da. Kann es so schwer sein, die olle Matratze oder den kaputten Stuhl da abzugeben? Und: Elektroschrott mit einer Kantenlänge von höchstens 25 cm muss ein Händler immer zurücknehmen, wenn seine Verkaufsfläche für Elektrogeräte mehr als 400 Quadratmeter beträgt. Das Prinzip heißt „null zu eins“: Sie müssen, wie gehört, bei der Rückgabe kein neues Gerät kaufen. Dafür sage ich 1:0. Nachgemessen wurde bei mir gestern übrigens nicht.
  • 145. Müde bin ich geh zur Ruh‘

    01:46
    Ach, lasst mich doch in Ruhe mit den Sendungen und Artikeln über Schlaflosigkeit. Die häufen sich in letzter Zeit von SPIEGEL und Tageszeitungen über NDR-Visite bis zur Apotheken-Umschau! Als Betroffene interessieren sie mich, aber die Tipps und Ratschläge hat man alle schon gelesen und ausprobiert. Vieles ist richtig, nicht alles hilft bei jedem. Was mich aber nervt, ist die Drohung meist gleich zu Beginn der Beiträge, welche Folgeerkrankungen daraus entstehen können: Bluthochdruck, Diabetes, Depressionen oder Demenz. Schockschwerenot! Da leide ich schon von Jugend an unter Schlafstörungen, mal mehr, mal weniger, bin am Folgetag dünnhäutig und schlecht gelaunt, und muss nun auch noch eine frühe Demenz befürchten. Das macht Angst und zusätzlich Druck. Soll ich nun ins Schlaflabor gehen oder richtige Schlaftabletten nehmen? Die natürlichen, die mit großen Werbeversprechen daherkommen, helfen bei mir nicht. Die Drohungen erinnern mich indes an das Thema Heuschnupfen - ebenfalls betroffen, höre und lese ich schon immer die Warnung: Achtung, da kann ein Asthma draus werden! Ja, und? Was tun? Und wenn ich nun sage, dass es in ca. 40 Jahren nicht dazu kam? Lese ich es trotzdem morgen wieder. Mit dem Schlaf muss wohl jeder individuell sehen und probieren was hilft oder letztlich aushaltbar ist. Warnungen zu schlimmen Folgeerkrankungen sicher nicht! Gute Nacht!
  • 135. Flieder, Koriander und Buntstifte machen mich glücklich

    01:40
    Dieses Jahr kam er viel zu früh – der Flieder blühte schon kräftig im April. An unserem kleinen Teich in Steglitz wie immer in weiß, hell- und dunkellila. Ich hab ihn täglich für eine kleine Aromatherapie genutzt: Einfach an den Blüten riechen und in meinem Fall direkt in die Kindheit katapultiert werden. Wir hatten Flieder im Garten und auch sonst war er überall, zeitglich mit den ebenfalls duftenden Maiglöckchen. Dieses Schnuppern an den Fliederblüten tat mit gut, die paar Sekunden. Hab versucht, herauszufinden, ob lila anders riecht, als weiß – glaube nicht. Aber dass der intensive Geruch mich zum Lächeln bringt, kurz ein gutes Gefühl auslöst, das ist eindeutig. So leicht zu haben! Je älter ich werde, desto mehr nehme ich Gerüche aus der Kindheit bewusst gerne wahr. Die Grundschule, in der ich seit einiger Zeit Nachhilfe gebe, riecht oft genau wie meine damals -süßlich nach Bohnerwachs - obwohl das doch bestimmt gar nicht mehr verwendet wird. Frisch geschnittenes Gras ist auch was Feines oder der Geruch angespitzter Bleistifte, Koriander macht mich ebenfalls regelrecht glücklich. Vielleicht denken Sie jetzt, die spinnt, vielleicht hab ich Ihnen aber auch gerade einen olfaktorischen Impuls gegeben. Dann viel Spaß beim Entdecken oder Wiederentdecken toller Gerüche!
  • 105. Ich komme, um zu kündigen

    01:59
    ‚Ich komme um zu kündigen‘ heißt ein Song des wunderbaren Hamburger Liedermachers Bernd Begemann, schon über 20 Jahre alt, hat mir immer mal geholfen, wenn ich im Job unzufrieden war. Diese Vorstellung, erhobenen Hauptes ins Chefbüro zu gehen und diesen Satz zu sagen. Habe ich nie gemacht, aber zwei spektakuläre Kündigungen haben mich in letzter Zeit berührt: Sven Reiners, der Chefarzt beim Maßregelvollzug hier in Berlin, hat vor ein paar Wochen hingeschmissen und dies mit einer klaren und öffentlichen Ansage: die Zustände dort, wo psychisch kranke Straftäter therapiert werden sollen, seien so desolat, dass er es nicht mehr verantworten könne, dort zu arbeiten. Wahrscheinlich hat er recht und schon öfter vorher darauf hingewiesen. Strukturelle Probleme und die steigende Zahl behandlungsbedüftiger Täter werden eine Rolle spielen. Die Kündigung, ein Paukenschlag, der gehört wurde. Ebenso krass die Staatsanwältin Anne Brorhilker, die am 22. April um ihre Entlassung aus dem Beamtenverhältnis gebeten hat. Bis dahin galt sie als erfolgreichste CumEx-Ermittlerin in Deutschland. Sie erinnern sich, der größte Steuerbetrugsfall ever. Wörtlich sagte sie: "Ich war immer mit Leib und Seele Staatsanwältin, gerade im Bereich von Wirtschaftskriminalität, aber ich bin überhaupt nicht zufrieden damit, wie in Deutschland Finanzkriminalität verfolgt wird." Steuerdiebstähle seien längst nicht gestoppt, es gebe sogar Cum-Ex-Nachfolgemodelle. Doch Anne Brorhilker legt nicht zuhause die Hände in den Schoß, sie wird nun Geschäftsführerin der Bürgerbewegung Finanzwende. Chapeau!!
  • 95. Völlig losgelöst

    02:11
    240509PC Wo wohnt Gott?Mensch Mahler am 9.5.2024Juri Gagarin war der erste Mensch im Weltall. Als der russische Kosmonaut im April 1961 von seiner Mission zur Erde zurückkehrte, wurde er vom Präsidenten der UdSSR empfangen. Fast ängstlich fragte Nikita Chruschtschow: „Juri, hast Du Gott gesehen?“ Ja, erwiederte der Kosmonaut. „Bitte halt die Klappe. Hier sind eine Million Rubel.“Gagarin reiste weiter nach Rom. Dort wurde er von Papst Johannes  dem XIII empfangen. Höflich fragte der Pontifex: „Herr Gagarin, haben Sie Gott gesehen?“ „Nein“ erwiderte der erste Mensch im All. „Der Himmel ist leer.“ „Das habe ich mir fast gedacht. Bitte sagen sie es niemandem weiter. Hier sind 1 Milliarde Lire.“Die Reise des Kosmonauten ging weiter. Washington war die nächste Station. Der gerade ins Amt eingeführte John F. Kennedy erwartete ihn im Oval Office des Weißen Hauses. „Mr. Gagarin, did you see God?“ „Yes“, erwiderte der Angesprochene. “And she is black”. Ich habe als kleiner Junge oft im Fenster meines Kinderzimmers im 2. OG gelegen und den Nachthimmel angeschaut. Ich habe versucht, mir vorzustellen, wo das All aufhört. Und ob es da eine Mauer gibt .... und wie es hinter der Mauer aussieht.Ich habe noch nie ein Fabel für die Raumfahrt gehabt. In meinem Umfeld gab und gibt es einige Studierende der Luft- und Raumfahrttechnik. Was fasziniert ist das Unfassbare, das Unendliche, die Überwindung von Raum und Zeit. Das passt gut zum heutigen Feiertag Christi Himmelfahrt. Ich denke der Himmel steht hier als Synonym für das Unfassbare, Transzendente. Und deshalb meine ich, dieser Tag ist geeignet, darüber nachzudenken, ob es etwas gibt, was wir nicht wirklich rational fassen können. In der Meditation kann man sich tatsächlich über Raum und Zeit erheben. 
  • 85. Blendgranaten - Arbeit für den Amtsschimmel

    02:13
    240508PC BlendgranateMensch Mahler am 8.5.2024Die Bundesregierung tut alles, um die Energiewende voranzutreiben. Wir haben ein 9,9KWh PV-Modul auf dem Dach und einen 18KWh Speicher im Technikraum. Wir produzieren mehr Strom als wir brauchen. Trotz Wärmepumpe. Poolheizung und e-Auto. Aber jetzt droht Ungemach. Vielleicht müssen wir das leuchtende Vorbild-Dach bald wieder abbauen und dreckigen Strom von den Energieversorgern beziehen. Das passiert dann, wenn die genehmigende Behörde ein Blendgutachten von uns fordert. Gerade als ich das Wort in den Rechner tippe sagt der mir, dass es diesen Begriff gar nicht gibt. Dachte ich bis heute auch.Andreas Schlumberger (wie der Schampus, nicht wie der Schlauberger), Geschäftsführer des Solar-Clusters Baden Württemberg: „Anwohner haben in ihren Schlafräumen, Wohnzimmern und Büros ein Recht darauf, nicht unzumutbaren Belästigungen ausgesetzt zu sein.“ Herr Schlauberger: in Sachen Schlafzimmer kann ich sie beruhigen: Unser PV-Dach leuchtet nachts nicht. Insofern können unsere Nachbarn blendfrei schlafen. Ich empfehle ohnehin Oropax und eine Schlafbrille. Aber: die Baubehörde oder die Autobahn-GmbH können ein solches Blendgutachten einfordern, wenn sie den Verdacht hegen, die Module könnten – ich wiederhole – könnten ein Störfaktor für wen auch immer sein. Ob Tiere davon ausgenommen sind, weiß man derzeit noch nicht. Antonia Gordt vom Solar Cluster (was immer das ist)  sagt auch nur, dass diese Blendgutachten schon vor Baubeginn vom Amtsschimmel angewiehert – äääh angefordert werden können. Wer das Ding bezahlt, ist auch nicht geklärt. Es geht dabei aber nicht nur „um eine messbare Herabsetzung des Sehvermögens“. Also ich kann nicht mehr. Ständig reden wir von weniger bürokratischen Hürden. Ich hab noch ne Idee für unterbeschäftigte BeamtInnen: Ein Mundgeruch-Gutachten für die Teilnahme am öffentlichen Personenverkehr in Fußgängerzonen. Hurra, wieder Arbeitsplätze in den Amtsstuben geschaffen – mit Pensionsanspruch. 
  • 75. Hauptsache billig.

    01:37
    240507PC Schneller höher weiterMensch Mahler am 7.5.2024 Nicht nur ich habe mich gefragt, wo all die Leute geblieben sind, die während Corona weggegangen sind. Aus der Gastronomie beispielsweise. „Die sitzen bei Lidl an der Kasse“ war der lapidare Erklärungsversuch. Da verdienen sie mehr und haben geregelte Arbeitszeiten. Wenn die Betreiber der großen Ketten so weitermachen, sitzt allerdings dort an der Kasse bald auch niemand mehr. Der Druck wird weiter erhöht. Aldi führt jetzt Doppelkassen ein, um die Effektivität weiter zu steigern. Die KassiererInnen haben keine Denk-Sekunden-Pausen mehr. Gibt’s ein bißchen Luft, dürfen sie nebenbei die Regale auffüllen.Ich frage mich, warum der Druck auf die ArbeitnehmerInnen immer weiter erhöht wird. Deutschland hat im europäischen Vergleich niedrige Lebensmittelpreise. Die Deutschen geben für Lebensmittel gerade mal 12,1% der zur Verfügung stehenden Finanzmittel für Essen und nicht-alkoholische Getränke aus. Auch hier liegen wir im Vergleich mit anderen europäischen Ländern deutlich im hinteren Mittelfeld.Gleichzeitig geben sich Aldi und Co als Wohltäter und Gutmenschen aus. Viel Bio, zertifiziertes Fleisch, viel Regionalität.Die niedrigen Preise werden aber sowohl auf dem Rücken der Lieferanten als auch der Mitarbeitenden ausgetragen.Letztendlich geht es nur um eines: Mehr Profit für die Steakholder. Der Verbraucher hat kaum noch eine Chance, durch den Dschungel an Finanzierungsmodellen durchzusteigen. Darum sagen die meisten: Hauptsache billig. Nicht mehr als eine billige Ausrede, warum man dort hin geht.