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cover art for Das Kamel (The Camel)

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Das Kamel (The Camel)

Season 1, Ep. 1

erstaunen (v)- to be surprised, to be amazed

fliehen (v)- to flee, to run away

bestürzt (adj)- dismayed

bändigen (v)- tame

gering (adj)- less

die Mühe (n)- effort, trouble, pains

verwenden (v)- to use, to make use of

der Nutzen (n)- utility, use, service

ausweichen (v)- to avoid, get out of the way

widerspenstig (adj)- unruly, unmanageable

die Kränkung (n)- injury, offense, insult

verachten (v)- scorn, scoff at

zäumen (v)- to bridle, to restrain

abschrecken (v)- to discourage, to deter, to put off


Als die Menschen das Kamel zum ersten Male sahen, erstaunten sie über die Größe des Tieres und flohen bestürzt davon. Bald merkten sie aber, daß es nicht so furchtbar sei, wie sie es erwartet hatten, sondern daß man es leicht bändigen könne. Sie fingen es mit geringer Mühe ein und verwendeten es zu ihrem Nutzen. Ganz geduldig ließ es alles mit sich geschehen und wich jeder Gefahr aus. Nun fingen die Menschen an, weil es trotz seiner Größe und Stärke sich nie widerspenstig zeigte, sondern sich jede Kränkung ruhig gefallen ließ, es zu verachten, zäumten es auf und ließen es von ihren Kindern leiten. Laß dich nicht von jedem gefährlich scheinenden abschrecken.

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  • 10. Der Fuchs und die Trauben

    04:44||Season 1, Ep. 10
    Buy my book, the Joy of Geschlecht, On Amazon https://www.amazon.com/dp/B0DKB24Q92der Weinstock- grape vineplaudern- to chat, gossipdas Laub- leaves, foliagespähen- to peer, to peakstützen- to support, to prop updie Vorderpfote- front pawempor- upwards, aloftder Satz- leapdie Leibeskräfte- with all one’s mightdie Gier- greediness, cravinghuschen- to scurry, dartüppig- lush, thickkollern- to roll, to staggeräugen- to lookvorwitzig- cheeky, inquisitiveder Pfeil- arrowhochmütig- haughty, arrogantstolzieren- swagger, strutEine Maus und ein Spatz saßen an einem Herbstabend unter einem Weinstock und plauderten miteinander. Auf einmal zirpte der Spatz seiner Freundin zu: "Versteck dich, der Fuchs kommt", und flog rasch hinauf ins Laub. Der Fuchs schlich sich an den Weinstock heran, seine Blicke hingen sehnsüchtig an den dicken, blauen, überreifen Trauben. Vorsichtig spähte er nach allen Seiten. Dann stützte er sich mit seinen Vorderpfoten gegen den Stamm, reckte kräftig seinen Körper empor und wollte mit dem Mund ein paar Trauben erwischen. Aber sie hingen zu hoch. Etwas verärgert versuchte er sein Glück noch einmal. Diesmal tat er einen gewaltigen Satz, doch er schnappte wieder nur ins Leere. Ein drittes Mal bemühte er sich und sprang aus Leibeskräften. Voller Gier huschte er nach den üppigen Trauben und streckte sich so lange dabei, bis er auf den Rücken kollerte. Nicht ein Blatt hatte sich bewegt. Der Spatz, der schweigend zugesehen hatte, konnte sich nicht länger beherrschen und zwitscherte belustigt: "Herr Fuchs, Ihr wollt zu hoch hinaus!" Die Maus äugte aus ihrem Versteck und piepste vorwitzig: "Gib dir keine Mühe, die Trauben bekommst du nie." Und wie ein Pfeil schoß sie in ihr Loch zurück. Der Fuchs biß die Zähne zusammen, rümpfte die Nase und meinte hochmütig: "Sie sind mir noch nicht reif genug, ich mag keine sauren Trauben." Mit erhobenem Haupt stolzierte er in den Wald zurück.
  • 9. Der Fuchs und der Storch

    04:10||Season 1, Ep. 9
    Support this podcast by buying my book, The Joy of Geschlecht, on Amazon. https://www.amazon.com/dp/B0DKB24Q92 der Schnabel (n)- bill, beakgierig (adj)- greedyobgleich (conj)- although, in spite ofunaufhörlich (adj)- incessant, constantbetrogen (adj)- deceivedheiter (adj)- cheerfuldie Bewirtung (n)- hospitalityrächen (v)- avengeabweisen (v)- refuse, rejecteinwilligen (v)- to consent, to agreelanghalsigen (adj)- long neckedschlürfen (v)- slurpder Mutwillen (n)- mischief, wickednesshinlänglich (adj)- sufficient, adequatestrafen (v)- punish, disciplinezufügen (v)- to addEin Fuchs hatte einen Storch zu Gaste gebeten, und setzte die leckersten Speisen vor, aber nur auf ganz flachen Schüsseln, aus denen der Storch mit seinem langen Schnabel nichts fressen konnte. Gierig fraß der Fuchs alles allein, obgleich er den Storch unaufhörlich bat, es sieh doch schmecken zu lassen. Der Storch fand sich betrogen, blieb aber heiter, lobte außerordentlich die Bewirtung und bat seinen Freund auf den andern Tag zu Gaste. Der Fuchs mochte wohl ahnen, daß der Storch sich rächen wollte, und wies die Einladung ab. Der Storch ließ aber nicht nach, ihn zu bitten, und der Fuchs willigte endlich ein. Als er nun anderen Tages zum Storche kam, fand er alle möglichen Leckerbissen aufgetischt, aber nur in langhalsigen Geschirren. "Folge meinem Beispiele", rief ihm der Storch zu, "tue, als wenn du zu Hause wärest." Und er schlürfte mit seinem Schnabel ebenfalls alles allein, während der Fuchs zu seinem größten Ärger nur das Äußere der Geschirre belecken konnte und nur das Riechen hatte. Hungrig stand er vom Tische auf und gestand zu, daß ihn der Storch für seinen Mutwillen hinlänglich gestraft habe. Was du nicht willst, daß man dir tu', Das füg' auch keinem anderen zu.
  • 8. Der Fuchs und der Holzhacker

    03:42||Season 1, Ep. 8
    Support this podcast by buying my book, The Joy of Geschlecht, on Amazon. https://www.amazon.com/dp/B0DKB24Q92der Holzhacker (n)- wood cutterinständig (adj)- urgentverbergen (v)- to hide, to concealdie Hütte (n)- hut, cabinder Winkel (n)- angle, cornererkundigen (v)- to inquiredeuten (v)- to interpret, to explainachten (v)- to respect, to observeentfernen (v)- to remove, to take awayder Vorwurf (n)- blame, reproachbezeugen (v)- to testify, to bear witnessdie Gesinnung (n)- mentality, characterder Einklang (n)- unison, harmonydie Handlung (n)- action, deedEin vor Jägern fliehender Fuchs fand, nachdem er lange in der Wildnis herumgelaufen war, endlich einen Holzhacker und bat denselben inständig, ihn doch bei sich zu verbergen. Dieser zeigte ihm seine Hütte, worauf der Fuchs hineinging und sich in einem Winkel versteckte. Als die Jäger kamen und sich bei dem Manne erkundigten, so versicherte dieser zwar durch Worte, er wisse nichts, deutete aber mit der Hand nach dem Orte hin, wo der Fuchs versteckt war. Allein die Jäger hatten nicht darauf geachtet und entfernten sich sogleich wieder. Wie nun der Fuchs sie fortgehen sah, ging er wieder heraus, ohne etwas zu sagen; und als der Holzhacker ihm Vorwürfe machte, daß er ihm, durch den er doch gerettet worden sei, keinen Dank bezeuge, drehte sich der Fuchs nochmals um und sprach: "Ich wüßte dir gerne Dank, wenn die Werke deiner Hand und deine Gesinnung mit deinen Reden im Einklange ständen." Die Fabel geht diejenigen an, die zwar die Rechtschaffenheit im Munde führen, durch ihre Handlungen aber das Gegenteil an den Tag legen.
  • 7. Der Fuchs und der Bock (The Fox and the Ram)

    04:27||Season 1, Ep. 7
    Support this podcast by buying my book, The Joy of Geschlecht, on Amazon. https://www.amazon.com/dp/B0DKB24Q92gequält (adj)- pained, anguisheddas Gefäß (n)- vessel, containerder Wasserschöpfer (n)- bailerumherschauen (v)- to look aroundstemmen (v)- press, bracerecken (v)- stretch, pulldas Horn (n)- hornaufliegen (v)- to lie, to restwillig (adj)- willingspotten (v)- make sarcastic remarks, satirizedie Treulosigkeit (v)- infidelity, disloyaltybeschuldigen (v)- to accuse, to incriminatedie Ansicht (n)- opinion, point of viewvortun (v)- put on, pretendnachdenken (v)- to meditate, to think about, to ponderEin Bock und ein Fuchs gingen in der größten Hitze miteinander über die Felder und fanden, von Durst gequält, endlich einen Brunnen, jedoch kein Gefäß zum Wasserschöpfen. Ohne sich lang zu bedenken, sprangen sie, der Bock voraus, hinunter und stillten ihren Durst.v Nun erst begann der Bock umherzuschauen, wie er wieder herauskommen könnte. Der Fuchs beruhigte ihn und sagte: "Sei guten Muts, Freund, noch weiß ich Rat, der uns beide retten kann! Stelle dich auf deine Hinterbeine, stemme die vorderen gegen die Wand und recke den Kopf recht in die Höhe, daß die Hörner ganz aufliegen, so kann ich leicht von deinem Rücken hinausspringen und auch dich retten!" Der Bock tat dies alles ganz willig. Mit einem Sprung war der Fuchs gerettet und spottete nun des Bocks voll Schadenfreude, der ihn hingegen mit Recht der Treulosigkeit beschuldigte. Endlich nahm der Fuchs Abschied und sagte: "Ich sehe schlechterdings keinen Ausweg zu deiner Rettung, mein Freund! Höre aber zum Dank meine Ansicht: Hättest du so viel Verstand gehabt als Haare im Bart, so wärest du nie in diesen Brunnen gestiegen, ohne auch vorher zu bedenken, wie du wieder herauskommen könntest!" Vorgetan und nachbedacht, hat manchen in groß Leid gebracht!
  • 6. Der Esel und die Ziege

    04:47||Season 1, Ep. 6
    Order my book, The Joy of Geschlecht on Amazon. reichlich (adj)- rich, abundant, plentifulder Schlag (n)- blow, hit, beatingbedauern (v)- pity, feel sorry for, regretdie Grube (n)- a pit, a holebefolgen (v)- follow, obeyfehl (adj)- out of placegeschunden (adj)- rough, battereddas Eilige (n)- to have an urgent matterder Vieharzt (n)- livestock doctorverordneten (v)- to order, to prescribeschlachten (v)- slaughter, kill, butcherbüßen (v)- to make amends for, to appeaseder Neid (n)- envy, jealousygereichen (v)- to be to someone’s disadvantagedas Verderben (n)- undoingEin Bauer hatte einen Esel und eine Ziege. Weil nun der Esel sehr viel arbeiten und große Lasten tragen mußte, erhielt er ein reichlicheres und besseres Futter als die Ziege. Diese beneidete den Esel, und um ihn um die bessere Kost zu bringen, oder doch wenigstens ihm Schläge einzutragen, sprach sie eines Tages zu ihm: "Höre, lieber Freund! Oft schon habe ich dich von Herzen bedauert, daß du Tag für Tag die schwersten Lasten tragen und vom Morgen bis Abend arbeiten mußt; ich möchte dir wohl einen guten Rat geben." "Warum nicht?" sagte der Esel, "ich bitte dich sogar darum!" "Nun, so höre: Wenn du an eine Grube kommst, so stürze dich hinein, stelle dich verletzt, und dann wirst du längere Zeit Ruhe haben und nichts arbeiten dürfen." Dem Esel schien dies ein ganz guter Vorschlag, und kaum war er anderntags mit einer Last bei einer Grube angekommen, als er auch schon den Rat befolgte. Wie aus Zufall trat er fehl und stürzte hinein. Aber das hatte er sich nicht gedacht! Halb tot lag er da und daß er sich nicht ein Bein gebrochen, war ein Glück. Ganz geschunden wurde er herausgeholt und konnte sich kaum nach Hause schleppen. Sein Herr hatte nichts Eiligeres zu tun, als zu einem Vieharzt zu schicken, der dann verordnete: der Kranke solle eine frische, pulverisierte Ziegenlunge einnehmen. Da dem Herrn der Esel mehr wert war als die Ziege, so ließ er diese sofort schlachten, um den Esel zu retten. So büßte die Ziege für ihren bösen Rat mit dem Leben. Die Folgen des Neides gereichen nicht selten dem Neider selbst zum Verderben.
  • 5. Der alte Löwe und der Fuchs

    05:42||Season 1, Ep. 5
    das Elend (n)- misery, wretchednesszugrundegehen (v) – to perishder Untertan (n)- subject, vassaltrudelen (v)- to spin, to waddle, to trundleerhoffen (v)- to hope for, to expectgerissen (adj)- sly, shrewd, cunninggeräumig (adj)- spacious, roomyächzen (v)- to groan, to moanin den letzten Zügen- in the last stagesgezögern (v)- to hesitate, to procrastinateheiter (adj)- cheerful, amusingpfiffig (adj)- smart, sharp, shrewdder Einfall (n)- sudden idea, thoughtdemütig (adj)- humble, meek, submissivedie Festung (n)- fortress, strongholdder Gebieter (n)- master, lordEin Löwe lag alt und schwach in seiner Höhle und war nicht mehr fähig, selbst auf die Jagd zu gehen. Er wäre elend zugrundegegangen. Doch in seiner Not ließ er in seinem Reich die Botschaft von seinem nahen Tode verbreiten und allen Untertanen befehlen, an den königlichen Hof zu kommen. Er wolle von jedem persönlich Abschied nehmen. Nacheinander trudelten die Tiere vor der Höhle des Löwen ein, und der König der Tiere rief jeden zu sich. Mit kleinen Geschenken gingen sie einzeln zu ihm hinein, denn sie erhofften sich alle großen Vorteil davon. Ein gerissener Fuchs hatte eine Zeitlang in der Nähe der Höhle verbracht und das Kommen beobachtet. "Seltsam", dachte er, "alle Tiere gehen in die Höhle hinein, aber niemand kehrt daraus zurück. Die Burg des Königs ist zwar geräumig, so groß ist sie nun auch nicht, daß sie alle Untertanen aufnehmen kann. Eigentlich müßte sie schon lange überfüllt sein. Vorsichtig trat der Fuchs vor den Eingang und rief höflich: "Herr König, ich wünsche Euch ewige Gesundheit und einen guten Abend." "Ha, Rotpelz, du kommst sehr spät", ächzte der Löwe, als läge er wirklich schon in den letzten Zügen, "hättest du noch einen Tag länger gezögert, so wärest du nur noch einem toten König begegnet. Sei mir trotzdem herzlich willkommen und erleichtere mir meine letzten Stunden mit deinen heitern Geschichten." "Seid Ihr denn allein?" erkundigte der Fuchs sich mit gespieltem Erstaunen. Der Löwe antwortete grimmig: "Bisher kamen schon einige meiner Untertanen, aber sie haben mich alle gelangweilt, darum habe ich sie wieder fortgeschickt. Jedoch du, Rotpelz, bist lustig und immer voll pfiffiger Einfälle. Tritt näher, ich befehle es dir." "Edler König", sprach der Fuchs demütig, "Ihr gebt mir ein schweres Rätsel auf. Unzählige Spuren im Sand führen in Eure Burg hinein, aber keine einzige wieder heraus, und Eure Festung hat nur einen Eingang. Mein Gebieter, Ihr seid mir zu klug. Ich will Euch nicht mit meiner Dummheit beleidigen und lieber wieder fortgehen. Eines aber will ich für Euch tun, ich werde dieses Rätsel für mich behalten." Der Fuchs verabschiedete sich und ließ den Löwen allein.
  • 4. Der Adler und der Fuchs (The Eagle and the Fox)

    04:58||Season 1, Ep. 4
    horsten (v)- to nestaufrichtig (adj)- upright, honest, sincereaufheben (v)- to pick up, to lift updas Füchschen (n)- fox cub, kitder Horst (n)- nestzurückkehren (v)- return, go backder Frevel (n)- crime, sin, grave offenseergrimmt (adj)- infuriated, enrageddie Schmähung (n)- abuse, blasphemy, slandersich rächen (v)- to get even with, to avenge oneselfhöhnisch (adj)- mocking, derisive, contemptuousdie Miene (n)- expression, face, countenancedas Eingeweide (n)- entrailsdie Gewohnheit (n)- habit, customglimmend (adj)- glowingwüten (v)- to rageverzehren (v)- to consume, to eat upder Verbrecher (n)- criminal, felonEin Adler horstete auf einer hohen Eiche, und der Fuchs hatte sein Loch unten an derselben. Diese Nachbarschaft schien eine Freundschaft zur Folge zu haben. Aber ach, wie wenig aufrichtig war sie! Als der Fuchs einmal des Abends auf Raub ausging, und der Adler gerade diesen Tag über aus Mangel an Beute mit seinen Jungen hatte fasten müssen, so glaubte er, der Hunger hebe jede Rücksicht der Freundschaft auf, stürzte sich auf die Füchschen, trug sie in seinen Horst und verschlang sie mit seinen Jungen; ein leckeres Mahl für sie und ihn! Kaum war der Fuchs zurückgekehrt, als er auch seine Jungen vermißte und den Frevel sogleich ahnte. Ergrimmt über diese Verletzung der Freundschaft und von seinem Schmerz getrieben, stieß er eine Flut von Schmähungen gegen seinen früheren Freund, der nun sein heftigster Feind geworden war, aus, weil er sonst kein Mittel sah, sich zu rächen - und flehte den Zorn der Götter auf den Adler herab. Ruhig, mit höhnischer Miene, schaute der Adler auf den erbitterten Fuchs und ahnte nicht, daß so bald die verdiente Strafe folgen würde. In der Nachbarschaft war nämlich ein Fest, und die Landleute opferten ihren Göttern. Als die Eingeweide angezündet wurden, flog der Adler hinzu, raubte nach seiner Gewohnheit ein Stück und trug es in sein Nest. Allein ohne sein Wissen war glimmende Asche an diesem Stück hängengeblieben; sein Horst fing schnell Feuer, und da gerade ein heftiger Sturm wütete, so war das Nest bald von den Flammen verzehrt; die halbgebratenen Jungen fielen herab, und der Fuchs verzehrte sie vor den Augen des Adlers. Dem Verbrecher wird sein Lohn.
  • 3. Das Pferd und der Esel (The Horse and the Donkey)

    03:48||Season 1, Ep. 3
    Das Pferd und der Esel treiben (v)- to carry, to drivebeladen (adj)- loadedabnehmen (v)- to take off, to removekläglich (adj)- pitiful, wretchederliegen (v)- to succumb to, be overpowered byabschlagen (v)- to refuse, to rejectkeuchend (adj/adv)- wheezing, gaspingerschöpft (adj)- exhaustedeinheben (v)- to collectdas Fell (n)- pelt, furdie Hartherzigkeit (n)- cold heartednessergreifen (v)- to seize, to catch Ein Bauer trieb ein Pferd und einen Esel, beide gleichmäßig beladen, zu Markte. Als sie schon eine gute Strecke vorwärts gegangen waren, fühlte der Esel seine Kräfte abnehmen. "Ach", bat er das Pferd kläglich: "Du bist viel größer und stärker als ich, und doch hast du nicht schwerer zu tragen, nimm mir einen Teil meiner Last ab, sonst erliege ich." Hartherzig schlug ihm das Pferd seine Bitte ab: "Ich habe selbst meinen Teil, und daran genug zu tragen." Keuchend schleppte sich der Esel weiter, bis er endlich erschöpft zusammenstürzte. Vergeblich hieb der Herr auf ihn ein, er war tot. Es blieb nun nichts weiter übrig, als die ganze Last des Esels dem Pferde aufzupacken, und um doch etwas von dem Esel zu retten, zog ihm der Besitzer das Fell ab und legte auch dieses noch dem Pferde oben auf. Zu spät bereute dieses seine Hartherzigkeit. "Mit leichter Mühe", so klagte es, "hätte ich dem Esel einen kleinen Teil seiner Last abnehmen und ihn vom Tode retten können. Jetzt muß ich seine ganze Last und dazu noch seine Haut tragen." Hilf zeitig, wo du helfen kannst. Hilf dem Nachbarn löschen, ehe das Feuer auch dein Dach ergreift.
  • 2. Das Lamm und der Wolf (The Lamb and the Wolf)

    04:27||Season 1, Ep. 2
    Das Lamm und der Wolf der Bach (n)- creekerblicken (v)- to lay eyes on, to spottrüben (v)- to make cloudy, to dull, to tarnisherwideren (v)- to reply, to answer, to respondentkommen (v)- to escapedas Schmähen (n)- blasphemybüßen (v)- to make amends, to appeaseendigen (v)- to enderheuchelt (adj)- feignedfletschen (v)- to bear one’s teethder Umstand (n)- circumstanceverschlingen (v)- to devour, to gulp downsich regen (v)- to be arise, to be stirredder Vorwand (n)- pretext, excusedie Begehung (n)- inspection, commissiondie Schlechtigkeit (n)- the badness, wickednessbeschwichtigen (v)- to appease, to calm, to sootheEin Lämmchen löschte an einem Bache seinen Durst. Fern von ihm, aber näher der Quelle, tat ein Wolf das gleiche. Kaum erblickte er das Lämmchen, so schrie er: "Warum trübst du mir das Wasser, das ich trinken will?" "Wie wäre das möglich", erwiderte schüchtern das Lämmchen, "ich stehe hier unten und du so weit oben; das Wasser fließt ja von dir zu mir; glaube mir, es kam mir nie in den Sinn, dir etwas Böses zu tun!" "Ei, sieh doch! Du machst es gerade, wie dein Vater vor sechs Monaten; ich erinnere mich noch sehr wohl, daß auch du dabei warst, aber glücklich entkamst, als ich ihm für sein Schmähen das Fell abzog!" "Ach, Herr!" flehte das zitternde Lämmchen, "ich bin ja erst vier Wochen alt und kannte meinen Vater gar nicht, so lange ist er schon tot; wie soll ich denn für ihn büßen." "Du Unverschämter!" so endigt der Wolf mit erheuchelter Wut, indem er die Zähne fletschte. "Tot oder nicht tot, weiß ich doch, daß euer ganzes Geschlecht mich hasset, und dafür muß ich mich rächen." Ohne weitere Umstände zu machen, zerriß er das Lämmchen und verschlang es. Das Gewissen regt sich selbst bei dem größten Bösewichte; er sucht doch nach Vorwand, um dasselbe damit bei Begehung seiner Schlechtigkeiten zu beschwichtigen.