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Philosophie & Feminismus

Der Streit um Kategorien im Feminismus


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  • 1. Wie können wir über den Zusammenhang von Sexismus, Rassismus und Kapitalismus nachdenken?

    17:27
    Im Feminismus wird um Kategorien gestritten – aber selten explizit und noch seltener in vermittelnder Absicht. Vielmehr scheinen verschiedene Positionen zu Kategorien in verschiedenen feministischen Strömungen kanonisiert. Ihre Streitpunkte stehen nicht selten unbehandelt und unvermittelt nebeneinander. Man denke nur an die harten Auseinandersetzungen zwischen Queerfeminismus und marxistischem Feminismus und die wenigen Versuche, beide zusammenzudenken. Dabei ist eine Vermittlung in Theorie und Praxis wichtig, gilt es patriarchale Herrschaftsweisen zu verstehen. In dieser Folge führe ich in den Streit um Kategorien ein, stelle die einzelnen Folgen kurz vor und präsentiere mein Forschungsvorhaben, das mein Interesse zur Offenlegung der Streitpunkte begründet.

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  • 2. Kategorien in der europäischen Philosophietradition

    15:46
    In dieser Folge tauchen wir in die europäische Philosophietradition ein. Anhand von sieben Blitzlichtern eröffnen wir die Bedeutungs- und Assoziationsräume, die noch heute mit Kategorien verbunden sind. Wir lernen Kategorien als logisch-ontologische Aussageweisen kennen, als Gegenstand von Kategorienlehren, als bereichsbezogen, veränderlich, begrenzt, starr oder auseinander ableitbar. Wir erfahren, dass um ihre Anzahl und ihre Reihenfolge gestritten werden kann; dass sie etwas mit unserem Verstand zu tun haben könnten oder mit unserer kognitiven Überlastung. Und stolpern über Gott als transkategoriales Sein.
  • 3. Astrid Deuber-Mankowsky. Das forschende Fragen entlang der Geschlechterdifferenz

    15:39
    Die Kategorie Geschlecht wird erst von der zweiten westlichen Frauenbewegung als eigenständiges Thema auf das Tableau des wissenschaftlichen Nachdenkens gehoben. Was nicht heißt, dass es vorher kein Thema z.B. der Philosophie war. Das Gegenteil ist der Fall: Geschlecht ist an Wichtigkeit für die europäische Philosophietradition kaum zu überschätzen. Doch selten war Geschlecht und mit Geschlecht die Geschlechterdifferenz explizites wissenschaftliches Thema und noch seltener Gegenstand kritischer Analyse. Bis zur Frauenbewegung. Diese und die in ihren Fußstapfen Arbeitenden deckten die Schwierigkeiten, die Fallstricke und die Problematiken auf, die mit dem Denken von Geschlecht einhergingen. So auch Astrid Deuber-Mankowsky in ihrer Vorlesung „Geschlecht als philosophische Kategorie“ von 2001, die ich in dieser Folge besprechen werde. Sie legt die Ungereimtheiten offen, die Aristoteles’ Nachdenken über Geschlecht mit sich bringt. Doch anstatt diese Ungereimtheiten lösen zu wollen, plädiert Deuber-Mankowsky für ein „forschendes Fragen“ entlang der Geschlechterdifferenz. Was das heißt und warum Deuber-Mankowsky von der Unmöglichkeit, die Geschlechterdifferenz zu bestimmen, spricht, erfahrt ihr in dieser Folge.
  • 4. Cornelia Klinger. Die Strukturkategorien Kapitalismus, Patriarchat und Nationalismus

    16:37
    Cornelia Klinger plädiert in ihrem Artikel für eine Neukonstruktion der Kategorien Klasse, Rasse und Geschlecht, für die es vor dem Hintergrund der Intersektionalitätsdebatten eine historische Chance gäbe. Dabei würden gerade die Intersektionalitätsdebatten diese verspielen, würden sie doch nicht zwischen Kategorien der Makroebene und Kategorien der Mikroebene unterscheiden. Vielmehr würden sie gesellschaftliche Strukturkategorien und personale Identitätskategorien vermischen und damit Herrschaftsanalyse und -kritik erschweren. In dieser Folge gehen wir Klingers Verständnis von Kategorien auf den Grund und arbeiten die Logik von Strukturkategorien heraus.
  • 5. Tove Soiland. Die marxistische Kategorie Klasse

    20:24
    Tove Soiland formuliert in ihrem Artikel „Die Verhältnisse gingen und die Kategorien kamen. Intersectionality oder Vom Unbehagen an der amerikanischen Theorie“ (2008) eine radikale Kritik an den Intersektionalitätsdebatten. Diese Debatten verunmöglichten Gesellschaftskritik. So Soilands Kritik auf den Punkt gebracht. Wie sie diese Kritik begründet, welches Bild von Intersektionalität dahintersteckt und welche durch und durch marxistische Konzeption von Kategorien Soiland diesem Bild entgegenhält, klären wir heute. Dabei erfahren wir, was laut Soiland die Erfordernisse für die ‚Artikulation von Herrschaft‘ sind.
  • 6. Isabell Lorey. Die queerfeministische Kritik an Kategorien und Kategorisierungen

    14:04
    Isabell Lorey holt in ihren Artikeln „Von den Kämpfen aus. Eine Problematisierung grundlegender Kategorien“ (2011) und „Konstituierende Kritik. Die Kunst, den Kategorien zu entgehen“ (2012) zu einer umfassenden Kritik sowohl an marxistisch-feministischer Gesellschaftskritik als auch an den Intersektionalitätsdebatten aus. Erstere würden durch kategoriale Normierungen Herrschaft ausüben. Letztere durch ihren Fokus auf identitäre Kategorien diesen Normierungen nicht entkommen, sondern viel mehr herrschaftliche Logik wiederholen. Lorey kritisiert Kategorien und Kategorisierungen als feststellend, starr und Inkohärenzen verhindernd sowie als Ordnungs- und Herrschaftswerkzeuge. Wie wir in dieser Folge erfahren, plädiert Lorey stattdessen für eine Theorie und Praxis, die sich den Kategorien entzieht und so Möglichkeitsräume schafft, im Sinne Foucault, anders regiert zu werden.
  • 7. Die drei Streitpunkte im Streit um Kategorien im Feminismus

    22:15
    In dieser letzten Folge kulminiert der Streit: ich bringe die wichtigsten Streitpunkte der von uns besprochenen drei Positionen im Streit um Kategorien im Feminismus zusammen. Der erste spitzt sich zu in der Frage, ob Kategorien Werkzeuge der Herrschaftsausübung oder der Herrschaftskritik sind. Das ist der Streitpunkt, der zwischen dem queerfeministischen Ansatz von Isabell Lorey und dem marxistisch-feministischen von Tove Soiland ausgefochten wird. Der zweite Streitpunkt ist damit eng verbunden und liegt in der Frage, was Kategorien eigentlich bezeichnen: Gruppen- bzw. personale Identität (wie Soiland und Lorey den Intersektionalitätsdebatten und Soiland wiederum Lorey unterstellt) oder gesellschaftliche Herrschaftsordnungen (wie Soiland meint)? Und der dritte Streitpunkt ist einer zwischen jenen, die mithilfe von Kategorien Herrschaft kritisieren wollen. Sie streiten um die Anzahl, die Anordnung und um die Frage nach Abhängigkeit bzw. Unabhängigkeit von Herrschaftssystemen. Während Cornelia Klinger drei relativ autonome, aber miteinander verwobene Herrschaftssysteme ausmacht, postuliert Tove Soiland die Klassenherrschaft als alleiniges und bestimmendes, gegendertes und rassifiziertes Herrschaftssystem.Sind diese drei Streitpunkte offengelegt und näher besprochen, präsentiere ich euch meine vorläufige Position zum ersten Streitpunkt und plädiere für die Wichtigkeit queerfeministischer Kategorienkritik und marxistisch-feministischer Gesellschaftsanalyse. Mit dieser Folge schließt unsere Staffel.