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Nachholspiel
Folge 224: Bin i Radi, bin i König (Gast: Uli Köhler)
Petar Radenković war Torwart bei 1860 München. Das lässt sich bei Wikipedia einfach nachlesen. Alles andere zu „Radi“ ist legendär und hat mit einem Torhüter wenig zu tun. So hat er als Sänger mehr als 400.0000 Schallplatten verkauft, wurde bei den beliebtesten Menschen Deutschlands in den 60ern in einer Reihe mit John F. Kennedy, Albert Schweitzer und Winnetou genannt. Winnetou? Wirklich! Und er ist der König von Giesing. Richtig gelesen. Dort wo der Kaiser aufgewachsen ist, wird der König bis heute verehrt. Petar Radenković mochten sie sogar bei den roten Nachbarn. Nur Sepp Maier hatte irgendwie Angst, dass ihm da einer in Sachen Verrücktheit die Show stiehlt. Wenn Manuel Neuer auf dem Platz Ausflüge macht, dann ist „Radi“ im Grünwalder Stadion auf Weltreise gegangen. Ohne Rucksack, dafür mit Rückendeckung. Er flog durch die Luft, zeigte Tricks und nebenbei sang er wahrscheinlich einen seiner Hits „Arbeit macht das Leben süß“. In den Anfängen der kontrovers diskutierten Bundesliga kam mit ihm der Zirkus in die Stadt und die Leere ins Tor. Unser lieber Uli Köhler, selbst talentierter Torwart in der Bayern-Jugend, erlebte Radenković und seine spezielle Aura im und außerhalb des Fußballs. Mario ist wieder da und hat Nachholspiel anlässlich des 90. Geburtstags von Radi mit seiner Lebensgeschichte beschenkt. Das liest sich jetzt komisch! Ja, aber sollte nicht auch ein Torwart im Tor stehen? Diesmal ist gefühlt alles anders.
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Folge 254: Spielertrainer - Warmup in der Coaching Zone
54:08|In den Kreisligen soll es sie noch geben: Die Supermänner, die als Trainer kurz die Taktik-Brille absetzen, das Hemd aufreißen und wie verwandelt als Spieler über den Platz fliegen. Spielertrainer, Multitasking-Maschinen, von Laptop bis "Leo" einflussnehmend aufs Spiel. Kenny Dalglish, Ruud Gullit, Jogi Löw, Gianluca Vialli - die Liste prominenter und erfolgreicher Namen ist lang. Der erfolgreichste dieser Zunft war allerdings Adolfo Alfredo Pedernera aus Argentinien, der sich sogar neben die größten Fußballer seines Landes einreihen darf. Maradona, Messi, "El Maestro". Nachholspiel geht in die Sommerpause, lässt Mario im Craven Cottage aber nochmal falsch abbiegen, verpasst Vinnie Jones eine weitere Rolle seines Lebens und stellt die große Frage, ob Spielertrainer überhaupt die Kabine verlieren können. Wir hören uns!Folge 253: WM 1934 – Italiens dunkelster Stern
01:00:51|Schiedsrichter geschmiert, Gegner eingeschüchtert, regelwidrige Spieler im Kader. An Italiens erstem WM-Titel haftet ein ewiger Makel. Der faschistisches Diktator Benito Mussolini machte sich zum "Spielmacher" der politischen Inszenierung und sportlichen Einflussnahme. Nichts wurde dem Zufall überlassen. Massenwirkung, Emotionen, Nationalstolz. Das Turnier im eigenen Land war seine Gelegenheit, Italien auf der Weltbühne glänzen zu lassen. Der sportliche Wert dieses Titels wird bis heute hinterfragt, der Schatten von Einflussnahme und Einschüchterung ist nie ganz verschwunden. Betrügen war nie wieder so einfach. Die WM 1934 gilt deshalb als die wohl korrupteste und politisch am stärksten manipulierte in der Geschichte des Weltfußballs. Und sie zeigt, wie schnell der Fußball, wenn er instrumentalisiert wird, seine Unschuld verlieren kann – auf dem Rasen und darüber hinausFolge 252: Carlos Kaiser – Hochstapler des Fußballs
59:27|Stell dir vor: Du wirst als Profifußballer gefeiert, reist um die Welt, unterschreibst bei Topclubs, gibst Interviews – und das alles, ohne jemals den Ball ordentlich zu treffen. Klingt nach Modern Talking im Musik-Business und ist die wahre Geschichte von Carlos Henrique Raposo, besser bekannt als Carlos Kaiser. Ein Name, als hättest du im FIFA-Karrieremodus beim Spielererstellen Pinky und Brain auf deinen Schultern sitzen gehabt. Kaiser hatte alles, was ein Topstürmer braucht: athletisches Aussehen, volles Haar, eine große Klappe – nur eben auch panische Angst vor dem Ball und einen Bauch wie 'ne Bierflasche. Er versteckte sich hinter seinen Gegenspielern, stand gerne im luftleeren Raum, konnte zwar laufen, allerdings nicht mit Ball am Fuß. Geringe fußballerische Fähigkeiten oder um auf Dieter Bohlen zurückzukommen: absolut talentfrei! Und dennoch war unser Carlos ein Meister der Täuschung. Er ließ sich verpflichten und sobald ein Einsatz drohte, griff er tief in die Trickkiste. Er erfand Verletzungen, ließ sich auch mal bewusst im Training aus den Socken hauen und seine Großmutter starb auch gleich mehrfach. Hauptsache nicht spielen! Ein Stehgeiger mit Standfestigkeit. Diese Folge ist mehr ein Prank als ein Podcast, eine Mischung aus "Catch me if you can" und versteckte Kamera. Carlos Kaiser hat uns nachhaltig verblüfft. Mit einer Karriere, die es heute so nicht mehr geben würde.Folge 251: Paco Gento – Reals legendäre Nr. 11
58:52|Der Legende nach hat er sie alle inspiriert: The Fast and the Furious, Speedy Gonzales…ja, sogar den berüchtigten Dauer-Linksblinker auf der Autobahn. Real Madrid hatte Di Stefano, Puskás und eine läuferische Naturgewalt mit Oberschenkeln wie Baumstämme. Francisco Gento galt als schnellster Spieler der Welt. Zwischen Leichtigkeit und Lichtgeschwindigkeit ließ er mit seinen Sprints und Flanken das weiße Ballett fliegen und zwischen den Gegnern tanzen. Real Madrid war sein Leben. Lange Zeit hat kein Fußballer den Europacup so oft gewonnen wie er. "Paco", wie sie ihn liebevoll nannten, machte aus seiner Trophäensammlung nie eine große Sache. Der in Armut aufgewachsene Spanier stand für Bodenständigkeit und bedingungslose Vereinstreue. Vielleicht lag es an seiner Schnelligkeit, dass er zwischen seinen berühmten Sturmpartnern auf den ersten Eindruck oft übersehen wurde. In 601 Pflichtspielen für Real erzielte er als Außenstürmer allerdings mindestens ebenso beeindruckende 182 Tore. Er beschleunigte von 0 auf 100 km/h bevor Du auch nur "Paco" sagen kannst und dann auch noch ein Abschluss wie ein Vorschlaghammer - genial! Gento! Nachholspiel drückt im Legenden-Keller endlich auf Turbo-Boost. Reals legendäre Nummer 11 lässt Gareth Bale nach dieser Folge nur in der 30er Zone spielen und uns einmal mehr staunend hinterherschauen.Folge 250: Das Wohnzimmer des Fußballs (Gast: Holger Britzius)
01:09:57|250 Folgen! 250 mal "Fußball ist Geschichte, deshalb reden wir drüber". Eine wilde Reise, die noch lange nicht beendet ist...auch wenn manche Aufzeichnung einem Frisörtermin von Olli gleicht (hier und da zu viel Smalltalk und Schnittfehler, Ergebnis solala). Unsere Entwicklung ist beachtlich: Vom Ausziehsofa in Hans Wohnzimmer sind wir aufgestiegen....genau, in Hans' Arbeitszimmer. Für unsere 250. Folge sind wir umgezogen ins Wohnzimmer des Fußballs. Holle hat uns ins Stadion an der Schleißheimer Straße eingeladen. Sein Fundus an Fußball-Zeugs ist voller als jeder Junggesellenabschied-Bauchladen. Hier lautet die Devise: Taktik > TikTok. Von Felix Magaths Teebeutel bis hin zum Hund, der den WM-Pokal geklaut - Das Stadion ist der kneipegewordene Nachholspiel-Podcast. Nur mit deutlich mehr Folgen, zugegeben. Aber wie sagte neulich ein Hörer aus der Finanzbranche: Ihr seid das beste Derivat der Fußballwelt. Genau, lasst das mal auf euch wirken. So. Und jetzt stellen wir uns erstmal 'ne Runde unter die Bierdusche.Folge 249: Fußballer-Denkmäler - zwischen Statue & Satire (Gast: Karel Fron)
01:06:34|Was bleibt von einer Fußball-Legende? In der Regel viel. In manchen Fällen sogar Bronze, Beton – und manchmal ein missratener Kopf. Der Büste von Cristiano Ronaldo hat es so den Kiefer verzogen, dass du dir vor Lachen das Sixpack halten musst. Was wollte uns der Künstler damit sagen? Möglicherweise, dass er als Servicekraft am Flughafen von Madeira gearbeitet hat und mit Bronze so viel zu tun hatte, wie Karl Lagerfeld mit Jogginghosen. Die Verewigung zwischen Gänsehaut und Gesichtsentgleisung ist für Bildhauer ein Wagnis. Die Arsenal-Legenden wachen vor dem Emirates wie unsterbliche Gunners, Bobby Moore thront über Wembley, während "Ibrakadabra" wie von Zauberhand die Füße abgeschraubt wurden. Wir schauen in Deine Richtung, Marco Materazzi! Weniger den Kopf auf der Brust, als den Ball an der Hand hatte Argentiniens Legende Diego Armando Maradona. In Neapel ist sein heiliger Geist omnipräsent. In den Herzen der Menschen, in dem nach ihm umbenannten Stadion und an den Häuserwänden. Über ein Fenster hatte man sogar mal direkten Zutritt zum Fußballgott. Ave Maradona! Bildhauer Karel Fron bekam auch einen Wink von ganz oben, als plötzlich in seiner Münchner Werkstatt Gerd Müllers Schatten vor ihm jubelte. Sein späteres Kunstwerk steht nun vor der Allianz Arena und lässt die Bayern-Fans in Nostalgie und Vorfreude auf Tore schwelgen. Frons Schilderungen vom Prozess zwischen Inspiration und Interpretation lassen den Jahrhundert-Angreifer für wenige Minuten geradezu lebendig werden. Der Moment wird zum Monument. Eine Folge über die großartigen, die berührenden und natürlich die ganz schlimmen Fußballer-Monumente. Mehr Sockel als Substanz? Und wer hätte eigentlich noch eines verdient?Folge 248: "King Kazu" – Der älteste Profi der Welt
34:41|Er ist in Japan größer als Godzilla und hat mehr Energie als der Duracell-Hase. Kazuyoshi "Kazu" Miura ist nicht einfach nur ein Fußballer. Er ist ein Zeitzeuge, ein Pionier, ein Mythos auf zwei Beinen – und mit 58 Jahren der älteste aktive Profi der Welt. In einer Welt, in der Karrieren mit 35 enden und Comebacks mit 36 belächelt werden, hat "King Kazu" längst die Regeln des Fußballs und wohl auch der Biologie neu geschrieben. Möglicherweise ist der der Angreifer sogar das eigentliche Vorbild von Raupe Nimmersatt Cristiano Ronaldo? Nachholspiel begibt sich auf eine sehr lange Reise. Miura begann seine Karriere in den 1980ern, als er mit 15 Jahren allein nach Brasilien ging, um Profi zu werden – lange bevor Japan überhaupt eine eigene Profiliga hatte. Er spielte für Santos, lief in der Serie A für Genua auf, probierte sich in Kroatien – und kehrte immer wieder zurück in sein geliebtes Japan. Heute spielt er in der zweiten japanischen Liga – für Minuten, für Momente, für die Geschichte. Eine Folge über Leidenschaft, Disziplin und den vielleicht letzten echten Romantiker des Spiels. Und weil heute Samstag ist, haben wir auch noch Andreas Herzog für Euch im Programm. Er spielte in Bremen, für Bayern und…ganz genau: nie für Borussia Dortmund. ChatGPT, olé!!Folge 247: Roter Stern Belgrad 1990/91 – Bari für Rares
01:06:48|Wir können nicht immer die großen Live-Calls liefern. Dafür die besten Aha!-Momente: Tomislav Piplica hatte für sein Jahrhundert-Eigentor doch ein Vorbild, Thomas Brolin hat nie für Malmö gespielt, Mario ist im regelmäßigen Austausch mit Alan McInally. Und na klar, bei Nachholspiel kommt auf einmal auch Franz Beckenbauer um die Ecke. Eine Folge voller Anekdoten und doch dreht sich alles um den sensationellen Erfolg von Roter Stern Belgrad im Europapokal der Landesmeister 1990/91. Der Titel wäre so besonders, wenn die fürchterliche Gewaltbereitschaft der eigenen Anhänger nicht so entsetzlich wäre. Im Viertelfinale gegen Dynamo Dresden eskalierte der Hass auf beiden Seiten. Ein Schandfleck in der Fußballgeschichte, der selbst durch Belgrads sensationelle Leistung nicht weggewischt werden kann. Wir beleuchten eine ereignisreiche Europapokal-Saison und stehen zwischenzeitlich im Dunkeln. Im Flutlicht der Fußballgeschichte erstrahlen auf einmal auch der BV Cloppenburg und LR Ahlen im neuen Glanz. Zwischendurch ploppt noch Diego Maradona in euren Ohren und Wolfgang Rolff in der Google-Suche auf. Ach ja, das Finale nicht zu vergessen. Warum das in Bari ausgetragen wurde, weiß kein Mensch. Wieso trotz Jean-Pierre Papin auf dem Platz keine Tore gefallen sind, ist eine eigene Forschungsarbeit. Und dann trifft Siniša Mihajlović auch noch per Elfmeter und nicht per Freistoß!Folge 246: Gary Neville in Valencia – Lost in Translation
01:07:12|Es war einmal ein ehemaliger Profi und englischer TV-Experte, der dachte: "Wie schwer kann das schon sein?!" – und wurde Trainer beim FC Valencia. Leider stellte sich schnell heraus, dass "Defensivorganisation" auf Spanisch nicht automatisch verstanden wird, vor allem nicht von einer Mannschaft, die nach jedem Spiel aussah, als hätte sie eine Paella-Schlacht verloren. Mit null Trainererfahrung, aber jeder Menge Sky-Sports-Analysen im Gepäck landete Neville in einer Liga, die ihm taktisch und sprachlich einen Knoten in Beine und Zunge spielte. Nun ja…sagen wir, seine Punkteausbeute war ungefähr so stabil wie das WLAN im Estadio Mestalla. Nach 28 Spielen, 11 Niederlagen und dem wohl größten Lerneffekt der Nachholspiel-Geschichte verließ Neville Valencia wieder – zum Glück mit einer ordentlichen Portion Selbstironie. Wir dröseln vier Monate Amtszeit auf, lösen Verständigungsprobleme, befreien Neville aus Diego Simeones Würgegriff und senden "Don’t Look Back in Anger" nach Manchester. Aber hey, zumindest wissen wir jetzt: Fußballtrainer in Spanien zu sein ist noch schwieriger, als Jamie Carragher in einer TV-Debatte zu übertönen.