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Mensch Mahler | Die Podcast Kolumne

Die tägliche Podcast Kolumne mit Journalist Günter Mahler


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  • 320. Geht doch rüber!

    02:11
    Mit dem Regio ganz entspannt vom Wannsee nach Bad Belzig - das haben mein Mann und ich letztes Wochenende gemacht und die Stadt sofort ins Herz geschlossen. Historische Altstadt, viel Natur drum herum, freundliche Leute morgens beim Bäcker, eine imposante Burg und natürlich die Steintherme. Wir beiden geborenen West-Berliner waren noch nie zuvor da und dachten einfach nur: wie schön ist es hier und wie zufrieden wirken die Menschen. Warum erzähle ich das? Weil morgen der Tag der Einheit ist. 33 Jahre nach der Wiedervereinigung wurde auch wieder Bilanz gezogen. Staatsminister Carsten Schneider, der sogenannte ‚Ostbeauftragte‘ hat letztens den Bericht zur Deutschen Einheit vorgestellt. Danach wurden strukturelle Differenzen zwischen Ost- und West-Deutschland zwar abgebaut oder sind mittlerweile verschwunden. Die Renten und der Mindestlohn sind z.B. inzwischen angeglichen. Dennoch gibt‘s aber weiterhin Unterschiede bei Gehältern oder auch Erbschaften. Schneider ist aber für einen differenzierten Blick: Den Osten an sich gebe es nicht mehr, sondern er sei vielfältig, sagt er. Größte Herausforderung sei in vielen Regionen die demografische Entwicklung: Zwischen 1991 und 2021 wanderten rund vier Millionen Ostdeutsche in das frühere Bundesgebiet ab, meist junge Erwachsene im Alter zwischen 18 und 29 Jahren. «Eine ganze Generation ist damit praktisch weg», sagt Schneider. Hinzu kommt - man höre und staune - eine geringere Zuwanderung aus dem Ausland in den Osten. Eine gesellschaftliche Aufgabe wäre also eine gesteuerte Zuwanderung und eine Rückwanderung nach Ostdeutschland, damit Regionen dort wieder aufblühen können. Vielleicht ja nach Bad Belzig, Das hieß übrigens früher nur Belzig und war der geographische Mittelpunkt der DDR. Das nur am Rande. Wo und wie auch immer, ich wünsche Ihnen einen schönen Feiertag!

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  • 319. Förderprogramm für Solaranlagen und E-Autos heiß begehrt

    01:58
    Es galt in den Monaten Juni, Juli und August 22, das 9-Euro-Ticket mit dem wir alle Busse und Bahnen im Nah- und Regionalverkehr nutzen konnten. Spektakulär billig und groß nachgefragt: 52 Millionen Mal wurde das 9-Euro-Ticket verkauft. Ja, manche Regionalbahnen, z.B. hier von Berlin zur Ostsee waren hoffnungslos überfüllt, aber insgesamt war es ein voller Erfolg – hat vielen Leuten Lust aufs Fahren mit der Bahn gemacht. Auch der Nachfolger, das Deutsch-landticket für 49,-€, läuft wie geschmiert. Und Mitte der Woche erreichte uns eine schlechte Nachricht, die eigentlich eine gute ist: die KfW, die Kreditanstalt für Wiederaufbau, hat das Förderprogramm für Solaranlagen und E-Autos nach nur einem Tag gestoppt – wegen der überwältigenden Nachfrage. Bis zu 10.200 Euro staatliche Förderung konnten Elektroauto-Besitzer beantragen, wenn sie ihr Auto mit Solarstrom laden. Sich also eine entsprechende Lade-Station gleich mit installieren. Ging alles online. Und der Ansturm war enorm: „Insgesamt wurden rund 33.000 Anträge bewilligt – trotz zwischen-zeitlicher technischer Verzögerungen“, teilte die KfW in der Nacht zum Mittwoch mit. Wegen der hohen Nachfrage war der Fördertopf also schon nach einem Tag leer. Wenn man bedenkt, dass die Antragsteller das ja nicht komplett geschenkt bekommen und da einiges auch an Aufwand auf sie zukommt, finde ich 33.000 bewilligte Anträge in so kurzer Zeit eine wirklich gute Nachricht. Übrigens hier bei Radio Paradiso verschenken wir ja gerade Balkonkraftwerke und wie ist die Nachfrage? Na riesig!
  • 318. Schwedischer Wein, bayrische Erdnüsse und Brandenburger Oliven

    02:18
    Erinnern Sie sich an Jimmy Carter? Der Erdnussfarmer, der 1977 Präsident der Vereinigten Staaten wurde - ein sympathischer Mann, inzwischen 98 Jahre alt. An ihn musste ich letztens denken, als ich auf einem Foto die Hände eines bayrischen Erdnussbauern sah, voller frisch geernteter Nüsse. Ja, Sie haben richtig gehört. In Niederbayern konnten im Zuge eines Klimawandel-Projektes jetzt erstmals Erdnüsse geerntet werden. Reichlich. Auberginen, rote Paprika und Chilischo-ten gibt’s schon eine Weile hier aus Brandenburg. Manches aber aus Gewächshäusern. Wohlschmeckend sollen auch die 6 Weinsorten sein, die Felix Ahrberg in Schweden anbaut und inzwischen in viele Teile der Welt verkauft. Schönes Bild, wenn der strohblonde Mann da vor seinen Wein-Reben steht. Es ist bitter und interessant zugleich: während im Süden Europas Bauern und Winzer wegen der Dürre um ihre Ernten fürchten oder schon aufgeben mussten, gibt es auch Klimawandel-Profiteure. Überall ist Wandel. Deutschland steuert auf ein Klima wie Norditalien zu, sagte Ernst Rauch, Klimaexperte des Rückversicherers Munich Re vor einiger Zeit dem Tagesspiegel. Und empfiehlt letztlich Brandenburger Bauern Olivenbäume zu pflanzen. Vielerorts wird mit trockentoleranten Pflanzen experimentiert, neben Erdnüssen auch mit Sesam oder Mungbohnen. Die Klima- und die Vegetationszonen rücken allgemein von Süden nach Norden vor. Doch nicht jeder muss exotische Pflanzen anbauen. Die Brüder Ryll in Teltow-Fläming bewirtschaften 500 Hektar Ackerfläche und setzen seit Jahren auf Artenvielfalt: Ölpflanzen wie Senf, Raps, Sonnenblu-men und Hanf, aber auch Gerste, Weizen, Roggen, Zuckerrüben und Mais sind auf ihren Feldern. Macht viel Arbeit, hilft aber der Ver-sandung ihrer Böden entgegenzuwirken. Was mir auffällt, Landwirte werden inzwischen fast zu Wissenschaftlern. Mögen sie gute Ernten einfahren mit ihren neuen Ideen!
  • 317. Die Kirschen in Nachbars Garten

    02:00
    Es ist z.Zt. ein Vergnügen, durch Kleingartenanlagen zu schlendern –-unzählige Blumen blühen dort noch oder wieder in kräftigen Farben. Und Äpfel, Birnen und späte Pflaumen sind auch noch zu finden. Wenn nun ein Obstbaum nah am Gartenzaun steht und die Früchte erreichbar sind, könnte man ja einfach zugreifen. Nein, stopp! darf man nicht. Solange das Obst am Baum hängt, gehört es dem Eigentümer. Runtergefallene Früchte dürfen Sie aber aufsammeln. Und es lohnt sich den Blick zu weiten aufs ganze Stadtgebiet: „Berlin besitzt mehr als 2000 Fruchtbäume, doch da niemand sie erntet, verkommen die Früchte ungenutzt“, erklärt die Organisation Mundraub. Die zeigt seit einigen Jahren wo man ganz legal Brombeeren, Äpfel, Quitten, Birnen, Walnüsse oder Haselnüsse ernten kann. Dazu gibt es sogar ein hübsch formuliertes Gesetz: Früchte, Kräuter und Pilze dürfen Sie „an Stellen, die keinem Betretungsverbot unterliegen, in geringen Maßen für den persönlichen Bedarf pfleglich entnehmen und sich aneignen.“ Also nicht an Ästen reißen und zu viel mitnehmen. Manche Bezirke oder auch große Wohnanlagen unterstützen das Ziel der ‚essbaren Stadt‘, indem sie ganz gezielt Sträucher und Bäume mit essbaren Früchten pflanzen. Und - das ist Ihnen vielleicht auch schon mal aufgefallen: viele Alleen in Brandenburg sind mit Obstbäumen bepflanzt. Hintergrund ist eine uralte Tradition aus dem 18. Jahrhundert und die Bäume sind eben noch da. Ob Sie nun also auf die Karte von www.mundraub.org schauen oder einfach so losziehen, viel Spaß beim Finden, Ernten und Apfelmus kochen oder Quittengelee – mal probiert?
  • 316. Wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre…

    01:54
    Es war im Juli, wir kamen gerade aus dem Urlaub zurück, 2 Wochen ohne WLAN, ohne Fernseher, sogar ohne Radio, da hören wir von einer Umfrage, die mich gleich wieder aufregte: ‚Welche Partei ist schuld am starken Abschneiden der AfD?‘ Was ist das bitte für eine unsinnige Frage? Die häufigste Antwort hieß natürlich inmitten des Streits ums sogenannte Heizungsgesetz ‚Die Grünen‘. Aha, die sind also schuld am Erfolg der AfD. Selbst wenn es teilweise stimmen würde, was haben wir von dieser Information? Letztens wurden die Bürger gefragt, ob das Sommerwetter Folge des Klimawandels sei oder einfach normale Wetterschwankungen. Ist das eine Meinung? Vergangene Woche erschreckte dann die Mitte-Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung: Jede zwölfte Person in Deutschland hat ein rechtsextremes Weltbild. Und was für suggestive Aussagen wurden hier zur Wahl gestellt: „Unser Land gleicht inzwischen mehr einer Diktatur als einer Demokratie“, es gäbe „wertvolles und unwertes Leben“ oder „Politiker und andere Führungspersönlichkeiten sind nur Marionetten der dahinterstehenden Mächte“. Ja, da stimmen erschreckend viele zu, aber muss man solche Aussagen überhaupt vorschlagen? Wirkt es nicht so, als sei dies eine akzeptierte mögliche Meinung? Bringt man Leute nicht dadurch überhaupt auf solche Ideen? Bei der Befragung und dann natürlich bei der Berichterstattung darüber. Grundsätzlich finde ich es gut und wichtig in einer Demokratie, nach Meinungen und Wahlentscheidungen zu fragen und Stimmungsbilder zu erheben. Aber es nimmt langsam überhand!
  • 315. Kindliche Freuden

    01:18
    Seit vielen Jahren fahre ich nur Fahrrad und mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln. Täglich S-Bahn, oft U-Bahn, aber nur sehr selten mit dem Bus. Wenn aber doch, kann ich ein paar Stationen vor meiner eigentlichen nicht mehr in Ruhe lesen oder auf mein Handy starren. Denn es packt mich der Ehrgeiz, die Erste zu sein, die auf den Halteknopf drückt. Sobald die neue Station angesagt und angezeigt ist, zack drücke ich und das rote Stopsignal leuchtet - mein Verdienst! Gelingt mir übrigens nur selten, aber wenn: kindliche Freude! Ebenso, wenn ich 2 Cent finde oder gar 20 – würde ich immer aufheben, geht gar nicht anders. Und etwas praktischer noch: die Sockenschublade ausräumen, alle Exemplare ausbreiten und doch überraschenderweise viele passende Paare finden, die lange nicht vereint waren. ‚Socken-Memory‘ nennen wir das. Haben Sie auch solche kleinen kindlichen Freuden? Bewahren Sie dies, auch wenn Sie dabei dann immer nur nach innen lächeln!
  • 314. Der Mann im Mittelpunkt der Medizin

    01:54
    Vor Jahren schon hatte es mir ein Freund erzählt, der Apotheker ist: Wir Frauen wurden und werden bei manchen Erkrankungen falsch behandelt und die Medikamente sind oft zu hoch dosiert! Im Mittelpunkt der medizinischen Versorgung stand nämlich jahrzehntelang der Mann, noch dazu ein mittelalter Durchschnittsmann. Neue Medikamente wurden ewig lange nur an Männern getestet, Dosierungen ebenfalls, denn Frauen könnten ja schwanger sein oder ihre Hormone die Wirkung beeinflussen. Da hat inzwischen ein Umdenken stattgefunden, aber es lohnt sich, einen Blick auf das Thema zu werfen: Wussten Sie, dass die Leber der Frau anders arbeitet, als die des Mannes? Hat mit der Menge und Zusammensetzung der dort tätigen Enzyme zu tun. Dass Frauen bei einem Herzinfarkt ganz andere Symptome haben können als Männer? Statt des stechenden Schmerzes seitlich in der Brust etwa Schwäche, Übelkeit, Bauch- oder Rückenschmerzen. Auf bestimmte blutdrucksenkende Mittel, die ACE-Hemmer, reagieren Frauen viel häufiger mit einem lästigen Reizhusten, ist mir selbst so ergangen. Hätte ich gerne vorher gewusst und das nicht 3 Monate aushalten müssen. Tatsächlich gibt es noch mehr signifikante Unterschiede bei Männern und Frauen, die relevant sind, wenn es um medizinische Behandlung geht. Wir Frauen haben auch u.a. durch unsere Hormone gesundheitliche Vorteile – so ist ja nicht! Dies alles wird nun seit einiger Zeit besser berücksichtigt und erforscht. Nennt sich Gendermedizin, u.a. in Wien und hier in Berlin gibt es ein Institut für Geschlechterforschung in der Medizin an der Charité – find ich gut und sinnvoll!