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BITTE NICHT ANFASSEN! - Museum mal anders
Waldi, Wackeldackel und Kunstzerstörer – über den Dackel
Er war mit den Größen der Weltgeschichte auf Kuschelkurs: der Dackel. Ob Napoleon, Queen Victoria, Willy Brandt oder Pablo Picasso – der kurzbeinige Hund war ihr treuer Begleiter, Ruhepol und Inspirationsgeber.
Diese Folge zeigt seinen Werdegang vom Jagdhund zum Haustier, vom Maskottchen zum Bestseller, von den Kelten bis zu Gen Z.
Dafür haben wir Josef Küblbeck und Oliver Storz in Regensburg besucht. Sie betreiben seit 2018 das Dackelmuseum und erzählen uns, wie es zur Gründung kam und wie es dazu kam, dass ein Dackel einen Picasso gefressen hat.
#podcastdeutsch #museenentdecken #wissenschaft #museum #hund #dackel #regensburg #bayern #waldi #wackeldackel #hundebesitzer
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Hilfreiche Links:
Kulturgeschichte des Dackels: https://www.dackel.de/dackel-geschichte/
Mehr zum Maskottchen Waldi: https://de.wikipedia.org/wiki/Waldi
Homepage der Wackeldackel-Firma Rakso: https://www.rakso-kunststofferzeugnisse.de/sortiment/wackeldackel.html
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Infos zum Museum
Dackelmuseum
Weiße-Hahnengasse 3/5
93047 Regensburg
Deutschland
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Kontakt:
Instagram: https://www.instagram.com/bittenichtanfassen_podcast/
E-Mail: info[at]escucha.de
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Dann schaut doch auf unserer Steady-Seite vorbei: https://steadyhq.com/en/bitte-nicht-anfassen
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Podcast-Credits:
Sprecher: Lukas Fleischmann, Ralph Würschinger
Produktion: Escucha GbR
Podcast-Grafik: Tobias Trauth; https://www.instagram.com/don_t_obey/
Intro/Outro: Patrizia Nath (Sprecherin) https://www.patrizianath.com/, Lukas Fleischmann (Musik)
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41. Voodoo: Wahrheiten über Puppen, Schadenszauber und Rassismus
44:35||Ep. 41Mit Voodoo-Puppen kannst du erfolgreich Menschen schaden, im Voodoo gibt es Menschenopfer und mal wieder kommt alles Dunkle und Mysteriöse aus Afrika. Alles ausgemachter Bullshit, der sich aber hartnäckig bis in die Gegenwart hält. In dieser Folge geht es deswegen ins Château Musée Vodou nach Straßburg, das mit einigen Vorurteilen aufräumt. Denn unser Bild dieser jahrhundertealten ursprünglich westafrikanischen Religion ist geprägt von schlechten Filmen aus den 60ern und Drehbuchschreibenden, die diese Religion bis heute falsch darstellen. Ihr erfahrt in der Folge, wie Voodoo wirklich funktioniert, was es mit den Ahnen auf sich hat und warum es im Museum ein Objekt gibt, das man regelmäßig mit Gin bespucken muss. Für alle die dann noch nicht genug haben empfehlen wir die aktuelle Folge von „Heldendumm“. Da erklärt Lukas unseren Freunden die Geschichte von François Duvalier, dem ehemaligen haitianischen Diktator, der nach einem Unfall davon ausging, die Reinkarnation eines Voudou-Geistes zu sein. ~~~~~~~ Hilfreiche Links: So sieht die aktive Khelessi aus https://www.escucha.de/wp-content/uploads/IMG_2596-scaled.jpeg So sieht eine von vielen Legbas aus: https://www.escucha.de/wp-content/uploads/IMG_2593-scaled.jpeg Die Fassade des Museums im alten Wasserturm https://www.escucha.de/wp-content/uploads/IMG_2593-scaled.jpeg Im Inneren des Museums mit den Ngungun-Kostümen: https://www.escucha.de/wp-content/uploads/IMG_2608-scaled.jpeg ~~~~~~~ Infos zum Museum Château Musée Vodou 4 rue de koenigshoffen 67000 STRASBOURG 03 88 36 15 03 contact@chateau-vodou.com https://www.chateau-vodou.com/ ~~~~~~~ Wollt ihr uns unterstützen? Dann schaut doch auf unserer Steady-Seite vorbei: https://steadyhq.com/en/bitte-nicht-anfassen ~~~~~~~ Podcast-Credits: Sprecher: Lukas Fleischmann, Ralph Würschinger Produktion: Escucha GbR Podcast-Grafik: Tobias Trauth; https://www.instagram.com/don_t_obey/ , Rahmen KI-generiertIntro/Outro: Patrizia Nath (Sprecherin) https://www.patrizianath.com/, Lukas Fleischmann (Musik)40. Menschen, die auf Enten starren – Von einer mutigen Übersetzerin, einem akribischen Fan und viel Widerstand
41:13||Ep. 40BITTE NICHT ANFASSEN! #34 Das Erika-Fuchs-Haus in Schwarzenbach Show Notes Schmutz, Schund, Mittel zur Verdummung – so wurden Comics in den 50er Jahren von vielen Menschen bezeichnet. In den USA gab es heftige TV-Debatten, Behörden prüften, ob das Lesen von Comics zu Gewalttaten führe, und Menschen verbrannten in der Öffentlichkeit Comic-Hefte. Only in America? Nein, auch in Deutschland. Aber eine Frau mit dicken Brillengläsern verteidigte das Medium Comic: Erika Fuchs. Sie war die erste Chefredakteurin des damals neu entstandenen Micky Maus -Magazins und übersetzte die englischen Texte ins Deutsche. Aus Halloween wurde Fasching/Karneval, aus Vroom Brumm. Viele Anspielungen aus ihrer Wahlheimat Schwarzenbach an der Saale haben es ins Magazin geschafft, aber auch Zitate aus Werken Goethes und Schillers sowie der Popmusik. 2015 hat ihr der Ort ein Museum gewidmet, das Erika-Fuchs-Haus. In dieser Folge machen wir einen #deepdive in die Welt der Comics, insbesondere Entenhausens. Wir lernen Museumsleiterin Joanna Straczowski kennen und Jakob Breu, der als Donaldist in seiner Freizeit wissenschaftliche Arbeiten über den Kosmos von Dagobert, Donald und Co. verfasst. #kannmanmalmachen Außerdem: ein Exkurs zur Frage, was eigentlich Comics auszeichnet. #podcastdeutsch #museenentdecken #wissenschaft #museum #franken #bayern #Geschichte #schwarzenbach #comic #mickymaus #disney #donald #donaldist ~~~~~~~ Hilfreiche Links: Ein Foto vom Liporello: https://www.escucha.de/wp-content/uploads/EFH_Simon_Schwartz_Fuchs_Biografie.jpg Ein Foto aus der Entenhausener Ausstellung: https://www.escucha.de/wp-content/uploads/EFH_Dauerausstellung_Donald-scaled.jpg Infos zu den Verbrennungsaktionen: https://giubanski.wordpress.com/2016/12/12/buecherverbrennung-der-kreuzzug-der-bibliotheken-gegen-comics/ https://kingkalli.de/comics-vor-60-jahren-im-schmoekergrab-verbrannt-heute-in-aachen-gefeiert Über den Comics Code in den USA: https://en.wikipedia.org/wiki/Comics_Code_Authority# Zum Erikativ: https://de.wikipedia.org/wiki/Inflektiv#:~:text=Der%20Inflektiv%20wird%20scherzhaft%20auch,wurde%20sie%20aber%20schon%20fr%C3%BCher Literatur Comics richtig lesen von Scott McCloud: https://www.carlsen.de/softcover/comics-richtig-lesen/978-3-551-74817-1?srsltid=AfmBOorF1dnzpKJELlyHMKyMjCysmrtNFBC-DTzswB0BTghAfmnep1gd Über die Geschichte des Comics: https://cle.ens-lyon.fr/allemand/arts/bande-dessinee/die-geschichte-des-comics-in-deutschland Offizielle Homepage der deutschsprachigen Donaldisten: https://www.donald.org/ Direktlink zu Jakob Breus Arbeit über die Geschichte Entenhausens: https://www.donald.org/uploads/downloads/Forschung/2024_Jakob%20Breu_Eine%20kurze%20Geschichte%20Entenhausens_s-w.pdf ~~~~~~~ Infos zum Museum Erika-Fuchs-Haus – Museum für Comic und Sprachkunst Bahnhostraße 12 95126 Schwarzenbach https://www.erika-fuchs.de ~~~~~~~ über BITTE NICHT ANFASSEN!: Woran denkst du beim Wort Museum? An weltberühmte Ausstellungsstücke wie Sarkophage ägyptischer Pharaonen, an Gemälde von Picasso oder an technische Erfindungen wie das Automobil? Denkst du an das Deutsche Museum in München, das Pergamon-Museum in Berlin oder an das Städel in Frankfurt? Wir – das sind Ralph Würschinger und Lukas Fleischmann – denken beim Wort Museum an etwas Anderes: an Milbenkäse, Mausefallen, an Flipper-Automaten, Nummernschilder oder auch an Gartenzwerge. Denn die schätzungsweise 7.000 Museen in Deutschland haben so viel mehr zu bieten als das Angebot der großen Häuser. Mit „BITTE NICHT ANFASSEN – Museum mal anders“ begeben wir uns an kleine Orte, in Seitengassen großer Städte, um die kleinen und alternativen Ausstellungen zu finden, von denen du vermutlich noch nie gehört hast. Pro Monat erscheint eine Folge, für die einer von uns beiden ein besonderes Museum besucht und sich mit dem jeweils anderen darüber austauscht. Dabei kommen Museumsbetreiberinnen und -betreiber zu Wort, aber auch die Exponate an sich werden hörbar gemacht. Dieser Podcast ist für Museumsliebhaber, für Mitarbeiter aus dem Museumsbereich und für alle, die sich für Kunst, Kultur und Technik-Geschichte interessieren und skurrile Stories mögen. BITTE NICHT ANFASSEN! ist eine Produktion von Escucha – Kultur für's Ohr. Mehr Infos auf https://www.escucha.de/bitte-nicht-anfassen/ ~~~~~~~ Kontakt: Instagram: https://www.instagram.com/bittenichtanfassen_podcast/ E-Mail: info[at]escucha.de ~~~~~~~ Wollt ihr uns unterstützen? Dann schaut doch auf unserer Steady-Seite vorbei: https://steadyhq.com/en/bitte-nicht-anfassen ~~~~~~~ Podcast-Credits: Sprecher: Lukas Fleischmann, Ralph Würschinger Produktion: Escucha GbR Podcast-Grafik: Tobias Trauth; https://www.instagram.com/don_t_obey/ ; Dall-EIntro/Outro: Patrizia Nath (Sprecherin) https://www.patrizianath.com/, Lukas Fleischmann (Musik) Wenn euch der Podcast gefällt, dann abonniert uns und empfehlt uns weiter. Welches Museum sollen wir unbedingt vorstellen? Schreibt uns eure Vorschläge! ~~~~~~~ Transkript Teaser-Ton Dinge wie Thanksgiving und Halloween. Das kannte man hier noch nicht so richtig in den Fünfzigern und das musste sie ja auch irgendwie für ein deutsches Publikum aufarbeiten und hat dann daraus eben den Faschingsumzug gemacht. Oder das Erntedankfest. Intro Bitte nicht anfassen. Museum mal anders. Ein Podcast von Escucha. Lukas Einen wunderschönen guten Tag und herzlich willkommen zu Bitte nicht anfassen. Museum mal anders. Mein Name ist Lukas. Ralph Und mein Name ist Ralph. Lukas Und in diesem Format nehmen wir euch mit zu ganz verrückten kleinen alternativen Museen, die jenseits der großen Häuser nicht ganz unbedingt in den Zentren der Städten sind, vielleicht doch manchmal ein bisschen außerhalb. Und die Idee ist, dass wir einmal im Monat dem anderen ein Museum vorstellen. Und der andere hat wiederum keine Ahnung, wo der eine war. Und das sorgt für Geschichten, die skurril sind, die verrückt sind, die für ordentlich Fun Facts auf Partys sorgen. Und, Ralph, im September hatten wir ja ein kleines Special. Ralph Genau da hatten wir eine Kooperation mit einem Museumsverbund im Landkreis Tirschenreuth in der Oberpfalz. Das Zwoelfer heißt er, und da haben wir anstatt eine Folge pro Monat vier Folgen gemacht. Es ging beispielsweise um Zoigl. Das ist eine ganz besondere Braukunst, die es eigentlich nur in der Oberpfalz gibt. Es ging auch um die Glasherstellung auf traditionelle Art und Weise, also um das Glasblasen. Aber auch den Unterschied zum Glasmachen. Es ging noch um Mystizismus am Rande, um NS Widerstand. Lukas Ja, genau. Ralph Und was hatten wir in der vergangenen Folge? Weißt du das noch? Lukas Da warst du mit Karl Schneider in einem untergegangenen Dorf in Lohhäuser, was heute in Tschechien ist, aber eben damals in Bayern lag, also ein wirklich eine total spannende Folge, was alles an dieser Grenze passiert ist und was das Leben an der Grenze mit den Menschen gemacht hat. Ralph Ja, sehr gut, dass du sogar noch den Namen Lohhäuser drauf hast. Lukas Na ja, weil ich das total spannend fand. Genau. Und das heißt aber, das wir jetzt quasi wieder in den regulären BNA Modus reinkommen. Und da ich im August dran war den regulären BNA Modus einzuleiten und jetzt mal eine Ausnahme war, heißt es, dass ich heut eigentlich nichts machen muss, sondern nur mich auf deine Vorstellung freu. Ralph Lukas, Du kennst doch bestimmt den Begriff bildende Kunst. Lukas Ja? Ralph Was stellst du dir darunter vor? Was gibt es da so? Lukas Na ja, halt verschiedene Formen der bildenden Kunst, also Malerei, Bildhauerei, äh, vielleicht Fotografie, Zeichnungen, irgendwie so was in der Richtung. Ralph Und es gibt auch eine sogenannte neunte Kunst. Kannst du dir vorstellen, was das sein könnte? Lukas Neunte Kunst, also irgendwas, was mit einer klassischen bildenden Kunst zu tun hat, aber ein bisschen außerhalb davon steht. Performance? Ralph Nein, nein, ist es nicht. Comic wird oft als die neunte Kunst bezeichnet. Lukas Okay. Ralph Darum wird es heute gehen. Ja, es geht um Comics. Und zwar Ich war im Erika Fuchs Haus in Schwarzenbach an der Saale. Lukas Ja. Ralph Das liegt ja in Oberfranken. Und das Museum, das widmet sich eben Comics, aber auch vor allem den Werken von Erika Fuchs, nach der das Haus benannt ist. Und die hat einen wirklich sehr großen Anteil daran, wie wir Comics in Deutschland lesen. Ja, also in der kommenden Folge, da geht es um Nachkriegsdeutschland, um Nerds. Und es geht um das Unsichtbare. Lukas Also gut, ich bin gespannt. Ralph Also ich bin mit dem Zug nach Schwarzenbach an der Saale gefahren, vor gar nicht allzu langer Zeit. Gute Anbindung zum Glück. Und wenn man da aussteigt, am Bahnhof und den Bahnsteig verlässt, dann findet man da sehr schnell Fußspuren auf dem Asphalt. Gelbe Fußspuren, aber nicht Menschliche Fußspuren, sondern tierische Spuren mit Schwimmhäuten dazwischen. Und wenn man dieser Spur folgt, so 3 bis 4 Minuten, dann kommt man zu dem Museum, zum Erika Fuchs Haus. Und das musst du dir so vorstellen, dass am Vorplatz da ist es gepflastert. Da hat man so ein paar Stelen aufgestellt, wo auch Comickunst drauf ist und man hat eine ganz große Glasfront. Und wenn man reinschaut in dieses Museum, dann sieht man erst mal den Museumsshop. Und da liegen ganz, ganz viele verschiedene Comics, Comicbücher, Comichefte aus. Und ich habe mich mit Joana Straczowski getroffen. Sie ist Leiterin des Museums und hat mich durch die Räume geführt. Es sind insgesamt 600 Quadratmeter. Lukas Wow. Ralph Ja, und dort geht es eben, wie gesagt, um das Leben der Namensgeberin Erika Fuchs. Aber dazu soll dir die Leiterin einfach kurz mal was erzählen. Joana Straczowski Die Biografie ist in Form eines Comics dargestellt, das ja so ein bisschen Liporello-artig würde ich sagen, in den Raum reingestellt ist, ist von hinten beleuchtet. Erika Fuchs ist ja in Rostock geboren, also im hohen Norden im Dezember, am 7. Dezember 1906. Aber sie hatte eben das Glück, dass sie in ein wohlhabendes Elternhaus eingebunden ist. Sie hat Kunstgeschichte studiert, hat dann auch in Kunstgeschichte promoviert, war in London, war in Lausanne, und als sie dann in München war, hat sie den Günter Fuchs kennengelernt. Und der Günter Fuchs ist wiederum aus Schwarzenbach. Und so hat sich das Ganze dann ergeben, dass die doch sehr weitgereiste Erika Fuchs in das kleine, aber feine Schwarzenbach an der Saale gekommen ist. Lukas Alles klar, was ist denn ein Liporello? Ralph Das ist so was Auffaltbares, Längliches wie so ein Banner im Endeffekt. Und den kann man dann von links nach rechts lesen. Lukas Ah, okay, alles klar. Ralph Ja, und so ist das halt in einem Comic angeordnet. Lukas Das heißt, wenn ich das richtig verstanden habe, Du gehst da rein und dann sieht erst mal das Leben der Erika Fuchs. Aber im Comic. Ralph Ja, das ist nicht das Allererste, was du siehst. Aber ja, genau. Und Joana Straczowski hat ja schon gesagt, dass dann Erika Fuchs nach Schwarzenbach an der Saale gekommen ist. Das war 1932 und ein Jahr später hat sie dann ihr erstes Kind bekommen. Ein paar Jahre später dann das zweite Kind und der Günter Fuchs, der sie nach Schwarzenbach geführt hat, war zu der Zeit Geschäftsführer in einem Mittelstandsunternehmen und im Rahmen des Zweiten Weltkriegs wird er dann eingezogen und ist beim Militär als Ingenieur tätig. Unter anderem verbessert er zum Beispiel Panzer und ist auch zu einem gewissen Grad an der Entwicklung der V2 Rakete beteiligt. Als dann die Fabrik von den Amerikanern eingenommen wird, kooperiert Günter Fuchs und kommt dann relativ bald wieder nach Schwarzenbach zurück. Jetzt wenn wir uns schon nach dem Krieg befinden. Dann ist es ja so, dass Deutschland ja dann in Zonen eingeteilt war. Das hatten wir ja auch schon in einer der Spezialfolgen mal gleich behandelt. Und Bayern war ja in der amerikanischen Zone und damit kamen ja auch amerikanische Einflüsse ins Land, also Coca Cola, Rock'n'Roll, Nike Lukas T Shirts. Ralph Hast du da eine kleine Anekdote zu? Lukas Na ja, aber das hatten wir doch im Elvis Museum, dass das mit Elvis und mit dem Rock n Roll gekommen ist. Und die Jeans ist ja nach Bayern gekommen und das hatten wir ja beim Levi Strauss Museum, was ja auch in Oberfranken ist, dass die Jeans erst nach dem Zweiten Weltkrieg populär wurde. Ralph genau. Ralph Folge Nummer 3? Lukas Irgendwie so was. Ja, Frühwerk. Ralph Ja, ja, ja, genau. Und es kamen eben auch Comics nach Deutschland. Und Comics waren zu dem Zeitpunkt in den USA sehr populär. Also innerhalb von wenigen Jahre sind da die Verkaufszahlen an die jährlichen Verkaufszahlen von 180 Millionen auf 540 Millionen verkaufter Comics gestiegen im Jahr 1948. Grund dafür ist auch, weil die so günstig sind, die kosten ja nur wenige Cent und deutsche Verlage haben dann darin auch Potenzial gesehen. Dann war es eben so, dass die Erika Fuchs eines Tages kontaktiert worden ist. Joana Straczowski Und der neu gegründete Ehapa Verlag damals hatte sie dann gefragt, ob sie sich vorstellen könnte, diese neuartigen Jugend- und Kinderheftchen zu übersetzen, die in in Amerika, in Amerika oder in englischsprachigen Ländern natürlich schon der große Hit waren. Erika Fuchs war am Anfang sehr skeptisch. Sie hatte sich das vielleicht jetzt nicht so unbedingt vorstellen können, hat sich dann aber ein bisschen Bedenkzeit eingeräumt und es dann mit ihrem Ehemann ins Gespräch gegangen. Und der fand die Idee ganz gut. Der hat sie darin auch bestärkt und hat gesagt Ach, schau mal, da kann bestimmt was draus werden, Probier's einfach mal! Und Erika Fuchs hat sich dann auch nach ersten Zweifeln recht schnell für ihre Arbeit entschieden und hat gesagt Ja, das mach ich. Lukas Alles klar. Ich habe aber nicht verstanden. Warum sind sie denn jetzt genau auf die Erika Fuchs zugegangen? Ralph Ja, die hat sich vorher schon als Übersetzerin einen Namen gemacht, weil sie Readers Digest übersetzt hatte. Ah, na ja, und jedenfalls hat sie sich dann darauf eingelassen und die Zweifel wurden dann relativ schnell aus dem Weg geräumt, weil die erste Ausgabe, die wurde dann schon rund 130.000 Mal verkauft. Lukas Was war das für eine Ausgabe? Ralph Das war die Ausgabe vom Micky Maus Magazin. Sagt dir das was? Lukas Na ja, kennt man ja, oder? Ralph Also, hattest du das mal in der Hand, oder kennst du das nur vom Sehen? Lukas Na, ich kenne das halt noch aus meiner Kindheit oder Jugend. Da gab es ja das Micky Maus Magazin, wo es immer so o Spielzeuge mit dabei gab. Genau. Also ich hab das bestimmt mal gekauft. Ich weiß nicht, ob es das heute noch gibt, aber damals auf jeden Fall. Ralph Genau. Es gibt es heute auch noch. Tatsächlich. Und dieses dieses Billo Spielzeug, das gibt es auch schon relativ lang, das gab es noch nicht von Anfang an, aber das hat sich dann relativ schnell etabliert. Trotz oder vielleicht auch wegen des Erfolgs haben halt immer mehr Leute von diesem Magazin erfahren. Und es sind halt auch Stimmen laut geworden, die dann angefangen haben, diese Comics zu kritisieren. Und das war auch in den USA so, deswegen machen wir einen kleinen Ausflug noch mal zurück in die USA. Da war es nämlich so, dass eben eine Gegenbewegung aus Lehrkräften und Bibliotheksmitarbeitenden entstanden ist, die Comics als Schundliteratur betitelt haben und darin halt eine Gefahr für das Leseverhalten der Kinder gesehen haben. Und das Ganze wurde dann noch befeuert. 1954 von einem amerikanischen Psychiater, der eine Studie herausgebracht hat, wonach Comics die Leser und Leserinnen halt gewalttätiger mache. Lukas Na ja. Ralph Und im selben Jahr gab es dann auch eine Umfrage, nach der 70 % der US Bevölkerung Comics daran die Schuld geben an der gestiegenen Jugendkriminalität. Lukas Es ist logisch, dass das Micky Maus Heftchen Gewalt verherrlicht. Das sind halt Studien und Erhebungen aus den 50er und 60er. Ich meine, es ist verrückt, wie viel wir heute noch an Mythen glauben, die da an den 50er und 60 ern in irgendwelchen pseudowissenschaftlichen psychologischen Instituten gemacht worden sind. Dieses Gefangenenexperiment, alles Mögliche, das ja alles ist ja alles aus der Zeit. Also mich wundert da gar nichts. Ja. Ralph Aber ich finde es trotzdem krass, weil ich hab ich mich so ein bisschen reingefuchst und es war halt jetzt nicht nur einfach so hier eine Umfrage und da der Psychiater. Es gab dann auch TV Debatten, es wurde extra eine Kommission, so ein US Komitee gegründet zur Bekämpfung von Jugendkriminalität. Und es hat dann so eine Anhörung im Fernsehen gemacht, wo dann eben Verleger befragt worden sind und die Verleger kamen da relativ schlecht weg, so sodass nach der Ausstrahlung dann in mehreren Städten, also der Protest dann so groß war, dass sie dann Comics verbrannt haben und dass es auch Forderungen nach Zensur gab. Lukas Irre. Ralph Und im selben Jahr hat dann auch eine Vereinigung von Comicverlegern, Vorgaben erarbeitet mit dem Ziel, halt die Comics sittlicher zu machen den Comics Code. Und da stand zum Beispiel drin, dass keine Nacktheit mehr gezeigt werden dürfte, dass Worte wie Horror oder Terror nicht beim Namen auftauchten dürften und auch, dass Homosexualität, Scheidungen und Flüche sowie Drogenkonsum nicht mehr Bestandteil von Comics sein sollten. Lukas Und das war vorher der Fall. Ralph Das war vorher der Fall. Ja, es gab ja auch Comics, die also Extra Horror Comics gab's zum Beispiel Geschichten aus der Gruft, Das ist ja vielleicht auch was, was man kennen könnte, weiß ich nicht. Ja, und der sich nicht daran gehalten hat, der hat von dieser Vereinigung halt kein Prüfsiegel bekommen. Was jetzt nicht so schlimm wirkt, aber es war so, dass dann viele Läden halt keine Comics mehr ohne Prüfsiegel verkauft haben und erst viele Jahrzehnte später, weil wir befinden uns ja jetzt gerade 1954 und die Folgejahre. Ralph Aber erst 1989 wurden dann die Beschränkungen im Verkauf eingestellt und Homosexualität durfte dann wieder thematisiert werden, sodass es ein Prüfsiegel gab. Lukas Das hat bis 1989 gab's diese Zensur, um dieses Prüfsiegel zu bekommen? Ralph Ja. Lukas Das ist ja verrückt. Ralph Ja, dieses Prüfsiegel, das gibt es ja sogar immer noch offiziell. Lukas Okay. Ralph Aber es sind halt dann nach und nach mehr Verlage abgesprungen. Wobei echt große Verlage relativ lang dabei geblieben sind. Also Marvel war bis 2001 dabei und DC Comics ja, Verleger von Batman bis 2011. Lukas Krass. Ralph Und in Deutschland war es dann ähnlich. Also jetzt nicht 2011, sondern in Deutschland. Was dann? Zur selben Zeit, also von Erika Fuchs war es dann ähnlich, das auch ganz viel Diskussion gab. 1953 wird dann Gesetz über die Verbreitung jugendgefährdende Schriften erlassen und das führt dann auch zur Gründung, zur Institution, die heute als Bundeszentrale für Kinder und Jugendschutz bekannt ist. Ah und Comics, das ist auch ein Fun Fact. Comics werden zu den ersten überhaupt initiierten Schriften in Deutschland gezählt. Ja, und weil jetzt die USA so krass klang in Deutschland gab es tatsächlich auch extreme Aktionen, sag ich mal. Also da war es dann so, dass es die Schmökergrabaktionen gab. Hast du von denen schon mal gehört? Lukas Nein. Ralph Also 1954 war das. Das waren sogenannte Tauschaktionen, bei denen Kinder und Jugendliche ihre Bücher und vor allem Comics gegen gute, Spannende und Jugendliteratur bei Bibliotheken eintauschen konnten. Und in der Stadt Hagen wurden da 15.000 Comics eingesammelt. Und was mit denen passiert ist, ist nicht so leicht zu verifizieren. Ich hab da ein bisschen recherchiert, aber es gibt auf jeden Fall Quellen, die nahelegen, dass die Comics verbrannt und vergraben worden sind. Deswegen ja auch Schmökergrab. Und zum Beispiel in Aachen. Da habe ich zum Beispiel Beweise dafür gefunden, dass bei einem Martinsfeuer 1958 Comics verbrannt worden sind. Lukas Verrückt. Ralph In Deutschland war es so, dass Erika Fuchs sich in TVDebatten dafür eingesetzt hat, Comics aus dieser Schundecke heraus zu hieven, weil sie war zu dem Zeitpunkt Chefredakteurin des Micky Maus Magazins und war im Endeffekt ja, sie war dafür zuständig, diese Comics um Donald, Micky Maus usw zu übersetzen. Und das hat sie dann relativ gut verteidigt. Dazu Joana Straczowski. Joana Straczowski Sie hat mit ihren Übersetzungen immer wieder versucht, eben einmal auch bildungsbürgerliche Elemente, also Zitate aus Schiller, aus Goethe, aus berühmten Sagen, auch teilweise von Richard Wagner Elemente da einzufügen und dann aber auch gleichzeitig wieder aus der Populärkultur, also auch Texte aus Schlagerliedern oder dergleichen. Sie hat da wirklich eine bunte Mischung gemacht, und das hat die Comics besonders anspruchsvoll, denke ich, gemacht und gerade auch für eine Leserschaft im Nachkriegsdeutschland noch mal neuen Reiz hervorgerufen, weil dann eben auch Worte vielleicht mal gefallen sind, die nicht jedes Kind kannte, aber die dann natürlich intellektuell noch mal gefordert haben. Ralph Sie hat halt gewisse Freiheiten in der Übersetzung und nutzt das dann, um ja einen gewissen Bildungsauftrag sozusagen umzusetzen. Ja, also dieses Museum widmet sich ja dem Leben von Erika Fuchs, aber auch der Arbeitsweise von Erika Fuchs. Und da gibt es einen Raum, wo man zum Beispiel die Schreibmaschine von ihr sieht, und daneben liegen Blätter und auch ihr Notizbuch, wo es halt reingeschrieben hat, wie sie was übersetzt hat. Aber wie dieser Prozess genau ablief, das soll dir mal Johanna Strakowski erklären. Joana Straczowski Man sieht hier Originaldokumente auch aus ihrem Haus, also aus dem Nachlass von Erika Fuchs. Sie hat im Prinzip die englischen Originale zugeschickt bekommen. Sie konnte aber zum Beispiel die Farben gar nicht sehen. Also das hat auch am Anfang vor allem für Probleme oftmals gesorgt, weil sie natürlich nur raten konnte, welche Farbe dann irgendwelche Kleidungsstücke oder so hatten. Und man sieht in den Sprechblasen das Englische. Also ist ja im Allgemeinen relativ kurz im Vergleich zum Deutschen. Und sie hat sich diese Blasen dann durchnummeriert und anhand dieser Nummern dann eben die deutschen Übersetzungen auf ein separates Blatt, dann abgetippt. Lukas Okay. Ja gut, das ergibt ja irgendwie Sinn, also. Aber warum hat sie die Farben dann nicht gesehen? Hat sie dann nur Schwarz Weiß Exemplare bekommen oder was? Ralph Ja, richtig. Die Blätter, die sie halt dann übersetzt hat. Das ging dann zurück an Verlag. Der hat dann die Texte in die Comics eingefügt, auch in diese Sprechblasen usw und das Ganze dann schließlich farbig gedruckt und Herausforderungen, die Erika Fuchs bei der Übersetzung zu meistern hatte, waren zum Beispiel auch kulturelle Unterschiede zu den USA. Vom Verlag bekam sie dafür aber sehr viel Freiraum. Joana Straczowski Dinge wie Thanksgiving und Halloween, das kannte man hier noch nicht so richtig in den Fünfzigern und das musste sie ja auch irgendwie für ein deutsches Publikum aufarbeiten und hat dann daraus eben den Faschingsumzug gemacht. Oder das Erntedankfest. Lukas Ja, okay, das gibt ja auch Sinn. Ralph Und eine weitere Leistung, die sogar nach ihr benannt ist, ist der Erikativ. Hast du von dem schon mal gehört? Lukas Nein. Ralph Also der Erikativ, das sind so Wörter wie quietsch, seufz, grübel. Lukas Ah okay. Ralph Also so Infinitive, wo dann was weggenommen wird und die untermalen halt so Gemütszustände oder gestische Handlungen. Und Erika Fuchs, ja, die hatte ja natürlich auch die Aufgabe, genannte Soundwords zu übersetzen Bumm oder so und das passiert ja meist auf lautmalerische Art und Weise. Und hier schieb ich jetzt mal einen kleinen Exkurs ein Was ist ein Comic? Denn da gibt es auch wirklich Abhandlungen darüber, was ein Comic ist. Und ich habe eine Abhandlung gelesen von Scott McCloud. Der ist selbst Comiczeichner und -theoretiker und der bezeichnet die Comickunst als sequentielle Kunst, Das heißt, der Comic wird erst zum Comic durch die Abfolge von Bildern. Also ein Einzelbild ist kein Comic, aber hat man zwei, hat man schon eine Abfolge. Und möglich macht auch diese Abfolge oder diese Rezeption der Abfolge der sogenannte Rinnstein. Das ist die Abtrennung bzw. der Platz zwischen den Kästchen, zwischen Kästchen eins und zwei beispielsweise. Da ist ja nichts zu sehen. Das ist das unsichtbare. Aber unser Verstand erkennt, dass ein Zusammenhang zwischen dem ersten Bild und dem zweiten Bild bestehen muss und dadurch reimt man sich ja irgendwas oder fantasiert man sich was zusammen, was eigentlich nicht da ist? Es kann aber auch eine Detailaufnahme sein oder ein anderer Blickwinkel oder ein anderer Ort, an dem gleichzeitig was passiert. Und Scott beschreibt das sehr schön als Zitat: “Zwischen den Panels ist nichts zu sehen, aber unsere Erfahrung sagt uns, dass dort etwas sein muss. Lukas Okay. Woher kommt denn eigentlich der Comic? Wer hat den Comic erfunden? Ralph Wer hat Comic erfunden? Eine ganz schwierige Frage. Also Comic gibt es schon sehr, sehr lange. Und der älteste Comic, der stammt aus dem Jahr 1400 vor Christus aus Ägypten und erzählt von einer Getreideernte. Und der besteht nur aus Bildern. Also das sind jetzt keine Worte oder Sprechblasen oder so dabei. Im elften Jahrhundert, da haben wir dann was, was schon Wörter drin hat, nämlich den Teppich von Bayeux. Also der Teppich von Bayeux ist, wie der Name schon sagt, ein Teppich mit bildlichen Darstellungen von der Eroberung Englands durch William, den Eroberer stammt aus dem elften Jahrhundert und da findet man auch schon Beschreibungen. Beschreibungstexte zu Bildunterschriften, aber immer noch keine Sprechblasen, denn da dauert es dann noch mal viele Jahrhunderte, bis die auftauchen. Nämlich erst im Ende des 19. Jahrhunderts im amerikanischen Comic The Yellow Kid, also das gelbe Kind. Da sprechen aber nur die Nebencharaktere in Sprechblasen, weil das Yellow Kid, das hat das, was es sagt, auf seinem gelben Nachthemd draufstehen. Lukas Okay. Ralph Kommen wir mal zurück zu Erika Fuchs und zum Museum Erika Fuchs. Die war ja noch bis 1988 Chefredakteurin des Micky Maus Magazins und du hast ja auch schon erwähnt, dass du das noch in den Händen gehalten hast. Und es gibt es auch immer noch in den 90er Jahren, was am auflage auflagenstärksten. Da hat es eine Auflage von einer Million. Lukas Krass. Ralph Heutzutage ist es wirklich stark zurückgegangen, da hat die Auflage nur noch 60.000 Stück. Und das Museum, das musst du dir hands on tatsächlich vorstellen, auch wenn wir jetzt dieses Leporello zum Anschauen hat und eine Schreibmaschine usw, da gibt es auch trotzdem sehr viele Stationen, wo man das machen kann. Es gibt zum Beispiel eine Station, wo man ja eine Explosion zieht und das Mikrofon aufgestellt und dann kannst du da Boom oder was rein machen, rein sprechen. Oder es gibt auch andere Sachen, wo man Sprechblasen beschreiben kann und es gibt auch Entenhausen. Joana Straczowski Das Ganze hier basiert tatsächlich auch auf den Zeichnungen von Carl Barks. Carl Barks ist ja eben einer der großen Disneyzeichner, der vor allem für Donald so relevant ist. Und alles, was Sie hier sehen, sind eigentlich Carl Barks Zeichnungen im Großformat, die dann eben uns ermöglichen, als Besucherinnen und Besucher durch Entenhausen durchzulaufen, die Werkstatt von Daniel Düsentrieb anzugucken, sich genauer in Donalds Haus umzusehen. Wir haben dann natürlich auch Emil Erpel. Das ist der der Gründer von Entenhausen. Wir haben die entsprechenden Soundeffekte. Also man hört eben Kirchenglocken, Autohupen, Wir haben den Geldspeicher von Onkel Dagobert, der darf natürlich nicht fehlen. Lukas Okay, das heißt, Sie haben diesen Miniatur Entenhausen dann im Museum nachgebaut? Ralph Ja, richtig. Es ist auch richtig schön. Das kann ich jetzt gar nicht so wirklich beschreiben. Ich kann ja schon mal ein Foto reinhauen. Das muss man, muss man sich angucken vor Ort. Das ist wirklich schön. Vor allem für Kinder ist es natürlich toll. Aber ich fand's auch schön. Ein schöner, bunter Raum einfach. Und es gibt noch einen Tisch, den fand ich sehr interessant. Ein Tisch mit einer digitalen Platte oder einem digitalen Bildschirm drauf. Auf diesem Bildschirm sieht man die Stadtkarte von Entenhausen und man kann darum klicken und sich angucken, was für Sehenswürdigkeiten es gibt. Das ist wirklich sehr aufwendig gestaltet. Dazu soll dir aber Joana Straczowski was erzählen. Joana Straczowski Da kann man dann noch mal sehen, wo Erika Fuchs ihre Inspiration aus dem Fichtelgebirge in die Entenhausen Comics hat einfließen lassen. Und so kann jede Besucherin, jeder Besucher noch mal ganz konkret nachgucken. Aber wo taucht denn zum Beispiel der Ochsenkopf auf? Oder wo taucht das Cafe Rheingold auf? Oder wo sind einzelne Figuren, auch die hier in Schwarzenbach, also Menschen, die es wirklich gab? Das ist also unser ich sag immer Alleinstellungsmerkmal, weil wir sind das real existierende Entenhausen. Erika Fuchs hat ihre eigene Umgebung hier diese Stadt wirklich für die Inspirationen ihrer Übersetzungen genommen. Lukas Also ist in den deutschen Übersetzungen von Micky Maus Magazin Das ganze Fichtelgebirge dabei. Ralph Und auch ganz viel Schwarzenbach tatsächlich also Name der örtlichen Bäckerei findet sich also insgesamt 60 Einwohner und Geschäftsleute werden auch namentlich genannt. Das Elektriker heißt eben dabei Konditor. Alles mögliche. Lukas Ja, krass, was du vorhin gesagt. Sie hat bis 1988 das gemacht. Ja, dann war sie ja, weil du hast gesagt, sie ist 1906 Geborenen, hat selbst mit 82 Jahren aufgehört. Ralph Ja, richtig, das hat sie lange gemacht. Und was ich so faszinierend auch fand an dieser Karte, die ist ja nicht von Carl Barks oder von einem offiziellen Comiczeichner gefertigt worden, sondern von einem deutschen Fan. Der hat unzählige Comics von Carl Barks ausgewertet und mithilfe eines Stichwortregisters hat er geguckt, wo steht welches Haus, was sie immer im Hintergrund oder daneben? Und anhand dieser ganzen Hinweise hat er diese Karte gebaut. Und die Fertigstellung dieser Karte hat 13 Jahre gedauert. Lukas Ja, krass. Ralph Es ist halt so, dass diese Comics um Micky Maus und Donald die haben so eine große Fangemeinde und offensichtlich auch eine echte Bedeutung für die Leute. Dass sich daraus ein Kult entwickelt hat und in vielen Ländern, so auch in Deutschland, aber auch in Skandinavien gibt es dazu extra Vereine. In Deutschland heißt der. Deutsche Organisation nicht kommerzieller Anhänger des lauteren Donaldismus, kurz Donald. Die hat sich 1977 gegründet und Stand heute hat die rund 1200 Mitglieder im deutschsprachigen Bereich also gar nicht so wenig. Und die haben diese Prämisse, dass sie die Geschichten von Carl Barks nicht als fiktiv auffassen, sondern als wahre Tatsachenberichte, die dann auch eben ja Wirklichkeit wiedergeben. Und ausgehend davon erforschen die Entenhausen, also das ganze Universum und verfassen wissenschaftliche Arbeiten darüber. Lukas Hä? Verstehe ich nicht. Ralph Ja, also die sagen das, was wir lesen von Carl Barks. Es ist kein Roman, kein fiktiver Text, sondern es ist ein Sachtext. Das sind Erlebnisberichte, Das sind wahre Begebenheiten, die da geschrieben hat. Wenn da diese Geschichten von Donald und so stattfinden. Lukas Noch mal kurz ein Gang zurück zu Carl Barks, der war Chefzeichner, das heißt, der hat auch die Geschichten erfunden, oder was? Ralph Genau. Carl Barks ist der, der Dagobert Duck erfunden hat und noch einige andere Charaktere wie Daniel Düsentrieb zum Beispiel. Ich glaube auch Tick, Trick und Track. Und er hat ganz viele Geschichten geschrieben über dieses, über Entenhausen. Und diese Geschichten fassen die Donaldisten eben als Erlebnisberichte auf, als Tatsachenberichte. Also nutzen die quasi als Quelle und verfassen da wissenschaftliche Arbeiten drüber. Zum Beispiel habe ich da Arbeiten gefunden mit dem Titel Abfallwirtschaft in Entenhausen oder physikalische, anatomische und soziokulturelle Grundlagen der Entenhausener Psychoakustik und systematisches Verzeichnis von Donald's Berufen bei Carl Barks usw. Da gibt es richtig viel und die treffen sich auch jedes Jahr zu dem Kongress. Lukas Der Wahnsinn. Ralph Und da wird dann der Professor Püstele Preis vergeben für besonders tolle wissenschaftliche Arbeiten. Und ich, lieber Lukas, ich hatte die Ehre, mit einem der beiden diesjährigen Preisträger zu sprechen, mit Jakob Breu, der 27 Jahre alt ist, also ein vergleichsweise junger Donaldist. Das sind sonst schon eher ältere Leute. Der wohnt in Wien und ist Historiker und sein geschichtliches Interesse? Ja, das macht dann auch nicht vor Entenhausen halt. Jakob Breu Also ich habe versucht, eigentlich ein Grundlagenwerk, ein Überblickswerk über die gesamte Geschichte von Entenhausen, vom Entenstern, wie man bei uns halt sagt, zu schreiben. Also eben nicht nur die Stadt, wo Donald und Dagobert usw wohnen, sondern auch alles darüber hinaus. Noch was, wo sie hinreisen, wen sie dort treffen, was man über die jetzt erfahren kann. Da geht es dann auch natürlich. Es ist so, es ist so, umfasst eigentlich alles so von Architektur, von Bekleidung, von allem Möglichen, womit man sich halt auch als Historiker beschäftigen kann. Lukas Noch mal, ich verstehe es immer noch nicht zu 100 %, das heißt, der liest jetzt alle Comics oder oder alles was es gibt und denkt, das ist jetzt wirklich die reale Welt und sein Ziel ist, eine umfangreiche Geschichte von Entenhausen zu schreiben. So als wäre, als würde ich mich jetzt keine Ahnung in Stadtarchiv München setzen, weil ich eine neue Stadtgeschichte über München schreiben will. Ralph Ja, so kann man das verstehen. Also die Donaldisten, die beziehen sich eigentlich nur auf Carl Barks, auf die Geschichten von Carl Barks. Und da gibt es 600 Stück und die nehmen das als Quelle für wissenschaftliche Arbeiten. Die nehmen das an sich ernst, so innerhalb dieser Donaldisten. Aber denen ist Klar, das ist einfach Quatsch. Und sie machen es halt aus Spaß. Also die glauben jetzt nicht dran. Es ist keine Verschwörungstheorie. Lukas schon klar. Ralph Ja, ja, ich wollte es nur mal klarstellen. Lukas Man weiß ja nie. Ralph Ja, und der hat halt diese ganzen Comics auch daheim, hat er mir erzählt, der hat diese 600 Geschichten, und zwar drei Mal und hat die sich halt angeguckt. Und herausgekommen ist dann eine 80-seitige Arbeit, die kann ich auch gern verlinken, die findet man im Internet und er saß sieben Jahre dran. Aber natürlich nebenbei. Ja, und da gab es natürlich auch einige Herausforderungen, weil er möchte es ja wissenschaftlich gut aufarbeiten. Jakob Breu Was einem dann schnell auffällt, ist das, dass die ganzen Jahreszahlen und ein Gutteil der Jahreszahlen passen einfach nicht zusammen. Gut, jetzt kann man natürlich sagen, die Autor und Zeichner bzw Übersetzerin haben sich halt nicht so wahnsinnig viel dabei gedacht. Aber es ist natürlich etwas, was dann, was dann eben auch das Schöne ist an unserer Donaldismus und unserer wissenschaftlichen Herangehensweise, dass man dann versucht, genau solche Widersprüchlichkeiten oder irgendwelche originellen oder nicht so originellen wie auch immer Theorien dafür zu finden, die das erklären. Und dann habe ich das Ganze mit einer sozusagen sehr, sehr abgedrehten physikalischen Theorie von Macro Microzeit versucht zu klären. Ralph Jetzt, nachdem er ja schon einen geschichtlichen Abriss über Entenhausen verfasst hat, der Jakob Breu, hat er auch schon die nächste Idee für ein Forschungsprojekt. Jakob Breu Ich habe jetzt mal einen kleinen Artikel vor zu Betrugsverhalten von Tieren in Entenhausen. Ich habe bemerkt, dass Donald vor allem zum Beispiel Vögeln sagen Wir sind vor allem mal Vögel. Immer ganz interessante, einfallsreiche, unfreundliche Spitznamen gibt. Ich habe festgestellt, dass sich dieses Tier auch noch besonders unfreundlich verhält und man teilweise sogar. Und es betrifft auch noch andere Tiere. Also im Endeffekt unterstelle ich sozusagen mal diesen diesen Tieren, dass sie, dass sie, dass sie absichtlich die Leute quälen und betrügerisch handeln. Das ist so ungefähr die These. Also er liest sich jetzt alle 600 Comics noch mal durch und will dann quasi eine Abhandlung darüber schreiben, ob Donald Duck jetzt irgendwie feindselig gegenüber Vögel ist, weil die in der Regel so assoziiert sind. Ralph Er stellt halt eine These auf und die versucht er halt zu belegen oder zu widerlegen, nämlich dass Tiere wie zum Beispiel der Vogel, der genannt worden ist, dass die betrügerisch sind und dass sie eigentlich falsch dargestellt sind im Comic. Und da überlegt es sich, gibt es da nicht vielleicht Beweise dafür, dass die Tiere das auch verdient haben, weil sie irgendwelche betrügerischen Geschäfte durchziehen oder so. Lukas Okay. Ralph Es ist eine andere Welt. Ich fand es auf jeden Fall sehr faszinierend, dass man sich das so ja, dass er so viel Zeit investiert und sich das so reinfuchsen und auch extra dann auf die Kongresse immer fährt und die Vorträge hält und so. Ich finde, das verdeutlicht halt trotzdem, was für einen Einfluss diese Comics und auch was für eine Bedeutung diese Comics für Leute haben. Also ich könnte mir jetzt nicht vorstellen, Donaldist zu werden. Das wäre jetzt ein bisschen zu krass. Lukas Ich auch nicht. Ralph Hab ich auch so gedeutet ja. Aber es ist trotzdem erstaunlich. Und da möchte ich jetzt mal wieder weg von Entenhausen zu den Comics an sich, dass Comics ja schon längst aus dieser Schundliteratur Ecke draußen sind, also die Comics, die beeinflussen ja uns. Und jeder von uns kennt Comics und hat irgendwie mit Comics zu tun. Comics befruchten Kunstgattungen, die wie Pop Art zum Beispiel. Ralph Es gibt Comicfestivals, Conventions, wo sich Leute wie Comicfiguren verkleiden. Es gibt die Marvel Filme, die unglaublich erfolgreich sind und das findet man leider im Erika Fuchs Haus eher weniger. Aber es gibt da trotzdem auch ein paar Gegenstände, die ausgestellt sind, also Merchandise. Menschen als Gegenstände zum Beispiel. Da gibt es ja viel und es gibt auch ein paar Kuriositäten und eine davon, die möchte ich dir nicht vorenthalten. Joana Straczowski Also für mich wirklich kurios war dieses Feuerzeug. Das ist ein Feuerzeug aus dem Vietnamkrieg und da es hinten damit ich es auch richtig vorlese, lese ich sie ab. Darauf eingeritzt Der Tod ist mein Geschäft und das Geschäft lief gut. Und vorne drauf ist eine selbst eingravierte Donaldfigur zu sehen. Also da sieht man dann auch noch mal, wie weit die Disneyfiguren natürlich auch noch in allen Varianten für Propaganda teilweise auch verwendet wurden, aber dann eben auch für die Soldaten während des Kriegs, die sich dann ihre Figuren da in die in die Feuerzeuge haben rein gravieren lassen. Das finde ich schon sehr seltsam. So dieses dieses martialische Kriegsmotto und dann der lustige Donald vorne drauf. Lukas Ja, auf jeden Fall. Ralph Und diese Bibliothek mit dieser Kuriosität, die befindet sich am Ende des Museums. Und ich wollt jetzt zum Ende dieser Folge auch noch mal Joana Straczowski fragen, wohin sich denn die Comics entwickeln. Joana Straczowski Allgemein kann man sagen, dass einfach Mangas, also diese japanischen Comics, die ja wirklich mit Anime fallen, auch also in meiner Jugend so in den Neunzigern schon sehr beliebt geworden sind, dass das ein riesen Trend ist. Das hat sich denke ich auch einfach die letzten Jahre noch mal verstärkt, auch über Internet, soziale Medien, Cosplay. Und da sind einfach diese ästhetischen Elemente aus Manga Comics einfach noch mal viel bewusster in Deutschland wahrgenommen worden. Mangas nehmen tatsächlich einen großen Platz auch bei den Comicverlagen ein. Und dann denke ich, ist es hier in Deutschland auch weiterhin so, dass schon auch da Anspruch besteht, die Comics eben mit ernsten Themen durchaus auch aufzustellen. Also dass man wie jetzt bei der Sonderausstellung, die bei uns ab August geplant ist, auch ein schweres Thema wie den Holocaust in Comicform darstellt, also die Erinnerungen an diese fürchterlichen Verbrechen dann eben in Bildsprache umsetzt. Und das ist eine große Leistung. Also da hat damals mit Maus, also den kennt man wahrscheinlich das Buch hat einen Pulitzerpreis gewonnen Art Spiegelman hat da den Grundstein für so was gelegt, dass eben Bildgeschichten nicht nur dieses Schenkelklopfer, haha sind, sondern eben auch solche geschichtlichen Themen sehr seriös und sehr ernsthaft auch behandeln können. Ralph Sagt dir Maus was? Lukas Ja, kenn ich. Ralph Hast du es Gelesen? Lukas Nee, aber ich kenne das von der Ästhetik. Ich habe vielleicht mal einige Seiten gelesen oder so, aber nicht ein ganzes Buch. Ralph Ich hab den gelesen. Fand ich sehr eindrücklich. Auch dass so schon viele Jahre her und tatsächlich ist es bei mir ja so, also ich finde das super interessant alles. Aber so wirklich Comics lesen mache ich eigentlich fast gar nicht. Ich weiß nicht, wie ist das bei dir? Lukas Ich verbringe sehr viel Zeit in Frankreich und in Frankreich sind Comics zum Beispiel viel größer als in Deutschland. Hier gibt es überall Comicläden und alle haben Comics zu Hause. Das ist total verrückt. Kenne ich so aus Deutschland überhaupt nicht. Für mich kenne ich das so in Deutschland. Du bist Comicleser wegen Micky Maus Magazin, oder Lustiges Taschenbuch. Oder eben Mangas dann in der Pubertät und dann irgendwann verlierst du so diese Leidenschaft für Comics. Wenn du also aus dem Gröbsten draußen bist. Und hier in Frankreich habe ich den Eindruck, ist es ganz anders. Da wird das ganze Leben lang werden. Da komme ich in Kauf, dass auch die Kultur viel größer. Ich meine, du hast ja mit Belgien die Comicnation nebendran. Die Franzosen selbst haben ja auch sehr viele Comics gemacht. Also das ist ganz anders. Ich hab den Eindruck, dass wir in Deutschland keine wirkliche Comicnation sind. Ralph Ja, den Eindruck habe ich auch. Aus meinem eigenen Leben ist es ja auch so, dass wenn ich jetzt mit meinen Eltern drüber rede oder so, die würden sofort sagen Comics ist irgendwas für Kinder, das ist doch keine erwachsene Person. Lukas Ja, genau. Ralph Und ich glaube, wir haben einfach. Also wir haben ja schon Comiczeichner und Zeichnerinnen in Deutschland. Aber irgendwie ist es nie so wirklich in den Mainstream gedrungen, habe ich den Eindruck. Lukas Zumindest nicht für Erwachsene. Ja, oder vielleicht war das irgendwann mal so, aber ab dem Zeitpunkt, wo du in Deutschland zu alt bist, um in der Pubertät Mangas zu lesen. Ja, also du schaust dir vielleicht irgendwelche Anime Serien an oder so was, aber das ist ja dann auch kein Comic mehr. Das ist ja dann eher Zeichentrickfilm. Hm, also das heißt Comic im Sinne von sequentielle Bildabfolge, so wie du das in deinem Intermezzo da erklärt hast, Ja, keine Ahnung. Ralph Ja, eigentlich ein bisschen schade, weil ich find dass Comic ja schon viel Potenzial hat. Und tatsächlich habe ich auch zwei Graphic Novels. Das ist ja auch ein Comic. Ich hab sapiens von Harari zum Beispiel und auch das geheime Leben der Bäume von Wohlleben und find das ja ganz toll, weil es ja zugänglicher sein müsste. Aber jetzt weiß ich natürlich auch nicht die genauen Verkaufszahlen, aber ich finde auf jeden Fall die Entwicklung ganz gut. Lukas Also generell würdest du sagen, hatte das Museum und das Thema auf jeden Fall gut gefallen, oder Das habe ich schon so raus gehört. Ralph Ich fand's total spannend und find es auch nach wie vor spannend, das Comic Thema. Also ich habe vorher nie von diesen Donaldisten gehört gehabt. Das ist irgendwas sehr spezielles, aber ich mag halt so nerdige Sachen. Das fand ich ganz cool. Und vor allem ich fand auch die Aufbereitung im Museum sehr abwechslungsreich. Du hast dieses bunte Entenhausen, Dann hast du diesen Comic, der das Leben von Erika Fuchs erzählt. Dann hast du ganz viel Station, wo du was machen kannst. Also nicht nur für Kinder, was sondern eigentlich ist das Familienmuseum würde ich jetzt mal beschreiben. Lukas würde ich mir auf jeden Fall angucken. Ralph Hast du noch Fragen zum Museum? Zu Erika Fuchs, sonst in der Nähe? Lukas Aktuell nicht! Vielen Dank auf jeden Fall für die sehr umfangreiche Vorstellung mit Intermezzo, mit Donaldisten Portrait und dann mit dem Exkurs Quo vadis Comiclandschaft? Ähm, nee, also es war zu viel Information für mich. Erstmal denke ich, bin ich soweit befriedigt. Ralph Was ist denn Thema der nächsten Folge? Kannst du so was erzählen? Lukas Ja, die nächste Folge wird sich drehen, um eine Religion. Um eine Religion, die ursprünglich aus Westafrika kommt. Eine Religion, die Popkultur und unser Leben viel mehr beeinflusst hat, als wir uns das vorstellen. Und die, würde ich mal sagen in 95 % der Fälle missverstanden wird und gleichzeitig und da kann ich ja auch schon mal drauf hinweisen, Ralph, wirds eine Kooperation geben mit einem Podcast und zwar mit dem Podcast Heldendumm und da könnt ihr euch also kannst du dich, da könnt ihr euch auf jeden Fall sozusagen auf eine kleine Doppelfolge freuen. Es wird einmal in bei uns um das Museum gehen, von dem ich gerade erzählt habe. Und dann geht es im Podcast Heldentum, zu dem ich eingeladen bin, um einen Menschen, der genau diese Religion auf ziemlich brutale Art und Weise missbraucht hat, um sich um an die Macht zu kommen und um lange an der Macht zu bleiben. Ralph Okay, das reicht jetzt, aber du hast dazu wirklich sehr, sehr viel verraten. Lukas Ja. Ralph Gut, dann würd ich sagen, verabschiede ich uns mal in Art der Donaldisten und sag ja bis zum nächsten Mal und Duck auf! Der Beitrag Menschen, die auf Enten starren – Von einer mutigen Übersetzerin, einem akribischen Fan und viel Widerstand erschien zuerst auf Escucha.39. Zwoelfer-Special Folge 4: Geteiltes Land, geteiltes Leid - Tragödien einer Grenzregion
33:17||Ep. 39BITTE NICHT ANFASSEN! Zwoelfer Special 4: – Grenzregion Show Notes Weil jemand einen Leichnam auf der falschen Seite begraben wollte, wäre es im Spätmittelalter in der heutigen nördlichen Oberpfalz fast zum Krieg gekommen. Doch dem Kaiser wurde das zu blöd. Daher schritt er ein und legte fest, dass mal das Stift Waldsassen und mal die Stadt Eger Urteile fällen durfte. Und schön jedes Jahr abwechseln! Die Probleme hat das jedenfalls nicht gelöst. Das hat dann erst ein Vertrag Jahrhunderte später geschafft. In dieser Folge erzählen wir vom Leben an der Grenze: von Streitereien, Todesurteilen, Zerstörung und Vertreibung, aber auch von Annäherung. Dazu haben wir den Sengerhof in Bad Neualbenreuth besucht und waren mit dem Vertriebenen Karl Schneider in einem heutigen Waldstück, wo früher sein Dorf stand. Wir haben uns das Gelebte Museum in Mähring angesehen und gehen der Frage nach: Wie hält man die Erinnerung an etwas hoch, das verschwunden ist? Die Kooperation von das zwoelfer und dem Podcast „BITTE NICHT ANFASSEN!“ wird gefördert von der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern. #podcastdeutsch #museenentdecken #wissenschaft #museum #oberpfalz #bayern #Geschichte #Grenze #Grenzregion #Frais #Kondominat #Sudeten #Vertreibung #Mähring #Neualbenreuth ~~~~~~~ Hilfreiche Links: Zur Fasaneninsel: https://de.wikipedia.org/wiki/Fasaneninsel_(Baskenland) Liste historischer Kondominate: https://de.wikipedia.org/wiki/Kondominium Weitere Infos zur Frais/Fraisch: https://www.neualbenreuth.de/gemeinde/geschichte/die-fraisch/ http://www.schmidt-grillmeier.de/Frais-Webseite.htm Zu Lohhäuser: Online findet man so gut wie nichts dazu. Das Buch “Lohhäuser. Das verschwundene Dorf” von Karl Schneider kannst du dir über das Gelebte Museum in Mähring bestellen. Es kostet 30 Euro. ~~~~~~~ Infos zum Museum: Kultur- und Dokumentationszentrum FraischSengerhofTurmstraße 5 – 7D-95698 Bad Neualbenreuth https://www.neualbenreuth.de/tourismus/sehenswertes/museen/#/de/neualbenreuth/default/detail/POI/p_100000920/sengerhof Gelebtes Museum MähringRathausstraße 98D-95695 Mähring https://www.maehring.de/museen ~~~~~~~ über BITTE NICHT ANFASSEN!: Woran denkst du beim Wort Museum? An weltberühmte Ausstellungsstücke wie Sarkophage ägyptischer Pharaonen, an Gemälde von Picasso oder an technische Erfindungen wie das Automobil? Denkst du an das Deutsche Museum in München, das Pergamon-Museum in Berlin oder an das Städel in Frankfurt? Wir – das sind Ralph Würschinger und Lukas Fleischmann – denken beim Wort Museum an etwas Anderes: an Milbenkäse, Mausefallen, an Flipper-Automaten, Nummernschilder oder auch an Gartenzwerge. Denn die schätzungsweise 7.000 Museen in Deutschland haben so viel mehr zu bieten als das Angebot der großen Häuser. Mit „BITTE NICHT ANFASSEN – Museum mal anders“ begeben wir uns an kleine Orte, in Seitengassen großer Städte, um die kleinen und alternativen Ausstellungen zu finden, von denen du vermutlich noch nie gehört hast. Pro Monat erscheint eine Folge, für die einer von uns beiden ein besonderes Museum besucht und sich mit dem jeweils anderen darüber austauscht. Dabei kommen Museumsbetreiberinnen und -betreiber zu Wort, aber auch die Exponate an sich werden hörbar gemacht. Dieser Podcast ist für Museumsliebhaber, für Mitarbeiter aus dem Museumsbereich und für alle, die sich für Kunst, Kultur und Technik-Geschichte interessieren und skurrile Stories mögen. BITTE NICHT ANFASSEN! ist eine Produktion von Escucha – Kultur für's Ohr. Mehr Infos auf https://www.escucha.de/bitte-nicht-anfassen/ ~~~~~~~ Kontakt: Instagram: https://www.instagram.com/bittenichtanfassen_podcast/ E-Mail: info[at]escucha.de ~~~~~~~ über „Das Zwoelfer – Museen im Landkreis Tirschenreuth!“: Wir sind die Museen im Landkreis Tirschenreuth und hier gibt es viel zu sehen, staunen und entdecken. 12 Monate im Jahr gibt es ein vielseitiges Programm: Sonderausstellungen, Veranstaltungen und Aktionstage zum Mitmachen. Das Stiftland und der Steinwald haben einiges zu bieten und auch die Museen in unserem Landkreis sind immer wieder einen Besuch wert. Nicht nur in den größeren Städten wie Tirschenreuth, Waldsassen, Mitterteich, Kemnath und Erbendorf finden Sie mancherlei Museumsschätze, sondern auch in Bärnau, Bad Neualbenreuth, Mähring, Plößberg und nicht zuletzt auf der Burg in Falkenberg gibt es viel Neues und Altes zu entdecken. Wir laden Sie ein auf eine spannende und abwechslungsreiche Entdeckungsreise durch die Museen im Landkreis Tirschenreuth und wünschen Ihnen dabei einen angenehmen Besuch, bleibende Eindrücke und interessante Begegnungen. Wir freuen uns auf Sie! Wollt ihr uns unterstützen? ~~~~~~~ Dann schaut doch auf unserer Steady-Seite vorbei: https://steadyhq.com/en/bitte-nicht-anfassen ~~~~~~~ Podcast-Credits: Sprecher: Lukas Fleischmann, Ralph Würschinger Produktion: Escucha GbR Podcast-Grafik: Tobias Trauth; https://www.instagram.com/don_t_obey/ Intro/Outro: Patrizia Nath (Sprecherin) https://www.patrizianath.com/, Lukas Fleischmann (Musik) Wenn euch der Podcast gefällt, dann abonniert uns und empfehlt uns weiter. Welches Museum sollen wir unbedingt vorstellen? Schreibt uns eure Vorschläge! ~~~~~~~ Transkript Teaser Ralph Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Bitte nicht anfassen – Museum mal anders. Der Podcast, wenn's um skurrile, schräge, kleine alternative Museen geht und auch um deren Kuratoren, Kuratorinnen, was auch immer. Ich bin aber nicht alleine hier. Mein Name ist Ralph. Ich habe bei mir …. Lukas ja der andere hier mit im Boot, der bin ich. Ich bin Lukas und unser Konzept ist einfach erklärt: Wir stellen nämlich dem anderen normalerweise pro Folge ein skurriles Museum mitsamt all seiner Geschichten vor. Aber in diesem Monat September ist ja alles ein bisschen anders, denn der September steht im Zeichen einer Kooperation zwischen Bitte nicht anfassen! und das zwoelfer, Museen im Landkreis Tirschenreuth. Das ist ein Museumsverbund, der uns einfach eingeladen hat, mal seine skurrilen Museen anzugucken. und wir waren bislang schon bei Zoigl, also in der regionalen Biertradition. Wir haben uns angeguckt, wie das Glas aus der Oberpfalz nach Notre Dame und zum Big Ben kommt. Wir haben uns verrückte Geschichten über den Widerstand des ehemaligen sowjetischen Botschafters und der katholischen Anziehungsperson Resl von Konnersreuth angehört. Und jetzt sind wir bei der letzten Folge dieser Kooperation. Und da ich ja in der vergangenen Folge über den Widerstand parliert habe bis zu dem Rand, das heißt, ich kann mich mal wieder zurücklehnen und deiner schönen Geschichte hoffentlich zuhören. Ralph Heute geht es um das Thema Grenzen, also Grenze zwischen Gebiet A und B und im Laufe der Geschichte, das weiß ja jeder, haben sich Grenzen verschoben. Das ist auch in der nördlichen Oberpfalz passiert. Heute liegt ja die nördliche Oberpfalz an der Grenze zu Tschechien. Und diese Grenzlage, die hatte auch früher schon enorme Auswirkungen auf die Menschen, die dort gelebt haben. Und ich habe unter anderem mit jemanden gesprochen, der gezwungen war, sein Leben komplett umzustellen und den das bis heute nicht loslässt. Aber ich fang mal mit einem Exkurs an Ich weiß, du bist nicht der größte Freund von Exkursen, sondern willst eigentlich direkt rein, aber ich fand es trotzdem interessant. Wir werden ja sehen, ob es drin bleibt. Kennst du den Fluss, Oh Gott. Ich hoffe, ich spreche ihn jetzt richtig aus, Bidasoa? Lukas Noch nie gehört. Ralph Das ist der Grenzfluss zwischen Frankreich und Spanien. Und der mündet im Norden in den Golf von Biscaya. Es ist ein sehr breiter Fluss. Und in diesem Fluss, da gibt es eine Insel, die Fasanen-Insel, auch genannt Konferenzinsel. Und die ist rund 220 Meter lang und bis zu 42 Meter breit, unbewohnt. Und da die auf der Grenze liegt, hast du eine Ahnung, wem diese Insel gehört? Lukas Also es gibt ja immer wieder so Geschichten, dass sich dann das von Jahr zu Jahr abgewechselt wird, dass es einmal, dann Frankreich gehört und im nächsten Jahr wieder Spanien. So kenne ich das von Inseln, die, bei denen sich zum Beispiel Dänemark und Kanada, die sich da immer abwechseln. Vielleicht ist es da ja auch so? Ralph Ja, das ist auch so, nur dass es nicht jährlich ist, sondern halbjährlich. Also mal untersteht es den Franzosen, mal den Spaniern und das schon seit mehr als 350 Jahren. Das Gebiet, das wird sozusagen gemeinschaftlich verwaltet und da gibt es auch einen Fachbegriff dafür. Ich hoffe, ich spreche den jetzt auch richtig aus. Kondominium oder Kondominat, also vom lateinischen con zusammen und dominare herrschen. Und was die Fasaneninsel jetzt ganz einzigartig macht, ist das, dass es das kleinste Kondominat der Welt ist und auch eines der wenigen, das bis heute noch existiert. Früher kam das öfter vor. Und mit Bildung der modernen Nationalstaaten ist es dann fast verschwunden. Und ein anderes Kondominat, das aber heute auch verschwunden ist, das lag in der nördlichen Oberpfalz, genauer gesagt im Grenzgebiet zu Tschechien. Und das hat rund ein Dutzend von Ortschaften umfasst, unter anderem die Ortschaft Bad Neualbenreuth. Es ist ein Kurort, wie der Name schon sagt, mit rund 1500 Einwohnern liegt nur wenige 100 Meter entfernt von der heutigen tschechischen Grenze. Und dort gibt es ein Museum, das heißt Sengerhof. Also es ist ein Bauernhof, ein Vierseithof aus dem 18. Jahrhundert, und der wurde dann von den Leuten dort an die Marktgemeinde vermacht und beherbergt unglaublich viele Gegenstände der Vorbesitzer, also ganz viele Kleidungsstücke, Alltagsgegenstände, Werkzeuge usw alles in gutem Zustand. Darum geht es aber heute nicht. Es geht ja um Grenzen, hab ich gesagt. Und ich habe Albert Köstler kennengelernt, den Museumsleiter. Der ist auch zufällig der ehemalige Bürgermeister von Bad Neualbenreuth. Hatten wir schon mal in der Folge. Ja. Und in einem Raum von diesem Museum, Da geht es um die Geschichte der Fraisch. Hast du davon schon mal gehört? Lukas Noch nie. Fraisch? Keine Ahnung. Ralph Ja, das ist ein ganz altes Wort. Und was das bedeutet, das soll dir mal Albert Köstler erklären. Albert Köstler Es ist ein Begriff aus dem Althochdeutschen, der ursprünglich Angst und Schrecken heißt. Ja, im engeren Sinn war Fraisch die Blutgerichtsbarkeit, die höhere Gerichtsbarkeit. Also wer Todesstrafe, die Todesstrafe hat. Malefiz-Fälle, so hat es damals geheißen. Lukas Der Name Fraisch für ein Gebiet ist jetzt eigentlich nicht sehr positiv konnotiert. Todesstrafe, höchste Gerichtsbarkeit. Klingt ja jetzt eher nach einem Gebiet, was sich so ein bisschen nach Guantanamo Bay anhört. Ralph Ja, aber das ist tatsächlich ein bisschen irreführend. Es geht um diese Besonderheit im Gebiet, dass nämlich die Blutgerichtsbarkeit oder die hohe Gerichtsbarkeit sich da ständig geändert hat. Okay, das kann ich schon mal verraten. Und zur hohen Gerichtsbarkeit. Albert Köstler hatte schon gesagt, da geht es um Todesstrafe und wir befinden uns jetzt im Spätmittelalter, also müssen wir wirklich weit zurückgehen. Was meinst du, was hat der früher so zur Todesstrafe geführt? Lukas Vieles. Ralph Ja, richtig, Albert Köstler zählt mal für dich auf. Albert Köstler Ketzerei, Zauberei. Vergiftung. Kirchenraub. Ehebruch. Notzwang. Blutschande. Unkeuschheit. Entführung einer Witwe oder Jungfrau. Um Gottes Willen. Wer sich mit zwei Personen verlobt. Oh Gott. Mord, Raub, Brennen, Wegelagerei und, und, und. Lukas Also alles so stakkatoartig. Hätte ich jetzt nicht aufzählen können. Ralph Ja, ja, alles Mögliche. Er hat aufpassen müssen. Sagen wir es mal so und wie schon angedeutet, bezeichnet die Fraisch ein Gebiet, wo die hohe Gerichtsbarkeit sich geändert hat. Jetzt ist aber die Frage ja, warum ist das dann so? Warum hat sich da diese hohe Gerichtsbarkeit geändert? Und auch inwiefern? Darauf gehe ich jetzt ein bisschen ein. Es ist ja so, dass du in der vorletzten Folge von dem Stift Waldsassen schon gehört hast. Ja, und dieses Stift Waldsassen das war sehr mächtig. Es war sehr kaufkräftig, hat sehr viele Gebiete sich angeeignet. Also wir sprechen jetzt so vom 12., 13., 14. Jahrhundert, und es gab aber noch ein anderes Gebiet, das war die Stadt Eger oder auch Tschechisch Cheb. Die war auch einigermaßen wohlhabend und hat sich auch Gebiete angeeignet. Und so entstand dann in dieser Region ein Flickenteppich, wo es Gebiete gab, die dem Stift Waldsassen zugewiesen waren und dann wieder der Stadt Eger. Und es gab auch sogenannte gemengte Orte, wie auch Neualbenreuth einer war, in dem sich Bürger, die zum Stift Waldsassen gehört haben, aufgehalten haben, genauso wie Leute, die halt zur Stadt Eger gehörten. Und da kannst du dir vorstellen, das könnte zu Streitereien geführt haben, gerade über Steuerabgaben, Brauereirechte, Bäckereirechte usw. Hinzu kommt noch als wichtiger Punkt, dass sowohl das Stift Waldsassen als auch die Stadt Eger. Das waren sogenannte reichsunmittelbare. Sagt dir das was? Lukas Ja, das heißt reichsunmittelbar heißt doch in dem Fall, dass die keinem Kurfürsten unterstehen, sondern direkt dem Kaiser. Ralph Genau. Das heißt, wenn es da zu Streitereien kam, die man nicht sofort auflösen konnte, da musste sich letzten Endes der Kaiser in Österreich einschalten. Das war dann auch der Fall bis zum 16. Jahrhundert, das dann immer wieder Streitereien gab und dann ist aber was passiert, das dann die Situation mit einem Schlag umgestellt hat. Albert Köstler Der Mord von Hundsbach, wo ein waldsassener Bürger einen egerischen Bürger an der Grenze jämmerlich ableibig gemacht hat, erschossen. Und der hat dann den Leichnam genommen, aufgeladen auf einen Bruckwagen und hat ihn auf dem Waldsassener Friedhof eingscharrt. Das haben die Egerer aber mitbekommen und haben die Bürger als Geisel genommen und haben die gesagt: Also wenn ihr ihn nicht rausrückt, den Toten, dann gibt es Krieg und das ist dann so passiert, der wurde zurückgegeben. Aber die ganze Geschichte ist da wieder sage ich jetzt noch mal dem Kaiser von Österreich vorgetragen worden, und der hat gesagt: jetzt ist Ruhe. Ralph Ja kurz zusammengefasst: jemand aus Waldsassen hat einen Egerländer umgebracht also Egerländer, der gehört zur Stadt Eger sozusagen, und hat dann diesen Egerländer, ja genau diesen Egerländer auf Waldsassenr Gebiet begraben. Das fanden die Egerländer aber nicht so toll und haben dann ihrerseits Lukas Aber die Tatsache, dass der Waldsassener den Egerländer umgebracht hat… Ralph Das war auch schon nicht toll. Und dann war es eben so, dass die Egerländer dann ihrerseits Geiseln genommen haben. Leute, die sich zu dem Zeitpunkt Egerland sozusagen aufgehalten haben, aber aus Waldsassen stammen und gesagt haben So, ihr gebt jetzt da diesen Leichnam raus, sonst geben wir die Geiseln nicht frei. Dann gab es halt diesen Austausch und das Problem hat dann auch der österreichische Kaiser mitbekommen und hat gesagt Ich will jetzt endlich eine Lösung für finden, damit es nicht ständig diese Streitereien auf diesem Gebiet gibt. Und dann hat er 1591 einen Vertrag aufgesetzt und in diesem Vertrag stand, dass sich jedes Jahr die Gerichtsbarkeit in dem Gebiet abwechseln sollte, also die hohe Gerichtsbarkeit, das heißt jedes, also auch nicht so zum 1. Januar oder was, sondern jeden Sommer hat jemand in Neualbenreuth verkündet, wer ab jetzt die Gerichtsbarkeit für ein Jahr innehat, also das Stift Waldsassen oder die Stadt Eger und wer eine Tat während des Waldsassener Jahres begangen hat, der ist dann auch von Waldsassen verurteilt worden und umgekehrt. Also auch wenn es jetzt ins nächste Jahr rüber gereicht hätte oder so. Ja, und laut Albert Köstler hat das dann trotzdem nicht verhindert, dass es weiterhin Streitereien gegeben hat. Aber die Verurteilung wird halt jetzt leichter und es hat sich noch was verändert, nämlich die Fraisch wurde ein zollfreies Gebiet, das heißt sie konnten da zollfrei bestimmte Sachen einführen, wie zum Beispiel aus Böhmen Eisen, aber aus Bayern auch Bier und Salz. Und eigentlich sollte das nur eine Übergangslösung sein und hat dann aber relativ lang gehalten. Hast du eine Ahnung, wie lang das gegangen sein könnte? Lukas Hmm, also geschichtlich müsste sich ja an den Staaten was ändern, also schätze ich mal wird es mindestens bis. Also ich schätze mal Säkularisation. Das heißt ich würde sagen bis Napoleon bis sich halt das Königreich Bayern gegründet hat, also Anfang 19. Jahrhundert. Ralph Ja schon sehr gut geraten. Also bis 1862 ging es tatsächlich noch. Mit dem Wiener Vertrag hat sich das dann geändert. Letzten Endes, das war der war ja dann 1862 und da wurde dann eben der Grenzverlauf zwischen Bayern und Böhmen neu geregelt und die Fraisch wurde aufgelöst. Neualbenreuth ist zu Bayern gekommen und Altalbenreuth, der Nachbarort, der nur wenige Kilometer entfernt liegt, der kam zum österreichisch-ungarischen Kaiserreich. Lukas Okay. Ralph a und heute ist es so, also es ist natürlich schon sehr lange her. Heute ist es so, dass man ja eigentlich gar nichts mehr wirklich sieht von diesem Gebiet. Was soll man auch groß sehen, aber es gibt trotzdem ein Überbleibsel aus dieser Zeit, nämlich kulturell: Das ist das Egerländer Fachwerk, okay. Und dieser Sengerhof, also das Museum in Bad Neualbenreuth, das ist in der Egerländer Fachwerkbauweise erbaut, das Fachwerk, das zieht sich nicht durch das komplette Haus durch. Das geht eher so im Obergeschoss los und hat dann ein Rautenmuster, das sehr eigen aussieht. Und außerdem gibt es auch noch die Sprache, die Egerländer Sprache, die sich bis heute erhalten hat. Dazu Albert Köstler. Albert Köstler Wie die Grenze geöffnet worden ist 1990 1991, wie wir die ersten informellen Treffen hatten, auch mit Leuten außerhalb der Grenze, Tschechischen Landsleuten, sind welche auf uns zugekommen, haben uns Deutsch angesprochen. Aber nicht Deutsch, sondern egerländisch, so überraschend und reinrassig, dass ich es selber nicht verstanden habe. Aber ich wusste es von meinen Großeltern her Namen, wie zum Beispiel der Schurl, das war der Georg. Lukas Okay, das heißt, sie haben jetzt in der Zeit ihre eigene Sprache entwickelt, die dann egerländisch war und das ist ein Dialekt, aber ein bayerischer Dialekt dann. Ralph Ja, also es ist schon ähnlich zur Oberpfälzisch, aber das ist schon noch mal was eigenes. Lukas Okay, also hatte wahrscheinlich irgendwelche slawischen Einflüsse durch das tschechische. Ralph Gut möglich. Lukas Ja okay, aber ist ganz interessant, dass dann die Leute auf tschechischer Seite dann noch dieses Egerländisch sprechen.Vermutlich auch noch mehr als die Leute im bayerischen Teil. Ralph Und viele Ortschaften, die sich im damaligen Gebiet befunden haben, vor allem auf tschechischer Seite die sind nach dem Zweiten Weltkrieg zerstört worden, sind geschliffen worden von den Sowjets und die deutschsprachigen Einwohner vertrieben worden zwar auch in Altalbenreuth das ist zum Beispiel der Fall. Also Altalbenreuth existiert eigentlich nicht mehr, im Gegensatz zu Bad Neualbenreuth. Neben den Orten im Gebiet der Fraisch waren noch ganz viele andere Orte von Zerstörung betroffen. Nach dem Zweiten Weltkrieg nämlich die im ehemaligen Sudetenland. Das waren rund 2400 Orte, die da zerstört worden sind. Die Sudeten das ist ja ein Gebirgszug, der sich durch Tschechien erstreckt und in den heutigen Gebieten von Böhmen, Mähren und Schlesien, da ist das ehemalige Sudetenland zu verorten, gerade auch hin zur deutschen bzw. zur österreichischen Grenze. Und einen diese abgerissenen Orte habe ich besucht und kann schon mal sagen, das es echt was ganz Besonderes für mich war. Ich hab mir das vielleicht anders vorgestellt, aber das war echt krass. Ja, aber ich war nicht allein unterwegs. Karl Schneider Ist schon schmerzhaft, wenn man dort hinkommt, wo man als Kind gespielt hat und es ist nichts mehr da. Das Haus der Großeltern steht nicht mehr. Das Haus, in dem meine Eltern gewohnt haben, steht nicht mehr. Es ist kein Haus mehr. Lukas Okay, das heißt, von dem Ton ausgehend gehe ich davon aus, dass du da mit jemanden warst, der wirklich in diesem Dorf gelebt hat. Ralph Ja, richtig. Das ist Karl Schneider, den du gerade gehört hast. Der ist natürlich schon etwas älter. Und er ist in einem dieser Dörfer aufgewachsen, das es nicht mehr gibt. Und das Dorf hieß Lohhäuser. Die Ruinen davon stehen auf heute tschechische Seite. Bis 1946 gab es das Dorf, das hatte 29 Häuser und auf der einen Seite grenzt es an An Wiese an und auf der anderen Seite war Wald. Und als ich da war, also du musst dir das so vorstellen, du gehst über die Grenze drüber, das ist eh schon im Wald und dann bist du einfach mitten im Wald und überall hast du Bäume und keine Gebäude mehr. Dann sagt Karl Schneider halt so, ja, hier stand das Gebäude und da stand das Gebäude. Und heute sind halt echt sauhohe Bäume. Also ist das für mich so überraschend, dass diese Bäume, die waren ja 30 Meter hoch oder so, Lukas Aber hast du da trotzdem noch Ruinen gesehen? Aso von einem Haus habe ich eine Ruine gesehen, sonst nichts mehr. Das ist echt krass, dass das so abgetragen ist. Das sind einfach Wiese, Waldboden, Sträucher, Bäume. Hast aber keine Häuser mehr. Und für mich war das ja quasi einfach so Waldstück. Für Karl Schneider war das aber ein Ort der Erinnerung. Karl Schneider Ist sicherlich auch Nostalgie. Muss man ja vorsichtig sein. Man verfälscht dann auch manches. Das ist alles nicht ganz ohne. Aber ich weiß noch genau, mein Onkel, der Heger war, der im Forst tätig war, hatte einen kleinen Dackel, den Waldi, und der war mein Ein und Alles. Ich habe mich neben unserem Haus ja in die in die Försterwiese gelegt, bin eingeschlafen. Der Waldi hat gebellt, wenn jemand sich näherte. Und das sind halt so kleine punktuelle Erinnerungen, die ich auch noch habe. Und aus diesem Kinderparadies bin ich ja vertrieben worden. Ralph Er war neun Jahre alt, als er diesen Ort verlassen musste, zusammen mit seiner Mutter, seinen zwei Brüdern und den Großeltern. Und die Leute wurden ja verteilt in die verschiedenen Zonen in Deutschland. Und er hatte gehofft, nach Bayern zu kommen, in die amerikanische Zone. Es ging aber für sie in die russische Besatzungszone nach Thüringen. Von dort sind sie dann bald darauf geflohen. Also er ist geflohen, zusammen mit seinem jüngeren Bruder und seiner Mutter. Der andere Bruder und die Großeltern mussten noch eine Weile in Thüringen bleiben, weil was gesundheitlich einfach nicht gepasst hat. Sie sind dann geflohen ins Allgäu, zu Karl Schneiders Onkel und später dann in die Oberpfalz gezogen. Da kam dann auch seine Großeltern dazu, und sein mittlerer Bruder und damit war der Umzug aber noch nicht ganz abgeschlossen. Karl Schneider Und weil kein Platz mehr für mich war und ich schon immer früher bei den Großeltern, bin ich mit meiner Großmutter und meinem Onkel, dem Bruder meines gefallenen Großvaters, bin ich dann in eine Waldhütte gezogen, die heute noch steht. 20 Quadratmeter mitten im Wald. Und da musste ich zwei Jahre lang leben. Sommer und Winter, Winter auf Skiern und ganz allein im Winter. Ganz hart. Meine Mutter hatte mir ein Fahrrad noch besorgt, das machte mir das Ganze dann leichter. Aber ich hatte keine Spielkameraden da, und das hat mich natürlich auch geprägt. Ralph Vom zehnten bis zum 13. Lebensjahr war er dort in dieser Waldhütte, und ab und zu ist er von seinen Verwandten noch besucht worden. Später, als er dann erwachsen war, war es dann ich sage mal, nicht mehr so einsam. Er ist dann in die Nähe von Bremen gezogen, wo er auch heute noch lebt. Lukas Ich wollte doch sagen also, dass er für den Oberpfälzer einen ziemlich norddeutschen Einschlag hat, finde ich. Ralph Und für ihn war lange Zeit die Sache mit Lohhäuser, also mit diesem Dorf, in dem er aufgewachsen ist, ja gegessen, war irgendwie vom Tisch, weil es ja auch schwierig war, dorthin zu gehen. Zu Zeiten des Eisernen Vorhangs noch. Und als dann aber die Grenzen geöffnet wurden. Am ersten Tag sind dann Karl Schneider und seine Brüder dort hingegangen nach Lohhäuser und haben dann schon komplett zerstört das Dorf vorgefunden. Einzig da Fundament der damaligen Mühle steht noch sowie ein Mahnmal für die im Krieg Gefallenen und aus Angst, dass das Dorf, also sein Ort, wo er aufgewachsen ist, dass das in Vergessenheit gerät, ist ein Karl Schneider an den damaligen Bürgermeister des Nachbarortes Mähring herangetreten. Also das liegt dann in der Oberpfalz, in Bayern und hat gefragt, ob es nicht möglich ist, so eine Patenschaft irgendwie zu übernehmen, um das im Gedächtnis zu behalten. Karl Schneider Und dann sagte der Bürgermeister Das kann ich nicht entscheiden, das muss der Gemeinderat. Und meine Anmerkung Ja gut, es gibt doch in der Schule Heimatkunde, habe ich irgendwo gelesen. Werden doch sicherlich Lehrer erklären, dass da auch mal hinter der Grenze ein Dörfchen war und dass die Menschen Kontakte hatten. Dann hat er mich oder uns beide, mein Bruder und mich, mit großen Augen angeschaut und gesagt Nein, da irren Sie ja, die Lehrer kommen von auswärts. Sie haben keine Ahnung, dass da mal Leute hinter der Grenze waren, dass da mal ein Dorf war, das weiß keiner von den Lehrern. So, Wie bitte? Und das mag jetzt pathetisch klingen. Dann habe ich mir gesagt, So, ich komme aus diesem kleinen Dorf. Aber die Menschen, die dort gelebt, geliebt und gelitten haben, haben es nicht verdient, im Schwarzen Loch der Geschichte zu verschwinden. Lukas Und dann hat er selber das Heft des Handelns in die Hand genommen? Ralph So ist es ja. Er hat dann angefangen, ganz viel zu recherchieren, hat Archive aufgesucht, die Dorfchronik ausfindig gemacht, mit Überlebenden gesprochen und hat letzten Endes dann ein ausführliches Buch darüber geschrieben. Auch mit ganz vielen Fotos. Und er hat es geschafft, dass Mähring dann die Patenschaft übernommen hat. Lukas Für Lohhäuser? Ralph Genau. Ja. Und heute ist es noch so, dass mindestens einmal im Jahr Karl Schneider von der Nähe von Bremen nach Lohhäuser kommt, um sich mit anderen ehemaligen Bewohnern zu treffen. Lukas Ja, gibt es davon noch welche? Weil es können nicht mehr viele sein. Oder wenn es 29 Häuser waren und wir reden da von 1946. Ralph Also laut Karl Schneider sind es nur 4 bis 5 Leute, die es noch gibt. Ja, und der Ort Mähring, Der erinnert auch noch an dieses Lohhäuser, nämlich im Museum, das Sie haben. Sie haben das sogenannte gelebte Museum Mähring. Das Problem ist ein bisschen, dass es wenig Objekte gibt aus Lohhäuser und deswegen ist gerade auch nicht viel ausgestellt in dem Museum. Dort gibt es eine Miniatur, so ein Modell, das veranschaulicht, wie das damals ausgesehen hat, wo die Häuser standen, wie die Straße verlief. Und es gibt auch noch so so Perlen anzugucken, die sind mir aufgefallen. Worum es sich dabei handelt, erzählte Roland Weiß, er ist Leiter des Museums. Roland Weiß Ja, hier in Lohhäuser sind in der Mühle dann so Holzperlen gefertigt wurden sogenannte Badl. Und da sind unter anderem so Alltagsgegenstände, wie Einkaufstaschen gefertigt wurden. Und ja, Kreuz und verschiedene andere Sachen. Kleine Taschen. Lukas Ich glaube, ich kenne diese Holz einkaufstaschen. Ich glaube, dass meine Oma so eine hatte. Ralph Ja. Ja, gut möglich. Ja. Und diese Perlen, die ich da gesehen hab, die waren auch eine Tasche rein gemacht und haben einer Frau gehört, die aus Lohhäuser geflohen ist und die Tasche dann dem Museum vermacht hat. Ja, Außerdem kann man noch den Mühlstein sehen. Der wurde in einer Nacht und Nebel Aktion dann irgendwann mal geborgen. Aber ja, das war's dann leider. Also es gibt einige Sachen, die im Lager sind, hat mir Roland Weiß versichert. Aber zu dem Zeitpunkt gab es sonst nur eine Ausstellung mit Gemälden eines erst örtlichen Künstlers, der dann auch Landschaften gemalt hat. Und Roland Weiß den du jetzt gehört hast, der hat Lohhäuser nicht mehr miterlebt, der ist ein bisschen jünger. Der ist aber gebürtige Mähringer und da wollte ich wissen, was er da mit Lohhäuser dann überhaupt noch verbindet. Also gibt es da überhaupt noch eine Verbindung oder wie wird das denn am Leben erhalten? Roland Weiß Das hier das war immer früher in meiner Kindheit verbotenes Land, da war hier die Grenze, da hast du bloß rüber geschaut und konntest nicht rüber und da haben immer bloß Großvater erzählt, Lohhäuser; wie es da drüben zugangen ist, also dass sie da rüber gegangen sind ins Wirtshaus usw aber man konnte es nie sehen selber. Und das hat mich immer interessiert und fasziniert. Lukas Ja, das kann ich mir aber gut vorstellen. Ich glaube, so verbotene Orte oder so Orte, die gibt es, weil man so eine Grenze, das muss eine unglaubliche Faszination ausüben. Jetzt zum Beispiel bei mir, wo ich aufgewachsen bin, im Nachbardorf, im Wald da ist noch ein Munitionsdepot, der Nazis. Ist auch alles abgesperrt, weil vielleicht liegt da noch Munition irgendwo rum. Ich weiß es nicht. Aber du kannst dir vorstellen, wie oft wir uns als Kinder entlang an den Zäunen da entlang gehandelt haben und rüber geguckt haben und vielleicht ein Ort gefunden hat, wo man drüber klettern kann oder drunter klettern kann. Oder irgendwie so. Das übt eine wahnsinnig Faszination aus. Ralph Aber es wird natürlich immer schwieriger. Je mehr Wald darüber wächst, desto weniger bleibt halt erhalten von diesem Dorf, was eh schon fast nichts mehr ist. Und ich glaube auch, dass es für die jüngeren Generationen immer schwieriger vorstellbar ist, dass da überhaupt mal ein Dorf war. Und heute sieht das halt einfach alles anders aus als früher. Früher hatte man zu Zeiten von Roland Weiß hatte man halt einfach da eine Grenze und also geografisch wie auch kulturell. Und heut ist es halt anders. Roland Weiß Ja früher waren wir am Ende der Welt. Wenn man so sagen kann, da ist ja Mähring mehr oder weniger so abgeschlossen gewesen, der ging ja nur in zwei Richtungen konnte man rausfahren. Früher, vor der Wende gab es überhaupt keine Beziehungen darüber, dass war halt einfach, weil der Zaun war, gab es nicht. Man konnte da nicht hin und her. Und nach der Wende ist es ja schon ganz anderes Verhältnis. Es wird rübergefahren, es gibt Tschechen, die hier arbeiten, also bissel Bremsen tut das Ganze die Sprache tschechisch. Die wenigsten können das. Also es ist eine schwere Sprache. Ich habe das sogar mal versucht, aber aufgegeben. Lukas Ja, das kann ich mir vorstellen. Wenn da irgendwie über Jahrzehnte hinweg war ja bis 1900 plötzlich 1990 und das dauert halt so was. Na und wenn es dann diese sprachlichen Kontakte nicht mehr gibt und wenn auch die Leute zum Beispiel nicht zweisprachig aufwachsen, weil warum sollten sie es? Ich meine, wenn da die Grenze ist, wenn da der Zaun ist, die werden ja deswegen nicht nach Tschechien rübergehen, weißt was ich meine? Das heißt, es gibt ja für die überhaupt keinen Grund, Tschechisch zu lernen. Genossen ist das eigentlich für die Tschechen kein Grund? Gibt Deutsch zu lernen? Das kann ich mir schon gut vorstellen. Für die gibt es glaube ich, eher noch einen Grund, Deutsch zu lernen, weil halt viele hier in Deutschland arbeiten. Lukas Jetzt aber, ich meine jetzt die Generation, dann während des Eisernen Vorhangs und das glaube ich halt, wird halt schwierig sein. Ralph Was mich noch so ein bisschen beschäftigt hat, nachdem ich diese beiden Museen da besucht habe, war die Frage ja, wie vermittelt man so was eigentlich am besten, wenn es nichts, also fast nichts gibt, was übrig geblieben ist, sozusagen gegenständlich? Und in Neualbenreuth, um jetzt da noch mal zurückzukommen, da ist es nämlich so, dass in dem Raum, wo es um die Fraisch geht, um dieses Gebiet, Du hast eigentlich nur Texttafeln, die es vermitteln. Das fand ich schon, Ja, ist halt nicht so anschaulich. Da habe ich mich gefragt ja, wie würde ich das denn anders machen usw und dann hab ich lange überlegt. Hast du das jetzt eine fixe Idee? Lukas Warum denn keine Waldhütte in dieses Gebiet reinstellen und es so ein Open Air Museum, wo du kein Eintritt zahlen musst, wo du reingehen kannst und da kannst du zum Beispiel Fotos machen und die an die Fenster hinhängen, damit du quasi aus dem Fenster rausgucken kannst und dann siehst du, wo diese Häuser wie gestanden wären. Ralph Du meinst im Fall von Lohhäuser, oder? Lukas Genau. Ralph Ich hab mir gedacht, bei der Fraisch, wo es nur Texttafeln jetzt zu sehen gab, vielleicht wäre das ja ganz interessant gewesen, da konkrete Fälle halt zu präsentieren, weißte? Weil es ja um diese unterschiedliche Gerichtsbarkeit geht, dass man einfach Fälle herholt und sagt naja, okay, Person XY hat das gemacht und wurde dann nach Eger recht verurteilt und dann Person Y hat dies und jenes gemacht und so, aber sonst ist tatsächlich gar nicht so leicht. Wollte ich jetzt nur einfach mal streuen. Ich habe da keine Lösung und ich habe da auch jetzt niemanden der Museumsleiter noch mal extra nachgefragt. Aber das empfinde ich auf jeden Fall als eine Herausforderung. Hast du denn sonst irgendwelche Fragen noch dazu oder möchtest du irgendwas loswerden zu dem Thema? Lukas Wie verrückt es vielleicht ist, dass sind wir jetzt uns heute zu Grenzgebieten befinden, dass wir dann teilweise nicht mal mehr wissen, sind wir jetzt in Bayern oder sind wir in Tschechien, weil es geht einfach ein Waldweg durch den Wald durch und zack, du bist halt im anderen Land. Ralph Ja, das stimmt. Lukas Und damals halt einen Todesstreifen oder halt Zaun mit Sicherheitskontrolle oder keine Ahnung was. Und das ist halt schon irgendwie so für mich so ganz schwer nachzuvollziehen, wie auch der Roland weiß es gesagt hat. Das irgendwie so bei Mähring hört die Welt auf und danach war halt einfach Schluss. Nicht, weil dann die Welt zu Ende war, es dann halt einfach, weil es dann keine Reisefreiheit mehr gab. Du konntest nicht mehr weitergehen und ich glaube, das ist ein Privileg. Also ich meine, wir können uns vielleicht noch an Grenzkontrollen in Österreich erinnern oder nach Tschechien oder so was, aber da waren wir sehr jung. Also das heißt, seitdem ich irgendwie politisch ein bisschen ein Gewissen habe, habe ich, glaube ich, kenne ich keine Grenzkontrollen mehr. Und es ist schon irgendwie verrückt, wenn man damit aufgewachsen ist und wenn man sich dessen bewusst ist, dass es irgendwie zumindest in der näheren Umgebung keine wirklichen Grenzen mehr gibt. Wie krass ist es. Und da möchte ich eigentlich auch nicht mehr in die Zeit früher zurück. Ralph Ja, da hast du recht. Ich kann mich da auch, obwohl ich ein bisschen älter bin, also ich kann mich da auch so gut wie gar nicht dran erinnern an diese Grenzkontrollen. Ja, und bin froh drum, dass es den Schengenraum hier gibt. Lukas Vielen lieben Dank für diese Geschichte, für diesen Schwung durch die Zeit. War auf jeden Fall echt höchst interessant. Karl Schneider Wie alt ist er jetzt? Der muss ja dann auch jetzt schon auf die 90 zugehen, oder? Ralph Ja, der ist Mitte 80. Ja, das sind die letzten Zeitzeugen bei solchen Geschichten, das ist ja krass. Ich fand es unglaublich spannend, was er erzählt hat und er hat sich auch richtig viel Zeit genommen für mich. Wir sind da bestimmt, ich möchte es nicht übertreiben, aber bestimmt zwei, drei Stunden durch Lohhäuser gegangen. Lukas Ja, aber sehr cool. Also ich meine, das ist ja so ein Privileg, wenn man so was machen kann, dass man da sich mit solchen Leuten unterhält. Ralph Na ja, ihm ist es halt auch total wichtig, dass er das alles erzählt, dass es weitergegeben wird. Ja gut, dann sind wir jetzt am Ende unserer Sonderstaffel angelangt. Genau. Es ist auf jeden Fall ein wilder Ritt durch den Landkreis Tirschenreuth und noch darüber hinaus. Ja, ich habe auf jeden Fall wahnsinnig viel über die Region gelernt. Lukas Bin auch sehr überrascht, was es da alles gibt und was für verrückte Traditionen und Industriezweige und Menschen in Geschichte und so! Es passiert ja doch nicht alles in den großen Städten. Manches passiert halt auch einfach auf dem Kaff und es ist halt nicht weniger spannend. Ralph Aber das wissen wir ja bereits. Das ist so seit zwei Jahren Bitte nicht anfassen. Lukas Das stimmt ja. Ja, ich finde, es zeigt sich noch mal. Ja, auf jeden Fall. Geschichten finden sich überall. Das heißt, dass wir jetzt im kommenden Monat ja wieder in unsere regulären Sendemodus übergehen. Genau. Im Oktober geht's wieder in den monatlichen Rhythmus über. Kannst du mir dann schon sagen, womit es dann im Oktober weitergehen wird? Ralph Ja, es wird ein ein lockeres Thema sein, Ein heiteres Thema, vielleicht auch ein bisschen nerdiges Thema. Und es geht um etwas, das auf jeden Fall meine, gut möglich auch deine Kindheit und die vieler anderer Menschen geprägt hat. Lukas Ich bin gespannt. Ralph Und Leute, ist ja super, wenn ihr uns Feedback geben könnt zu der Sonderstaffel. Wir arbeiten daran, dass wir immer besser werden, dass wir euch immer ansprechenden interessanten Content liefern können und sind auch offen für Neuerungen. Das heißt, wenn ihr die Sonderstaffel toll findet, dann schreibt uns doch, was ihr toll findet. Wenn es nicht so toll findet, sind wir auch froh darum, Verbesserungswünsche oder Kritik zu erhalten. Ja, tretet in Kontakt. Das war die letzte Folge des Specials, der Kooperation von Bitte nicht anfassen, Museum mal anders und das Zwölfer – Museen im Landkreis Tirschenreuth. Diese Kooperation wurde gefördert von der Landestelle für nichtstaatliche Museen Bayern. Der Beitrag Zwoelfer-Special Folge 4: Geteiltes Land, geteiltes Leid – Tragödien einer Grenzregion erschien zuerst auf Escucha.38. Zwoelfer-Special Folge 3: Burgherren, Bauernmädchen und der Kampf gegen den Nationalsozialismus
43:25||Ep. 38BITTE NICHT ANFASSEN! #Zwoelfer-Special 3: Widerstand Show Notes Was haben ein Ex-Botschafter und eine wundersame Bauernmagd aus den 1920ern gemeinsam? Richtig, beide stehen für den Widerstand gegen die Nazis. Wie das zusammenpasst? Friedrich von der Schulenburg, ein ehemaliger Botschafter, will seinen Lebensabend in der Oberpfalz verbringen und kauft sich dafür eine alte Burgruine. Aber seine Kontakte zu den Leuten rund um das Hitler-Attentat, darunter Stauffenberg, machen ihm 1944 einen Strich durch die Rechnung. Und dann ist da noch Resl von Konnersreuth, eine Mystikerin, deren Wunderheilungen in den 1930ern dafür sorgen, dass Menschen den Mut finden, sich öffentlich gegen die Nazis zu stellen – auch wenn sie dafür einen hohen Preis zahlen. In dieser Folge geht es um Mut und Widerstand. Wir besuchen das Therese-Neumann-Museum in Konnersreuth und die Burg Falkenberg. Die Kooperation von das zwoelfer und dem Podcast „BITTE NICHT ANFASSEN!“ wird gefördert von der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern. #podcastdeutsch #museenentdecken #wissenschaft #museum #oberpfalz #falkenberg #konnersreuth #resl #Schulenburg #Widerstand #Nationalsozialismus #Hitler #Stauffenberg #katholisch ~~~~~~~ Hilfreiche Links: Eine alte Doku mit vielen Informationen zur Resl von Konnersreuth: https://www.youtube.com/watch?v=4DLI2VgUaRY Das ist eine Seite mit vielen Informationen zu Fritz Gerlich: https://www.gerlich.com Hier findet sich der Stolperstein von Pater Ingbert Naab: https://stolpersteine-guide.de/map/biografie/614/pater-ingbert-naab Mehr Informationen zu Schulenburg auf der Internetseite der Gedenkstätte Deutscher Widerstand: https://www.gdw-berlin.de/vertiefung/biografien/personenverzeichnis/biografie/view-bio/friedrich-werner-graf-von-der-schulenburg/?no_cache=1 Ein Vortrag über Stephan von der Schulenburg über seinen Ahnen: https://www.youtube.com/watch?v=WjMKFprEEJ8 So sieht die Burg Falkenberg aus: ~~~~~~~ Infos zum Museum: Therese-Neumann-Museum Informations- und Begegnungszentrum Schafferhof Hauptstraße 20 95692 Konnersreuth https://theres-neumann-museum.de/de/kontakt Burg Falkenberg Burg 1 95685 Falkenberg https://www.burg-falkenberg.bayern/ ~~~~~~~ über BITTE NICHT ANFASSEN!: Woran denkst du beim Wort Museum? An weltberühmte Ausstellungsstücke wie Sarkophage ägyptischer Pharaonen, an Gemälde von Picasso oder an technische Erfindungen wie das Automobil? Denkst du an das Deutsche Museum in München, das Pergamon-Museum in Berlin oder an das Städel in Frankfurt? Wir – das sind Ralph Würschinger und Lukas Fleischmann – denken beim Wort Museum an etwas Anderes: an Milbenkäse, Mausefallen, an Flipper-Automaten, Nummernschilder oder auch an Gartenzwerge. Denn die schätzungsweise 7.000 Museen in Deutschland haben so viel mehr zu bieten als das Angebot der großen Häuser. Mit „BITTE NICHT ANFASSEN – Museum mal anders“ begeben wir uns an kleine Orte, in Seitengassen großer Städte, um die kleinen und alternativen Ausstellungen zu finden, von denen du vermutlich noch nie gehört hast. Pro Monat erscheint eine Folge, für die einer von uns beiden ein besonderes Museum besucht und sich mit dem jeweils anderen darüber austauscht. Dabei kommen Museumsbetreiberinnen und -betreiber zu Wort, aber auch die Exponate an sich werden hörbar gemacht. Dieser Podcast ist für Museumsliebhaber, für Mitarbeiter aus dem Museumsbereich und für alle, die sich für Kunst, Kultur und Technik-Geschichte interessieren und skurrile Stories mögen. BITTE NICHT ANFASSEN! ist eine Produktion von Escucha – Kultur für's Ohr. Mehr Infos auf https://www.escucha.de/bitte-nicht-anfassen/ ~~~~~~~ Kontakt: Instagram: https://www.instagram.com/bittenichtanfassen_podcast/ E-Mail: info[at]escucha.de ~~~~~~~ über „Das Zwoelfer – Museen im Landkreis Tirschenreuth!“: Wir sind die Museen im Landkreis Tirschenreuth und hier gibt es viel zu sehen, staunen und entdecken. 12 Monate im Jahr gibt es ein vielseitiges Programm: Sonderausstellungen, Veranstaltungen und Aktionstage zum Mitmachen. Das Stiftland und der Steinwald haben einiges zu bieten und auch die Museen in unserem Landkreis sind immer wieder einen Besuch wert. Nicht nur in den größeren Städten wie Tirschenreuth, Waldsassen, Mitterteich, Kemnath und Erbendorf finden Sie mancherlei Museumsschätze, sondern auch in Bärnau, Bad Neualbenreuth, Mähring, Plößberg und nicht zuletzt auf der Burg in Falkenberg gibt es viel Neues und Altes zu entdecken. Wir laden Sie ein auf eine spannende und abwechslungsreiche Entdeckungsreise durch die Museen im Landkreis Tirschenreuth und wünschen Ihnen dabei einen angenehmen Besuch, bleibende Eindrücke und interessante Begegnungen. Wir freuen uns auf Sie! Wollt ihr uns unterstützen? ~~~~~~~ Dann schaut doch auf unserer Steady-Seite vorbei: https://steadyhq.com/en/bitte-nicht-anfassen ~~~~~~~ Podcast-Credits: Sprecher: Lukas Fleischmann, Ralph Würschinger Produktion: Escucha GbR Podcast-Grafik: Tobias Trauth; https://www.instagram.com/don_t_obey/ Intro/Outro: Patrizia Nath (Sprecherin) https://www.patrizianath.com/, Lukas Fleischmann (Musik) Wenn euch der Podcast gefällt, dann abonniert uns und empfehlt uns weiter. Welches Museum sollen wir unbedingt vorstellen? Schreibt uns eure Vorschläge! ~~~~~~~ Transkript Nachrichtensprecher Der Tod hat dem Leben dieser in der ganzen Welt bekannten Frau ein Ende gesetzt. Geblieben aber war das Unerklärliche, das Problematische in der Meinung der verschiedenen Betrachter. Widersprüch lichem. Lukas Hallo und herzlich willkommen, euch allen zu dieser dritten Folge des Septemberspecials von Bitte nicht anfassen! In Kooperation mit dem Zwölfer, Hi Ralph. Ralph Hi Lukas, für all die Leute, die nicht wissen, was bitte nicht anfassen ist. Das ist der Podcast über kleine, skurrile, ungewöhnliche Museen, bei dem das Konzept so ist, dass wir abwechselnd Museen besuchen. Das heißt, in der vergangenen Folge habe ich Museen besucht, die Lucas nicht kannte, und habe sie ihm und auch euch vorgestellt. Und in dieser Episode. Lukas, Da bist du wieder dran. Lukas Genau. Und was ist jetzt hier so Special An dieser Zwölferedition? Das liegt einfach daran, dass uns das zwölfer eingeladen hat in die Oberpfalz zu kommen, in die nördliche Oberpfalz, genauer gesagt in den Landkreis Tirschenreuth. Und da befinden sich eben ganz viele kleine und liebenswerte Museen. Davon haben wir jetzt immer jeweils zwei für euch zusammengefasst. Und in der vergangenen Folge, Ralph, hast du mir ganz viel über die Tradition des Glasmachen und das Glasblasen vorgestellt und was der Unterschied zwischen dem Ganzen ist. Ralph Genau. Und ich habe sogar noch was über das Glas Schmelzofen Bauhandwerk erzählt. Lukas Richtig? Ja, genau. Das heißt, dass ich jetzt dran bin für diese Folge. Ralph Ja, ich bin schon gespannt. Lukas Weißt du, das 2024 ein Jahr voller bedeutender Jahrestage ist, wenn man sich die jüngere deutsche Geschichte anguckt. Vielleicht hast du das mitbekommen. Es gab ja vor 80 Jahren die Landung der Alliierten in der Normandie und ebenfalls vor 80 Jahren, genauer gesagt am 20. Juli 1944, da scheiterte das Attentat von Graf Stauffenberg und sein Mitverschwörer auf Hitler. Ich nehme mal an, von diesem Attentat und Graf Stauffenberg. Hast du schon gehört? 00:02:07:14 – 00:02:08:05 Ralph Ja, habe ich. Lukas Jetzt fragst du dich natürlich. Was hat das Ganze mit unserem Podcast zu tun? Und ich kann dir schon mal sagen, auf eine ziemlich einzigartige und fast schon ja irgendwie absurd zufällige Art und Weise eine ganze Menge. Ralph Bei Stauffenberg, der kommt ja nicht aus der Oberpfalz. Gebürtig war es und das Attentat hat er auch nicht, oder? Dieser Versuch hat auch nicht in der Oberpfalz stattgefunden. Lukas Genau. Ralph Aber es muss ja irgendeinen Oberpfalz Bezug haben. Lukas Genau den hat es auch, denn es geht nämlich in dieser Folge um Mut. Es geht um internationale Beziehungen. Es geht um ein katholisches Massenphänomen, das bis heute weltweit für Schlagzeilen gesorgt hat. Es geht um einen burgenliebenden Botschafter. Und das hast du vielleicht so ein bisschen aus meiner, aus meinem Intro herausgehört. Es geht um den Widerstand gegen den Nationalsozialismus mit teils tragischem Ende für die Beteiligten. Lukas Dazu war ich in zwei Museen. Ich war einmal im Museum auf der Burg Falkenberg, und ich war im Therese-Neumann-Museum in Konnersreuth. Beide dieser Museen sind wieder in der nördlichen Oberpfalz, und unsere heutige Geschichte, die sich eben um den Widerstand gegen den Nationalsozialismus dreht, beginnt mit einer Kontroverse. Und diese Kontroverse hat auf dem ersten Blick erst mal so gar nichts Politisches an sich. Lukas Es ist aber für unsere Geschichte noch ziemlich wichtig. Hast du von dem Ort Konnersreuth schon mal gehört? Ralph Ja, Ja. Wegen der Resl von Konnersreuth. Lukas Ja, genau. Das sind die Namen genannt. Sehr gut. Bürgerlicher Name ist Therese Neumann. Und wie krass dieser Hype, und diese, ja, diese Anziehungskraft dieser Therese Neumann nach Konnersreuth war, zeigt die Tatsache, dass zu ihrer Beerdigung im Jahr 1962 in der im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ein sieben Minuten langer Beitrag ausgestrahlt wurde. Und wir hören uns jetzt mal ganz kurz ein Ausschnitt aus dieser Wochenschau an, vom September 1962, denn ich glaube, dass der schon mal eine ganz gute Einführung gibt. Lukas Was das Faszinierende an dieser Therese Neumann ist. Und dann gehen wir den Schritt zurück und gucken uns an Was hat das jetzt eigentlich mit dem Widerstand zu tun? Ralph Okay. 00:04:22:02 – 00:04:49:09 Nachrichtensprecher Seit 36 Jahren war die Rede von Konrad Reuter im Mittelpunkt einer nicht endenden Kontroverse. Wissenschaftler bemühten sich um Erklärung. Die Gläubigen kamen in großer Zahl, die Kirche blieb zurückhaltend und die Presse machte sie zum Gegenstand einer sensationellen Publicity. Der Tod hat im Leben dieser in der ganzen Welt bekannten Frau ein Ende gesetzt. Geblieben aber war das Unerklärliche, das Problematische in der Meinung der verschiedenen Betrachter Widersprüchliche. Ralph Ja, in den Ton hat man ja schon viel gehört über Kontroversen, Widersprüche. Wissenschaftler kommen darin vor, die Kirche kommt auch drin vor. Da geht es doch, so weit ich mich erinnern kann, um ja, wie tue ich das aus, um vermeintliche Wunder, die in Zusammenhang stehen mit der Resl von Konnersreuth, oder? Lukas Ja, genau so kann man das zusammenfassen. Also Resl von Konnersreuth war eine katholische Frau, die in ihrem Leben angeblich mehrere Wunderheilungen erfahren hat, die angeblich jeden Karfreitag Blutungen an den Stellen bekommen hat, an denen Jesus ans Kreuz genagelt wurde. Das nennt man sogenannte Stigmata. Ich weiß nicht, ob du den Namen schon mal gehört hast, aber daher kommt das ja. Lukas Und angeblich hat sie lange Zeit bis zum Tod nix getrunken und nix gegessen, außer eine Hostie. Also die heilige Kommunion. Sie ist 1898 geboren, wächst erst mal ganz normal auf, hat dann aber mehrere Anfälle, möglicherweise epileptische Anfälle und gilt 1919 ab 1910 als völlig blind und bereits schon vorher als gelähmt, als. Es liegt blind und bettlägerig im Bett und ein paar Jahre später zur Seligsprechung der Therese von Lisieux. Lukas Also das ist eine jetzt eben Heilige. Damals war eben die Seligsprechung verfahren, also diese Vorstufe der Heiligsprechung. Dann können Sie auf einmal wieder sehen. Und am Tag der Heiligsprechung dieser Therese von Lisieux, also ein paar Jahre später, 1925, da kann sie wieder laufen auf einmal und keiner kann sich das erklären. Keiner weiß, woher das kommt. Man spricht von einer sogenannten Wunderheilung. Lukas Der örtliche Dorfpfarrer erzählt es weiter und begründet damit ein weltweites Phänomen. Denn in den nächsten Jahren und Jahrzehnten wird die Resl von Konnersreuth, wie sie dann genannt wird, diese Ortschaft, aber auch die ganze Umgebung sehr stark verändern. Das soll dir noch mal Elisabeth Vogl erklären. Elisabeth Vogl. Sie ist Historikerin und sie hat das Therese Neumann Museum in Konnersreuth mitgestaltet. Lukas Das ist ein Museum, was relativ modern ist. Es gibt ja seit ein paar Jahren und das dreht sich um diese Geschichte der Resl von Konnersreuth, der Therese Neumann, aber eben auch aus ganz verschiedenen Perspektiven. Elisabeth Vogl Die kommen dann wirklich in Massen. Und die Reuter, Die waren da ganz pragmatisch am Anfang Ja gut, dann haben sie angefangen, ihre Misthaufen ein wenig ordentlicher hinzurichten, die Straßenlöcher bissl zuzuschütten. Und es gab natürlich Wissenschaftler, Einzelbesucher, die dieses Phänomen kritisch untersucht haben und das auch enttarnen wollten. Also die haben einfach gesagt, das ist ja Betrügerin, das, was die da behauptet wird, das kann nicht stimmen. Ralph Was es wurde wie sie zu so einem Pilgerort, wenn ich das richtig verstanden habe. Oder dass Gläubige aus ganz Deutschland oder vielleicht auch aus anderen Ländern, aus der ganzen Welt in dieses, in diese kleine Ortschaft namens Konnersreuth gekommen sind? Was haben sich die Leute dann da erhofft? Lukas Ja, wahrscheinlich einfach ein Wunder. Teils. Also Elisabeth Vogl hat das für mich so ausgedrückt, dass es diese 1920 Jahre eine Zeit der Instabilität. Es ist trotzdem noch kurz nach dem Ersten Weltkrieg. Dieser Krieg ist noch irgendwie präsent, auch im Alltag. Und gleichzeitig ist diese Unsicherheit da. Hohe Arbeitslosigkeit, diese goldenen 20er neigen sich dann ja auch schon dem Ende entgegen und da passt einfach diese Geschichte der Resl von Konnersreuth, dieser Bauernmagt dieser ganz einfachen Frau, die passte einfach perfekt in den Zeitgeist. Lukas Ja, und sie ist immer wieder medizinisch untersucht worden, vor allem, nachdem sie 1926 angeblich ganz mit dem Essen aufgehört hat. Und das ist nochmal ganz wichtig. Und das soll ja Elisabeth Vogl noch mal kurz erklären. Elisabeth Vogl Das war dann 1927 durch Mallersdorfer Schwestern, die praktisch jede Sekunde bei ihr waren, in ihrem Zimmer waren, die es gewogen waren. Alles ist gemessen worden, sämtliche Ausscheidungen usw. und das waren 14 Tage, in denen sie tatsächlich weder was getrunken noch gegessen hat, außer die heilige Kommunion. Ralph Damit also bewiesen wurde, wie? Lukas Ja, also es ist bis heute nicht ganz geklärt, das muss man auch wirklich sagen. Und es gibt auch gut begründete Zweifel an dieser Essenslosigkeit. Das ist aber nicht der Gegenstand dieser Folge. Da komme ich später noch mal kurz dazu. Aber du fragst jetzt natürlich zurecht. Ralph Aber was hat das denn eigentlich mit Widerstand zu tun? Lukas Richtig. Was hat das Ganze mit dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus zu tun? Und ich musste deswegen bisschen länger ausholen, weil die Resl von Konnersreuth in ihrem Leben einfach sehr viele Menschen beeinflusst hat, unterstützt hat und sogar motiviert hat, die sehr früh aktiv gegen Hitler wurden und sie animiert diese Menschen zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Auf eine ganz eigene Art, würde man sagen. Lukas Und zwar kommen ganz viele aus dem Umfeld der der Universität Eichstätt nach Konnersreuth und dieses Phänomen auch zu untersuchen, um dieses Phänomen besser zu verstehen oder eben auch zu entlarven, das sind ganz viele verschiedene Professoren dabei. Und im Laufe dieser Geschichte entwickelt die von Konnersreuth viele persönliche Freundschaften zu Menschen aus dem Eichstätter Umfeld, die nach die nach Konnersreuth kommen und umgekehrt wird Eichstätt auch für die Rätsel von Konnersreuth ein ganz besonderer Ort. Lukas Und das soll dir noch mal Elisabeth Vogl erklären. Elisabeth Vogl Eichstätt, das ist jetzt eine freundschaftliche Beziehung, das wird ihr Zufluchtsort. Und Eichstätt ist Symbol für den Eichstätter Freundeskreis. Und dort treffen sich Menschen, die aktiv gegen den Nationalsozialismus praktisch eingetreten sind. Ralph Okay, Eichstätter Freundeskreis, muss ich ehrlicherweise sagen, habe ich vorher noch nicht von gehört. Lukas Ich auch nicht. Und es ist auch tatsächlich eine Widerstandsgruppe, die nicht so bekannt ist, wie ich finde. Also was es da für Gründe gibt, keine Ahnung. Da müsste man noch mal tiefer eintauchen. Jedenfalls, das sind halt Äbtissinen dabei, Professoren, Priester, alles Mögliche. Und die treffen sich in dem Haus von dem Professor Franz Xaver Wutz. Das ist ein Professor, der sich damals mit der Resl von Konnersreuth anfreundet. Lukas Und du musst dir das ungefähr so vorstellen: Diese Leute, die diesem Eichstätter Freundeskreis angehören, die kommen nach Konnersreuth und besuchen die Resl und wollen sich von ihr spirituell begleiten lassen. Und eine Person, die sehr mutig, sehr früh gegen den Nationalsozialismus auftritt, ist Pater Ingbert Naab. Der ist Priester, Mönch und Publizist und er hat am 20. März 1932, also kurz nachdem die NSDAP zum Ersten Mal die meisten Stimmen bei den Reichstagswahl in Deutschland erhalten hatte, einen extrem mutigen Brief verfasst. Lukas Und der wusste, glaube ich, ganz genau, was er zu befürchten hat, wenn er diesen Brief veröffentlicht. Ich habe hier mal einen Ausschnitt dabei und auch diesen Ausschnitt, den kann man sich an einer der Medienstationen im Therese Neumann Museum anhören. Nachrichtensprecher Sehr geehrter Herr Hitler, wo Sie hinkommen, werden Sie umschmeichelt und der Rausch der Begeisterung, der sie in ihren Versammlungen umwogt, lässt sie kaum mehr auf die Idee kommen, ob ihre Arbeit vor Gott bestehen kann, denn sie sind des Glaubens. Deutschland steht auf meiner Seite. Ihre Presse verherrlicht sie in einer widerlichen Weise. Sie gelten als der große Erlöser aus der Not. Herr Hitler, Wer hat Sie denn gewählt? Sie und Ihre Presse sagen das kommende Deutschland, die besten der Nation. Es gibt unter Ihren Reihen auch eine gute Zahl Idealisten, die ernstlich von Ihnen alles Gute erhoffen. Diese Idealisten kennen den wahren Nationalsozialismus nicht, wissen nicht um das, was sie planen, und nicht um das, was sie persönlich oder durch Unterhändler verhandelt haben. Wer hat sie gewählt? Die Masse der suggerierten, sie wollten die Suggestion. Sie sprachen davon, dass man den Massen einen fremden Willen aufzwingen, dass man sie fanatisch und hysterisch machen muss. Sie betreiben dieses Geschäft jetzt seit mehr als zehn Jahren. Ralph Also er hat da schon einen wichtigen Punkt angesprochen, finde ich, dass Hitler halt einfach die Hoffnungen, also die Hoffnungen genährt hat und daraus eben seine seine Stimmen gezogen hat. Aber alles Versprechungen, bei denen manche Leute dann vielleicht gar nicht wussten, wohin das führen wird. Lukas Ja, auf jeden Fall. Also ich finde halt, dass dieser Brief, also dieser ganze Artikel ist natürlich noch wesentlich länger, der ist ja dann dieser Zeitung abgedruckt worden und zu dem Herausgeber dieser Zeitung kommen wir später noch. Es heißt sehr weitsichtig, also 32 durchschaute er den Nationalsozialismus komplett. Also wer gewählt hat, wie er auf widerliche Weise von seiner eigenen Presse da gehypt wird, und der. Ralph Hat diesen Brief, also der wurde als Leserbrief dann irgendwo veröffentlicht und grundsätzlich an Hitler oder so geschickt. Lukas Nein, der wurde in der Zeitung veröffentlicht. Eine Zeitung, der gerade Weg, Da kommen wir eben später noch dazu. Ganz kurz noch zu Ingbert Naab. Der ist eben, wie gesagt sehr oft in Konnersreuth und die Resl wird für ihn so eine Freundin. Spirituelle Begleitung. Und nach der Machtergreifung muss Pater Naab fliehen, weil ganz klar publizistisch, so sich aus dem Fenster zu lehnen hat natürlich dann auch Konsequenzen. Lukas Und tatsächlich wird er mit der Unterstützung der Familie von Therese Neumann erst nach Esslingen ins Kloster gefahren und dann kommt er in die Schweiz. Und er kommt in die Tschechoslowakei, also in die damalige Tschechoslowakei, und ist dann aber 1935 in. Drei Jahre später in Straßburg gestorben, in einem Kloster, aber nach Krankheit und nicht, weil er von den Nazis entdeckt wurde. Lukas Und es gibt so eine Anekdote im Museum. Das kann man natürlich jetzt nicht so nachvollziehen, aber angeblich soll die Theres Neumann immer eine Eingebung bekommen haben, wann die Gestapo kurz vor der Haustür stand. Ralph Aber das hat ihm im Endeffekt nichts gebracht. Lukas Na ja, doch, weil er ist ja nie von der Gestapo verhaftet worden. Ist in Straßburg eines natürlichen Todes gestorben. Ralph Na ja, aber weil die Resl dann da angerufen hat oder was? Lukas Angeblich hat halt, war halt die Resl immer genau die, die eine Eingebung bekommen hat. Genau in dem Moment, als die Gestapo kurz vor der Haustür stand. Die hat ihn quasi immer warnen können. Ralph Na ja, verstehe. Lukas Was in diesem Bezug einfach sehr wichtig ist, dass es noch mal andere Widerständler, die sich ganz offen gegen Hitler aussprach und der auch von der extrem beeinflusst wurde. Ich würde sogar sagen, ja, ich würde sogar sagen lebensverändernd beeinflusst wurde. Das war Fritz Gerlich. Hast du den Namen Fritz Gerlich schon mal gehört? Ralph Ja, habe ich schon mal gehört. Tatsächlich. Aber kann ich jetzt grad nicht zuordnen, was dich wie, in welch welchen Zusammenhang ich das gehört hab. Lukas Also möglicherweise in einem journalistischen Zusammenhang, denn Fritz Gerlich war von 1920 bis 1928 Chefredakteur der Münchner Neuesten Nachrichten. Die Süddeutsche Zeitung sagt heute von sich, dass sie die Nachfolgezeitung ist. Jedenfalls war Fritz Gerlich Calvinist ursprünglich als ein reformierter Christ, und der wollte das Phänomen von Konnersreuth journalistisch untersuchen. Und er ist einer von denjenigen, der diesen ja Betrug aufdecken wollte. Lukas Er ist dann nach Konnersreuth gefahren, hat sie kennengelernt und ich fasse es jetzt alles sehr, sehr zusammen, war von ihr heute würde man sagen, so geflasht, dass er zwei Bände über sie geschrieben hat und dann sogar 1931 zum Katholizismus konvertiert ist. Ralph Na ja. Lukas Aus diesem Glauben und das ist Unterstützung hat er dann die Zeitschrift Der gerade Weg herausgebracht, dass es eine NS kritische Zeitschrift und in dieser Zeitschrift in dieser Zeitung wurde eben der Brief von Pater Ingbert Na dann abgedruckt, was sehr interessant ist bis zur Verhaftung von Fritz Gerlich von Fritz Gerlich ist verhaftet worden, hat er diese Zeitung mit seinem Klarnamen herausgegeben, also wissend, in welche Gefahr sich damit begibt. Lukas Das schon wirklich? Herausgeber Fritz Gerlich. Ja, und Konnersreuth wird auf einmal irgendwie zu so einem spirituellen Kraftort für Leute, die aus katholischem, aus katholischer Überzeugung in den Widerstand gehen. Und du kannst natürlich vorstellen, dass das auch die Aufmerksamkeit der Gestapo auf sich zieht. Und die Aufmerksamkeit des Regimes nach Konnersreuth. Ralph Sollte also gefährlich werden. Elisabeth Vogl Kurz nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten hat man eben begonnen, die Freunde von der Therese Neumann auch in Konnersreuth zu überwachen. Und dann haben die Nationalsozialisten den Begriff Konnersreuther Kreis, geprägt. Das waren also praktisch die Menschen, die nach Konnersreuth kamen, um sich mit der Resl zu treffen. Ralph Also wurde die Resl dann auch zur Widerstandskämpferin, oder wie? Lukas Dazu werde ich noch was sagen. Mir war es einfach wichtig zu verstehen, dass dieser Eichstätter Freundes Kreis nicht deckungsgleich mit dem Konnersreuther-Kreis. Dass aber die Resl so ein bisschen verbindendes Element war, weil die quasi alle Leute, die aus christlich überzeugen, in den Widerstand gegangen sind, irgendwie sehr angezogen hat. Lukas Ja eben dieser Fritz Gerlich, also derjenige, der Journalist, der dann der gerade Weg herausgebracht hat, der wurde dann 34 verhaftet, der wurde mehrfach misshandelt und schließlich im Konzentrationslager Dachau als einer der ersten politischen Gefangenen ermordet. Und bis zum Schluss hat er nicht vom Widerstand abgelassen, wohl wissend, was das für ihn für Konsequenzen hat. Und er hat selbst mehrfach betont, dass er ohne die spirituelle Unterstützung der Resl und ohne diese Glaubensüberzeugung, die er dann dadurch bekommen hat, niemals die Ausdauer gehabt hätte, das bis zum Ende durchzuziehen. Lukas Ja, und man kann jetzt natürlich von diesen Wunderheilungen und den ganzen wundern und uns der Dorfkatholizismus und keine Ahnung davon kann man jetzt halten was man möchte. Man kann das jetzt sagen, brauche ich glaub es oder nicht werden bis heute Artikel Veröffentlichungen rausgebracht, die sich die sich diesem Phänomen von Konnersreuth sehr kritisch widmen, obwohl die. Ralph Schon viele Jahrzehnte gestorben ist. Lukas Ja, aber das zieht bis heute. Ich meine, deswegen gibt es ja auch jetzt ein neues Museum da. Ralph Na ja, was eine historische Persönlichkeit dieses Ortes ist. Lukas Und die halt auch darüber hinaus. Weil du musst überlegen, wirklich bei ihrem Tod, da waren sieben oder 8000 Leute sind zu ihrer Beerdigung gekommen, in den Sechzigern. Weißt, dass das in Konnersreuth und ohne Bahnhof, ohne keine Ahnung, was. Das ist schon ziemlich krass. Und was auf jeden Fall Fakt ist, das kann man sagen. Sie selbst hat sich nie gegen den Nationalsozialismus geäußert. Man kann aber aus Aussagen Ihrer Familie und aus Aussagen in Briefen schon herausziehen, dass sie diese Ideologie abgelehnt hat. Und sie hat auch selbst Widerständler immer ermutigt und immer versucht, die halt auch ja spirituell zu begleiten. Lukas Und Fakt ist auch und das finde ich sehr interessant Adolf Hitler hat höchstselbst angeordnet, dass man die Resl von Konnersreuth heute in Ruhe lässt und nicht verhaftet, weil er befürchtet hat, dass würde man sie verhaften und würde man sie vielleicht auch. Ja keine Ahnung, möglicherweise sogar ermorden, dass man sie dann zu eine Märtyrerin machen würde. Das kann nur nur Nachteile für einen haben. Ralph Dass das dann vielleicht noch mehr Widerstand hervorgerufen hätte. Ein Aufschrei unter den Gläubigen, unter den Anhängern. Lukas Also Hitler muss selbst auf jeden Fall sehr viel Respekt vor diesem Einfluss und vor dieser Reichweite gehabt haben. Und die Geschichte von Fritz Gerlich und die Geschichte von Pater Ingbert Naab zeigen einfach sehr deutlich, wie das dann funktioniert hat. Und das ist in diesem Museum halt auch ein Teilaspekt. Es geht natürlich in den meisten Fällen um die Rätsel, um ihre Wunderheilungen. Lukas Keine Ahnung was, aber es geht eben auch um diese Geschichte im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Und das war der erste Teil meiner Geschichte. Aber ich habe ja noch einen sowjetischen Botschafter erwähnt, bzw einen deutschen Botschafter in der Sowjetunion, einen Adeligen. Ralph Und war das der Burgliebhaber? Lukas Genau. Und der Liebhaber? Dazu müssen wir jetzt von Konnersreuth mit dem Auto 20 Minuten wegfahren und zwar in die Ortschaft Falkenberg. Falkenberg Den Namen hast du. Habt ihr auch schon mal in der ersten Folge dieses Specials gehört. Denn in Falkenberg befindet sich noch ein Kommunbrauhaus für die Herstellung von Zoigl. Naja und für was Falkenberg bekannt ist, ist die Burg Falkenberg. Lukas Die Burg Falkenberg ist eine Burg aus dem Mittelalter, die echt sehr, sehr schön auf so einem großen Felsen steht. Also das sieht so richtig nach Märchenburg mystisch aus. Die Burg ist wohl im elften Jahrhundert begonnen worden, also dass der Bau begonnen worden. Im zwölften Jahrhundert ist sie dann erstmals urkundlich erwähnt. Sie hat dem Geschlecht, der von Falkenberg gehört ist irgendwie naheliegend. Lukas Hat mal dem Kloster Waldsassen gehört. Das hatten wir in der vergangenen Folge schon mit dem Glas. Und schließlich ist es im 30., im 30-jährigen Krieg von den Schweden zu der Ruine geschossen worden. Also das mache ich jetzt wirklich sehr, sehr zusammenfassend, denn dann ist sie irgendwann mal renoviert worden und das hat mit einem Grafen zu tun, mit Friedrich Werner Graf von der Schulenburg. Lukas Hast du den Namen schon mal gehört? Ralph Nö. Lukas Okay, Friedrich war der Graf von der Schulenburg. Hat einen romantischen Altersruhesitz gesucht, wo er seine Memoiren schreiben kann. Und er hat 1929 diese Ruine zum Ersten Mal gesehen. Die wollte er sofort kaufen, wollte sagen Ja, das ist meine Mal, meine Burg, da möchte ich mal meinen Lebensabend verbringen. Das hat dann sehr lange gedauert. 1936 hat er die Burg dann schließlich gekauft und hat den Wiederaufbau koordiniert. Lukas Das heißt, heute ist die Burg keine Ruine mehr. Heute ist die Burg komplett begehbar. Es ist auch im Museum drin. Seine Memoiren wird er in dieser Burg nie verfassen und er wird noch. Er wird auch nie längere Zeit auf dieser Burg leben, Denn Graf Friedrich Werner von der Schulenburg wird 1944 von den Nationalsozialisten hingerichtet und hat auch vorher eigentlich kaum Zeit und kaum Gelegenheit, nach Falkenberg zu kommen. Lukas Und das ist jetzt der zweite Teil der Geschichte. Ralph Ja, wo war er denn vorher? Lukas Gute Frage. Also Friedrich Werner Graf von der Schulenburg wird 1875 in Kemberg geboren. Das ist in Sachsen-Anhalt. Er kommt, wie der Name schon sagt, aus adeliger Familie. Und er ist vor allem Offizier und Diplomat. Also vor dem Ersten Weltkrieg arbeitet er schon als Gesandter und ist dann im Kurz Hauptmann im Krieg, bevor er dann wieder diplomatisch zum Beispiel als Verbindungsmann beim osmanischen Heer im Ersten Weltkrieg unterwegs ist und auch nach dem Ersten Weltkrieg und dem Beginn der Weimarer Republik. Lukas Da bleibt er den internationalen Beziehungen treu. Er arbeitet dann in Teheran, im Iran, in Tbilissi, als damals Deutsch Tiflis in Georgien und ist natürlich auch immer wieder in Deutschland zurück. Da fällt eben sein Auge auf die Burg Falkenberg. Und genau da, wo Graf von der Schulenburg zum Ersten Mal die Burg betreten hat, da stand ich mit Herbert Bauer. Lukas Herbert Bauer ist der ehemalige Bürgermeister von Falkenberg und der Markt Falkenberg ist nämlich der heutige Besitzer dieser Burg. Wir hatten ein bisschen was zu der Geschichte dieser Burg erklärt. Herbert Bauer Komm da von dieser Seite, da wo das Tor steht und sieht praktisch diese Ruine das erste Mal. Es war dann für ihn auch ein sportliches Unterfangen, denn er hat erst 1936 im Juni den Notarvertrag bekommen und gleichzeitig musste er 300.000 Reichsmark löhnen, um diese Ruine zu kaufen. Ralph Tatsächlich habe ich das Glockenläuten ein bisschen rausgebracht. Es war ja mindestens 4 Uhr. Lukas Ich hab's extra drin gelassen, weil ich mir gedacht hat, es zeigt so ein bisschen das Ambiente vor Ort. Also du hast diese Burg auf den Felsen. Es war ein schöner Sommertag. Außen rum ist die Kirche. Falkenberg ist so richtig idyllisch um diese Burg herum, irgendwie angeordnet als Ortschaft. Und wir sind da auf diesem Hof. Dieses Torhaus hatte Herbert Bauer schon erwähnten. Lukas Dann schauen wir nach links und es ist einfach diese Burg da aufragen, Das ist wirklich schön. Das ist jetzt keine immens große Burg, aber es ist halt eine sehr schöne Burg. Ralph 300.000 Reichsmark hat die Ruine gekostet, hat er gesagt. War das sehr, sehr viel Geld oder sehr wenig? Ich kann es gar nicht einschätzen. Lukas Ja, ist natürlich immer schwer das jetzt inflationsbereinigt oder irgendwie so was. Zu beschreiben. Ich glaube schon, dass es sehr viel Geld war. Vor allem dafür, dass es ja wirklich eine Ruine war. Der muss ja noch mal viel mehr investieren. Da gibt es dann noch eine kleine Kontroverse, aber dazu später mehr. Ich habe mal gelesen, dass seine Adelsfamilie keine wirkliche Burg mehr hatte und deswegen hat er halt gerne eine Burg gehabt hätte und deswegen hat er das investiert. Ralph Nachvollziehbar. Lukas Ja, also diese Burg kauft er also 1936, als es dann letztendlich geklappt hat, da ist er mittlerweile Botschafter in der Sowjetunion. Die Nazis haben ja 1933 die Macht ergriffen und von der Schulenburg ist 1934 der Partei beigetreten, der NSDAP. Jetzt weiß ich nicht, ob das. Ich vermute, dass das damals als Berufsdiplomat halt irgendwie zwangsläufig notwendig war, dass er der NSDAP beitritt. Lukas Ich glaube jedenfalls nicht, dass er überzeugter Nationalsozialist war. Ich glaube auch, dass er damals trotzdem auch relativ karriereorientiert war und dass er halt deswegen gesagt hat ja okay, dann trete ich halt der Partei bei, wenn ich dafür in den Botschafter Posten bleiben kann und wenn ich dafür sogar diesen wichtigen Botschafterposten der Sowjetunion bekommen. Ralph Klingt ein bisschen so, weil er vorher auch schon sehr oft die Länder und Stellungen wechselt. Lukas Genau. Ja, er gilt auf jeden Fall als Russlandliebhaber. Er magister dieses Land, er schätzt die Leute sehr. Es schätzt die Kultur sehr und er setzt sich zeitlebens dafür ein, dass diese beiden totalitären Diktaturen also müssen jetzt überlegen. Er ist jetzt Botschafter in Moskau, der es die totalitäre kommunistische Diktatur unter Stalin gibt. Und er setzt sich halt irgendwie Zeit näher dafür ein, dass diese beiden Diktaturen nicht anfangen, sich zu bekriegen. Lukas Vor allem halt auch nach dem Beginn des zweiten Weltkriegs mit dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen. Er gilt zum Beispiel auch als einer derjenigen, der damals den Nichtangriffspakt zwischen Nazideutschland und der Sowjetunion formuliert hat. Also dieser Nichtangriffspakt, der quasi besagte Man greift sich eben nicht gegenseitig an! Von Ribbentrop war ja damals der Deutsche, der deutsche Außenminister, der ja dann auch die Verhandlungen mitgeführt hat. Lukas Und es gibt ja diese, diese Geheimvereinbarung zwischen Stalin und Hitler, dass die sich gegenseitig Polen territorial aufteilen wollten, unter sich. Davon wusste von Schulenburg angeblich nichts. Und es hat ihn wohl maßlos geärgert, weil er quasi als Botschafter angelogen wurde. Was, glaube ich, könnte ich mir vorstellen, in Schulenburgs Leben, glaube ich, einer dieser Momente war, wo für ihn wahrscheinlich alles zusammengebrochen ist. Lukas Das ist im Jahr 1941, denn da muss er dem damaligen Regierungschef Wlatscheslaw Molotow eine ziemlich bittere Botschaft überbringen. Und dazu noch mal Herbert Bauer. Herbert Bauer Er liest im Molotow die sechs Seiten sogenannte Kriegserklärung von Hitler vor. Und Molotow sagt sie mir, das bedeute Krieg. Sie müssen Moskau sofort verlassen, und sie dürfen nichts mitnehmen. Ralph Könnte ja dann bedeuten, dass er nach Falkenberg kommt oder nicht? Lukas Könnte es bedeuten. Genau, aber. Also vielleicht noch mal ganz kurz. Also er liest halt wirklich die Kriegserklärung gegen die Sowjetunion vor. Und die Deutschen haben ja damals sehr, äh, ich ja ebenfalls ein Dokument voller Lügen und Anschuldigungen verfasst, was als Grundlage diese Kriegserklärung gilt. Die ganzen Jahre vorher. Hatte gehofft, dass er das verhindern kann. Er war von vornherein überzeugt. Lukas Also Schulenburg war von vornherein überzeugt, dass Deutschland diesen Krieg gegen die Sowjetunion niemals gewinnen könnte. Und natürlich war auch er nicht naiv. Er hat auch bereits 41 und auch vorher schon gedacht, dass Deutschland irgendwie alles dafür tut, in der Rhetorik, in der Vorbereitung, um in den Osten einzumarschieren. Also es gibt ja auch diesen Begriff vom Lebensraum Ost, dass man Osteuropa und alles das nennt es halt germanisieren wollte. Lukas Und er hat sich noch 1941 dafür eingesetzt, eine Audienz bei Hitler persönlich zu bekommen, wenn ich mich richtig erinnere. Der musste da zehn Tage warten. Und Hitler hat noch 1941 gesagt, dass er eigentlich gar nicht vorhabe, die Russland anzugreifen, wie er es gesagt hat. Halt eine 3. Lüge. Er hat sogar im Vorfeld versucht, die Sowjetunion zu warnen. Aber noch mal ich habe mich jetzt da nicht stundenlang in die Archive reinsetzen können. Lukas Das sind so meine Recherchen und da muss man immer ein bisschen vorsichtig sein. Aber ich habe mehrfach gelesen, dass er versucht hat, die Sowjetunion zu warnen im Vorfeld, aber dass sie nicht ernst nehmen, dass die quasi sagen das kann nicht sein. Und nach Kriegsbeginn wird er, nachdem er das vorgelesen hat, dann wird er eben festgesetzt. Er schafft es aber über verschlungene Pfade, also noch halboffiziell, weil es ist klar, dass wir natürlich jetzt nicht dann in der Kriegserklärung das ganze Botschaftspersonal festnehmen. Lukas Jedenfalls wird er dann über verschiedene Länder und Wochen kommt er nach Deutschland zurück. Man könnte jetzt meinen, dass er nach Falkenberg geht. Es ist auch so, dass er da immer wieder ist. Aber er wird ein diplomatisches Amt wiederbekommen in Berlin. Aber er wird politisch aufs Abstellgleis geführt. Der wird nämlich Leiter des Russlandkomitees. Also das hat überhaupt keine, keinen politischen Einfluss genommen. Lukas Und während all das passiert, also während er in der Sowjetunion ist, muss ja irgendjemand den Aufbau koordinieren und die Bauarbeiten auch so ein bisschen begutachten. Es passierte die ganze Zeit. Ralph In der Burg Falkenberg. Lukas Genau. Und das soll die Herbert Bauer noch mal kurz erklären. Herbert Bauer Er hat nämlich hier seine Lebensgefährtin oder Lebensabschnittsgefährtin, die Alla Duberg, die hat den hier den Wiederaufbau der Burg organisiert und er war nicht in Moskau. Ist er nur ein, zwei Mal im Jahr anwesend gewesen. Ralph Wie war das jetzt noch mal? Ich dachte, der ist nach Deutschland zurückgekommen. Lukas Aber dann in Berlin. Ralph Ah ja, okay, weil er jetzt gerade gesagt hat, der war in Russland, weil es noch während dessen war, so ein bisschen davor noch. Lukas Genau. Ja, genau. Weil es hat dann ein paar Jahre gedauert, das alles herzurichten. Und dann war er entweder in Moskau und dann war in Berlin. Also jedenfalls, er war nicht oft da, er war auf jeden Fall da und es gibt auch Bilder von ihm da, aber er war halt nicht viel, als er nicht viel Zeit da verbracht. Ralph Was ich mich jetzt frage, weil. Aber wahrscheinlich kommst du noch dazu. Du hast ja eingangs erwähnt, dass er hingerichtet worden ist. Lukas Genau. Ralph Aber eigentlich klingt das alles ja jetzt so, als hätte der Deutschland ja bislang ordentlich vertreten. Das Deutsche Reich. So. Lukas Ja, da wird es ehrlich gesagt nicht so ganz einfach. Aus meinen Recherchen konnte ich rekonstruieren, dass auf jeden Fall. Also Schulenburg will auf jeden Fall keinen Krieg mit der Sowjetunion. Der will den Frieden im Osten. Und er würde sich auch bereit erklären, mit Stalin zu verhandeln. Aber mit dieser Art und Weise ist er natürlich gegen den Duktus der nationalsozialistischen Regierung, weil die wollen die Sowjetunion und ich drücke das jetzt mal sehr martialisch aus, die wollen die Sowjetunion plattmachen und das ist natürlich der Unterschied. Der Unterschied ist, dass er gegen deutsche Linie ist und du kannst dir in einer totalitären Diktatur nicht deine eigenen politischen Friedensschlüsse forcieren wollen. Lukas Also das ist natürlich schon mal ganz, ganz schwierig. Aber er hatte Kontakte zu Carl Friedrich Goerdeler, das ist auch ein Widerstandskämpfer, und der wäre nach den Plänen der Attentäter vom 20. Juli, also eben dieser Attentäter um Graf von Stauffenberg als der neue Reichskanzler forciert worden und Graf von Schulenburg wäre war, wurde kurzzeitig gehandelt als Außenminister des Neuen Deutschen Reichs des Neuen Deutschlands, wäre dieses Attentat eben erfolgreich gewesen. Die Frage ist jetzt wie eng ist jetzt von Schulenburg mit diesem Attentat vom 20. Juli verbunden oder nicht? Also er wird im Zuge einer Mitwisserschaft an diesem Attentat letztlich 1944 festgenommen und dann wieder kurzfristig freigelassen, um dann wieder festgenommen zu werden. Am 10. November 1944 wurde er von den Nationalsozialisten ermordet. Lukas Man weiß es nicht oder ich konnte es mir nicht so ein Bild davon machen, wie eng jetzt der Kontakt zwischen Schulenburg und den Verschwörern vom 20. Juli, also den Kreis um Carl Friedrich Goerdeler und Graf von Stauffenberg, wirklich, wirklich war. Es gibt Berichte, dass sie regelmäßig Kontakt miteinander haben. Es gibt auch Berichte, dass die sich gegenseitig inspiriert haben. Lukas Es gibt aber auch Berichte, weil zum Beispiel von Schulenburg noch bis zum Ende geleugnet hat, dass er damit was zu tun hatte. Und warum er das geleugnet hat, weiß ich nicht. Also ja, jedenfalls. Er stirbt dann 1944, weil er gehängt wird in Berlin, Plötzensee. Ralph Was so Ich dachte, es wäre nicht eindeutig beweisbar gewesen, dass er das wusste. Lukas Oder doch. Kann auch sein. Das Ding ist es halt. Man weiß es halt nicht. Also ich könnte das aus meinen Recherchen nicht so hundertprozentig rausfinden. Ja, seine Lebensgefährtin, die Alwine von Duberg oder auch Alla von Duberg, das ist übrigens eine gebürtige Russin und die wurde bereits 1941 verhaftet. Und zwar, Also angeblich soll sie ein Alkoholproblem gehabt haben. Lukas Soll gar nicht klar gekommen sein mit der ländlichen Bevölkerung in Falkenberg und soll da deshalb teilweise sehr offen und sehr ehrlich ihre Meinung herausgeschrien haben. Halt im Rausch. Das habe ich in einem Video gesehen, was Nachfahren von Schulenburg dem ein bisschen seine Geschichte erklären, beschreiben. Ich werde auch dieses Video in den Shownotes verlinken, das sieht man noch mal gern. Lukas Also es ist ein wissenschaftlicher Vortrag zur Geschichte der Schulenburg. Da kann man sich dann noch mal ein bisschen, wenn man das interessant findet, noch mal angucken. Genau. Und sie wird in der Nervenheilanstalt ermordet. 1944. Also das heißt, auch seine Lebensgefährtin wird dann ermordet. Genau. Aber es gibt auch ein paar Kontroversen. Wo man noch keine Antwort gefunden hat. Und es ist natürlich auch immer so, dass bei der ganzen Geschichte natürlich auch die Menschen vor Ort in Falkenberg die Orte, die auch im Museum mitbeteiligt sind, natürlich immer sehr im Austausch mit Historikern zum Beispiel stehen und einfach was Wissen so ein Geschmäckle reingebracht hat. Lukas Soll dir Herbert Bauer noch mal erklären. Herbert Bauer Und Hitler hat ihm ja 1941 200.000 Reichsmark als Geschenk gegeben, um seine Schulden zu bezahlen. Lukas Also jetzt Welche. Herbert Bauer Schulden bei Burg? Die Burg schulden. Lukas Und wieso hat Hitler 200.000. Herbert Bauer Geschenkt? Das wissen wir überhaupt nicht. Lukas Du musst überlegen. Du hast ja vorhin mich nach diesen 300.000 Mark gefragt, ob das jetzt viel oder wenig Geld ist für die Renovierung dieser Burg bzw für den Kauf dieser Burg. Insgesamt hat sich das über die Jahre auf 1,2 Millionen Reichsmark geläppert und und. Von diesen 1,2 Millionen Reichsmark hat das wahrscheinlich noch ganz viele Schulden. Entstanden ist mir mal an das Schulenburg gut verdient. Lukas Hat aber wahrscheinlich auch nicht so gut, dass er das einfach so aus da aus der Portokasse zahlen kann. Und Hitler hat eben dazu 200.000 € einfach dazu geschenkt. Also von, wenn ich jetzt nicht komplett bescheuert bin, 1/6. Ja ja, wenn man jetzt Widerständler im Nachhinein so ein bisschen bewerten will oder sagen ja, war das jetzt heroisch, weil es nicht heroisch ist, ein Held ist er kein Held ist es. Lukas Natürlich gibt es da keine einfache Antwort drauf. Fakt ist Schulenburg war Humanist, Schulenburg war gebildet, Schulenburg war international, Schulenburg hat andere Länder, Menschen, Kulturen auf jedenfalls sehr wertgeschätzt. Das heißt, ich würde jetzt mal sagen, er war kein überzeugter, glühender Nationalsozialist, der diese rassische Ideologie verinnerlicht hat. Aber er war halt trotzdem Diplomat. Ich glaube, er war trotzdem sehr ehrgeizig, karriereorientiert. Lukas Und er war ja trotzdem auch Offizier. Und das ist halt für mich deswegen einfach schwierig, jetzt so ein Bild von ihm zu bekommen. Ob man ihn jetzt da als Held des Widerstands hinstellen kann, der für seine Überzeugung gestorben ist oder nicht. Ralph Und gleichzeitig denke ich mir, er hat ja jetzt auch nicht groß im Widerstand gekämpft oder irgendwie Flugblätter verteilt oder was weiß ich was. Sondern er hat halt einfach letzten Endes nicht gestanden oder seine Mitwisserschaft. Lukas Widerstand ist ja trotzdem sehr vielfältig. Also ich glaube, die Tatsache, dass er versucht hat, während der Zeit, als es als der Krieg schon am Laufen war mit der Sowjetunion. Die Tatsache, dass er sich da für Frieden einsetzen wollte, sich als Verhandlungspartner angeboten hat, wenn auch unter Widerstandskreisen, ist schon krass, weil das ist ja offiziell Staats verrat, wenn du dich im Krieg befindest, Du kannst ja nicht. Lukas Also du musst überlegen, Du lebst in der nationalen, in der totalitären Diktatur und die sagen Hey, wir kämpfen gegen die Sowjetunion. Und er sagt Nein, wir brauchen den Frieden. Das ist eine totalitäre Diktatur, nicht hinnehmbar. Das ist Verrat. Ralph Ah, okay, das habe ich so nicht verstanden. Ich habe nur verstanden gehabt, dass er halt vorher sich dafür eingesetzt hat, um Krieg zu verhindern. Ja, und auch gegen Krieg war prinzipiell. Und dann auch dieser Nichtangriffspakt und so, äh. Aber dass er dann danach halt, weil er musste ja dann Moskau verlassen, als er dann diese Kriegserklärung da übermittelt hat. Lukas Ja, aber so funktionieren halt internationale Beziehungen. Du kannst jetzt nicht einfach, wenn Krieg ausbricht, er jeden Botschafter sofort lynchen. Das funktioniert halt so nicht. Es sind ja trotzdem noch so Regelwerke am Laufen. Aber Graf Schulenburg war aus meiner Sicht davon überzeugt und es hatte er auch schon vor dem Krieg gesagt. Er hat gesagt, die Deutschen werden diesen Krieg nie gewinnen können, und das ist ja schon was, wo er sagt, dass er da von der offiziellen Linie des Nationalsozialismus abgewichen ist. Lukas Aber was für mich halt nicht so ganz klar wurde, ist die Tatsache wie öffentlich hat er das gesagt und mit wem hat er das kommuniziert und wie wurde das rausgefunden? Und ich glaube, das ist noch so was. Ich glaube, da gibt es wirklich noch viel Potenzial, das zu untersuchen. Ralph Ich glaube, dass genau das eben ein Problem ist, weil es nicht klar für mich rausgekommen ist. Lukas Ja, und das ist halt auch was, wo ich sag, da müsste man sich einfach viel länger damit beschäftigen. Ja, genau. Ich habe noch mal einige Links zum Grafen von der Schulenburg eingefügt, was man so finden kann, damit ihr euch auch noch mal ein eigenes Bild davon machen könnt. Das Museum auf der Burg. Lukas Was sich um Schulenburg hauptsächlich dreht, das kann ich jedenfalls sehr empfehlen. Das ist auch sehr neu und es ist sehr, sehr schön gemacht. Bewegend, weil man geht da wirklich durch. Und es gibt da verschiedene lebensgroße Aufnahmen von ihnen in verschiedenen Anzügen. Dann kann man diese diplomatische Karriere gut nachvollziehen. Es gibt so ein Zeitstrahl, es ist wirklich da ist viel, viel Medienstationen, also dass viel, viel Energie reingeflossen und warum gibt es dieses Museum überhaupt? Lukas Das liegt darin, dass der Markt Falkenberg unter der Initiative von Herbert Bauer, der uns ja die Routine gegeben hat, im Jahr 2009 die Burg für 650.000 € von den Erben von den Schulenburg gekauft hat und noch mal 10 Millionen € reingesteckt hat, um das zu restaurieren. Und seitdem ist die Burg da gibt es Veranstaltungen, da gibt es eben das Museum, da gibt es Tagungsräumen, Hotel usw und was ich besonders cool finde, wenn du da hoch willst, Du kannst entweder mit dem Fußvolk hoch oder die haben sich den kompletten Felsen. Lukas Es ist ein keine Ahnung wie hoch dieser Felsen ist. Ich würde jetzt mal schätzen 30 40 Meter. Also das ist wirklich ein sehr hoher Felsen, wo diese Burg drauf steht, haben die einen Aufzugsschacht reingebohrt. Das heißt du kannst dann mit einem Aufzug von unten rein und kannst dann durch diesen Felsen hoch in die Burg fallen. Das ist auf jeden Fall ein Erlebnis. Lukas Also kann ich als Museum so auf jeden Fall empfehlen. Ralph Ja, sehr schön. Und eine Frage habe ich noch dazu. Lukas Gerne. 00:40:19:09 – 00:40:23:17 Ralph Schulenburg und Konnersreuther Kreis. Da gibt es aber keine Beziehung, oder? Lukas Nee, weil die Leute beim Konnersreuther, die waren ja alle schon tot, ermordet oder kaltgestellt, als Schulenburg ja angefangen hat. Da sprechen wir von den frühen dreißiger Jahren. Also Fritz Gerlich wurde 34 ermordet, Ingbert Na bis 35 gestorben. Und Schulenburg wäre dann letztlich ja erst und ich Ja, ich glaube einfach, dass das der Widerstand von Schulenburg und Gerlich, den kannst du nicht vergleichen, weil das ist eine andere Motivation, das ist eine andere Zeit. Lukas Ist es ein anderer Beweggrund? Genau das sind einfach zwei unterschiedliche Art und Weisen, Widerstand zu leisten oder halt aktiv passiv Widerstand zu leisten, je nachdem, wie man das halt definiert. Ralph Okay. Lukas Ja, das war meine Folge zum Thema Widerstand. Und dazu habe ich das Therese Neumann Museum in Konnersreuth und das Museum auf der Burg Falkenberg besucht. Ralph Sehr. Ja, einiges gelernt. Ich weiß auch gar nicht, ob ich in den Museen mal war. Also in Konnersreuth war ich noch nicht im Museum. Hast du auch gesagt, es relativ neu und Falkenberg wie neu ist das? Lukas Ich glaube 2021. Ralph Ja, nee, dann war ich da auch auf keinen Fall drin. Aber die Burg Falkenberg, klar, die sagt mir was. Und ich glaube, ich war da früher auch mal. Lukas Wir haben ja jetzt noch eine Folge in unserem 12. September. Special übrig. Worum wird es denn in der nächsten Folge gehen? Ralph In der nächsten Folge wird es um das Leben an der Grenze gehen. Das ist ja Grenzregion und im Laufe der Geschichte der Jahrhunderte, auch der vergangenen zehnte hat sich da ja einiges getan. Auch jetzt. Du hast die Sowjetunion angesprochen. Der Zusammenbruch der Sowjetunion hat sich einiges geändert und das hatte dann auch enorme Auswirkungen auf die Menschen vor Ort. Ralph Und ich habe unter anderem mit jemandem gesprochen, dessen Leben sich wirklich radikal dadurch verändert hat. Lukas Ich bin sehr gespannt. Also es bleibt historisch auf jeden Fall super spannend. Das war die dritte Folge des September Specials von Bitte nicht anfassen, Museum mal anders. Gemeinsam mit dem Zwölfer, dem Museumsbund in der nördlichen Oberpfalz, der Museen im Landkreis Tirschenreuth. Diese Folge wurde auch unterstützt von der Landesstelle für nichtstaatliche Museen in Bayern. Ralph Wenn euch dieser Podcast gefallen hat, wenn euch die Folge gefallen hat, dann teilt sie doch unseren Freunden, Familie, Verwandten, Arbeitskollegen, Arbeitskolleginnen. Wir freuen uns über alle, die uns hören. Auch über Feedback. Ihr erreicht uns entweder über Social Media, Instagram oder per Mail. Lukas Bis dahin. Ralph Bis dahin ciao. Der Beitrag Zwoelfer-Special Folge 3: Burgherren, Bauernmädchen und der Kampf gegen den Nationalsozialismus erschien zuerst auf Escucha.37. Zwoelfer-Special Folge 2: Glas aus Waldsassen für die Metropolen dieser Welt - von Pfeifen, Bläsern und Häfen
31:47||Ep. 37BITTE NICHT ANFASSEN! #Zwoelfer-Special 2: Glas und Glasschmelzöfen Show Notes Wer durch den Flughafen in Orlando läuft, durch Paris schlendert oder die Uhrzeit vom Big Ben in London abliest, der hat – vermutlich unbewusst – schon Glas gesehen made in Waldsassen, in der Oberpfalz. Die Firma Lamberts ist eine von weltweit drei Firmen, die auf traditionelle Weise Flachglas herstellen. In dieser Folge geht es um die Geschichte von Glas, um den Unterschied zwischen Glasbläsern und Glasmachern und um die Frage: warum hat sich denn ausgerechnet hier so eine Industrie angesiedelt? Dazu haben wir das Stiftlandmuseum in Waldsassen besucht, einen Abstecher zur Firma Lamberts gemacht und sind in das Glasschmelzofenmuseum in Plößberg gegangen. Denn ohne Ofen kein Glas. Und auch ohne Wald kein Glas. Zumindest früher. Warum das so war, erfahrt ihr in der aktuellen Folge. Die Kooperation von das zwoelfer und dem Podcast „BITTE NICHT ANFASSEN!“ wird gefördert von der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern. #podcastdeutsch #museenentdecken #wissenschaft #museum #oberpfalz #bayern #handwerk #Glas #Ofenbau #Waldsassen #Plößberg ~~~~~~~ Hilfreiche Links: Zum Agricola Ofen: https://de.wikipedia.org/wiki/Probierofen Mehr Infos zu Georgius Agricola: https://www.georgius-agricola.de/leben.html Zum Waldglas: https://de.wikipedia.org/wiki/Waldglas Zum Floatglas: https://www.youtube.com/watch?v=57TE8lHSzBE Offizielle Homepage der Firma Lamberts: https://lamberts.de/start ~~~~~~~ Infos zum Museum: Stiftlandmuseum WaldsassenMuseumstraße 1D-95652 Waldsassen https://waldsassen.de/rathaus/staedtische-einrichtungen/stiftlandmuseum Museen im Rathaus (Schmelzofenbaumuseum Plößberg)Jahnstraße 1D-95703 Plößberg https://ploessberg.de/ ~~~~~~~ über BITTE NICHT ANFASSEN!: Woran denkst du beim Wort Museum? An weltberühmte Ausstellungsstücke wie Sarkophage ägyptischer Pharaonen, an Gemälde von Picasso oder an technische Erfindungen wie das Automobil? Denkst du an das Deutsche Museum in München, das Pergamon-Museum in Berlin oder an das Städel in Frankfurt? Wir – das sind Ralph Würschinger und Lukas Fleischmann – denken beim Wort Museum an etwas Anderes: an Milbenkäse, Mausefallen, an Flipper-Automaten, Nummernschilder oder auch an Gartenzwerge. Denn die schätzungsweise 7.000 Museen in Deutschland haben so viel mehr zu bieten als das Angebot der großen Häuser. Mit „BITTE NICHT ANFASSEN – Museum mal anders“ begeben wir uns an kleine Orte, in Seitengassen großer Städte, um die kleinen und alternativen Ausstellungen zu finden, von denen du vermutlich noch nie gehört hast. Pro Monat erscheint eine Folge, für die einer von uns beiden ein besonderes Museum besucht und sich mit dem jeweils anderen darüber austauscht. Dabei kommen Museumsbetreiberinnen und -betreiber zu Wort, aber auch die Exponate an sich werden hörbar gemacht. Dieser Podcast ist für Museumsliebhaber, für Mitarbeiter aus dem Museumsbereich und für alle, die sich für Kunst, Kultur und Technik-Geschichte interessieren und skurrile Stories mögen. BITTE NICHT ANFASSEN! ist eine Produktion von Escucha – Kultur für's Ohr. Mehr Infos auf https://www.escucha.de/bitte-nicht-anfassen/ ~~~~~~~ Kontakt: Instagram: https://www.instagram.com/bittenichtanfassen_podcast/ E-Mail: info[at]escucha.de ~~~~~~~ über „Das Zwoelfer – Museen im Landkreis Tirschenreuth!“: Wir sind die Museen im Landkreis Tirschenreuth und hier gibt es viel zu sehen, staunen und entdecken. 12 Monate im Jahr gibt es ein vielseitiges Programm: Sonderausstellungen, Veranstaltungen und Aktionstage zum Mitmachen. Das Stiftland und der Steinwald haben einiges zu bieten und auch die Museen in unserem Landkreis sind immer wieder einen Besuch wert. Nicht nur in den größeren Städten wie Tirschenreuth, Waldsassen, Mitterteich, Kemnath und Erbendorf finden Sie mancherlei Museumsschätze, sondern auch in Bärnau, Bad Neualbenreuth, Mähring, Plößberg und nicht zuletzt auf der Burg in Falkenberg gibt es viel Neues und Altes zu entdecken. Wir laden Sie ein auf eine spannende und abwechslungsreiche Entdeckungsreise durch die Museen im Landkreis Tirschenreuth und wünschen Ihnen dabei einen angenehmen Besuch, bleibende Eindrücke und interessante Begegnungen. Wir freuen uns auf Sie! Wollt ihr uns unterstützen? ~~~~~~~ Dann schaut doch auf unserer Steady-Seite vorbei: https://steadyhq.com/en/bitte-nicht-anfassen ~~~~~~~ Podcast-Credits: Sprecher: Lukas Fleischmann, Ralph Würschinger Produktion: Escucha GbR Podcast-Grafik: Tobias Trauth; https://www.instagram.com/don_t_obey/ Intro/Outro: Patrizia Nath (Sprecherin) https://www.patrizianath.com/, Lukas Fleischmann (Musik) Wenn euch der Podcast gefällt, dann abonniert uns und empfehlt uns weiter. Welches Museum sollen wir unbedingt vorstellen? Schreibt uns eure Vorschläge! ~~~~~~~ Transkript Transkript Transkript Sprecher 1 Ja das Archaische, das Feuer und die, die Kollegen draußen, die das Glas aufblasen und 5000 Farben von den Schattierungen her und das Glas oder einfach ganz eigene Brillanz und Körperhaftigkeit, also einfach eine eigene Seele. Sprecher 2 Hallo und herzlich willkommen zu Bitte nicht anfassen. Museum mal anders. Mein Name ist Ralph Lukas und mein Name ist Lukas und wir stellen für euch weirde Museen vor, die aber alle sehr liebenswert sind. Und in diesem September ist alles ein bisschen anders, denn ihr hört Folge zwei unseres Zwoelfer Specials. Ralph Wer vor ihr eins nicht gehört hat, da ging es ja um die Biertradition in der nördlichen Oberpfalz mit dem Namen Zoigl und Lukas. Du hast ja da einiges erzählt. Zum Zoigl wiederhergestellt wird, was sie in auszeichnet. Und du hast ja auch eine Werkstatt besucht, in der Fässer hergestellt werden. Lukas Ja, auf jeden Fall eine sehr coole Folge, nicht nur für Bier Fans, sondern für alle, die sich auch so ein bisschen für ja lokale Geschichte interessieren. Und es ist auf jeden Fall so, dass diese Tradition da jetzt auch zu einem richtigen Touristenmagneten geworden ist. Also von daher hört da gerne mal rein. Ralph Und ich weiß jetzt auch, dass ich wahrscheinlich immer einen falschen Zoigl getrunken habe. Richtig. Ja, genau. Das ist jetzt auf meiner Bucketlist der Dinge, bevor ich sterbe, echten Zeugen trinken. Lukas Unser Prinzip ist es so, dass wir uns gegenseitig immer Museen vorstellen. Ich war jetzt in der letzten Folge dran. Das heißt, dass ich mich für diese Folge entspannt zurücklehnen kann, denn da hast du was für mich vorbereitet. Ralph Richtig. Wie vergangenes Mal angekündigt, geht es bei mir auch wieder um Handwerk, aber um ganz anderes und um auch ein ganz seltenes Handwerk, an dessen Ende ein Produkt steht, das Du und auch viele andere Menschen auf der ganzen Welt schon mal gesehen haben. Und zwar produziert von einem Unternehmen in der Oberpfalz. Da hören wir gleich einen Ton rein. Unbekannter Sprecher 1: Wir haben zum Beispiel die Zifferblätter von Big Ben geblasen. Das sind mundgeblasene Gläser aus Waldsassen. Es gibt in den bekanntesten Flughäfen Orlando Airport, London, Stansted, wo auch immer, Glas, Kunst mit Glas aus der Oberpfalz, aus Waldsassen, aus unserer Hütte. Es gibt aktuell auch wieder Projekte im arabischen Raum, die wir noch nicht nennen dürfen, aber die jetzt dieses Jahr bekannt werden werden. Es gibt auch zum Beispiel hier in der Oberpfalz die Walhalla in Regensburg. Lukas Ja, krass. Also Moment, es war Big Ben. Es war, äh, Projekte in im arabischen Raum, die noch nicht genannt werden können. Und es war auch ein Flughafen und Flughäfen. Genau richtig. Ja, krass. Ralph Die Walhalla in Bayern. Ja, und da kommen auch noch viele andere dazu, die er jetzt nicht genannt hat. Zum Beispiel Notre Dame oder auch der Kölner Dom. Lukas Krass. Und da haben sie die Gläser gemacht, Ralph Da haben die die Gläser gemacht und es geht in der heutigen Folge um welches Handwerk? Glasbläserei genau, Es geht um Glasbläserei. Es geht's aber im Speziellen um die Glasmacherei, denn da gibt es einen Unterschied. Den kann ich auch gleich erwähnen. Dann haben wir es hinter uns, sozusagen. Dann weißt auch gleich, was gemeint ist, also Glasblasen. Damit ist er gemeint, dass jemand so ein Rohr hat, in das er hinein bläst, Luft hineinbläst. Und dann, am anderen Ende dieses Rohrs, hat man Glas, das dann wie ein Ballon aufgeblasen wird. Darum spricht man von Glasblasen. Heute geht es ums Glasmachen. Da wird die Technik des Glasblasens benutzt, aber es wird nicht ein ein rundes Glasstück oder ein ein kugelartiges Glasstück hergestellt, sondern Flachglas. Bei diesem Handwerk spricht man vom Glasmachen. Lukas Wie will man Flachglasblasen? Du kannst ja schlecht in Quadraten blasen oder in rechteckigen Blasen. Ralph Na ja, man bläst das schon, aber es wird dann im Prozess flach gemacht. Aber das erzähle ich dir später. Alles klar. Es soll außerdem auch darum gehen, warum denn gerade ein Unternehmen in der Oberpfalz damit so bekannt geworden ist. Welche guten Gründe es dafür gibt, dass sich genau hier in der nördlichen Oberpfalz das Glasmacher Handwerk angesiedelt hat. Und ich beginne die Folge in Waldsassen. Das liegt rund 70 Kilometer östlich von Bayreuth, und dort gibt es das Stiftlandmuseum. Kurz zum Namen. Das kommt daher, weil es in Waldsassen ein Kloster gibt, einen Kloster Stift und das hatte im Mittelalter sehr viele Ländereien, die dann als Stiftland bezeichnet worden sind. Und im Museum da gibt es eine ganz, ganz breite Palette an Ausstellung Stücken und es ist auch sehr groß und ich möchte nicht vorenthalten, was es da alles zu sehen gibt. Franziska Beck Unfassbar viele Gewerke, die man hier im Stiftlern Museum zeigt, vom Brotbacken, Metzgerei, Flachsverarbeitung über alle möglichen anderen Handwerksberufe, zum Beispiel der Büttner, also der Fassmacher. Wir haben uns sogar eine eigene Dorfschule. Also wir haben hier querbeet alles, würde ich sagen, aus dem Stiftland, aus der Region. Lukas Okay, also auch hier ist wieder der Fassbinder Kontext sehen, auch im Stiftland Ralph ja also wen du gerade gehört das ist Franziska Beck sie ist Museumsfachkraft und zuständig für die Sammlungsarbeit im Stiftland Museum, die Sammlung ist wirklich sehr umfangreich. Sie hat es ja auch schon beschrieben. Konkret sind das vier Stockwerke und ganz viele Räume, durch die man durchgehen kann. Da kann man echt ein paar Stunden drin verbringen. Es gibt auch einen Raum, der sich eben mit dem Glasmachen auseinandersetzt und im speziellen halt den Beruf des Glasmachers. Und in diesem Raum erfährt man auch, warum die Tradition des Glasmachens denn in dieser Region angesiedelt ist. Dazu Franziska Beck Franziska Beck Im Bayerischen Wald oder im Ostbayern war es einfach so die Frage: Was kann man denn machen? Was haben wir eigentlich für Rohstoffe vor Ort? Brennholz natürlich. Sonstige Ausgangsstoffe für Glas konnte man da entsprechend auch zum Beispiel durch die Eisenbahn hierher überführen. Also das wird dann ein Vorteil, sagen wir an dem Standort. Aber andere Gewerke, die es vielleicht in anderen Regionen geben hat, haben hier wenig Sinn.Macht einfach vom Aufwand her zum Beispiel. Lukas Okay, also was ich jetzt noch verstanden habe es gibt wahnsinnig viel Wald und damit wahnsinnig viel Brennholz. Genau. Und man kann da mit der Eisenbahn gut hinfahren und er kann dann halt Rohstoffe hinbringen. Äh, okay, aber jetzt mal kurze Frage. Ich dachte Glas ist doch Sand. Das heißt, man braucht doch eigentlich erst mal Sand oder geschmolzene Sand und jetzt weniger das Brennholz. Oder liege ich da falsch? Ralph Du brauchst schon beides. Das hast schon Recht Glas besteht aus Sand, aber nicht nur. Es gibt ja noch andere Bestandteile. Hast du eine Ahnung, was da sonst noch dazugehört? Lukas Nee, ich dachte, das ist halt Sand, der geschmolzen wird. Und wenn der dann wieder abkühlt, wird er zu Glas. Ralph Ja, im Endeffekt schon. Aber es ist zu schwierig, diesen Sand zu schmelzen, weil er eine zu hohe Temperatur hat. Und darum braucht man gewisse Flussmittel. Heißt, das Material in die die Temperatur, die die Schmelztemperatur senken. Und da nimmt man Asche her und Kreide. lukas Das heißt, wenn der Sand bei einer so und so hohen Temperatur schmelzen würde, machte das früher, wenn man das zugibt. Ralph Ja, ja, man sinkt um rund 200 bis 300 Grad. Die Temperatur zum Schmelzen. Also man braucht dann eine Temperatur von 1500 Grad immer noch sehr viel. Also nicht so einfach im Backofen daheim zu machen. Lukas Aber das heißt jetzt hier, meine Fensterscheiben sind auch Sand und Kreide. Ralph Heutzutage ist es so, dass man anstatt der Asche industriell erzeugtes Soda nimmt. Das ist Natriumkarbonat, nicht zu verwechseln mit Backpulver. Das ist wieder was anderes. Genau. Aber im Prinzip ja. Also die frühesten Nachweise von Glas, Die reichen zurück bis in die Pharaonenzeit In Ägypten, nämlich um 1800 vor Christus. Und die ersten Erzeugnisse waren dann Perlen, die man geschmolzen hat. Und erste Hohlglasgefäße, also sowas wie Gläser, aus denen man trinkt, die gibt es seit 1500 vor Christus. Und das erste bekannte Rezept, das stammt aus dem siebten Jahrhundert vor Christus, aus der Bibliothek des assyrischen Königs Assurbanipal. Und da steht eben auch schon drin, das mit Sand, Asche und Kreide und auch noch im Verhältnis. Also da heißt es Nimm 60 Teile Sand, 180 Teile, Asche aus Meerespflanzen und fünf Teile Kreide und erhältst Gas. Ja und wie gesagt, im Endeffekt ist dieses Rezept so im Großen und Ganzen bis heute erhalten geblieben. Man hat ein paar Stoffe ausgetauscht und die Verhältnisse auch angepasst. Es hat dann noch relativ lange gedauert, bis dann das Glas blasen erst erfunden worden ist. Also vorher hat man das geschmolzen und hat das dann wieso Teigwülste um und um Tonformen herum gelegt und dann hat man gewartet, bis das halt wieder abgekühlt ist. Jedenfalls im ersten Jahrhundert vor Christus haben dann die Phönizier das Glasblasen erfunden und ich mach jetzt ein Zeitsprung ins 17. Jahrhundert, weil da ist es dann auch interessant für die Oberpfalz vor der Industrialisierung. Da gab es vorwiegend Waldglas in der Gegend und das wurde in sogenannten Wald Glashütten erzeugt. Das waren halt quasi diese Betriebsstätten, die sind dann immer gewandert, weil das Holz in der Umgebung dann ausgegangen ist. Und wie du schon richtig gesagt hast. Es gab halt sehr viel Holz, Holz und auch Wald in der Oberpfalz ist ja noch immer so und der Verbrauch war was enorm hoch, dass man immer wieder wandern musste. Also eine Hütte hat da pro Jahr 20 bis 30 Hektar Wald verbraucht. Und dazu muss ich aber sagen, nicht nur als Brennholz, sondern für die Herstellung von Asche. Also man hat da Pott asche hergestellt, das ist ja ein Bestandteil des Glases und das hat halt das meiste Holz tatsächlich verbraucht. Okay, und das bekannteste Waldglas ist so grünlich gefärbtes Glas und das kennste bestimmt auch. Das soll ja aber Franziska Beck kurz mal erklären, für was man dieses Waldglas auch verwendet hat. Franziska Beck Butzenscheiben sind runde Glasscheiben mit einem leicht wulstigen Rand und in der Mitte praktisch auch so ein kleiner Wulst. Lukas Butzen scheiben, hat sie gesagt. Das Wort sagt mir jetzt gar nicht. Wieso meint er, dass ich das kann? Ralph Weil das noch oft in alten Wirtshäusern zu sehen ist oder in alten Gebäuden generell, dass sie da oder in Rathäusern zum Beispiel, Da hat man oft noch so Butzenscheiben drin. Es musst dir vorstellen, das sind halt so runde Scheiben aus Glas, die eingefasst sind in so Bleiruten oder so Metallrahmen. Ja, es wirkt ein bisschen wie ein Mosaik. Ja, nur dass das halt alles runde Scheiben sind, die sich da einfügen. Lukas Ich glaube sogar, dass meine Oma ganz früher mal so Butzenscheiben hatte beim Hauseingang zumindest sah das auch so aus. Das war waren so runde, wulstige Dinger, die dann mit so Metallgerüsten zusammengehalten worden sind. Es war immer von von Innenseite sah es dann so ein bisschen so aus, als hätte man irgendeine Weinflasche, als hätte man den Boden von so einer Weinflasche dahin gehalten. Und dann kam so, so, so grünes Licht rein, grünliches Licht rein. Ralph Ja, das ist ein sehr guter Vergleich, weil man darf sich von dieser Wulst da jetzt nicht zu sehr in die Irre führen lassen. Ist jetzt auch nicht so extrem wulstig, sondern es sieht eher aus wie so ein Flaschenboden. Ah okay, alles klar. Und zur Herstellung komme ich jetzt auch gleich noch. Die Industrialisierung, die hatte ja dann auch enorme Auswirkungen auf die Oberpfalz. Also vorher hat man eben dieses Waldglas da hergestellt und das Textilhandwerk war auch in der Oberpfalz vorher noch sehr verbreitet. Dann kam ja mit der Industrialisierung die ganzen Maschinen, die mussten umstellen und ein anderes Handwerk, das es in der Region gab, trat dann in den Vordergrund. Und um zu erklären, um welches Handwerk es sich da handelt, springen wir jetzt mal in den Ort Plößberg. Der hat 3500 Einwohner und liegt auch wieder östlich von Bayreuth, rund 60 Kilometer davon. Und dort habe ich Benno Krottenthaler getroffen. Benno Krottenthaler ist inzwischen in Rente, hat viele Jahre als Konstruktionsleiter gearbeitet und Glas Schmelzofen entworfen. Und er hat mich durch das Aufgepasst das Glas und Schmelzofen Bau Museum geführt. Also das ist ein Titel, der gut in unsere Reihe passt. Ja, kurz und knackig, oder? Das Glas und Schmelzofen war Museum. Ja, genau. Und er ist einer der beiden ehrenamtlichen Leiter. Und das Museum? Das muss sich sehr so vorstellen. Es gibt zwei Räume. Und in dem einen Raum geht es um die Glasprodukte und in dem anderen Raum geht es um die Öfen, die man zur Herstellung des Glases braucht. Lukas Also das heißt, diese Öfen hat man ab dem Zeitpunkt gebraucht, wo man mit dem Wald Glas nicht mehr weitergekommen ist, sondern mit dem Waldglas einfach zu viele Ressourcen verbrannt hat. Und dann hat man sich überlegt okay, wir müssen industriell Glas herstellen, brauchen dafür aber Öfen. Und da hat sich dann diese Industrie angesiedelt. Habe ich das richtig verstanden? Ralph Jein. Also es war so, dass diese Öfen schon vorher hergestellt worden sind. Aber die Leute, die vorher im Textilhandwerk tätig waren, die hatten jetzt keine, keine Aufgabe mehr. Dann ist eben das Handwerk der Ofenbaumeister so, hat an Popularität gewonnen. Okay. Und dann sind die halt umgesattelt darauf. Wenn man dann in den Raum reingeht, dann sticht einem gleich so eine ganz bestimmte Konstruktion ins Auge. Das ist so ein kegelartiger Ofen, den Benno Krottenthaler die auch mal beschreiben soll. Benno Krottenthaler Zunächst einmal, wenn wir beginnen, ist ein kleines Modell. Das ist das sogenannte Agricola Ofen. Dann haben die Venediger schon betrieben. In der Zeit im 16. Jahrhundert hat sich das entwickelt, ganz einfach aufgebaut unten der Befeuerungsraum ist natürlich ein Nachbau. In Wirklichkeit schaut natürlich anders aus. Dreifach so groß der Schmelzraum mit kleinen Tiegel zu der Zeit noch, dann oben der Kühlraum. Lukas Okay. Ähm. Also was ich verstanden habe, das ist ein kegelartiger Ofen, den befeuerste unten dann hasste in der Zwischenebene Tiegel. Ich nehme meinen Tiegel, wenn ich das richtig verstehe. Das sind diese Formen, oder wo man dann den Sand rein macht, dann würde das schmelzen, richtig? Ralph Ja. Also es sind wie so Eimer im Endeffekt, nur dass die aus Stein bestehen, die müssen ja diese Hitze aushalten können. Das ist dann oft Schamottstein. Genau. Und dass wir das Tiegel oder auch als Hafen bezeichnet, das ist beides das Gleiche. Okay, und da füllt man den Sand rein. Also das Sandkreide Aschegemisch, heizt es dann auf und es schmilzt dann. Das schmilzt dann. Genau. Und dann hätte man oben noch wie so ein Regal, wo man das abstellen kann. Damit kühlt aha alles klar und er hat auch das bezeichnet als Agricola Ofen. Agricola Ofen heißt er deswegen, weil er nach Georgius Agricola benannt ist. Das war ein Deutscher, ja, ich würde sagen Universalgelehrter, der im 16. Jahrhundert gelebt hat, der viel herumgereist ist und dann auch nach Venedig zum Beispiel, weil zu der Zeit war Venedig ein herausragender Ort für Glasproduktion. Und der hat dann eben ein Buch geschrieben zum Berg und Hüttenwesen, und darin ist so ein Ofen beschrieben und das war damals echt was, was sehr Neues und auch sehr Innovatives. So ein Buch zu schreiben, weil handwerkliches Wissen eigentlich bis dahin mündlich weitergegeben worden ist. Und was auch ganz interessant ist, also das ist in Lateinisch verfasst. Dieses Buch, dass er dann auch so Sachen drin hat wie Umweltschutz, das finde ich ja ganz, ganz löblich. Aber auch Geister, Kobolde und Drachen, die im Zusammenhang stehen mit den Rohstoffen und mit dem Berg und Hüttenwesen, also Metaphysik und Naturschutz und Bauanleitung. Alles drin, alles richtig schöne Zeichnungen sind auch drin, richtiger Renaissance, Mann. Und was man im Museum in diesem Raum auch noch sieht, das sind die Werkzeuge, die man gebraucht hat zum Glasmachen. Also ich hatte ja ganz am Anfang schon vom Glasblasen und dem Rohr erzählt, das man dafür braucht. Aber es gibt ganz viele unterschiedliche Rohre für verschiedene Arten der Tätigkeiten und je nachdem, was man halt für eine Art von Glas herstellen möchte, da zählt es gleich aus auf. Benno Krottenthaler Und nicht wundern, wenn du nicht alles verstehst. Ich hab's ja sogar gesehen, dass mir das gezeigt hat und habe auch nicht alles so wirklich verstanden. Aber ich fand es trotzdem spannend zu hören, was da alles so eine eigene Bezeichnung hat und was es da alles gibt. Benno Krottenthaler Das ist eine Hohlglaspfeiffe für kleine Artikel, natürlich mit einem Loch drin. Und hier wird zum Beispiel für zum Herstellen von Kelchglas. Das ist eine Pfeife für größere Artikel. Das ist ein Abfemmeisen. Das heißt, wenn ich mit der Arbeit beginne, dann muss ich das Glas oben säubern. Beim Hafen natürlich. Es ist eigentlich eine rheinische Pfeife, die hat nun eine konische Form, dass ich gleich mir Klaus aufnehmen kann. Lukas Okay. Also ich glaube wirklich, da muss man vor Ort sein und sich diese Instrumente wahrscheinlich anschauen. Ralph Es klingt auch bisschen wie Witz, oder? Also wenn man sich das anhört. Als Außenstehender könnte ich mir vorstellen, dass jemand einfach irgendwelche Worte erfindet. Ja, aber es ist wohl eine Fach eine Nomenklatur. Von daher ist es halt so Ralph Auch heute gibt es im Plasberg noch vier große Firmen, die Glass Schmelzöfen herstellen und die auch weltweit verkaufen. Also nach Australien, Indien, Brasilien, also in mehr als 75 Länder. Und das sind dann aber jetzt nicht so Agricola Öfen wie der Benno Krottenthaler vorgestellt hat, sondern das sind dann moderne, richtig, richtig große Anlagen, sogenannte Floatglasanlagen. Float, so aus dem Englischen. Wie sagt man da fließen, schweben, gleiten, irgendwie so was. Und das funktioniert so, dass man das Glas schmilzt und das kommt dann als teigige Masse auf. So ein längliches Board aus flüssigem Zinn. Aufgrund des Dichteunterschieds und der Oberflächenspannung schwimmt dann das Glas oben und vermischt sich jetzt nicht mit dieser Zinnlösung und dann kühlt sie oben ab. Es ist ein bisschen wie Öl und Wasser, weißt du, Öl ist ja auch okay und dann vermischt sich nicht mit Wasser. Und so entsteht dann eine flache Scheibe. Die wird dann halt auch wieder mit Maschinen direkt handlich geschnitten und dann schnell verpackt und dann kann es verkauft werden. Lukas Also das heißt, unser Glas ist jetzt Fensterscheiben, oder für keine Ahnung, Möbel oder was weiß ich benutzen. Das wird in diesem Verfahren dann hergestellt. Ralph Ja okay, weil man einfach in großen Mengen so Glas herstellen kann. Flachglas Okay, genau. Es gibt aber noch Unternehmen, die auf traditionelle Art und Weise Flachglas herstellen, in dem sies halt blasen. Und ganz am Anfang hast du einen Ton gehört, wo es um das Glas vom Big Ben geht und auch an Flughäfen. Und das ist das Unternehmen, um das es geht. Das ist die Firma Lambertsund die stellt das eben noch auf ganz klassische Art und Weise her. Robert Christ Also ich kann mich noch erinnern, als ich den ersten Tag hier begonnen habe, bin ich in der Früh in die Hütte rausgegangen, als junger 15-jähriger und hab mir dann diese diese Eindrücke zu Gemüte geführt, dass einfach in die Hütte rauszukommen und dann bin mir vorkommen wie bei Schneewittchen und den sieben Zwergen in den Minen. Das waren also alles dunkle Öfen und alles hat gefunkelt. Und ja, das Archaische, einfach das Feuer und die, die Kollegen draußen, die das Glas aufblasen und 5000 Farben von den Schattierungen her. Und das Glas hat einfach ganz eigene Brillanz und Körperhaftigkeit, also einfach eine eigene Seele. Ralph Wen du da gerade gehört hast. Das ist Robert Christ und er als Prokurist bei Lamberts, eben dieser Firma in Waldsassen. Und es ist so was ich vorher nicht wusste, dass die Glasmacher ja sehr, sehr früh mit der Arbeit beginnen, nämlich um 3:30 in der Nacht. Oh Gott, ja, ja, die haben dann gegen 9:30 Feierabend. Wenn es bei uns erst losgeht. Das ist so, weil die in ihrer Arbeit eben großer Hitze ausgesetzt sind, weil die Öfen halt sauheiß sind. Und gerade im Sommer wär das einfach zu anstrengend für die Leute. Die müssten ja so viel auch trinken. Und dann aber das festgelegt, dass man in der Nacht eben anfängt. Und ich wollte ja trotzdem mal sehen, wie wird das Glas hergestellt? Das heißt, ich musste dann doch relativ früh dahin, aber nicht um 3:30, sondern zu einer relativ humanen Zeit um 8:00 in der Früh. Reportage vor Ort Guten Morgen. Ralph: Vielleicht können Sie gleich mal beschreiben, wo wir uns jetzt befinden, als. Robert Christ Wir stehen jetzt mitten in der Ofenhalle der Glashütte Lamberts. Das ist ein eindrucksvolles Gebäude. Es wird auch bezeichnet als die Kathedrale der Glaskunst, auch mit den ganzen Fenstern. Es ist eine eigene Holzkonstruktion in einer damalig nahezu einzigartigen Art und Weise, wie es gebaut worden ist. Die sehr, ja hohe Halle mit 18 Metern. Wir haben 28 Meter Breite und eine Länge von 70 Meter. Und wenn Sie jetzt hier stehen und dann auf die Öfen schauen und ja, das Feuer und die Kollegen, die es ausblasen, dann ist das schon eindrucksvolle Szene. Lukas Okay, was ich jetzt aus beiden Tönen zum herausgehört habe er ist anscheinend ziemlich begeistert von seiner Arbeit und spricht Ja, es scheint jetzt ein mythischer Ort zu sein, so ein mystischer Ort zu sein, wo es überall funkelt. Und du hast diese Hitze, dass diese Öfen und diese Männer, die da irgendwie Glasblasen, ähm, so wie du es beschrieben hast, stelle ich mir das so ein bisschen vor wie so eine alte Bahnhofshalle. Kennst du die zum Beispiel vom Kölner Hauptbahnhof oder vom ja, vom Kölner Hauptbahnhof? Die so aussehen wie Flugzeughangar mit diesen Eisenkonstruktionen. Und da dazwischen stehen dann so diese Öfen, So stelle ich mir das so ein bisschen vor. Ralph Ja, Hangar klingt nicht schlecht. Also das glaube ich. Kommt gut hin. Ja, es sind halt hohe Decken und man hat da oben noch so Balkenkonstruktionen drin, das ist also Träger. Ja, ja, so darfst du sie es auch vorstellen. Ich fand es sehr faszinierend, da rein zu gehen und das zu sehen. Er hat halt wirklich was, wie soll ich sagen, ein bisschen was aus der Zeit gefallenes. Eine moderne Fabrikhalle sieht ganz anders aus. Und es gibt da eben diese Öfen und verschiedene Stationen an die, an denen die Leute arbeiten. Und an einer Station wurde dann eben das Glas wirklich erst so bearbeitet. Man muss zuerst mal aus dem Ofen holen, das geschmolzene Glas und dann wird ja geblasen. Und an dieser einen Station, da stand ein Team von drei oder vier Leuten, ich weiß nicht mehr ganz genau, da gibt es da noch einen speziellen kleineren Ofen, den die haben. Das ist die sogenannte Trommel, weil es halt ein bisschen aussieht wie so eine Wäsche Trommel beispielsweise und in der wird dann das Glas noch mal je nach Farbe unterschiedlich erhitzt, weil man gibt da Färbemittel dazu. Also es sind oft Metalloxide wie Eisen, das färbt das Glas zum Beispiel grün oder Silber für gelb und Gold für rosa und die brauchen eben unterschiedliche Temperaturen und da wird das dann noch mal geschmolzen. Ja, und was die Arbeiter dort genau machen, das soll dir Robert Christ noch mal beschreiben. Und falls du es nicht verstehst, fragt er noch mal nach. Dann kann ich das auch noch mal mit eigenen Worten zusammenfassen. Robert Christ Also wir stehen jetzt hier am Ofen und wir sehen es. Das Glasmacherteam, das Glasscheiben bläst, wobei natürlich eine Scheibe zu blasen nur über die Form des Hohlkörpers geht und dazu wird ein Ballon aufgeblasen, das heißt der sogenannte Anfänger oder auch die Kölblmacher, bei anderen Gläsern beginnt das Glas dadurch, dass er an die Glaspfeife das Glas heran dreht und dann formt und dann hier dieses diesen Posten sogenannten Pfosten aufbläst und den Glasmacher Meister übergibt. Und der Glasmachermeister, das sehen wir jetzt gerade. Er bläst den Ballon weiter auf und gibt dem Ballon dann seine endgültige Größe. Aus dem Ballon selbst wird dann 1/2 Zylinder erstellt. Dadurch, dass das vorne geöffnet wird und aus dem Halbzylinder ein Zylinder und dieser wird dann längsseitig aufgeschnitten und wird dann wieder aufgeklappt, nachdem er erwärmt worden ist. Und so entsteht dann ein flaches Glas, wenn dieser Zylinder dann gestreckt worden ist. Ja, und so wird mundgeblasenes Flachglas gefertigt. Ralph Ums noch mal zusammenzufassen. Also erst mal muss das Glas ja ans Rohr reingebracht werden. Also an diese Pfeife wird dann aufgeblasen zu einem Ballon, dann übergeben an den Glasmacher Meister, der bläst noch mal größer und dann hat der so eine Konstruktion. Also das ist wie so eine Form im Endeffekt die so bogen förmig ist, sage ich jetzt mal so ein Halbrund und da legt er das Glas rein und kann es dann dadurch durch drehen halt noch mal so nachformen, das einfach recht gleichmäßig wird und das wird dann vorne aufgeschnitten, weil es ist ja ein geschlossener Ballon vorher noch, das wird dann aufgeschnitten und man hat dann einen Zylinder und diesem Zylinder schneidet man dann der Länge nach auf. Und wenn wir den der Länge nach aufschneidet und ausklappt, dann entsteht ein flaches Glas. Ja, das halbwegs vorstellen ja jetzt schon. Ja und dieses flache Glas, das kühlt dann aus, wird vermessen und geht dann an die Kunden raus. Genau. Und dann findest du es halt irgendwann, beispielsweise im Big Ben Lukas Was ist denn jetzt der Vorteil von diesem Handgeblasen in Glas im Vergleich zum industriell hergestellten Glas? Weil ich nehme mal an, die ganzen Farbstoffe könntest du doch auch in dieses andere Verfahren reinbringen. Ralph Das ist richtig, Das sieht einfach anders aus. Also ich weiß nicht, ob das jetzt der Vorteil ist, aber zumindest ist das halt so die Eigenart davon. Das sieht ganz anders aus. Wenn du das einmal gesehen hast, dann erkennst du das überall wieder kann ich dir versprechen, das ist so, das ist nicht so charakterlos wie andere Gläser, andere also das Fensterglas an sich ist ja finde ich immer sehr neutral. Was das ich mein ja, das ist einfach durchsichtig, der Sinn des Glases. Genau. Und bei Lambertz ist es aber so, das ist in der eher Kunstgläser muss man sagen. Es wird eigentlich immer gefärbt in ganz, ganz vielen verschiedenen Farben und dann halt für künstlerische oder künstlerisch wertvolle Sachen eingesetzt. Das sieht einfach anders aus. Es hat mehr, wie soll ich sagen, das hat mir Textur, Textur oder Kontur. Das ist nicht so gleich. Lukas Aber das heißt, dieses Glas wird dann auch wirklich nur für ziemlich prestigeträchtige Projekte verwendet, weil ich nehme auch an, dass das schweineteuer dann ist. Ralph Man kann sich das als Privatperson auch kaufen, das geht schon auch, muss mal ein paar 100 € hinlegen, aber dann kannst du auch so ein schönes Glas haben und das kannste, weil sie nicht irgendwo hinhängen oder irgendwo aufstellen, draußen, wie du halt magst, weil es wird aber auch in Verwaltungsgebäuden eingesetzt. Und Robert Christ hat auch gesagt, dass immer mehr Shops das für sich entdecken, was irgendwie so so exquisite Mode Shops zum Beispiel, dass sie sagen ach, wir wollen dieses Glas, weil dann wirkt unser Shop irgendwie noch mal interessanter, dann drapieren wir, da weiß ich nicht, Schuhe oder Taschen drauf oder so, alles klar. Lamberts ist die einzige Firma in Deutschland, die so mundgeblasenes Flachglas herstellt. Und weltweit, das muss man wirklich anerkennend mit viel Anerkennung eigentlich schon sagen. Hey, Weltweit gibt es nämlich nur drei Firmen, die das insgesamt so machen. Lukas Krass, Wo sind die anderen zwei? Ralph Eine ist in Frankreich und eine irgendwo außerhalb von Europa. Das weiß ich gar nicht mehr. Und damit das Handwerk nicht in Vergessenheit gerät und sogar noch mehr Aufmerksamkeit erhält, ist die Technik inzwischen Teil des immateriellen UNESCO Weltkulturerbes geworden. Und im Stiftland Museum, um jetzt endgültig den Kreis zu schließen, da findet man auch ganz viel von der Firma Lamberts ausgestellt. Da gibt es Fotos vom Prozess, es gibt aber auch fertige Gläser. Es gibt Pfeifen, aber nicht so viele wie im Schmelzofen Baumuseum. Und ja, angefangen das Glas auf diese Ballone kann man das sehen? Ja, und wen das interessiert, der kann sich auch über die Touristeninformation in Waldsassen für eine Führung anmelden in der Firma und das würde ich echt empfehlen. Also wenn man in der Gegend ist, schaut euch das an, es ist total interessant und eindrucksvoll. Lukas Wenn ich wieder da bin, dann schaue ich mir das mal an, das klingt wirklich gut. Ralph Dann schau dir das an und dann geht es auch durch die Stadt durch, durch Waldsassen. Und dann wirst du sehen, dass da überall Lamberts Glas hängt. Alles klar damit, Lukas hätte ich jetzt so ein Rundumschlag in Sachen Glas gemacht? Lukas Ja, danke. Ich habe auf jeden Fall viel gelernt. Also erstmal, was Glas überhaupt ist. Jetzt kann ich ein bisschen klugscheissen, dass es so da und Sand ist und auch die Geschichte ist echt spannend. Ich hab halt Glas immer mit Venedig in Verbindung gebracht und mit Murano und dieses berühmte Murano Glas, was vielleicht von dieser Insel daherkommt und so, aber ich wusste nicht, dass es in der Oberpfalz auch diese Glasbläser Tradition gibt. Und vor allem wusste ich nicht, dass es immer noch diese diese Hidden Champions gibt. Also diese kleinen Firmen, die irgendwie so Weltmarktführer sind und was Krasses machen und irgendwie auf einem, also irgendwie voll abseits der großen Städte irgendwie so, aber, aber das gibt es ja wirklich häufig und überall. Und das ist halt mal wieder ein Beispiel, dass es das ist. Also auf jeden Fall vielen Dank. Ich habe da viel dazu gelernt. Ralph Ja, gerne. Ich meine, ich habe auch sehr, sehr viel dazu gelernt und es bleibt mir natürlich die Frage, was hören wir dann das nächste Mal? Weil da bist du wieder dran. Lukas Ja, das nächste Mal geht zum Thema was auf jeden Fall nichts mit Handwerk zu tun hat, sondern es wird politisch, es wird historisch. Es geht um Menschen, die sehr mutig waren, die für ihre Überzeugungen eingestanden sind. Und es geht um Menschen, die das auch bisweilen sehr, sehr, sehr teuer bezahlt haben. Und es geht auch darum, was das Ganze mit einem katholischen Massenphänomen zu tun hat und mit angeblichen Wunderheilungen und einer ganz berühmten Frau. Also es wird auf jeden Fall sehr umfangreich, aber es wird alles, es steht alles unter einem großen thematischen Überpunkt. Ralph Dann vielen Dank an alle, die uns bis hierher zugehört haben. Wir freuen uns natürlich immer über Feedback. Gerade jetzt zu dieser Sonderstaffel. Schreibt uns doch eure Meinung dazu. Was haltet ihr davon, dass wir jetzt pro Folge zwei Museen vorstellen oder auch, dass wir jetzt wöchentlich veröffentlichen? Wir profitieren von eurem Feedback und nehmen das auch sehr ernst. Lukas Und wenn es dieses Format gefällt, dann sind wir immer über fünf Sterne Bewertungen dankbar. Wir sind über Weiterempfehlungen dankbar. Über Feedback, über alles Mögliche. Also teilt dieses Format mit Leuten, die es interessieren könnte. Ralph Das war die zweite Folge unserer Kooperation mit Das Zwoelfer Museen im Landkreis Tirschenreuth. Und das Ganze wird gefördert durch die Landesstelle für nicht staatliche Museen in Bayern. Der Beitrag Zwoelfer-Special Folge 2: Glas aus Waldsassen für die Metropolen dieser Welt – von Pfeifen, Bläsern und Häfen erschien zuerst auf Escucha.36. Zwoelfer-Special Folge 1: Der Zoigl: Vom Hausgebrautem zum Craft-Beer-Champion
40:34||Ep. 36BITTE NICHT ANFASSEN! #Zwoelfer-Special 1: Der Zoigl und die Fassbinderei Show Notes Der Zoigl ist ein Bier, das einzigartig ist. Von einem Kellerbier für arme Leute in der Oberpfalz hat er sich zu einem fancy Lifestyle Produkt mit Tradition entwickelt, der sogar schon schändliche Plagiate hervorgebracht hat! Er steht für das Gegenteil von Industriebier: Denn der Brauprozess des Zoigls wird in kleinen Kommun-Brauhäusern begonnen und zu Hause bei Privatleuten zu Ende gebraut. In dieser Folge klären wir, woher das Bier kommt, und wie ihr als künftige Zoigl-Connaisseure einen echten von einem falschen unterscheiden könnt. Wir sprechen darüber, wie es fast verschwand, um dann wieder voll einzuschlagen. Außerdem machen wir einen Abstecher in eine Scheune, in der Menschen ein fast ausgestorbenes Handwerk wieder zum Leben erweckt haben: Die Fassbinderei. Denn was nutzt das beste Bier, wenn’s nicht in die Wirtschaft oder zu euch nach Hause transportiert werden kann?! In diesem Sinne: Prost und zurücklehnen. Die Kooperation von das zwoelfer und dem Podcast „BITTE NICHT ANFASSEN!“ wird gefördert von der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern. #podcastdeutsch #museenentdecken #wissenschaft #museum #oberpfalz #mitterteich #tirschenreuth #zoigl #bier #kellerbier #genuss #biergarten #handwerksscheune #fassbinderei ~~~~~~~ Hilfreiche Links: So sieht der Zoiglstern aus: https://www.escucha.de/wp-content/uploads/Zoiglstern-scaled.jpeg So sieht das Kühlbecken im Kommun-Brauhaus aus: https://www.escucha.de/wp-content/uploads/Kuehlbecken-im-Kommunbrauhaus-scaled.jpeg Weitere Informationen zum Zoiglbier mit der Seite des Zoigl-Kalenders: https://zoiglbier.de Das ist der Arbeitskreis Historisches-Handwerk, der unter anderem die Fassbinderei wiederentdeckt hat: https://ak-historisches-handwerk.de Das ist ein Video über die Fassdaubenmaschine: https://www.escucha.de/wp-content/uploads/Video-Fassdaubenmaschine.mp4 Und das hier über die Stemmmaschine: https://www.escucha.de/wp-content/uploads/Video-Stemmmaschine.mp4 ~~~~~~~ Infos zum Museum: Museum MitterteichTirschenreuther Straße 1095666 Mitterteich https://tourismus.mitterteich.de/freizeit-erlebnis/museum/museum-mitterteich Museumsquartier Tirschenreuth Maximilianplatz 35 95643 Tirschenreuth https://www.stadt-tirschenreuth.de/museumsquartier ~~~~~~~ über BITTE NICHT ANFASSEN!: Woran denkst du beim Wort Museum? An weltberühmte Ausstellungsstücke wie Sarkophage ägyptischer Pharaonen, an Gemälde von Picasso oder an technische Erfindungen wie das Automobil? Denkst du an das Deutsche Museum in München, das Pergamon-Museum in Berlin oder an das Städel in Frankfurt? Wir – das sind Ralph Würschinger und Lukas Fleischmann – denken beim Wort Museum an etwas Anderes: an Milbenkäse, Mausefallen, an Flipper-Automaten, Nummernschilder oder auch an Gartenzwerge. Denn die schätzungsweise 7.000 Museen in Deutschland haben so viel mehr zu bieten als das Angebot der großen Häuser. Mit „BITTE NICHT ANFASSEN – Museum mal anders“ begeben wir uns an kleine Orte, in Seitengassen großer Städte, um die kleinen und alternativen Ausstellungen zu finden, von denen du vermutlich noch nie gehört hast. Pro Monat erscheint eine Folge, für die einer von uns beiden ein besonderes Museum besucht und sich mit dem jeweils anderen darüber austauscht. Dabei kommen Museumsbetreiberinnen und -betreiber zu Wort, aber auch die Exponate an sich werden hörbar gemacht. Dieser Podcast ist für Museumsliebhaber, für Mitarbeiter aus dem Museumsbereich und für alle, die sich für Kunst, Kultur und Technik-Geschichte interessieren und skurrile Stories mögen. BITTE NICHT ANFASSEN! ist eine Produktion von Escucha – Kultur für's Ohr. Mehr Infos auf https://www.escucha.de/bitte-nicht-anfassen/ ~~~~~~~ Kontakt: Instagram: https://www.instagram.com/bittenichtanfassen_podcast/ E-Mail: info[at]escucha.de ~~~~~~~ über „Das Zwoelfer – Museen im Landkreis Tirschenreuth!“: Wir sind die Museen im Landkreis Tirschenreuth und hier gibt es viel zu sehen, staunen und entdecken. 12 Monate im Jahr gibt es ein vielseitiges Programm: Sonderausstellungen, Veranstaltungen und Aktionstage zum Mitmachen. Das Stiftland und der Steinwald haben einiges zu bieten und auch die Museen in unserem Landkreis sind immer wieder einen Besuch wert. Nicht nur in den größeren Städten wie Tirschenreuth, Waldsassen, Mitterteich, Kemnath und Erbendorf finden Sie mancherlei Museumsschätze, sondern auch in Bärnau, Bad Neualbenreuth, Mähring, Plößberg und nicht zuletzt auf der Burg in Falkenberg gibt es viel Neues und Altes zu entdecken. Wir laden Sie ein auf eine spannende und abwechslungsreiche Entdeckungsreise durch die Museen im Landkreis Tirschenreuth und wünschen Ihnen dabei einen angenehmen Besuch, bleibende Eindrücke und interessante Begegnungen. Wir freuen uns auf Sie! Wollt ihr uns unterstützen? ~~~~~~~ Dann schaut doch auf unserer Steady-Seite vorbei: https://steadyhq.com/en/bitte-nicht-anfassen ~~~~~~~ Podcast-Credits: Sprecher: Lukas Fleischmann, Ralph Würschinger Produktion: Escucha GbR Podcast-Grafik: Tobias Trauth; https://www.instagram.com/don_t_obey/ Intro/Outro: Patrizia Nath (Sprecherin) https://www.patrizianath.com/, Lukas Fleischmann (Musik) Wenn euch der Podcast gefällt, dann abonniert uns und empfehlt uns weiter. Welches Museum sollen wir unbedingt vorstellen? Schreibt uns eure Vorschläge! ~~~~~~~ Transkript Transkript Lukas Hallo und herzlich willkommen zu Bitte nicht anfassen. Museum mal anders. Normalerweise hört ihr hier einen Ausschnitt aus unseren Interviews, aber diesmal ist alles anders, denn wir haben eine kleine Ankündigung. In diesem Monat könnt ihr euch auf ganze vier Folgen freuen und das liegt an unserer Kooperation mit dem Museumsverbund. Das Zwölfer museen im Landkreis Tirschenreuth. Ralph Genau das ist ein Museumsverbund in der nördlichen Oberpfalz, also in Ostbayern. Und die haben uns eingeladen, damit wir ihre schrägen Alternativen und liebenswerten Museen besuchen. Und ihr könnt euch auf krasse Geschichten über Bier, über verrückte Grenzen, über mutigen Widerstand und ganz viel Handwerkskunst freuen. Lukas Und jetzt geht's los. Juhu! Lukas Ja. Hi, Ralph Ralph Hallo Lukas und hallo an alle Leute da draußen, die uns hören. BNA ist. Bitte nicht anfassen. Museum mal anders. Und was sie jetzt hört, ist der erste Teil einer vierteiligen Reihe, in der es um Museen in der Oberpfalz geht. Lukas Genau richtig. Und vielleicht ganz kurz das Konzept erklärt. Wir besuchen abwechselnd Museen und stellen diese Museen dem anderen vor. Und wir haben schon Kriterien, was diese Museen betrifft, denn wir gehen nicht in die großen Häuser, in die großen Galerien, sondern uns interessieren die kleinen Museen, die ein bisschen abseits gelegenen Museen, die vor allem mit schrägen, aber vor allem liebenswerten Geschichten aufwarten. Lukas Und auch jetzt, in dieser zwölf Special Edition, wird es so sein. Ralph Und normalerweise ist es ja so, dass der eine nicht weiß, wo der andere hingeht, welches Museum er besucht. In dem Fall ist es so, dass wir das wissen, welches Museum der andere besucht hat. Aber abseits davon wissen wir nichts. Das heißt, die Ahnungslosigkeit bleibt. Also wenn dumme Fragen auftauchen, dann ist das nicht gestellt. Lukas Vielleicht noch kurz zu der Region, in der wir uns jetzt im September aufhalten werden. Die Oberpfalz ist einer von sieben bayerischen Regierungsbezirken und ist in Nordostbayern, also an der Grenze zu Tschechien zum Beispiel oder im Süden zu Niederbayern angrenzend. Städte, die man in der Oberpfalz kennt, sind normalerweise Regensburg, Amberg, vielleicht noch Weiden. Genau. Und diese Museen von Zwölfer, vom Museumsbund, die befinden sich in der Nord Oberpfalz. Lukas Und das ist eine Region, die sehr ländlich geprägt ist, die aber trotzdem ganz schön viel Museen in petto hat. Ralph Zwei Diese Museen hast du ja für diese Folge besucht. Lukas Genau. Und deswegen würde ich sagen fangen wir an mit der eigentlichen Geschichte. Und bevor ich dir diese Museen vorstelle und die Objekte und worum es in dieser Folge geht, will ich dir eine ganz allgemeine Frage stellen. Und zwar, weißt du, lieber, als warum der Mensch sesshaft geworden ist. Also wir waren ja alle mal Jäger und Sammler und dann, ungefähr vor 10.000 Jahren beginnt ja diese neolithische Revolution. Lukas Also wir werden sesshaft, Wir werden von Jägern und Sammlern zu Bauern. Weißt du eigentlich, warum der Mensch das gemacht hat? Ralph Weil er die Landwirtschaft für sich entdeckt hat. Und dadurch konnte er halt kontrolliert Lebensmittel anbauen. Lukas Das ist eine der Theorien dazu. Und eine andere Theorie dazu, die so ein bisschen mit deiner Theorie einhergeht, ist tatsächlich die Erfindung des Bieres. Davon gibt es zwei Varianten Variante Nummer eins, die von der Wissenschaft auch wirklich als seriös wahrgenommen wird. Menschen haben mit dem Ackerbau begonnen und mit dem, was sie über hatten, haben sie Bier hergestellt und das hat dann wiederum die Menschen motiviert, weiter Ackerbau zu betreiben, weil sie neben der Nahrungsaufnahme auch den berauschenden Effekt von Bier gut fanden oder aber und auch das ist eine ernst genommene Theorie, die ich persönlich fast besser finde. Lukas Jemand hat zufällig vergorenes Getreide mit Wasser irgendwo stehen lassen, dann getrunken und gemerkt alles wird gut. Und es gibt auch einen Rausch. Weil man dieses wortwörtliche Kultgetränk halt nicht auf Wanderschaft herstellen konnte, musste man sich nebenbei sesshaft machen. Das heißt, es gibt wirklich Archäologen, die davon ausgehen, dass Bier der Grund ist, warum die Menschheit sesshaft wurde und nicht die Menschheit wurde sesshaft. Lukas Und dann wurde in der Folge das Bier kultiviert. Ralph Nur das es schon damals abhängig gemacht hat. Lukas Also jedenfalls ist es so, dass Bier einen sehr großen Teil der Menschheit im Prinzip seit tausenden von Jahren begleitet. Und so ist das natürlich auch für Bayern und natürlich auch für die Nord Oberpfalz. Denn in dieser heutigen Folge wird es um eine ganz besondere und ziemlich verrückte Biertradition gehen. Die ist so nur noch in fünf Dörfern und Städten in der Nord Oberpfalz gibt. Lukas Es geht um den sogenannten Zoigl. Dazu war ich in zwei Museen, nämlich in Tirschenreuth und in Mitterteich. Darüber hinaus habe ich noch eine Handwerkscheune besucht und ich war in einem Kommun Brauhaus. Also es wird eine sehr, sehr ausschweifende und sehr lange und hoffentlich auch sehr schöne Folge. Und weil ja weiß, dass ich Bier Liebhaber bin, kann ich dir schon mal sagen, dass ich bei der Aufnahme und natürlich auch bei der Verkostung sehr viel Spaß hatte. Ralph Ja, freut mich. Ich freu mich jetzt auch sehr auf die Folge, weil Zoigl kenne ich vom Namen her und hab sie auch schon öfter getrunken, aber viel weiß ich nicht darüber genau. Lukas Du kommst sie aus der Region, du kommst ja aus Weiden und von daher ist dir der Begriff Zoigl natürlich geläufig. Aber wir werden im Laufe dieser Folge klären, ob du in deinem Leben bislang immer nur falschen Zoigln getrunken hast oder möglicherweise immer nur echten Zoigl. Ralph Hmm. Lukas Also ich hab den Begriff Zoigl vorher auch schon mal gehört, aber ich hatte überhaupt keine Ahnung, was es ist. Also keine Ahnung. Ich dachte, es handelt sich nur um eine Biersorte, aber es handelt sich um deutlich mehr. Ich wusste nur, dass das jetzt bei Touristen ziemlich beliebt ist, die alle auf den Zoll gehen. Also nicht nur bei Touristen, auch bei Einheimischen. Lukas Aber es ist auf jeden Fall eine ziemliche Touristenattraktion geworden. Um mich dieser Geschichte anzunähern, bin ich erst mal nach Tirschenreuth ins Museumsquartier gefahren, um erhellt zu werden. Das Museumsquartier Tirschenreuth ist ein Museum, das sich in mehreren Gebäuden befindet und das sich so ein bisschen um lokale Geschichte dreht. Ich finde es sehr modern. Ich finde es auch sehr ansprechend und vor allem fand ich dafür, dass Tischenreuth jetzt keine Großstadt ist, sehr, sehr groß und sehr, sehr ausführlich. Lukas Es ist wirklich, da kann man echt mehrere Stunden drin verbringen. Jedenfalls, als ich in dieses Museum gefahren bin, da sind mir auf dem Weg ein paar Dinge aufgefallen und die fand ich ziemlich verwirrend. Und zwar gab es an sehr vielen Häusern, wie ich dachte, Davidstern. Und dann war ich verwirrt, weil ich mir gedacht hab Hä? Gab es zu viele jüdische Gemeinden da in der Nord Oberpfalz? Lukas Was hat es damit zu tun? Aber diese Davidsterne an den Häusern haben überhaupt gar nichts mit Juden zu tun, oder? Judentum, sondern mit Bier. Wie das genau zusammenhängt, das hat mir Marianne Stangl erklärt. Weil sie hat mir eine kleine Führung über den Säugling im Museum Tirschenreuth gegeben. Marianne Stangl Das Wort Zoigl kommt wahrscheinlich von dem Wort vor oazeign anzeigen. Und damit wollte man einfach sagen Unser Bier ist fertig, kommt her und trinkt mal damit man das gesehen hat, hat man einen Zoiglstern rausgehängt oder manchmal auch einem Fichtenbusch. Lukas Können Sie mir kurz erklären, wie schaut der aus? Marianne Stangl Ja, das ist wie ein Davidstern. Er hat sechs Zapfen und auf der einen Seite ist praktisch Hopfen und Malz und Wasser und auf der anderen Seite die Elemente Erde, Luft und Feuer, die wichtig sind, dass man solche brauen kann. Früher hat man dann aus dem Giebelfenster einen langen Stab rausgehängt und vorne war eben der Zoigl Stern dran. Also ich schätze jetzt mal mindestens 2 Meter ist es rausgegangen. Und der Zoigl Stern so einen halben Meter. Damit hat jeder gesehen. Da kann ich jetzt reingehen und als Zoigl fertig, da darf ich trinken. Ralph Hmmm. Okay, ja, da waren einige Sachen dabei, die ich noch nicht kannte. Sei es, wo das Wort herkommt, also auch die Bedeutung der Zacken. Aber es ist schon ein riesen Zufall, dass das genauso aussieht wie ein Davidstern, oder nicht? Lukas Das liegt wirklich an diesen drei Elementen plus einen drei Zutaten des Bieres. Im Mittelalter wusste man noch nicht, dass Hefe auch essenzieller Bestandteil von Bier ist und deswegen müssten sie eigentlich vier Bestandteile sein. Aber in dem Fall sind es halt drei. Es ist halt auch schon seit dem Mittelalter als das Symbol für das brauen Mälzer Handwerk überliefert. Jetzt wusste ich auf einmal, woher diese ganzen Sterne in den Ortschaften kommen und woher auch der Name Zoigl kommt. Lukas Der richtige Artikel ist übrigens auch der Zoigl. Ich dachte Was heißt das? Zoigl Aber es ist wirklich der Zoigl. Ralph Ganz wichtig. Hast du dir die Finger verbrannt? Lukas Ja. Und, äh, Marianne Stangl hat ja schon im O-Ton anklingen lassen, was jetzt das Besondere an diesem Bier ist, an diesem Bier. Denn Zoigl ist sozusagen das Gegenteil von Industriebier. Denn dieses Bier wird seit Jahrhunderten von den Bürgerinnen und Bürgern der Dörfer und Städte in dieser Region selbst gebraut und normalerweise zu Hause dann zum Zoigl ausgeschenkt. Lukas Und dazu gibt's feste Listen, wo sich die Bürger die Hausbrauer damals in Listen eintragen konnten. Dann wussten sie okay, heute gibt es Zoigl Ausschank. Bei dem Morgen gibt es Zoigl Ausschank bei dem und in zwei Wochen gibt es zwei Ausschank bei denen. Ralph Es gibt ja heutzutage auch noch Zoigl Kalender, aber den findet man online. Lukas Und der wird auch natürlich in den Song verlinkt werden. Zu Hochzeiten gab's in zum Beispiel in Tirschenreuth 360 diese Hausbrauer. Also müssen wir vorstellen, 360 Minibrauereien in den Häusern von Leuten, die ihre Wohnzimmer heute würde man sagen als Pop up Kneipe zur Verfügung stellen. Denn was auch ganz wichtig für die Zoigl-Tradition ist, ist, dass man einen Zoigl in einer sogenannten Zoiglstube trinkt. Lukas Da gibt es bei den muss sie nicht besucht habe auch eine, und zwar aus den 1930 er Jahren und die steht im Museum mit der Teich mit der Teich das es von Tirschenreuth etwa 10 bis 15 Minuten mit dem Auto entfernt. Und in diesem Museum geht es ganz viel um die Porzellangeschichte der Stadt. Aber eben auch und darum soll es ja vorwiegend in dieser Folge gehen, um die Tradition. Lukas Die haben da eine Zoiglstube aus den 1930 er Jahren vor der Zerstörung oder vor der Verschrottung gerettet und eins zu eins im Museum ausgestellt. Rainer Gottas gibt in diesem Museum Führungen. Er ist ziemlicher Zoigl, Fan. Er soll uns mal beschreiben, wie diese Zoiglstube aussieht aus den 1930 er Jahren. Rainer Gottas Dann hat man einen Schanktisch, der wird dann immer extra, wenn ausgeschenkt wird reingestellt und auch die Garnitur, die Stühle und der Tisch, der sind extra für die Stube gemacht worden, die sind schmäler, weil man muss einfach sagen, früher ist ja das Zoigl nicht in der Wirtsstube ausgeschenkt worden, sondern zu Hause im Wohnzimmer. Dann ist das Wohnzimmer ausgeräumt worden und es sind dann extra Tische reingestellt. Rainer Gottas Deswegen sind die etwas schmäler, damit ein bisschen mehr reinbringt. Dann ist natürlich früher Karten gespielt worden, knüpft worden. Lukas Und dann siehst du im Hintergrund schwarz-weiß Bilder mit Aufnahmen aus einem Zoiglausschank aus den 1930 Jahren. Also das ist wirklich die Spucknäpfe. Du siehst die Herren in ihren Anzügen, in dem Gewand, die da ja halt Karten und ihr Bier trinken. Keine Ahnung, was und was ich auch extrem cool find. Du siehst also, dass es nicht auf den Fotos, das ist wirklich vor Ort den alten Schanktisch. Lukas Mich hat es ein bisschen wie an so ein Altar erinnert, nur dass anstatt irgendeiner keine Ahnung christlichen Statue oder halt statt irgendeinem Kreuz halt es Bierfass so eine Art. Und obendrüber ist so ein Haken und das sind Biergläser dran. Und dann gibt es zwei verschiedene. Es gibt sozusagen die Biergläser für die StammZoiglgänger und da hat jeder dann sein eigenes Bierglas, das es dann zum Beispiel im Zinndeckel einer Gravur drinnen oder irgendwie so was. Lukas Und dann gibt es halt noch die Biergläser von den Leuten, die halt spontan vorbeikommen. Heute wie damals ist der Zoigl im Prinzip also von der Biersorte her. Wir haben jetzt ja ganz viel darüber gesprochen, woher das kommt, was diese Tradition ausmacht, was es mit der Teufelstube auf sich hat. Aber was ist das jetzt eigentlich für ein Bier? Rainer Gottas Es ist ja Kellerbier. So in der Richtung kann man sagen, es ist ein ungefiltert das Bier. Jeder hat halt sein eigenes Rezept, nachdem er Braut gebraut wird im Brauhaus. Nach den eigenen Rezepten von denjenigen, der es dann auch schenkt, der gibt seine Zutaten dazu. Nach den Zutaten wird dann der Sud gemacht und dann der Sud nach Hause gefahren und dann wird es bei ihm zu Hause fertig gemacht. Da kommt dann die erste Hefe dazu. Ralph Hast hast aufpasst. Der hat ganz am Anfang gesagt ist s‘Zoigl Lukas Ja, ja, ja, ja, da muss ich nochmal nachfragen. Ich wurde jedenfalls mehrfach darauf hingewiesen. Es handelt sich um der Zoigl und das Zoigl sagen nur Leut, die nicht Bescheid wissen. Das sind jetzt ein paar Stichworte gefallen, die wir vielleicht noch mal so ein bisschen nacheinander abklappern müssen. Also zunächst Reiner Gottas hat gesagt, Zoigl ist ein Zwickel oder Kellerbier. Noch mal, das ist eine ungefilterte Natur, trübes Bier, das sich dadurch auszeichnet, dass es in der Regel wenig Kohlensäure hat und es ist ziemlich würzig und süffig. Lukas Eine Zeit lang war Zwickel oder Kellerbier so ein bisschen verschrien als so plumpes äh, ja, plumpe Plörre. Keine Ahnung, weil es halt nicht gefiltert war oder so, aber seit ein paar Jahren vielleicht doch schon seit ein paar Jahrzehnten ist es wieder ziemlich und wog. Und auch große Brauereien brauen Kellerbiere und Zwickel Biere als es gibt es überall in Kiosken, Supermärkten. Lukas Keine Ahnung was. Also das hat ein ziemliches Comeback gefeiert. Dieses Comeback, also die Entwicklung, dass es erst unbeliebt war und wiederbelebt wurde, das hat auch letztlich der Zoigl erlebt. Und da müssen wir uns noch mal die Geschichte anschauen. Das heißt, wir gehen jetzt ganz kurz noch mal auf die Geschichte des Zoigls ein, und dann gehen wir noch mal darauf ein, was Rainer Koch das gesagt hat, was es mit diesem Kommunbraurecht eigentlich auf sich hat. Lukas Aber ich glaube, man versteht es nicht so gut, wenn man sich nicht erst die Geschichte anguckt und dann in das Kommun Brauhaus geht. Ralph Na dann, auf geht's. Lukas Man fragt sich ja, warum gibt es den Zoiglgenau in dieser Region und nicht irgendwo anders? Und warum hat sich der Zoiglgenau in dieser Region bis heute gehalten? Und das liegt vor allem daran, dass halt die Region ziemlich arm war. Punkt. Das heißt, in der Regel haben sich die Leute das teurere Brauereibier nicht leisten können. Und bis heute ist es ja so, dass Bier in den Brauereien vor Ort. Lukas Es gibt natürlich auch in der Region Brauereien und Wirtschaften und natürlich ist es auch heute noch so, dass das Brauereibier teurer ist als es Bier. Deswegen sind die Leute halt damals vorwiegend in die Zollstuben gegangen. Das erste Zoiglbraurecht, dieses Recht, das Bürgerinnen und Bürger, also in dem Fall Bürger, weil wir sprechen hier übers Mittelalter bzw über die frühe Neuzeit, dass Bürger zu Hause brauen können in den Ortschaften, das ist zuerst in Neuhaus, das ist auch ein Ort, da in der Oberpfalz im Jahr 1415 nachgewiesen, in der Theiß, da wo das Museum steht und da, wo ich auch das Kommun Brauhaus besucht habe, da gehen wir später noch mal drauf ein. Lukas Da ist es im Jahr 1516 nachgewiesen, also eine über 500 Jahre alte Tradition. Und weißt du, warum zu dieser Zeit im Mittelalter und in der frühen Neuzeit hauptsächlich Bier getrunken wurde? Ralph Ich bin mir nicht ganz sicher, aber hängt das mit dem Fasten zusammen? Lukas Also da wär es Starkbier. Wie Also das ist die Erfindung des Starkbieres. Wie soll man quasi gesagt hat man Flüssiges, bricht es Fasten nicht und deswegen hat man in der Fastenzeit so viel Starkbier gebraut. Daher kommt auch dieser Ausdruck Flüssigbrot. Aber das hat damit nichts zu tun. Ralph Hm, nee, war sie nicht. Erhelle mich. Lukas Es gab ja damals keine Kanalisation, keine Wasserleitungen. Das heißt, häufig war halt einfach Wasser ziemlich verdreckt und kein belastet. Und indem man Wasser zu Bier gebraut hat, hat man halt relativ viele Keime abgetötet. Und deswegen war es so, obwohl man die ganze Zeit Alkohol zu sich genommen hat. Trotzdem war fast gesünder Bier zu trinken, als es Wasser zu trinken, was halt viel mehr keimbelastet war. Lukas Also weil wir in dieser Zeit von einer relativ armen Region sprechen, ist es halt so, dass die Leute halt relativ viel Bier gebraucht haben und zu relativ günstigen Preisen. Und das hat halt dazu geführt, dass dieses Haus braurecht entstanden ist und dass alle Leute dann angefangen haben, dieses Bild zu Hause zu brauen und sich eben in diesen Kommunen, Brauhäusern zusammenzutun. Lukas Noch mal zu den Kommunen Brauhäusern also was es mit denen auf sich hat. Da kommen wir gleich dazu. Ja, genau. Das heißt also, dass also eigentlich bis bis ins 20. Jahrhundert rein kannst du sagen, der Zoigl ohne Edelstahlfässer und Kühlhäuser letztlich gemacht wurde? Und das soll noch mal kurz Reiner Gottes erklären. Rainer Gottas In den 50er Jahren war das noch ganz gut, aber dann ist es immer weniger geworden. Die Nachfrage hat nachgelassen, es ist der Brauerei Bier getrunken worden und es ist, weil es auch teilweise qualitätsmäßig ein bisserl geschwankt hat, immer ein bisschen in Vergessenheit geraten. Ralph Du hast ja jetzt schon mehrfach auf diese Kommunbrauhäuser verwiesen. Was genau hat es denn mit denen auf sich? Also ein bisschen was weiß ich schon, dass das das sozusagen Häuser sind, die die Leute halt nutzen konnten zu Gemeinschaftshäuser, aber mehr auch nicht. Lukas Beim Zoigl ist es ja so jeder Zoigl schmeckt unterschiedlich und es liegt daran, dass hinter jedem Zoigl ein eigenes Rezept steht, was halt logischerweise von den Hausbbrauern da verwendet wird. Damit es soweit kommt, müssen wir jetzt erst mal uns angucken. Okay, wie wird der Zoigl denn überhaupt hergestellt? Und da ist es eben, dieses Kommunbrauhaus ganz wichtig. Lukas Früher gab es davon etliche, heute sind noch fünf Stück geblieben und zwar in Mitterteich, da wo das Museum steht, in Falkenberg, in Windisch Eschenbach in Eslarn und in Neuhaus. Falls du dich an den Anfang der Folge erinnern kannst, da waren wir Museumsquartier Tirschenreuth. In Tirschenreuth gibt es zum Beispiel kein Brauhaus mehr. Und jetzt sind wir schon bei der Definition Was ist echter Zoigl und was ist falscher Zoigl? Lukas Echter Zoigl ist der Zoigl, der aus Kommunbrauhäusern kommt, das heißt in der der Biersud in Kommunbrauhäusern hergestellt wird. Und falscher Zoigl oder das falsche Echtfalsch, das vielleicht ein bisschen hart, die Unterscheidung aber nicht traditioneller Zoigl ist. Zoigl, der einfach dann auf der Karte in der Wirtschaft als Zoigl deklariert wird. Aber das ist dann einfach nur ein Kellerbier. Lukas Hat aber mit der Herstellung nix zu tun. Ein Kommun Brauhaus. Das hast ja auch schon gut zusammengefasst, dass es halt ein Brauhaus im Ortskern und das da von allen Bürgerinnen und Bürgern dieser Ortschaft genutzt werden. Wenn die ein Haus oder Immobilienbesitz in dieser Ortschaft besitzen. Ralph Kürze von Fakt Ja, in Folge zehn war ich doch im Knopfmuseum in Bernau. Ja, und das ist ja angesiedelt in einem ehemaligen Kommunbrauhaus. Lukas Ich war jedenfalls in einem Kommunbrauhaus in was noch als solches genutzt wird, und zwar in Mitterteich. Und als wir da reingekommen sind, habe ich natürlich Rainer Gottes gefragt, Da sind wir dahingegangen. Das hat mir das mal kurz erklären soll. Rainer Gottas Der Raum hier oder das Kommunbrauhaus ist jetzt circa 160 Jahre alt. Es ist damals neu gebaut worden, weil die Eisenbahn nach Mitterteich da gekommen ist. Und genau in dem Bereich, wo dann die Bahnhofstraße gebaut werden sollte, stand das alte Kommunbrauhaus. Das war damals schon baufällig. Und dann haben wir gesagt Gut, dann reiß mers ab, jetzt bauen wir da die Straße in die Bahnhofstraße rein und dann stellen wir das neue Brauhaus hier hin. Ralph Ja, man hört es schon. Es muss ein großes Gebäude sein, weil es ja halt und du was dort wurde zu der zu dem Zeitpunkt dann auch was gebraut. Lukas Nee, als ich da war wurde nix gebraut. Von der Größe kannst du sie vielleicht vorstellen wie so eine Kapelle. Du hast es ja auch vom Hall her gehört. Also es ist recht. Ralph Hell. Lukas Es sind drei Stockwerke, aber die Stockwerke sind jeweils unterschiedlich hoch. Und es liegt vor allem daran, dass halt in dem KommunBrauhaus verschiedene Einrichtungen drin sind. Also ganz unten. Ebenerdig ist sozusagen der Maische-Bottich und der Sudkessel. Das sind zwei sehr, sehr große Kessel aus Kupfer Farben und dann sind da die ganzen Leitungen usw und so fort und da wird es dann gebraut. Lukas Wir können jetzt natürlich nicht auf das Bierbrauen im Allgemeinen eingehen, weil es ist halt echt ein sehr komplizierter Prozess. Und dann gehst du aber durch die verschiedenen Stockwerke hoch und unterm Dach und das fand ich ziemlich witzig. Da ist 1 Meter, ein paar Meter breit und ein paar Meter lang eine metallene Wanne und in der wird der Sud dann gekühlt. Lukas Ich habe natürlich ganz viele Bilder davon gemacht. Ich habe auch Videos gemacht, die sind alle in den Shownotes, damit ihr euch das alles angucken könnt. Das ist natürlich immer ein bisschen schwierig im Podcast zu beschreiben, aber wie gesagt, da wird es auf jeden Fall Materialien dazu geben. Und der Unterschied zwischen einem Kommun Brauhaus und einer Brauerei ist der, dass in einem Kommun Brauhaus, das was da gebraut wird, ist noch kein Bier, das ist der Sud und der wird dann über Fässer oder über Tanks wie auch immer zu den jeweiligen Hausbauer nach Hause gebracht. Die versetzen das dann zum Beispiel mit Hefe und lassen es zu Hause gären. Das, was in den Kommunbrauhäusern gebraut wird, das nennt man die Anstellwürze. Deswegen ist auch der Geschmack immer anders, weil jeder zu Hause halt einen anderen Hefe Stamm hat. Lukas Jeder hat andere Kellertemperaturen, jeder hat andere Feuchtigkeitswerte usw und so fort. Und deswegen schmeckt jeder anders, weil du eigentlich bei den Hausbrause nie dieselben Bedingungen hast. Ralph Ja okay, aber das heißt das jetzt nicht derjenige, der führen soll am Abend oder so öffnet, dass der in das Kommun Brauhaus geht und dort halt alle Schritte durchmacht, sondern der bekommt den Sud und finalisiert das dann zu Hause. Lukas Genau. Und da gibt es ja verschiedene Brautage. Ja, und da im Mittelteil ist es so in der Regel werden dann 42 Hektoliter gebraut und diese 42 Hektoliter werden dann an die Hausfrau verteilt Und in mit dabei sind zum Beispiel noch zwölf. In den anderen Ortschaften dieser fünf Zoll Ortschaften sind es teilweise noch viel mehr. Also da gibt es auch eine Homepage, Zoigln wir die Ehe, die habe ich auch verlinkt in den Shownotes. Lukas Da gibt es dann alle möglichen Zahlen, Daten und Fakten dazu. Heute ist eben dieser Zoigln wieder ziemlich on vogue, weil natürlich sich auch die Herstellung professionalisiert hat und weil natürlich jetzt auch hochwertiges Brauereiequipment genommen wird. Also die Zeiten sind vorbei, in denen man irgendwelche keine Ahnung halb verschimmelten Biersud da in der Gegend auf dem auf dem Ochsenkarren rumgetragen hat. Ralph So war das früher. Und dieses Braurecht, das liegt auf diesen Kommunbrauhäusern. Oder die Leute müssen dort hingehen, um es zu brauen. Die können es jetzt nicht einfach zu Hause brauen. Lukas So, genau. Der Sud muss im Kommun brauhaus hergestellt sein. Und was? Und der letzte Schliff und die Reifung und so was. Das passiert dann jeweils bei den Leuten zu Hause. Zoigl Keller und bei dem ganzen Bierkonsum, bei dem ganzen Hin und her tragen zum Kommunen Brauhaus und dann wieder zu den Hausbrauern und dann wieder wohin auch immer hat man natürlich Behältnisse für das Bier gebraucht. Lukas Heute sind das Edelstahlkessel. Sind es Tanks, sind es alles möglich. Heute ist das alles viel einfacher. Früher waren das natürlich Holzfässer. Lieber Ralph, aus meiner kleinen Expedition möchte ich dir jetzt noch die letzte Station vorstellen, denn wir fahren jetzt aus dem Kommun Brauhaus Mitterteich wieder zurück zum Museumsquartier nach Tirschenreuth. Da waren wir ganz am Anfang, wo auch der Zoiglnstand war. Lukas Wir gehen aber nicht in das Hauptgebäude, sondern wir gehen ein paar Kilometer entfernt in die Handwerksscheune. Da habe ich Herbert Konradgetroffen und Herbert Konrad hat mit seinen Kollegen eine fast ausgestorbene Tradition wieder zum Leben erweckt. Herbert Konrad Unsere Herausforderung war eben, das Fassbinderhandwerk Nach 50 Jahren Stillstand wieder zum Leben zu erwecken, wieder in Betrieb zu nehmen, wo zwischenzeitlich kein gelernter Fassbinder mehr vorhanden ist. Und das heißt, wir mussten uns alles wieder aneignen, dieses Wissen, was die Fassbinder damals besessen haben. Lukas Also du könntest jetzt, du kannst jetzt wieder Fässer bauen herstellen. Herbert Konrad Ja. Wir sind jetzt wieder soweit, dass wir wieder Fässer herstellen können. Ralph Ja, ein fast verloren gegangenes Handwerk. Ich kenne auch niemanden, der das macht oder auch nur irgendeinen Bezug dazu hat. Finde ich aber sehr, sehr spannend. Fassbinder, Böttcher oder Das ist doch auch ein Begriff dafür, oder? Oder Büttner Oder irgendwie so? Lukas Genau. Büttner, Böttcher, Fassbinder. Es gibt ganz viele deutsche Nachnamen, die auf dieses Handwerk hinweisen. Das mal ganz kurz zu dieser Handwerkscheune, diese Handwerkscheune, das ist eine Außenstelle des Museumsquartier. Und im Prinzip ist der Name Programm. Es ist wirklich eine riesengroße Scheune, in der ganz viele verschiedene handwerksbezogene Dinge ausgestellt sind. Es geht vom Schuster Handwerk über. Keine Ahnung, was eben Handwerks Tradition, die aus der Region kommen Und dieses Herzstück dieser Handwerkscheune ist, dass man eine alte Fassbinderfabrik bzw die Maschinen der alten Fassbinderfabrik wieder in diese Scheune reingebaut hat, und zwar der alten Fassbinderfabrik Mikesch. Lukas Und diese Maschinen, die da jetzt drin stehen in dieser in dieser Handwerkscheune und von Herbert Konradeben auch mitbenutzt werden, die sind über 100 Jahre alt und die wurden in einen sehr aufwändigen Prozess vor der Verschrottung bewahrt und können heute wieder benutzt werden. Ralph Aber macht er das jetzt zu Demonstrationszwecken oder kommerziell zu Demonstrationszwecken? Lukas Es gibt auch Kurse, wo du selber deine eigenen Fässer binden kannst usw. Das ist total spannend. Da macht doch viel mit Kindern, mit Schulklassen. Ich habe die Seite auch in den schon uns verlinkt. Da gibt es einen kleinen Eindruck darüber, was da alles angeboten wird. Aber ich hab mir echt überlegt an so einem Fassbinderkurs mal teilzunehmen, weil die Kulissen des Du gehst da irgendwo hin und dann kommst du am Ende mit einem mit einem schönen Holzfass, das kannst du für alles benutzen. Ralph Was willst du mit dem Fass machen? Lukas Hey, das kannst als Nachttisch benutzen, das kannste als Dekoartikel benutzen. Das schaut total cool aus. Das kannste Gartenstellen als. Als schanktisch. Bierfässer sind so schöne alte Bierfässer sind schon was wert. Und wenn du die selber baust. Ich finds cool. Ralph Aber ich merke es mir für deinen Geburtstag. Lukas Genau da muss man viel Geld ausgeben. Lukas 300 bis 450 Euro das Fass allein. Also so ein Holzfass, wenn du dir das jetzt kaufst. Es gibt da noch Fassbinder Fabriken und wir haben ja beide mal in München gelebt und da gibt es dann auch etliche Biergärten, die zum Beispiel nur das Bier aus Holzfass ausschenken und die müssen ja irgendwo gebaut werden und so Bierfässer kosten paar 100 €. Also da biste, da kannst du schon sehr schnell sehr viel Geld los sein. Ralph Ja, nee, okay, okay, weiter. Lukas Damit du mal jetzt einen Eindruck bekommst, wie sich diese 100 Jahre alte, reaktivierte Fassbinder fabrik anhört, kriegst du einen Höreindruck von der sogenannten Stemmmaschine. Was das ist, was die genau macht, das erkläre ich dir dann im Anschluss. Herbert Konrad Denn Maschine setzen wir jetzt über den Transmissionsantrieb. Der gibt dann Kraft Herbert Konrad Ist also die Stehmaschine und der Riemen Antrieb. Der setzt also die zwei Fräsköpfe in Gang. Ralph Hmmmm, ja, Kopfkino. Da können jetzt mal alle Hörerinnen und Hörer kurz mal pausieren und sich überlegen, was da eigentlich passiert ist. Ralph Alle wieder da? Also ich. Ich kanns mir gar nicht vorstellen, weil er hat gemeint okay, da werden die Fräsköpfe da angeschaltet. Und fräsen bedeutet doch im Endeffekt, dass man Loch irgendwie reinmacht oder halt irgendwie ja doch schon irgendwie was in ins Holz rein reinbohrt sozusagen. Aber was macht man denn bei einem Fass? Was bohrt mir dann? Ich dachte, es sind einfach nur so so wie heißen es? Ralph Daumen oder so? Also Holzbretter und die werden dann irgendwie, die müssen gebogen werden und dann kommt ein Eisenring drüber und gerade ich hab keine Ahnung. Lukas Paar der Ideen, die du gesagt hast, sind gar nicht so falsch. Ein paar Dinge sind grob unterschätzt. Transmission. Musst du dir so vorstellen: Da hast du ein Motor, der eine ganz große Achse zum Drehen bringt. Der ist wirklich. Und diese Achse, die diesen Meter breit. Und damit du mehrere Maschinen betreiben kannst, musst du über kurze Keilriemen und Holzräder verschiedene Maschinen rein klinken. Lukas Und das ist halt irgendwie fast voll verrückt, finde ich, weil du hast nur einen einzigen Motor, der einfach nur eine Drehbewegung auslöst und der betreibt aber alle Maschinen, je nachdem wie du die da rein klingst. Und das ist das, was quasi im Hintergrund die ganze Zeit so rum wabert. Genau. Ja, und das, was du da gehört hast, diese Stemmmaschine, die ist dazu da. Lukas Die dort keine Löcher rein. Das wären riesengroße Löcher. Die ist dazu da, ein Holzfass von innen zu bearbeiten. Das musst du dir vorstellen. Das ist auch so ein wirklich und gusseiserne 10 Meter langes Ding, wo das Fass eingespannt wird. Und dann hassen sich drehende Fräsköpfe, die dieses Fass von innen sozusagen glatt schaben. Ralph Ja, verstehe, Auch. Lukas Davon habe ich ein Video in den Shownotes verlinkt, damit man sich das besser vorstellen kann. Ja, ganz viele dieser Maschinen sind halt in Handwerk schon aufgebaut, so dass sie wirklich von vorne bis hinten Unfassbar. Und kannst um das auch Herbert Konradund seine Kollegen wieder machen. Aber bevor jetzt natürlich so ein Fass in die Stamm in diese Stemmmaschine reinkommt und dieses Stichwort hast du ja auch so eine genannt, brauchts erst mal Fassdauben. Lukas Also da spricht man von den von diesen Holzblöcken, die die Fasswand bilden, also so Holzlatten, die zu der, die dem Fass zu dem machen, was es eigentlich ist, Dafür nimmt man normalerweise amerikanische oder slawonische Eiche. Das ist tatsächlich so, dass auch bei der Rettung der Maschinen noch ganz altes Holz gefunden wurde, was heute noch eben benutzt wird, um daraus die Fässer herzustellen, die noch einen kleinen Holzvorrat sichern können. Lukas Was echt cool ist, So ein Baum, der wächst logischerweise nicht in kreissrunder Fassform. Weißt du, wie man diese Form hinbekommt? Ralph Ich glaube, dass das mit Wasserdampf gemacht wird. Lukas Ja, fast. Ralph Also. Oder mit Wasser? Bad? Ich weiß es nicht. Also irgendwie oder war das mit Rauch oder so? Herbert Konrad Dieses Holz wird zunächst in einem Bottich gekocht. Und dieser Bottich, das war früher bei der Mikisch, wo das eingemauert der Bottich, der unten mit mit Kohlen und Holz beheizt worden ist. Und da kommen diese Holzteile, die in der Länge vorgefertigt sein, kommen in diesen Bottich und in den Bottich kommen sie mindestens eine Stunde, und dann wird das Holz weich, ein trockenes Holz. Herbert Konrad Wenn mir dann in die Maschine hinein legen würden und fressen würde brechen steht. Man sieht, dieses ist auch gebrochen. Ralph Ja, ich finde, er erklärt das ja sehr schön mit viel Dialekt, aber ich war ja nah dran. Es. Lukas Ja, also du hast es halt nicht gesagt. Das sind sie, die wollte ich, war aber geschenkt. Jetzt ist es so, dass dieses Holz, äh, bearbeitbar bzw biegbar ist. Und damit das aber alles möglichst einheitlichen möglichst präzise ist, wird das dann in die Maschine reingebaut. Und nach diese Daumen Maschine es an die Transmission angeschlossen. Und da steckst du diese Hölzer rein. Lukas Das ist auch ein ein Stahl Eisenkoloss, wo du diese Holzplanken darein steckst und dann hast du einen Metallstempel, der von oben kommt. Es ist so ein Metallkeil letztlich, der drückt die da oben dann von oben nach unten, so dass die sich biegen und gleichzeitig drückt die Maschine an der Seite die Daumen zusammen. Und so wird diese Taube von oben und von der Seite in die Form gepresst. Lukas Aber damit diese da oben die Form bewahren und ich gleichzeitig dann aber die weiteren Daumen bearbeiten kann, weil ich kann jetzt diese Tauben da nicht wieder in der Maschine drin lassen, bis sie getrocknet sind, brauche ich ja fünf fast drei Wochen und dann werden am Ende Spannklammern draufgemacht. Spannklammer das sind so wirklich martialisch wirkende Eisenklammern, die man dann so an die Ecken reinschlägt. Lukas Und die halten dieses Holz auf Spannung, bis es trocken ist. Ralph Dass es diese Klammern erwähnt. Aber Ringe oder so? Kommt die dann auch noch drauf oder gibt es das gar nicht? Lukas Doch wenn du jetzt von diesen Tauben je nach Größe und Form, sagen wir mal 15 Stück hast, dann musst du die ziemlich genau anordnen und dann muss so einen Spannring rum machen, dessen diese komischen Metallringe und das kommt dann in die Stemmmaschine rein. Weil jetzt hast du den Außenbereich und die Stemmmaschine fressen den Innenbereich so aus, dass dieses Fass, das da fast in den Raum entsteht. Lukas Aber ich fasse es auch sehr, sehr stark zusammen, weil die Spinnerei ist noch mal deutlich komplexer. Natürlich noch die Löcher für den Zapfhahn und natürlich auch der Fußboden. Und ich dachte, na ja, so ein Fußboden, den schlägt man dann halt rein und gut ist. Aber dass es deutlich komplizierter. Herbert Konrad Da muss immer hineingepresst werden. Aber wenn es zu wenig stark ist, dann bringts er nicht dicht. Nee, also es muss wirklich haargenau auf zehntel Millimeter muss diese Nut zu dem zu der Boden Stärke passen. Ralph Vielleicht kannst du mir das noch mal kurz erklären, wie dann der Boden aussieht. Sind das dann auch mehrere Holzbretter, die nebeneinander angeordnet sind? Ich weiß nicht ob die verleimt sind oder sonst irgendwas. Lukas Nein, nein, da wird nichts geleimt. Also meistens kommt noch noch so ein Dichtring rein. Das hat man früher tatsächlich mit Schilf gemacht. Dann wird dieser Boden wirklich rein geschlagen. Der wird den Kreis vom ausgeschnittenen und rein geschlagen. Aber damit es fast dicht ist, also die Dichtigkeit wird nicht hergestellt, indem man dann keine Ahnung ist von innen mit Gummi versiegelt oder was? Lukas Die Dichtigkeit wird nur dadurch hergestellt, dass diese Hölzer so präzise wie möglich zueinander gebaut werden. Und das ist schon cool, weil da musst du schon wirklich wissen, was du tust, damit dieses Fass halt auch dicht bleibt. Ja, und da kommen noch die Löcher rein und der Deckel. Aber das kann ich jetzt nicht weiter ausführen, auch mit Blick auf die Zeit. Lukas Was aber dann noch interessant ist, zumindestens ein Bier was sein soll, weil wir reden ja von von Zoiglnfässern. Das ist ja sozusagen der der Zusammenhang. Das muss dann auch ausgepicht werden. Weißt du was? Ralph Pech ist immer im Moment Pech, ja, dass es doch flüssiges. Tja, was ist denn das eigentlich? Lukas Flüssiger. Ralph Flüssiger Teer oder was ist das? Ist das Scheiße? Ich dachte, das ist es gar nicht. Oder ist es Harz oder so? Ne. Lukas Doch, ja, aber ich dachte bei Pech auch, das muss doch irgendwas ölige sein. Und dann war ich erstmal verwundert, dachte ich Häme macht doch nicht so einen Satz damit. Erdöl oder was? Es kann eine gut sein. Und es ist tatsächlich so, dass Paech aus Baumharzen hergestellt wird. Und auch da gab es noch von der Fassbinder Fabrik einiges und er stand nicht neben so einem Fass mit getrocknetem Pech drinnen und es sieht aus wie eine riesen Klumpen Bernstein, aber den kannst du wesentlich leichter halt wieder flüssig machen. Lukas Und da muss man dieses Fass dann von innen auspichen. Warum? Um dicht zu machen, sondern damit vom Holz keine Gerbstoffe in das Bier reinkommen. Und das ist jetzt der Unterschied zwischen einem Bierfass und einem Weinfass oder einem Whiskyfass. Wenn es aus Holz ist, willst du diese Gerbstoffe bei einem Wein oder bei einem Whisky, weil sich das auf den Geschmack auswirkt? Beim Whisky ganz besonders. Deswegen sind dann die Fassgrößen und was das für ein Holz ist usw für den Whisky super wichtig. Bei einem Bier möchtest du das nicht, weil das Holz für die Gerbstoffe in das Bier reinbringen und dann wird es halt ziemlich scheußlich. Ich weiß jetzt nicht, ob es Biere gibt, die das wollen. Keine Ahnung, aber in der Regel macht man das nicht. Lukas Herbert Konradund sein Team haben mir diese Handwerkstradition wieder zum Leben erweckt und die lernen auch noch wahnsinnig viel dazu. Also die Fässer werden auch besser. Am Anfang sind ganz viele Daumen gebrochen. Man hat sich dann Beratung aus einer Fassbinderfabrik in München geholt, die das tatsächlich noch machen. Genau. Und jetzt ist es halt so wirklich, dass auch Leute, die interessiert sein können, die können da Kurse belegen, die können da Fassbinderei mitmachen. Lukas Und ich glaube, es gibt einen Vormittag in der Woche, wo diese Fassbinder einfach so Tag der offenen Tür, da kann jeder reinkommen und halt gucken, worauf er Bock hat. Aber es ist auf jeden Fall darauf ausgelegt, dass man viel mitmacht, dass man sich das nicht nur anguckt, sondern dass man auch wirklich selbst mit diesen Fässern, also selber auch an Fässern herstellen kann. Lukas Ja, lieber Ralf, das war jetzt alles, was ich dir zu sagen habe. Meine sehr, ich würde mal sagen ausführliche Folge über den Zoigl und die Fassbinderei. Ich hoffe, dass ich dir einige Wissenslücken schließen konnte. Hast du noch Fragen? Ralph Ja, ob du denn die Gelegenheit hattest, dann ein bisschen Zoigl zu probieren? Lukas Ja, das habe ich ganz vergessen. Ja, klar. Logisch. Ich bin dann vom Brauhaus in Mitte. Gleich bin ich dann in so einen Keller gegangen und da habe ich ein Zoigl getrunken und es war sehr schmackhaft, was sehr gut. Da waren ja auch wirklich in so einem alten Keller. Es war auch faszinierend, weil dieser, weil da war auch keinen, keine Kühlanlage, nix drin ist. Lukas Wirklich einfach nur ein alter Felsenkeller und da ist das ganze Jahr über acht Grad, egal wie heiß es draußen es war voll kommen verrückt, weil es ein sehr heißer Tag war und dann Gäste rein und bis auf einmal in der Gefriertruhe, ohne dass da irgendwie Nachschub. Julian habe ich da schon. Das war sehr, sehr gut. Ralph Na schön, schön, freut mich. Ja, wie gesagt, ich habe einiges gelernt, viel sogar gelernt. Und jetzt erst mal ich bin erst mal erschlagen von all den Informationen da. Lukas Dann würde ich sagen, vielleicht findet bis zur nächsten Folge noch was. Einfällt, kannst du ja das in der nächsten Folge noch mal stellen und vielleicht kannst du schon mal so ein bisschen darauf hinweisen, was denn unsere Hörerinnen und Hörer in der zweiten Folge von Bitte nicht anfassen im Zwölferspecial erwarten können. Ralph In einer zweiten Folge geht's auch wieder um ein Handwerk, eigentlich sogar um zwei Handwerks berufe, die sehr selten geworden sind. Ehrlich gesagt, von dem einen wusste ich gar nicht, dass du existiert. Ralph Und ich habe auch sehr viel Fachjargon gelernt. Zum Beispiel, was ein Koelbl ist. Und der Durandl, habe ich gehört, also dass das wird auf die Hörer und Hörerinnen, auf euch da draußen zukommen in der nächsten Folge. Und sehr wissenswert auf jeden Fall auch wieder. Lukas Ich bin gespannt. Ein kurzer Hinweis noch zu dieser Folge Bitte nicht anfassen! Zwölfer-Edition ist eine Kooperation aus Bitte nicht anfassen und dem Zwölfer. Das sind Museen im Landkreis Tirschenreuth. Diese Kooperation wird gefördert von der Landesstelle für nichtstaatliche Museen in Bayern. Der Beitrag Zwoelfer-Special Folge 1: Der Zoigl: Vom Hausgebrautem zum Craft-Beer-Champion erschien zuerst auf Escucha.35. Über eine Giftmörderin und wie der Kaffee nach Deutschland kam – das Bremer Geschichtenhaus
34:57||Ep. 35BITTE NICHT ANFASSEN! #33 – Das Bremer Geschichtenhaus Show Notes Es gibt Museen zur Stadtgeschichte und dann gibt es das Bremer Geschichtenhaus. Statt schnöder Objekte stellen hier Menschen verschiedene Szenen aus der Stadtgeschichte dar; weder cringe noch langweilig, sondern ziemlich witzig und vor allem ziemlich interessant. Darüber hinaus ist das Geschichtenhaus auch noch ein soziales Projekt: Denn die Darstellenden sind Langzeitarbeitslose, die hier die Möglichkeit haben über sich hinauszuwachsen. Lukas berichtet von seinem ganz spontanen Besuch im Bremer Schnoorviertel. #podcastdeutsch #museenentdecken #wissenschaft #museum #Bremen #sozial #impro #Geschichte ~~~~~~~ Hilfreiche Links: Hier noch ein paar Infos zu Gesche Gottfried: https://www.bremen.de/bildung-und-beruf/politische-bildung/gesche-gottfried Insgesamt behaupten Leipzig, Regensburg und Hamburg das erste Kaffeehaus in Deutschland zu haben. Alles Quatsch. Es ist Bremen: https://www.faz.net/aktuell/reise/nah/bremen-ein-hort-deutscher-kaffee-kultur-1438233.html Infos und Videos zum Schnoorviertel. https://www.bremen.de/tourismus/sehenswuerdigkeiten/schnoor ~~~~~~~ Infos zum Museum: Bremer Geschichtenhaus Wüstestätte 10 28195 Bremen https://bremer-geschichtenhaus.de ~~~~~~~ über BITTE NICHT ANFASSEN!: Woran denkst du beim Wort Museum? An weltberühmte Ausstellungsstücke wie Sarkophage ägyptischer Pharaonen, an Gemälde von Picasso oder an technische Erfindungen wie das Automobil? Denkst du an das Deutsche Museum in München, das Pergamon-Museum in Berlin oder an das Städel in Frankfurt? Wir – das sind Ralph Würschinger und Lukas Fleischmann – denken beim Wort Museum an etwas Anderes: an Milbenkäse, Mausefallen, an Flipper-Automaten, Nummernschilder oder auch an Gartenzwerge. Denn die schätzungsweise 7.000 Museen in Deutschland haben so viel mehr zu bieten als das Angebot der großen Häuser. Mit „BITTE NICHT ANFASSEN – Museum mal anders“ begeben wir uns an kleine Orte, in Seitengassen großer Städte, um die kleinen und alternativen Ausstellungen zu finden, von denen du vermutlich noch nie gehört hast. Pro Monat erscheint eine Folge, für die einer von uns beiden ein besonderes Museum besucht und sich mit dem jeweils anderen darüber austauscht. Dabei kommen Museumsbetreiberinnen und -betreiber zu Wort, aber auch die Exponate an sich werden hörbar gemacht. Dieser Podcast ist für Museumsliebhaber, für Mitarbeiter aus dem Museumsbereich und für alle, die sich für Kunst, Kultur und Technik-Geschichte interessieren und skurrile Stories mögen. BITTE NICHT ANFASSEN! ist eine Produktion von Escucha – Kultur für's Ohr. Mehr Infos auf https://www.escucha.de/bitte-nicht-anfassen/ ~~~~~~~ Kontakt: Instagram: https://www.instagram.com/bittenichtanfassen_podcast/ E-Mail: info[at]escucha.de ~~~~~~~ Wollt ihr uns unterstützen? Dann schaut doch auf unserer Steady-Seite vorbei: https://steadyhq.com/en/bitte-nicht-anfassen ~~~~~~~ Podcast-Credits: Sprecher: Lukas Fleischmann, Ralph Würschinger Produktion: Escucha GbR Podcast-Grafik: Tobias Trauth; https://www.instagram.com/don_t_obey/ Intro/Outro: Patrizia Nath (Sprecherin) https://www.patrizianath.com/, Lukas Fleischmann (Musik) Wenn euch der Podcast gefällt, dann abonniert uns und empfehlt uns weiter. Welches Museum sollen wir unbedingt vorstellen? Schreibt uns eure Vorschläge! ~~~~~~~ Transkript Sara Fruchtmann Hier packen Leute was an, was sie nie gedacht hätten Dass sie das machen, nie geglaubt hätten, dass sie das können. Wir werden mächtig unterstützt von uns, kriegen jede Menge Training. Aber sie schaffen etwas, das in ihrem Leben noch nie vorgekommen ist. Bitte nicht anfassen. Museum mal anders. Ein Podcast von Scooter. Lukas Hallo an alle da draußen und herzlich willkommen zu dieser brandneuen Folge von Bitte nicht anfassen! Muss jemand anders. Ich bin Lukas. ´ Ralph Und ich bin Ralph. Und zusammen haben wir diesen tollen Podcast über kleine, skurrile, ungewöhnliche Museen in Deutschland, aber auch darüber hinaus. Bei dem wir abwechselnd die Museen besuchen, mit den Betreiber Betreiberin sprechen und dem anderen davon erzählen. ´ Lukas Und das Tolle ist, dass es nicht ausschließlich um die Museen geht, sondern dass in jedem Museum sich immer fantastische kleine Geschichten verstecken, die gut für Fun Facts auf Partys. Und ich habe so einen Fun Fact in der letzten Folge gelernt. Ralph. Und zwar, als du mir erklärt hast, wo hier die Ursprünge der Nachrichtenagentur Reuters kommt, nämlich von Brieftauben, die von Brüssel nach Aachen organisiert worden sind. Lukas Und das hat mich ehrlich gesagt ziemlich geflasht. Ralph Freut mich. So soll es ja sein. Vielleicht hat es den einen oder anderen da draußen auch geflasht. Wir hatten ja am Ende der Folge auch über die auflagenstärksten Zeitungen ein bisschen gesprochen, wo ich gesagt habe na ja, es gibt da dieses Japanische und das gemeint, dass durch die chinesische Zeitung, also die der Kommunistischen Partei, eigentlich mehr Auflagen haben müsste. Ralph Ich hab da jetzt mal nachgeguckt und die Parteizeitung heißt Renmin Ribao und die hat eine Auflage von nur 2,5 Millionen Exemplaren. Lukas Alles klar? Ralph Ja, und ich hab nochmal geguckt, weil die New York Times hast ja auch genannt und die New York Times, die hat, wenn man jetzt wirklich alle Abonnenten auch mit dazu nimmt, auch online und so, dann kommt die auf 10 Millionen. Aber im Print ist es dann doch deutlich weniger. Da hat sie nur eine Auflage von knapp 300.000 Stück. Lukas Das ist ja weniger als der Spiegel, oder? Ich glaube, der Spiegel hat noch irgendwie acht oder 900.000. Ich glaube. Ralph Dass die Bild auch deutlich mehr hat. Ich habe mal geguckt. Die auflagenstärksten Zeitungen der Welt und da ist die BILD. Ich möchte jetzt nicht lügen, aber die ist glaube ich, in den Top fünf. Lukas Hätten wir das auch geklärt. Ähm, genau. Und da du ja in der vergangenen, im vergangenen Monat die Folge vorgestellt hast, das Museum vorgestellt hast, bin ja dieses Mal echt dran. Ralph Genau. Hoffentlich mit einer sommerlichen Folgewoche. Lukas Ja, es ist auf jeden Fall was für ein Städtetrip. Sagen wir's mal so. Ralph Na schön, lasse ich mich mal überraschen. Lukas Hast du weiße Flecken in Deutschland, wo du schon immer mal hinwollte, es aber noch nie warst? Oder Städte, in die du schon immer mal besuchen wolltest, Aber wo du es noch nie geschafft hast. Ralph Oh, hier jetzt schon einige. Tatsächlich? Ich war zum Beispiel noch nicht in Dresden. Das sind noch auf meiner Liste. Ich war aber auch nicht in der. Wie heißt die Mecklenburgische Seenplatte? War ich auch noch nicht. Und hm. Und ich war zum Beispiel auch noch nicht mal im Schloss Neuschwanstein. Warst du da mal? Lukas Ja. Also, alles das, was du gesagt hast. Da war ich schon. Und das kann ich auch alles empfehlen. Bis auf Neuschwanstein. Das fand ich nicht so cool. Ein bisschen Disneyland bei mir wars Bremen. Tatsächlich ein bisschen. Beruflich viel unterwegs gewesen. Und ich war ja schon in Deutschland. Echt fast überall. Aber ich war eben noch nicht in Bremen. Für diese Folge bin ich ganz spontan über das Museum gestolpert, weil eigentlich hatte ich einen anderen beruflichen Termin in Bremerhaven und habe mich dazu entschlossen, eine Nacht in Bremen zu verbringen, um mir mal so ein bisschen das Stadtzentrum von Bremen anzuschauen. Lukas Ja, was weißt du über Bremen, dass ich da. Ralph Schon mal war und dass im Stadtzentrum eine Statue der Bremer Stadtmusikanten steht? Lukas Genau, Bremer Stadtmusikanten, ganz bekannt. Darüber hinaus ist es der zweitgrößte deutsche Hafen. Man kennt den Roland noch, dass es diese dritter Statue die gibt es übrigens weltweit 27 Mal hab ich nachgeguckt, die ist sehr häufig und sehr gerne kopiert worden. Er ist eine schöne Stadt und ich weiß nicht, Wenn du in Bremen warst, warst du im Schnoor Viertel. Ralph Nee, ich war das so kurz. Nur ich hab da. Ich war da auch beruflich. Lukas Also das Schnoor Viertel, das ist ein Stadtviertel, was bei Touristen besonders beliebt ist. Das ist total süß. Sind lauter so kleine Häuser, Teehäuser, Läden. Keine Ahnung, was. Manche Gassen sind so eng, dass man da kaum durchkommt. Also, das ist irgendwie so ganz, ganz süßes, mittelalterliches Gässchen Viertel. Und ich bin da natürlich auch durch, weil ich am Spätnachmittag abends noch Zeit dafür hatte und auf einmal stehe ich, bleib ich von dem Haus stehen mit roter Fassade auch ich schätze mal 16. Jahrhundert, 16., 17. Jahrhundert. Lukas Irgendwie so was. Und da stehen zwei Leute vor dem Haus, zwei Männer mit so Spitzhüten. Diese historischen Spitzhüte, die man vielleicht kennt. Wenn du an so klassische Piratenhüte denkst, diese Dreieckshüte. Ralph Na ja. Lukas Genau. Mit zwei, drei Spitz, genau, mit so einem Gehrock usw und so fort. Und ich habe dann rausgefunden, dass dieses Haus früher ein Witwenhaus war, das von bremischen Kaufleuten finanziert wurde. Also das heißt, verarmte Witwen haben da sozusagen Unterkunft kostenlos gefunden. Und heute hat es aber eine ganz andere Funktion. Diese zwei Männer, die da in den Spitzhüten und historischen Ausstattungen vor diesem Museum standen, deren Funktion war, so ein bisschen dich in dieses Haus reinzuführen. Lukas Und ich habe dann mit den Leuten gesprochen, die haben auch geantwortet, wie man im 18. Jahrhundert antworten würde, also schwülstig bis hin zu pittoreske Sprache. Die haben mir dann erklärt, worum es in diesem Haus geht. Ich habe mich dann vorgestellt und gesagt, dass sie DNA machen und was es mit Bitte nicht anfassen soll auf sich hat. Und die fanden es dann ziemlich cool und meinten ja, wir könnten spontan was machen. Lukas Und dann habe ich gesagt Scheiße, ich habe mein Aufnahmegerät vergessen und dann bin ich wirklich zurückgerast zum Hotel, habe das Aufnahmegerät geholt und bin dann wieder hin, habe das Aufnahmegerät angeschaltet und die haben tatsächlich für mich noch ein bisschen länger aufgemacht und haben das ganz spontan für mich ermöglicht, dass ich da eine BNA Folge machen konnte. Also noch mal, noch mal vielen Dank. Lukas So was sich im Inneren dieses Hauses verbirgt. Da haben wir mal ganz kurz in einen Ton rein. Ralph Da bin ich ja mal gespannt. (Ton aus dem Geschichtenhaus. Georg, Schauspieler, stellt sein fiktives Bremer Kaffeehaus aus 1810 vor) Ralph Okay, machen wir das. Gut. Okay. Das war ja mal strange. Ja, Ja. Also, ich habe mich ja am Anfang gewundert. Okay, sind auch noch andere Leute da. Und das wirkt ja dann irgendwie wie so ein Theaterstück. Aber ist es ja nicht. Lukas Ja, also du hast schon echt paar gute Schlagworte genannt und was du da gerade gehört, dass das war eine Stelle, aus der aus dem Bremer Geschichtenhaus und das Bremer Geschichten Haus. Das ist eine Mischung aus Museum und Improtheater, was sich um die Stadtgeschichte Bremens dreht und was du da gehört hast. Dass es eine von bis zu sieben Stationen, die es auf drei Stockwerken gibt. Lukas Und alle diese Stationen haben eine Gemeinsamkeit Es gibt eigentlich keine Museumsobjekte, es gibt nur ein bisschen Kulisse. Es gibt dafür aber immer Menschen, die Geschichten aus dieser Zeit nacherzählen. Und was du jetzt gerade gehört hast, das ist der fiktive Kaffeehausbesitzer Georg, der 1810 in das Kaffeehaus einlädt. Also wir sind da zu der Zeit, in der Bremen von von Franzosen besetzt ist, also von napoleonischen Truppen besetzt ist. Lukas Und der erklärt dann zum Beispiel weiter im Ton, aber das dauert noch zu lange. Deswegen hab ich nur den ersten Eindruck da rein gemacht, dass zum Beispiel in Bremen das erste Kaffeehaus im deutschsprachig Raum eröffnet wurde, noch zehn Jahre vor Wien, weil die Wiener ja immer behaupten, dass sie die ersten Kaffeehäuser im deutschsprachigen Raum gehabt hätten. Es stimmt nicht. Lukas Es war in Bremen, das lag am Hafen usw und so fort. Genau, genau nimmt das Wien. Und diese Menschen, die wie Georg in diesem Fall die spielen also nicht wirklich historische Menschen nach, die es wirklich gegeben hat. Also das ist kein Fake Napoleon der irgendwas vorstellt, sondern die spielen Menschen nach, die und das ist so ein bisschen das Motto, die es hätte geben können. Lukas Ja, das ist sozusagen schon mal die erste Idee dieses Bremer Geschichtenhauses. Es gibt aber noch eine zweite Besonderheit und diese Besonderheit soll dir SaraFrucht Mann erklären. SaraFruchtmann ist diejenige, die die Idee des Bremer Geschichtenhauses hatte und die einen ganz besonderen Twist in das Geschichten aus eingebaut hat. Sara Fruchtmann Was sie gemeinsam haben, ist Sie waren lange arbeitslos. Wir gehören zu einem Beschäftigungsträger. Das heißt, wir bieten Arbeit an für Menschen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt keine Arbeit finden und in dem Rahmen lernt man hier als Darstellerin zu agieren und mit großem Erfolg. Das kommt sehr gut an bei den Besucherinnen. Ralph Sehr, sehr cool. Ein soziales Projekt, das den Leuten wahrscheinlich dann auch wieder so ein bisschen Selbstvertrauen gibt. Und vor allem sie kommen unter Menschen werden ja auch sozial eingebunden. Finde ich super. Also bin ich jetzt schon Fan. Lukas Ja, es ist ein tolles Projekt und vor allem Langzeitarbeitslosigkeit ist in Bremen ein Riesenproblem. Davon hat nämlich Bremen überdurchschnittlich viel. Aktuell sind es um die 16.000 Menschen die Langzeitarbeitslos sind. Und statistisch ist es so Je länger du arbeitslos bist, desto schwieriger findest du auch was. Da auch noch mal zu Relation was Langzeitarbeitslosigkeit mit dir macht. Noch mal ein kurzer Ton von SaraFruchtmann. Sara Fruchtmann Glücksforscher ordnen lange Arbeitslosigkeit so knapp unter chronischer Krankheit an, wenn es um das Unglück geht, das das mit sich bringt. Und das heißt, eine unserer Aufgaben ist, die Menschen wieder aufzubauen. Das Schöne, wenn man mit Spiel mit Darstellen im Spiel arbeitet, ist das ist ja nichts anderes als Leben. Also einer meiner Lieblingssätze ist Spiel ist konzentriertes Leben. Was tut man schon, wenn man spielt? Sara Fruchtmann Man steht, man geht, man lacht, man redet. Alles Dinge, die wir sonst auch tun. Aber in einem, wenn Sie so wollen, in einer kontrollierten Versuchsanordnung. Das heißt, da gibt es Möglichkeiten, das Verhalten, das Selbstempfinden neu auszurichten. Ralph Ja, kann ich voll nachvollziehen. Klingt total logisch und auch cool. Ich habe eine Frage noch Langzeitarbeitslosigkeit. Also auf welche Dauer geht es dann los? Lukas Langzeitarbeitslosigkeit ist natürlich eine Definitionsfrage, aber im Prinzip spricht man davon, Menschen, die ein Jahr oder länger arbeitslos sind. Das Klientel von SaraFruchtmann. Es sind wirklich Menschen, die mehr als ein Jahr würde ich mal sagen, in der Regel keine Arbeit hatten. Also mehrere Jahre. Ralph Was sind das denn für Menschen dann vom Alter her? Lukas Also ich komme da später noch ein bisschen drauf zurück, aber vielleicht jetzt schon mal, die sind vom Alter her. Also als ich da war, würde ich sagen, dass es eher Menschen waren jenseits der 50, wo es womöglich auch aus Altersgründen schon relativ schwierig sein könnte, auf dem ersten Arbeitsmarkt noch mal eine Anstellung zu finden. Also das war, als ich hatte, als ich da war, nicht den Eindruck, dass es jemand gab, der da unter 50 war. Lukas Aber vielleicht habe ich auch einfach jemanden übersehen. Das war jedenfalls mein Eindruck. Ralph Und das sind alles Leute, die vorher noch keine Erfahrung mit Theater hatten. Lukas Genau. In der Regel vielleicht noch mal kurz, um dir das zu erklären. Also SaraFruchtmann ist eigentlich Regisseurin und hat halt fürs Theater und so gearbeitet. Und sie hat aber diese Idee gehabt mit dem Geschichten aus und leitet es seitdem. Und wir sprechen hier seit 18 Jahren hauptberuflich. Ich habe ihr kurz erklärt, dass in diesem großen Haus ursprünglich mal dieses Witwenhaus drin war, wo arme und mittellose Witwen versorgt worden sind. Lukas Und danach war ein Museum zur Stadtgeschichte drin. Das lief aber nicht wirklich und es ging bankrott. Jetzt war aber der Besitzer dieses Hauses immer noch dieser Beschäftigungsträger und da sollte wieder irgendein Projekt rein und vielleicht irgendwas, was auch mit der Stadtgeschichte zu tun hat. Und dann wurde Sara Fruchtmann gefragt, ob sie sich das Haus nicht einfach mal angucken könnte und vielleicht mal so ihre Ideen mitteilen könnte. Lukas Und sie hat man dann im Interview gesagt. Eine Regisseurin, das heißt, ab dem Zeitpunkt, wo sie quasi ein leeres Haus sieht, sieht sie Bühnen und das muss bespielt werden. Und dann war diese Idee geboren. Das heißt, die Leute waren dann relativ schnell begeistert. Es gab am Anfang natürlich einige Bauchlandung, logischerweise, weil es ist natürlich nicht einfach so, aus dem Nichts so ein Improtheater Schrägstrich Museum mit Langzeitarbeitslosen auf die Beine zu stellen. Lukas Aber eben wie bereits erwähnt, jetzt gibt es Geschichtenhaus, mittlerweile seit 18 Jahren stark. Zu den einzelnen Herausforderungen habe ich Sara Fruchtmann natürlich auch noch mal gefragt. Sara Fruchtmann Eine Grundschwierigkeit ist, dass sie einem nicht Schauspieler kein Text auf Papier geben können und sagen So, jetzt spricht das mal, als wäre das gerade eingefallen. Wenn Sie in Schauspieler Papier reintun, kommt Leben raus. Und wenn Sie in Nicht Schauspieler Papier reintun, kommt Papier raus oder etwas. Das klingt wie Papier. Konsequenz Wir arbeiten ohne geschriebenen Text. Wir entwickeln die Rollen ausschließlich aus der Improvisation und da, das ist vielleicht spezifisch, fällt dann auch das Problem weg, dass durchaus nicht alle lesen oder unsere Schrift lesen können. Sara Fruchtmann Und es entsteht etwas, das beweglich plastisch genug ist, das man sich dann auf jeden Gast, jede Gruppe, wie sie so reinkommen, einstellen kann. Ralph Also, wenn ich das richtig verstanden habe, ist auch ein Aspekt, also ein Aspekt, warum das so extrem improvisiertes? Weil die Leute halt keine Schauspielerfahrung haben und das einfach besser funktioniert und zweitens, weil sie das an das Klientel anpassen können, das Konzept. Lukas Genau, und das hast du am Anfang auch gehört. Bei meinem Beispiel aus dem Kaffeehaus mit Georg, dass er dann gefragt hat Ja, warum sind Frauen im Kaffeehaus? Weil zu dieser damaligen Zeit durften Frauen halt nicht ins Kaffeehaus. Es geht also darum, dass man sich so eine gewisse Bandbreite an Wissen draufschafft. Dazu gibt es, habe ich später auch noch ein paar Töne mitgebracht. Lukas Wir hören auch noch mal andere Ausschnitte rein. Genau. Also ich will ja nicht zu viel vorwegnehmen, aber damit eben schon mal weiß, die erzählen ja nicht irgendeinen Stuss. Aber das Prinzip ist Improvisation. Und die Leute, die bleiben auch wirklich in ihrer Rolle. Also egal ob die Menschen am Eingang, die mich dann das Haus reingeholt haben und die mir dann auf schwülstiger Sprache erklärt haben, dass er in dem Podcast schon möglicherweise interessiert sein könnten. Lukas Oder halt die Person an der Kasse. Also die bleiben da von der Rolle, die haben auch alle ihre Kostüme an und normalerweise ist es so, dass für das Geschichtenhaus 80 Menschen in der Regel arbeiten, also sowohl als Darstellerinnen, aber auch in der Verwaltung oder hinter den Kulissen. Und natürlich ist es so, dass diese Leute dann nicht einfach so ins kalte Wasser reingeschmissen werden. Lukas Sie sind immer hier. Hast jetzt fünf Texte zu Historisches Material über Bremen, Jetzt such dir eine Figur aus und spielt es dann. Die bekommen auch eine Ausbildung und da kann dir vielleicht auch Sarafruchtbar noch mal kurz was zu erklären. Sara Fruchtmann Bin heilfroh, dass man niemanden zum Spielen zwingen kann. Das wird nix. Das heißt, ich habe von vornherein keine Chance, irgendwie autoritär zu werden. Der Mensch muss so weit sein und da kriegt hier jeder und jede so viel Zeit, wie er sie braucht. Es ist, glaube ich, noch nie jemand unter drei Monaten ins Spiel gekommen. Aber es hat schon Leute gegeben, die haben zwei Jahre was anderes gemacht. Sara Fruchtmann Genau gesagt Ich will gar nicht spielen, ich will hier. Ich finde den Besucher im Service toll und ich denk nicht dran, vor Publikum spielend aufzutreten. Nach zwei Jahren kamen sie plötzlich und sagten Ich würd jetzt doch ganz gerne mal ne Rolle spielen. Ralph Also die bekommen eine Ausbildung im Sinne von so eine Schauspielausbildung. Lukas Also Improausbildung genau, oder Improausbildung. Ralph Ja stimmt, ist auch was anderes, aber nur. Lukas Wenn die das halt auch wollen. Also natürlich, wenn die im Geschichtenhaus mitarbeiten wollen, dann müssen die auch was machen und die müssen auch in der Regel Kostüme zumindest anhaben oder irgendwie so was, weil das ist halt die Idee von dem Geschichtenhaus. Also da laufen halt nur historische Persönlichkeiten rum. Letztlich aber ob die spielen wollen oder nicht, das bleibt ihnen überlassen. Lukas Und das ist natürlich schon krass. Jetzt überleg dir mal, du bist irgendwie lange arbeitslos, du bist jenseits der 50, du hast irgendwie keine Ahnung. Also ich kann mir vorstellen, ich bin nicht in der Situation, aber ich kann mir vorstellen, dass das natürlich einiges an dem Selbstbewusstsein macht und noch an einem Selbstwert möglicherweise. Und dann stellst du dich auf einmal vor wildfremde Menschen hin und imitierst eine historische Persönlichkeit. Lukas Das finde ich schon ziemlich krass. Ralph Ja, finde ich auch. Mein größter Respekt dafür. Wie ist das denn mit den Leuten? Du hast jetzt die ganze Zeit von diesen Langzeitarbeitslosen gesprochen. Sind die dann trotzdem nach wie vor langzeitarbeitslos oder sind die beschäftigt, also angestellt in diesen Geschichten aus. Wie ist das? Lukas Also die sind nicht Angestellten im Geschichtenhaus, weil das ja von dem Beschäftigungsträger ist. Das heißt, die Idee ist, dass die über dieses Geschichtenhaus und über die Darstellung als Skills erwerben, also im Sinne von mit Menschen reden, also eigentlich klassische Dienstleistung, Skills auf Menschen, eigenen Kundenkontakt usw und so fort. Die trainieren ihre Stimme und das soll eine Weiterbildungsmaßnahme sein, die dann wiederum den Staat zurück auf den ersten Arbeitsmarkt ermöglicht? Ralph Denn ja. Lukas Ja und vielleicht noch mal ganz kurz zum Aufbau. So ein bisschen habe ich es ja schon anklingen lassen. Also du gehst da rein, nachdem ich diese Leute da erfolgreich angeworben haben. Bei mir hat das gut geklappt, dann gehst du erst mal sonst ein Souterrain, Das ist so ein Felsenkeller und der ist auch. Also das ist doch dieses ganze historische Mauerwerk und so was. Lukas Du siehst einfach sofort, Du bist in so einem spätmittelalterlichen Gebäude und dann warten die Leute, bis eine Gruppe zusammenkommt und dann geht es durch diese drei Stockwerke durch und da gibt es bis zu sieben Spielstätten. Normalerweise hätten die mehr Geschichten, aber mehr als sieben, da hält keiner aus. Also weil das dauert dann einfach zu lang. Und insgesamt würde ich mal sagen, dass du je nach Gruppe, je nach Interaktionen zwischen zwei und drei Stunden drin bist. Ralph Ja. Lukas Genau, weil ich für den eigentlichen Start der Führung zu spät gekommen bin. Ich habe dir erklärt, dass das eine total spontane Aktion war. Habe ich leider nur das dritte Stockwerk mitbekommen. Das hat aber gereicht, weil ich, während ich auf die eigentliche Gruppe gewartet habe, das heißt die Gruppe, die du am Anfang gehört hast. Im Kaffeehaus habe ich mich so ein bisschen mit den Darstellern unterhalten können, die im dritten Stockwerk waren und die sich auf ihre Rollen vorbereitet haben. (Darstellerinnen beschreiben ihre Kostüme und ihre Vorbereitung. Einmal ist ein Kostüm von 1821, dann von 1910, am Ende werden wir drauf hingeweisen, dass wir uns zu laut unterhalte haben) Ralph Solltet ihr leise sein? Lukas Ja, wir. Waren zu laut. Ist es auch so. Ein mittelalterlicher Holzdielen Boden, Der halt knarzt. Alles mögliche. Nur Gäste sind dann das Treppenhaus hoch und ja, möglicherweise hat man uns halt gehört und der, der seinem Ende zu es ein bisschen zurück gewiesen hat. Es war dann Georg. Also das hat derjenige, der da der Schauspieler war, der Kaffeehausbesitzer. Ralph Ja und wie ist das, wenn man da jetzt so durchgeht? Ich habe es noch nicht ganz verstanden, Ich hab nur verstanden, Es dauert halt 2 bis 3 Stunden und man geht da durch mehrere Räume bzw Stockwerke. Äh, und dann setzt man sich hin, wie bei deinem ersten Ton. Oder steht man dann oder. Lukas In der Regel sitzt man und dann dann kommt der Darsteller, die Darstellerin rein in einem Kostüm und erzählt halt eine Geschichte. Und damit du dir das noch mal besser vorstellen kannst, hab ich natürlich noch mal eine zweite Szene mitgebracht. Das ist die Szene, die auf das Kaffeehaus, äh, danach gefolgt ist. Im Nachhinein werde ich dir noch so ein bisschen erklären lassen nach dem Ton, warum ich, also was ich besonders cool an dieser Szene find einen Platz. Anna (Darstellerin Unter also bitte schön jetzt. Ja, schön, dass ihr mich besuchen kommt. Seit ihr den Bremer? Ja noch nicht. Bremer Ich auch nicht mehr da. Nicht draufgekommen. Ja, die Liebe hat mich hier nach Bremen geführt. Mein Mann, der Johann Lang und ich, wir haben uns in Leipzig bei der Messe kennengelernt. Der arbeitet hier beim Schiffsbau und brauchte noch Teile für sein Schiff. Und als wir uns sahen, haben wir uns doch gleich ineinander verliebt. Und er fragte mich Anna, möchtest du mit mir nach Bremen kommen? Ja, sagte ich, und so waren wir hier schon viele Jahre hier in Bremen, in Babelsberg Straße und gegenüber wohnte meine Nachbarin, die geheiratet. Bisher war schon Bescheid. Ich hab mich ja, ja, sie wollte ja mit den Johann Miltenberg, den Zack war Meister mit 21 verheiratet, damit sie in höhere Kreise kommt. Aber ich kann euch verraten, diese Ehe, die war alles andere aber nicht gut. Jeden Abend ist er in die Schenke, hat das Geld besoffen und verspielt. Und wenn man nach Hause kam, haben sie geschlagen und beschimpft. Und mit dem hatte sie ja auch noch drei Kinder. Ralph Hmmm, ja, wahrscheinlich spricht sie von einer historischen Persönlichkeit, die ich jetzt zumindest nicht kenne. Lukas Genau. Und ich finde, dass das zweite nicht werde jetzt gleich zu dieser historischen Persönlichkeit noch mehr erzählen. Aber ich finde, dass du hier dieses Konzept supergut mitbekommst. Was du. Die Idee ist, wie die Leute ihre Rolle entwickeln, Denn Anna kommt und das hast du mal Dialekt al gehört aus Sachsen. Und jetzt ist es natürlich so, dass eine historische Figur, die in Bremen ist, womöglich mit einem sächsischen Dialekt halt irgendwie auffallen würde und deswegen hat sie für die Entwicklung ihrer historischen Figur ihren eigenen Dialekt halt so ein bisschen mit in die Waagschale geworfen und hat die Geschichte erzählt, dass sie ihren Mann 1820 auf der Messe in Leipzig kennengelernt hat und es sehr sie mitgenommen hat. Lukas Und in dieser Rolle ist sie auch gleichzeitig nicht nur die Ehefrau, sondern auch so eine Tante, die strickt auch die ganze Zeit. Währenddessen hat schon so so ein schwarz weißes Kleid an und sitzt da auf ihrem Holzschemel und erklärt immer so nebenbei sie will ja eigentlich gar nicht tratschen, aber das habe ich mitbekommen. Eigentlich will ich ja auch da nicht raten, aber das habe ich mitbekommen. Lukas Das ist halt total sympathischen total lieb und sie geht halt auch wirklich mit dem mit dem Publikum in Kontakt. Gesche Gottfried. Was es damit auf sich hat, weil man da auch mal sieht, wie die Geschichten so entwickelt werden. Also es geht darum, sie ist die fiktive Nachbarin von Gesche Gottfried und weil sie halt auch so ein bisschen so ein Waschweib ist, kriegt sie den ganzen Gossip aus den Straßen mit. Lukas Was man über Gesche Gottfried weiß: Sie ist eine Serienmörderin, die 15 Menschen vergiftet hat und dann 1831 hingerichtet wurde, nachdem man vier Jahre später die Mordserie nachweisen konnte. Sie wurde auch Engel von Bremen bezeichnet, weil die Leute ursprünglich alle Mitleid hatten, dass es so viele Leute in ihrem Familien und Bekanntenkreis verloren hat. Bis man halt mitbekommen hat, dass sie diejenige, die es tat, alle Genau. Lukas Also es ist jetzt irgendwie lustig, aber damals irgendwie ziemlich krass. Also die hat von 18, 12 bis 18 17 nahezu wahllos Arsen an Menschen verteilt und sehr viele verletzt, womöglich auch Menschen getötet, von dem man das gar nicht weiß. Und es gibt zwei so Mordserien und in ihrer ersten Mordserie hat sie jeweils zwei Ehemänner umgebracht mit Arsen. Ihre Mutter, ihren Vater, ihren Bruder, zwei Töchter und ein Sohn. Lukas Das sei die erste Mordserie. Dann hat sie ein paar Jahre aufgehört, und dann hat sie sich damals von einer Magd sogenannte Mäusebutter holen lassen. Das ist Butter, die zu einem Teil aus Arsen bestand und mit der man dann teilweise Mäuse vergiften wollte als Mausefalle. Und da sind auch insgesamt ihr Verlobter und Freundinnen und Freunde draufgegangen. Also ziemlich krass, ja. Lukas Irgendwann hat ihr Vermieter mal Verdacht geschöpft, als er im Schinken so kleine weiße Körner gefunden hat und die hat er dann zu untersuchen geschickt und dabei kam raus, dass das Arsen ist. Dann ist halt festgenommen worden. Ihre Hinrichtung war dann 1831 durch das Schafott und das sind 35.000 Menschen gekommen. Und diese Hinrichtung war die letzte öffentliche Hinrichtung in Bremen. Lukas Und seitdem ist diese Gottfried ein bisschen so, ja, historisches True Crime Format. Also es gibt auch Theaterstücke und Filme und auch Hörspiele und keine Ahnung was. Also es ist auf jeden Fall eine sehr interessante Persönlichkeit. Und Anna also, die du da gehört hast, die möchte halt einfach so das Waschweib sein, die halt das alles mitgekriegt hat. Und dann sagt sie mir wusste das ja nett und dachte immer, dass sie so gut ist und dann hat die so tragisch alle Menschen verloren und ja, aber dann ist rausgekommen, dass sie das war uns so weiter und so fort. Lukas Also die gehen voll in ihrer Rolle auf, aber alle, die da arbeiten, das ist echt cool. Ralph Und geht man da chronologisch durch dieses Gebäude, durch die Räume, weil dem Georg war 1810 glaube ich, habe ich in Erinnerung, jetzt immer schon ein bisschen weiter. Lukas In der Regel ist es so, dass das Ganze vor dem 30-jährigen Krieg beginnt und dann glaube ich, nach dem Ersten Weltkrieg aufhört. Ah ja, ich hoffe, dass Sie da keinen kein Schmarrn erzählt hab. Da muss ich noch mal nachfragen, aber so ungefähr. Also genau, man geht auf jeden Fall chronologisch durch. Ralph Hmm. Lukas Zum Abschluss noch mal möchte ich dir noch einen Ton von SaraFruchtmann nicht vorenthalten, weil ich glaube das in dem Ton, dass sie das noch mal sehr schön zusammenfasst, worum es bei diesem Projekt eigentlich geht. Sara Fruchtmann Hier packen Leute was an, was sie nie gedacht hätten, dass sie das machen, nie geglaubt hätten, dass sie das können. Wir werden mächtig unterstützt von uns, kriegen jede Menge Training. Aber sie schaffen etwas, das in ihrem Leben noch nie vorgekommen ist. Überwinden natürlich auch Angst. Publikum ist kann was Furchterregende sein? Ralph Das glaube ich auch. Also das klingt total anders. Kann ich mir richtig gut vorstellen, dass das einfach ein Projektes, an dem die Leute, die daran teilnehmen, wachsen können und wo die viel mitnehmen können, sei es für für die künftige Arbeit. Mal schauen. Aber auf jeden Fall auch fürs Persönliche. Lukas Also ich kann das Geschichten aus jedem empfehlen. Also ich habe ja nur zwei Stationen mitbekommen, aber die waren cool genug. Also wenn ich das nächste Mal in Bremen bin, dann mache ich da auf jeden Fall eine komplette Tour mit. Es ist auch sehr gut besucht. Also vor Corona waren es 40.000 Menschen pro Jahr, da gehen die jetzt wieder so ein bisschen hin. Lukas Im Schnitt kommen 100 Leute am Tag, die da eine Führung wollen und das ist natürlich schon cool. Also ist auch immer gut geöffnet, das heißt ganz zu ganz normalen Bürozeiten. Ralph Also ich find halt was, was du mir und uns jetzt vorgestellt hast. Ich finde, dass das so eine solche Technik auch ist, die sich ruhig auch andere Museen vielleicht angucken könnten und vielleicht übernehmen könnten, weil es könnte man ja locker auch in Museumskontext von also von einem regulären Museum oder von einer Galerie oder was weiß ich was übernehmen. Lukas Voll Also es ist immer noch ein bundesweit einmaliges Projekt und das finde ich echt krass, weil es funktioniert ja super. Also da sind mehrere 1000 Menschen durch dieses Improtheater Schauspielprogramm durchgegangen und viele haben halt auch Jobs gefunden. Also SaraFruchtmann hat mir erklärt, also nicht jeder findet was, das ist ganz klar. Nur weil die da spielen, heißt es nicht, dass sie dann drei Monate später ihren Traumjob finden. Lukas Aber es gibt halt auch so Biografien von Menschen. Das hat ne SaraFruchtmann erzählt. Da dachte sie, der findet nie was. Und dann hat er was gefunden. Und da hat dieses Projekt einfach so viel Selbstbewusstsein gegeben, dass der halt dann auch ganz anders zum Beispiel in Bewerbungen reingegangen ist und ganz anders sich halt auch verkaufen konnte. Ja, das ist halt schon super. Lukas Also ich versteh's nicht, warum es das nicht häufiger gibt. Und ich denk mir, dass viele Stadtmuseen von solchen Initiativen echt profitieren könnten, weil ich glaube, dass gerade bei Stadtmuseen, die haben ja manchmal so ein Nimbus, so ein bisschen antiquiert zu sein und ich finde, das ist halt irgendwie superk cool, wie du einfach mit mit wenig Geld. Also es ist sehr, sehr, sehr viel Aufwand. Lukas Es ist ja nicht wenig Aufwand, aber es ist halt irgendwie Aufwand, der halt vielen Menschen sehr viel Gutes bringt, weil die Gäste haben ne tolle Führung. Ich glaube, dass das viel kurzweiliger ist als alle anderen Museen. Die Menschen haben was davon, weil die was Gutes bekommen und die Museumslandschaft wird wird reicher. Um dieses Projekt also von daher ich kann das. Lukas Ich kann das nur raten, wenn hier Leute zuhören im Museumskontext, die sich überlegen Hey, wie können wir unsere Ausstellung sozialer gestalten, wie könnten wir vielleicht auch ein Projekt mit Langzeitarbeitslosen machen oder so was? Ich kann mir das sehr gut vorstellen, dass man das analog zum Bremer Geschichtenhaus machen kann. Und ich glaube auch so wie SaraFruchtmann einschätzt, dass sie auch wirklich sehr kooperationsbereit wär und auch gerne ihre Erfahrungen weitergeben würde, sage ich jetzt einfach mal Frau Fuchtel, wenn Sie das wirklich. Ralph Ja, schön, schön. Ja, vielen Dank für dieses mal andere Haus, das du jetzt heut vorgestellt hast. Also mich würde es auch reizen. Ich würde auch hingehen. Also eine Frage habe ich noch, weil ich ja immer so ein bisschen so ein schüchterner Typ bin. Du kommst da hin und du würdest ja gefragt, wie du heißt und würde auch so ein bisschen fragen ans Publikum gibt es da und so, aber man hat da jetzt nicht so viel, wie soll ich sagen Interaktion oder wird da irgendwie im Mittelpunkt gestellt als Besucher, Besucherin oder doch. Lukas Doch, die gibt es dann auch, als sie. Die Leute interagieren auch mit dir, die sind ja Impro geschult, das heißt die also das heißt natürlich, die reden mit dir und du redest auch mit denen. Du kannst sie noch fragen, Die Hemmschwelle ist sehr niedrig. Also noch mal, ich habe nicht alles dazu mitbekommen. Ja, das heißt, ich kann da nur von meiner Erfahrung sprechen. Lukas Und natürlich war das dann irgendwie erst mal wird, wenn ich dann von diesem Kaffeehaus Georg angesprochen werde, aber das ist so schnell, das ist eine total entspannt und total lockere Atmosphäre. Ralph Ja schön. Lukas Ja, dann so viel zum Bremer Geschichtenhaus. Ich habe meinen Soll erfüllt für diese Folge. Und Ralph, wir haben ja für den September ein kleines Special vorbereitet, und zwar können sich ja die Hörenden von Bitte nicht anfassen auf eine Kooperation freuen und auf eine sehr große Kooperation dieses Mal Vielleicht kannst du ein bisschen was dazu erzählen. Ralph Ja, und zwar haben wir uns gedacht, wir gehen doch mal eine Kooperation mit einem Museumsverbund ein, der mehrere Museen und das sich eben verbindet und wir werden mal ein bisschen was anderes machen. Also keine Sorge, Leute, es bleibt schon noch. Bitte nicht anfassen. Und wir besuchen abwechselnd Museen und stellen das dann dem anderen vor. Aber es wird dann doch irgendwie die eine oder andere Überraschung dabei geben. Ralph Ich möchte nicht zu viel verraten, aber im Monat September werden wir wahrscheinlich mehr als eine Folge veröffentlichen. Das wird jetzt mal intensiver für euch alle. Lukas Das ist richtig. Wir freuen uns jedenfalls sehr auf dieses Projekt und sind natürlich dann auch gespannt, wenn ihr zum Beispiel Feedback zu dieser Folge habt. Vielleicht, wenn ihr auch ähnliche Ideen kennt. Museumsinitiativen. Irgendwie ist das ein rechter. Meldet euch gerne bei uns, wir bauen es gerne mit ein oder lass uns davon auch gerne inspirieren. Und natürlich wie immer der Aufruf Wenn euch bitte nichts anfassen gefällt, dann bewertet uns, schickt uns weiter, abonniert uns. Lukas Das ist für uns ganz wichtig, damit wir auch Reichweite bekommen und auch möglichst viele Menschen von diesen kleinen Museen und den tollen Geschichten profitieren können. Ralph So ist es. Dann entlasse ich euch alle mal in den Feierabend oder in den Tag, wo noch immer ihr das hört. Und wir wiederum hören uns dann im September Zack, Tschüss. Der Beitrag Über eine Giftmörderin und wie der Kaffee nach Deutschland kam – das Bremer Geschichtenhaus erschien zuerst auf Escucha.33. Wie Paul Reuter die Nachrichtenagentur erfand und was wir aus Kleinanzeigen lernen können – das Internationale Zeitungsmuseum in Aachen
32:04||Ep. 33BITTE NICHT ANFASSEN! #32 – Das Internationale Zeitungsmuseum Aachen Show Notes Oscar liebt Zeitungen und Reisen. Auf Arbeit hat er nicht so Lust. Als er mit Ende 30 eine reiche Frau kennenlernt, die ihm das Ja-Wort gibt und auch noch für ihn sorgt, gibt er seinen Job auf und begibt sich auf Dauerurlaub. Von überallher bringt er insgesamt 80.000 (!) Zeitungen mit und eröffnet damit ein Museum in Aachen. Mehr als 120 Jahre nach seinem Tod wird das Museum heute fortgesetzt von dem Historiker Andreas Düspohl. Er gibt Einblicke in alte Zeitungsexemplare, erzählt von Paul Julius Reuter, der mit Hilfe von Brieftauben sein Nachrichten-Imperium aufgebaut hat, und erklärt uns, welchen geschichtlichen Wert Kleinanzeigen haben. Und ja, es ist das älteste Museum, das wir bislang besucht haben! #podcastdeutsch #museenentdecken #wissenschaft #museum #Aachen #zeitung #reuters #Presse #Geschichte ~~~~~~~ Hilfreiche Links: Offizielle Homepage der Insel Tristan da Cunha: https://www.tristandc.com/index.php Hier liegt Tristan da Cunha: https://www.google.com/maps/place/Tristan+da+Cunha/@-36.8447867,-12.1307037,10z/data=!4m6!3m5!1s0x25a3b1a1af6dc9b:0x69ee2d95dc98aedb!8m2!3d-37.1052489!4d-12.2776838!16zL20vMDdxNDg?entry=ttu Über die Namensherkunft von Zeitung: https://taz.de/Das-gedruckte-Wort-in-digitalen-Zeiten/!5536196/ Artikel über die erste Tageszeitung der Welt “Einkommende Nachrichten”: https://www.grin.com/document/134011?lang=en Weitere Infos über Oscar von Forckenbeck: https://rp-online.de/nrw/staedte/wassenberg/walter-bienen-ueber-oskar-von-forckenbeck_aid-24134519 Wikipedia Artikel zu Paul Julius Reuter: https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Julius_Reuter Das meistgesprochene Wort der Welt: https://www.welt.de/print/die_welt/vermischtes/article11856002/Der-Siegeszug-von-O-K.html Auflagenstärkste Zeitungen (Stand 2016 – hier taucht auch die Zeitung der Kommunistischen Partei China auf): https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_newspapers_by_circulation Artikel über Zeitungen und Zeitschriften: https://www.historia.net/de-de/geschenke-ratgeber/zeitung-vom-tag-der-geburt-verschenken/was-ist-der-unterschied-zwischen-zeitung-und-zeitschrift/#:~:text=Zeitungen%20und%20Zeitschriften%20im%20Vergleich,Inhalte%20zu%20bestimmten%20Themen%20bieten. ~~~~~~~ Infos zum Museum: Internationales Zeitungsmuseum Pontstraße 13 52062 Aachen www.izm.de ~~~~~~~ über BITTE NICHT ANFASSEN!: Woran denkst du beim Wort Museum? An weltberühmte Ausstellungsstücke wie Sarkophage ägyptischer Pharaonen, an Gemälde von Picasso oder an technische Erfindungen wie das Automobil? Denkst du an das Deutsche Museum in München, das Pergamon-Museum in Berlin oder an das Städel in Frankfurt? Wir – das sind Ralph Würschinger und Lukas Fleischmann – denken beim Wort Museum an etwas Anderes: an Milbenkäse, Mausefallen, an Flipper-Automaten, Nummernschilder oder auch an Gartenzwerge. Denn die schätzungsweise 7.000 Museen in Deutschland haben so viel mehr zu bieten als das Angebot der großen Häuser. Mit „BITTE NICHT ANFASSEN – Museum mal anders“ begeben wir uns an kleine Orte, in Seitengassen großer Städte, um die kleinen und alternativen Ausstellungen zu finden, von denen du vermutlich noch nie gehört hast. Pro Monat erscheint eine Folge, für die einer von uns beiden ein besonderes Museum besucht und sich mit dem jeweils anderen darüber austauscht. Dabei kommen Museumsbetreiberinnen und -betreiber zu Wort, aber auch die Exponate an sich werden hörbar gemacht. Dieser Podcast ist für Museumsliebhaber, für Mitarbeiter aus dem Museumsbereich und für alle, die sich für Kunst, Kultur und Technik-Geschichte interessieren und skurrile Stories mögen. BITTE NICHT ANFASSEN! ist eine Produktion von Escucha – Kultur für's Ohr. Mehr Infos auf https://www.escucha.de/bitte-nicht-anfassen/ ~~~~~~~ Kontakt: Instagram: https://www.instagram.com/bittenichtanfassen_podcast/ E-Mail: info[at]escucha.de ~~~~~~~ Wollt ihr uns unterstützen? Dann schaut doch auf unserer Steady-Seite vorbei: https://steadyhq.com/en/bitte-nicht-anfassen ~~~~~~~ Podcast-Credits: Sprecher: Lukas Fleischmann, Ralph Würschinger Produktion: Escucha GbR Podcast-Grafik: Tobias Trauth; https://www.instagram.com/don_t_obey/ Intro/Outro: Patrizia Nath (Sprecherin) https://www.patrizianath.com/, Lukas Fleischmann (Musik) Wenn euch der Podcast gefällt, dann abonniert uns und empfehlt uns weiter. Welches Museum sollen wir unbedingt vorstellen? Schreibt uns eure Vorschläge! ~~~~~~~ Transkript Andreas Düspohl Da geht es um die Arbeit von Presseagenturen, die interessanterweise ja zurückgehen auf Paul Julius Reuter, der sein weltweites Geschäft in Aachen gestartet hat, weil er hier Brieftauben gemietet hat, mit denen er ein Loch in dem europäischen Telegraphennetz zwischen Aachen und Brüssel überbrücken konnte. (Jingle) Bitte nicht anfassen. Museum mal anders. Ein Podcast von Escucha. Ralph Hallihallo, liebe Freundinnen und Freunde der gepflegten Museumsbesuche oder auch ungepflegtne Museumsbesuche. Herzlich willkommen zu Bitte nicht anfassen. Mein Name ist Ralph. Lukas Und mein Name ist Lukas und wir stellen euch in diesem Podcast einmal im Monat schräge, skurrile Alternative, aber durchaus liebenswerte Museen vor und verbinden das immer mit größeren Geschichten. Denn jedes kleine Museum hat echt ganz viele Dinge zu erzählen. Ganz viele tolle Geschichten zu erzählen. Und ja, das ist so unser Konzept. Ralph Und das vergangene, liebenswerte Museum. Das war ja das Rauchermuseum in Paris, das du mir vorgestellt hast. Und ich habe da mitgenommen, dass es ja um die Geschichte des Tabaks in Europa auch ging und wie dort Rauchen salonfähig geworden ist bzw. ja auch in der Medizin so seine Anwendung gefunden hat. Lukas Genau. Also seine zwielichtige Anwendung, wenn man das so sagen kann. Aber genau darum ging es genau. Ralph Und dann warst du ja noch in einer Zigarrenmanufaktur. Lukas Genau richtig. Ralph In dieser Folge bin ich wieder dran. Lukas Das heißt, ich kann mich zurücklehnen. Ralph Ja, also in der vergangenen Folge ging es ja ums Rauchen und um Rauchen als Medizin zum Teil ja auch. Und in dieser Folge geht es am Rande auch um Rauchen. Beziehungsweise möchte ich da damit einsteigen, denn Zigaretten wurden ja nicht nur geraucht, sondern auch für andere Dinge verwendet. Und da habe ich gleich einen Ton mitgebracht vom Museumsleiter, also vom Museum, wo ich war, nämlich Andreas Düspohl. Ralph Und das klingt dann so Andreas Düspohl Hier eine interessante Zeitung. The Tristan Times, das ist eine Zeitung von der Insel Tristan, der Kutscher, das ist eine Inselgruppe zwischen Südafrika und der Antarktis. Da braucht man eine Woche, um dahin zu kommen. Kommt man auf Schiffe nicht mit einem Flugzeug? Und interessant ist, dass hier der Preis der Zeitung angegeben ist. Sie sehen es hier drei Zigaretten oder vier Kartoffeln, und das ist so ein bisschen selbstironisch, weil auf der Insel wächst nicht viel anderes als Kartoffeln und deswegen gibt es die da zu Hauf. Ist ja auch nur ein DIN A4 Format, das mit der Schreibmaschine geschrieben ist. Aber das ist so ganz interessant, dass wir tatsächlich diese Zeitungen, von denen wir nicht wissen, wie sie zu uns gekommen sind, in unseren Beständen drin haben. Lukas Okay, also, Tristan da Cunha Es geht um diese Insel. Ähm, es geht um die Zeitung. Und es geht darum, dass Zigaretten als Handelsware genutzt wurden. Bzw. Als Währung. Was man ja auch kennt. Gerade von zum Beispiel dass Deutsche nach dem Jahr der Deutschen, nach dem zweiten Weltkrieg und nach der Inflation. War ja auch eine Art Zigarettenwerbung. Okay, und was ich so mitbekommen habe der der Museumsleiter bzw. die Person, mit der du dich dann gehalten hast, hat dir gezeigt, dass es eines von vielen Exemplaren ist. Das heißt, ich gehe mal davon aus, dass das, dass der Protagonist dieser Folge die Zeitung ist. Ralph Ja richtig, 100 Punkte. Ja, ich war im Internationalen Zeitungsmuseum in Aachen und die Tristan Times, von der er gerade gesprochen hat, also diese Zeitungsausgabe, das ist nur eine von rund 400.000 Zeitungen, die das Museum beherbergt. Es sind dort aber nicht nur Zeitungen aus verschiedenen Ländern ausgestellt, sondern es geht auch um die Geschichte der Zeitungen. Also wieder mal ein Geschichtsthema heute. Und kurz zum Begriff Zeitung kommt aus dem Mittelhochdeutschen zidunge, was so viel bedeutet wie Botschaft, Nachricht und Nachricht wiederum kommt von Nachrichtung, also etwas, nach dem man sich zu richten hat. Lukas Ah, okay. Ralph Und was verstehen wir heutzutage unter einer Zeitung? Ich habe mal geguckt, was es für Definitionen gibt und so. Die gängige Definition lautet, dass eine Zeitung ein Druckwerk ist, das in regelmäßigen Abständen erscheint mit nachrichtlichen bzw. aktuellem Inhalt. Daran orientiert sich auch dieses Museum. So, jetzt ist es aber so, dass die Zeitungen nicht einfach plötzlich da waren, sondern die müssen ja irgendwie entstanden sein und die sind ja, man könnte sagen Seite für Seite gewachsen, nämlich aus Flugblättern. Dazu Andreas Düspohl: Andreas Düspohl Eines unserer ältesten Blätter ist dieses Flugblatt hier von 1577. Da hat dann ein Drucker für ein Ereignis einen Kupferstich mit ein bisschen Schrift einmal in den Druckstock eingegeben und hat das dann verkauft. Und Leute haben das dann gelesen. Und aus diesen ja ab und an erscheinenden Flugblättern hat sich dann irgendwann jemand gedacht, man könnte doch auch so was jeden in regelmäßigen Abständen herausbringen in einer Sammlung. Und daraus ist dann die älteste Zeitung entstanden. Sehen Sie hier die Relation aus Straßburg, dass die älteste Zeitung der Welt das ist die älteste Zeitung der Welt ist allerdings in diesem Fall ein Faksimile und kein Original ist leider nicht mehr so häufig vorhanden auf der Welt. Ralph Und diese erste Zeitung, die da rausgekommen ist, das war dann im Jahr 1605 und die erschien dann wöchentlich so und dann haben sich halt im Laufe der der nächsten Jahrzehnte diese Zeitungen in anderen Ländern auch verbreitet und es dauert dann genau 45 Jahre, also 1650 ist es dann so weit, dass die erste Tageszeitung der Welt erscheint. Die trägt den Namen Einkommende Zeitungen und es ist nicht ganz sicher, aber sehr wahrscheinlich, dass diese Zeitung in Leipzig gedruckt worden ist. Und jede Ausgabe bestand aus insgesamt vier Seiten. Warum Leipzig? Leipzig war eben damals schon eine sehr verkehrsgünstig gelegene Stadt. Die Regierung dort war nicht so stark am Zensieren wie beispielsweise in Frankfurt, habe ich gelesen und es gab dort auch schon viele Messen, die ja dann auch schon Zeitungen bzw. Zeitschriften dann an die Besucher rausgegeben haben. Lukas Weil du das gerade mit Leipzig und der ältesten Zeitung angesprochen hast. Ich habe vor kurzem gelesen, dass ja die älteste Zeitung, die heutzutage noch erscheint, glaube ich, die Wiener Zeitung ist. Oder wie viel älter ist sie dann? Weil die erscheint ja noch. Ich nehme an, die in Leipzig erscheint heute nicht mehr. Ralph Die in Leipzig erscheint heute nicht mehr. Und du hast recht, die Wiener Zeitung ist die älteste, noch veröffentlichte Zeitung und die wurde Anfang des 18. Jahrhunderts gegründet, also 1705 oder zehn oder so, okay, wir wissen es ja. Bis heute gibt es Zeitungen, also die Druckverfahren haben sich verbessert, es wurde günstiger. Der Umfang der Zeitungen nahm dann dementsprechend auch zu. Und heutzutage gibt es ja auch noch Zeitungen und ich möchte auf ein bestimmtes Jahr in der Vergangenheit zurück, nämlich auf das Jahr 1854. Da war ein Deutscher im Urlaub in den Niederlanden und auf dem Boden eines Schiffs hat er eine alte Zeitung liegen gesehen, die zum Einwickeln von Fisch benutzt worden ist. Und da hat er sich gedacht: “Na ja, also für so was sind mir irgendwie die Zeitungen zu schade. Ich fange mal an, die zu sammeln, dass er nicht einfach die ganze Zeit Zeitungen weggeschmissen werden.” Ja, und 170 Jahre später hängt dann von diesem einen deutschen Urlauber ein Bildnis im Zeitungsmuseum, das ich besucht habe. Denn dieser Mann ist Oscar von Forckenbeck und der Gründungsvater des besagten Museums. Lukas Dann ist das ein Museum mit sehr, sehr langer Tradition. Ralph Hm, ja, und ich stand dort mit Andreas Düspohl und habe ihn auch gefragt, was denn Oscar von Forckenbeck so für ein Typ war. Und das hat er gesagt: Andreas Düspohl Da sehen wir ihn. Er hat also Jura studiert und war Amtmann in Rheine und war damit sehr unglücklich. Also dieses Verwaltungsbeamten da sein, das hat ihm nicht gefallen. Er ist kein gebürtiger Aachener gewesen. Also er kam aus Wassenberg, und er ist dann halt durch die Umstände seiner seiner Tätigkeit ist er dann in Aachen gestrandet, sozusagen. Er hat erst so im lokalen Bereich angefangen, Zeitungen zu sammeln, hat sich damit beschäftigt, hat versucht, hier in Aachen einen Lesesaal einzurichten und hat dazu alle möglichen Verleger angeschrieben und hat auch relativ schnell einen ganz guten Fundus gehabt. Aber irgendwann hat er seinen Fokus auf das Internationale ausgeweitet. Und da kam es ihm. Da kam es den ihm sehr zupass, dass er, wie wir heute sagen würden, glücklich geheiratet hat. Maria Packenius. Die brachte eine stattliche Mitgift in die Ehe rein, und fortan ist Oscar von Forckenbeck dann in der Weltgeschichte herumgereist, war in ganz vielen Ländern und hat von dort Zeitungen mitgebracht, sehr zum Verdruss seiner Ehefrau. Die hat ihn kaum noch gesehen. Lukas Der Wild, also jemand, der Verwaltungsbeamter war, darauf kein Bock mehr hat, dann sehr reich heiratet, um den Rest seines Lebens womöglich den Großteil seines Lebens damit verbringt, durch die Weltgeschichte zu reisen und Zeitungen zu sammeln, muss man sich auch leisten können. Ralph Ja, auf jeden Fall. Ich habe da auch ein bisschen in der Biografie von ihm gelesen. Der war wirklich, wie soll ich sagen, da wirklich oft in seinem Leben sehr unglücklich mit der Situation, hat dann auch ein paar Umzüge hinter sich gehabt und als er dann eben geheiratet hat, war das so irgendwie. Seine Probleme Lösung dann, dass er jetzt nicht mehr arbeiten musste und dass er viel herumreisen konnte, was so seine Leidenschaft war. Er hat dann auch zu Hause sehr viel gelesen und eine Bibliothek aufgebaut. Und ja, das Verhältnis zu seiner Frau aus dem, was ich so gelesen habe, scheint das ja nicht das innigste zu sein. Meine war oft unterwegs, auch eben ohne Frau. Sie haben zwar über Briefe kommuniziert, aber ja, das war ein schwieriges Verhältnis. Lukas Aber der hat dann die ganzen internationalen Zeitungen, die ganzen Sammelobjekte nach Aachen gebracht. Ralph Richtig, Der hat dann in Aachen in den 1880ern das Zeitungsmuseum gegründet, was seine Frau dann vielleicht auch gar nicht schlecht fand, weil dann sind die Zeitungen quasi aus seinem Haus in dieses Museum ausgelagert worden und er hat dann auch mit Gründung dieses Zeitungsmuseums eine gleichnamige Zeitschrift veröffentlicht. Zeit seines Lebens hat er dann diese Zeitungen gesammelt und solange es ihm noch einigermaßen gut ging, denn er hat ja auch lange Jahrzehnte Rheuma, muss man sagen, hat er halt dann diese Sammlung weiter aufgebaut. 1898 ist er dann gestorben an Magenkrebs. Er hat dann insgesamt 80.000 Zeitungen schon beisammen gehabt, die, die er ja quasi seiner Witwe vermacht hatte. Und die wiederum hat gesagt Ja, das schenke ich der Stadt Aachen und die Stadt Aachen, die war erst mal nicht so happy drüber, weil die hat sich überlegt, wo kommen jetzt diese ganzen Zeitungen hin? Dann haben sich aber schon Plätze gefunden. Das wurde dann also hat dann öfter so den den Platz auch gewechselt. Also es war nicht von Anfang an in dem Museum in dem ich war, sondern erst 1923 ist das dann an den heutigen Standort gekommen. Kurz zum Standort der – Wer sich da auskennt oder Bock hat, halt da hinzufahren – Das Zeitungsmuseum ist sehr im Zentrum. Ralph Ich würde sagen, wenige 100 Meter vom Rathausplatz entfernt in der Pontstraße. Eine also eine ganz wichtige Studentenstraße. Lukas Wenn man sich, du kennst dich in Aachen ja gut aus. Wenn man sich also mal Dom oder Rathaus angucken will, kann man auch einen Abstecher zum Zeitungsmuseum machen. Ralph Genau. Lukas Ja, ich würde auch sagen, also ich glaube, das ist damit auch das älteste existierende Museum, was Sie bislang vorgestellt haben. Kann es sein? Mir würde jetzt keins einfallen, was noch älter ist, weil wenn es 1870 gegründet wurde, dann ist es doch jetzt mit Abstand sogar das älteste Museum, was Sie bislang vorgestellt haben? Lukas Ja, aber. Also für so Alltagsmuseen ist doch 1880 extrem früh. Das sind ja keine Kunstgalerien. Ralph Nee, nee, stimmt schon. Äh, ja, du hast recht, weil wir haben ja oft private Sammler, die dann daraus ein Museum machen. Das ist natürlich dann sehr jung. Ja, gut, wir hatten das Museum Ville Montagne, wo ich jetzt gerade dran denk. Lukas Aber das ist ja nicht 1880, da haben die doch noch mal mehr abgebaut. Ralph Na ja, ne, stimmt, hast recht. Lukas Weil Altenberg gab es ja bis 1900. 00:13:06:05 – 00:13:20:00 Lukas Ich bin mir ziemlich sicher, dass es für unsere Serie mit Abstand das bislang älteste Museum ist. Aber wir können ja mal noch mal alle Museen durchgehen und dann geben wir euch bei der nächsten Folge Bescheid, ob es sich hier auch wirklich um das älteste Museum handelt. Ralph So machen wir es. Dann kommen wir zurück zum Museum. Was ich nämlich auch ganz interessant fand, dass Aachen ja in der Geschichte des Nachrichtenwesens eine besondere Rolle spielt. Ich weiß nicht, ob dir das vorher klar gewesen ist. Nein, das kommt in dem Museum auch ganz gut raus. Man geht dann also erst mal geht man halt in diesen alten Museumsbau rein, die Treppe hoch ins erste Stockwerk und dort betritt man einen Raum, in dem man auch so ein regelmäßiges Piepen von Nachrichten tickern hört. Und was es damit auf sich hat, soll dir mal Andreas Düspohl erzählen. Andreas Düspohl Da geht es um die die Arbeit von Presseagenturen, die interessanterweise ja zurückgehen auf Paul Julius Reuter, der sein weltweites Geschäft in Aachen gestartet hat, weil er hier Brieftauben gemietet hat, mit denen er in ein Loch in dem europäischen Telegrafennetz zwischen Aachen und Brüssel überbrücken konnte und infolgedessen einen großen Geschwindigkeitsvorsprung hatte gegenüber den Agenturen, die dann Nachrichten mit einem Boten berittenen Boten zwischen Aachen und Brüssel hin und her schicken mussten. Als das Telegrafennetz dann geschlossen war, schlussendlich Mitte des 19. Jahrhunderts. Er war also nur wenige Monate hier, hatte er aber so viel Geld, dass er dann sein weltumspannendes Nachrichtenimperium gründen konnte, ist er nach London gegangen und hat die Nachrichtenagentur Reuters gegründet. Lukas Äh, ja, das ist ein krasser Fun Fact. Also noch mal Paul Reuter, der Typ, auf den die wohl bekannteste Nachrichtenagentur Reuters zurückgeht. Der, der hat die gegründet, weil er binnen weniger Monate so viel Kohle mit Brieftauben gemacht hat, weil die schneller waren als berittene Kuriere zwischen Brüssel und Aachen. Es hieß die weltumspannende Nachrichtenagentur Reuters ist Das ist ja auch nur der Fun Fact. Ralph Ja, ich kann ja noch einen weirden Fact nennen. Ich habe den nicht verifiziert, aber Andreas Düspohl hat gesagt, dass der Name Reuters der meistgedrückte Name der Welt ist. Eben aufgrund der Tatsache, dass viele diese Quellen oder die Informationen von Reuters verwenden. Lukas Ja, das kann schon sein. Ralph Also wer es nicht kennt das Geschäftsmodell ist ja, dass das Reuters, also seine Journalisten Journalistinnen hat, die dann Texte schreiben. Und diese Texte gehen dann an verschiedene Medienhäuser, mit denen halt vorher Verträge geschlossen worden sind und dann können die diese Texte halt verwenden für ihre Zeitungen, Onlineauftritte usw, müssen aber als Quellenangabe Reuters nennen und natürlich was dafür zahlen. Lukas Was man vielleicht auch noch in Deutschland kennt. Die dpa. Ralph Genau. Lukas Ist ja auch eine Nachrichtenagentur, Das ist ja dasselbe Geschäftsmodell Modell, nur das Reuters halt Internationales. Ralph Ja, genau. Also ich hab versucht das zu verifizieren, aber nichts gefunden. Und jetzt auch ein Fact. Ich habe nur gefunden, was das meistgesprochene Wort der Welt ist. Eine Ahnung, was das sein könnte? Lukas Das meistgesprochene Wort der Welt. Gesprochene Worte. Hi. Ralph Na ja, es ist nah dran. Es sind zwei Buchstaben in Englisch. Ok. Lukas Ah ja. Ok. Ralph Also, jetzt haben wir schon gehört, dass Aachen hier glänzen könnte. Durch Paul Julius Reuter. Aachen hat aber auch in jüngerer Geschichte eine Vorreiterrolle in Sachen Nachrichten Zeitung gespielt. Eine Ahnung, welche das sein könnte? Lukas Was ist jüngere Zeit? Ralph 20. Jahrhundert. Ich kann auch sagen Mitte des 20. Jahrhunderts. Vielleicht ein bisschen leichter. Lukas Nee, keine Ahnung. Ralph Macht nix. Ich hab es jetzt ja auch nicht gewusst. Aber Aachen hatte die erste Freie Zeitung nach dem Zweiten Weltkrieg, weil es ja als erste Stadt erobert worden ist von den Amerikanern. Lukas Ah, okay. Ralph Am Anfang waren die Amerikaner noch ein bisschen beteiligt an dieser Zeitung, haben ja auch dann den Wert der Zeitung gesehen als Informationsquelle, in der die Leute Anordnungen oder Gesetze halt nachlesen konnten. Kurz nach dem Krieg wurde dann aber diese Zeitung auch wirklich frei und da fand man dann auch Informationen drin, ja, wo die Leute halt was zu essen bekommen oder medizinische Hilfe, aber auch Kleinanzeigen. Wir hatten das ja mit den Kleinanzeigen oder mit Werbung hatten wir ja schon mal, wenn ich mich richtig erinnere in der Folge vom Kleingartenmuseum, wo du darauf verwiesen hast, sie waren das, was die Leute gegessen haben, dass das irgendwie genau rausgekommen ist. Lukas Also was ich gesagt habe im Kleingarten Museum, das man aus NS-Zeitschriften und den das waren keine Kleinanzeigen, das waren Rezepte. Und je nachdem was für Rezepte vorgestellt worden sind, konnte man Rückschlüsse ziehen, wie die Versorgungssituation zu Hause war. Ralph Ah ja. Na ja, dann habe ich das ein bisschen falsch in Erinnerung, aber, ähm, es ist jetzt in ähnlicher Weise auch so, was uns Andreas Düspohl gleich sagen wird, dass man aus den scheinbar unscheinbaren Texten dann doch einige Rückschlüsse auf die Vergangenheit ziehen kann. Andreas Düspohl Die Kleinanzeigen wurden damals allerdings umformuliert, damit nicht bestimmte Codes weitergegeben werden konnten an irgendwelche Werwolfverbände und irgendwelche Exnazis und dergleichen. Aber der Inhalt ist interessant und in der ersten Zeit, nachdem Aachen ja 1944 erobert worden war und fast entvölkert war, es lebten nicht mal mehr 10.000 Menschen hier in der Stadt, hatten die Menschen ein Bedürfnis nach sehr fundamentalen Dingen wie Nahrung, ein Dach überm Kopf. Und da waren dann entsprechend Kleinanzeigen, dass jemand noch Kartoffeln hat, die er verkaufen kann, dass jemand ein Handwerker ist und eine Schubkarre und kann helfen, Schutt wegzuräumen. Also wirklich das, was die Leute zum Überleben brauchten. Und plötzlich hat man etwas später, nachdem der Krieg auch schon zu Ende war, ist plötzlich eine Kleinanzeige drin. Klavierlehrer gesucht. Und daran sehen Sie, wie die Zeit sich gewandelt hat. Und das ist auch wieder das, wo man dann die Zeitung entsprechend umdreht und sieht, dass die, die der Quellenwert der der Kleinanzeigen in diesem Fall oftmals höher ist als das, was in der Zeitung drin stand. Lukas Ja, es auf jeden Fall. Es ist auf jeden Fall total spannend, sich Kleinanzeigen der letzten, ja der letzten Jahrzehnte und Jahrhunderte anzugucken. Was da drin steht, finde ich auch. Finde ich super interessant. Ralph Ja, und das hat mir da noch ein paar andere Beispiele genannt. Fand ich auch alles sehr, sehr spannend. Lukas Ich habe gelesen, weil ganz am Anfang von dem Ton ist er ein bisschen auf Codes eingegangen. Ich habe zum Beispiel einen Podcast vor kurzem gehört, einen Geschichtspodcast. Da wurde erzählt, dass deutsche Spione in den USA Kleinanzeigen im Chicago Tribune genutzt haben, um mit den Deutschen während des Krieges zu kommunizieren. Also die sollten immer eine bestimmte Zeit in unter der Woche eine bestimmte Kleinanzeige schalten. Ist da irgendwie ein Handwerker der der irgendwie verfügbar ist? Und wenn diese Anzeige immer Donnerstag drin stand, dann wussten die okay, die Spione existieren noch und gehen ihrer Spionagetätigkeit nach oder ihre Sabotage. Ralph War ja spannend, Da soll es auch mal Museum drüber geben über Codes. Vielleicht wäre ja das mal was für die Zukunft. Lukas Ich hab so was im Kopf. Ich glaube, es gibt so ein ähnliches Museum. Ich weiß auch schon wo. Es steht auf meiner Liste. Ralph Ja, Andreas Düspohl hat es ja auch gerade angesprochen und ich meine, es war der zweite Weltkrieg. Aachen war da auch schwer betroffen. Es wurde vieles zerstört und und damit das Zeitungsmuseum dieser Gefahr entgehen konnte, hat man die auch dann ausgelagert. Also man hat dann diese Zeitungen zu so bündeln, so richtig großen Bündeln oder Rollen halt zusammengeschnürt und auf einem Bauernhof außerhalb der Stadt versteckt. Da gab es dann auch ein paar Verluste, aber relativ wenig an Zeitungsmaterial, sodass das meiste dieser Sammlung überlebt hat und jetzt auch kontinuierlich nach dem Krieg halt weiterwächst. Das hat dann zum Beispiel während der Coroner Pandemie einen neuen Schub gegeben, weil es ist ja so, dass das Zeitungsmuseum sich natürlich immer wieder über Zeitungen freut und so können Privatleute ihre Zeitungen da auch vorbeibringen. Und die Pandemie haben halt anscheinend viele Leute genutzt, um auszumisten. Und dann standen fast täglich Leute mit Farbmaske vor der Tür, um Andreas Düspohl Ihre Zeitung in die Hand zu drücken. Und so gab es dann zigtausend Neuzugänge. Es ist aber so, dass Andreas Düspohl und sein Team halt auch eigenständig Zeitungen sammeln. Und gerade zum Thema Corona haben sie das sehr intensiv betrieben. Andreas Düspohl Wir haben die Corona Pandemie ziemlich gut dokumentiert. Von den ersten Gerüchten, dass es ein neuartiges Virus irgendwo in China gibt, bis hin zu den ersten Fällen in Deutschland, den ersten Toten, den ersten Maßnahmen. Und da haben wir wirklich von jedem Tag mindestens eine Zeitung gesammelt, teilweise auch aus dem Ausland und irgendwann mal, wenn man sich da wieder mit beschäftigen möchte, vielleicht in einigen Jahren, dann können wir wirklich lückenlos diese Pandemie nachzeichnen. So direkt nach dem Ende der Pandemie hatte da keiner Lust mehr drauf. Dann haben wir auch immer gesagt Jetzt ist Schluss, jetzt sammeln wir nicht mehr jeden Tag eine Zeitung zum Thema. Aber da sind natürlich dann etliche Hunderte von wenn nicht Tausende von Zeitungen zusammengekommen, die irgendwann mal eine wertvolle Quelle sein werden. Lukas Ja, spannend. Kann ich mir auch gut vorstellen. Ralph Und auch jetzt schon eine spannende Quelle sind. Also klar, wir haben vorhin das gehört von diesen Kleinanzeigen und die Tatsache, dass diese Zeitungen halt international sind, also aus verschiedenen Ländern. Das zeigt sich darin, dass das Zeitungsmuseum auch öfter Anfragen bekommt. So hat Andreas Düspohl zum Beispiel gesagt, dass die Universität in Lahore, in Pakistan dass die halt nach Zeitungen gefragt haben, weil damals bei der Teilung von Indien und Pakistan ganz viele Archive zerstört worden sind und damit auch ganz viele Zeitungen. Und so konnte er dann mit seinem Team zusammen Zeitungen, die er halt hatte, einscannen und an die Universität schicken. Lukas Als wissenschaftlicher Service. Ralph Ja, genau. Also zum Museum gehört auch eine Bibliothek und ein Archiv eben. Also man kann da schon viel arbeiten, wenn man möchte. Was jetzt nicht erwähnt habe und das jetzt auch nur am Rande mache, ist so der Aufbau des Museums. Ich habe gesagt, klar, es geht um die Geschichte des Journalismus, es geht aber auch um Buchdruck und Typographie. Es geht dann noch um Fake News und Zensur. Es sind auch ganz interessante Bilder dabei. Also man kann sich auch Bilder angucken, die ich jetzt schlecht zeigen kann. Bilder, wo man halt sieht, wie manipuliert worden ist. Das fand ich auch sehr eindrücklich. Und es geht auch um die Zukunft von Zeitungen, was ja bei uns in der Journalisten Bubble ja auch schon länger ein Thema ist. Viele, viele gedruckte Zeitungen kämpfen ja ums Überleben oder zumindest nimmt die Leserschaft ab. Lukas Aber ich habe den Eindruck, wenn ich dich da mal kurz unterbrechen kann. Ich habe den Eindruck, dass diese Diskussion schon irgendwie seit zehn, 15 Jahren da wird. Und irgendwie jedes Jahr heißt es, die Zeitungen sind mehr und mehr unter Druck, aber deswegen gibt es die trotzdem alle noch, Die meisten. Und von daher. Also entweder ist es ein sehr langsames, sehr siechen Niedergang oder aber Totgesagte leben länger. Lukas Wahrscheinlicher ist es beides. Ich hätte noch mal eine noch eine andere Frage, die ja zum Wesen des. Ich habe mal gehört, dass die berühmteste Schriftart der Welt nach Comic Sans Times 's Roman, dass die auch von der Zeitung kommt. Ralph Ja, das ist richtig. Die kommt auch von der Zeitung und zwar, wie der Name schon sagt, von der Times, aber nicht von der New York Times, sondern von der Times, also von der britischen Zeitung. Lukas Ah, okay. Ralph Aber was jetzt auch eine spannende Frage werde ich nicht beantworten. Kann. Welchen Deal gibt es denn da zwischen Microsoft und dieser Zeitung, oder. Weil das ist ja immer standardmäßig eingestellt. Oder wenn man Wort öffnet, dass man dann sofort Times New Roman als Schriftart hat. Lukas Also bei mir ist es mittlerweile anders, bei mir ist eine andere Schriftart drinnen, weil ich mal gelesen hab, dass die das mit dem neuen Update irgendwie ausgetauscht haben. Keine Ahnung. Ich weiß nicht, ob es da Stil gibt, aber ich glaube, vielleicht ist ja diese Schriftart so universell und so alt, dass es da halt auch keine Urheberrechte mehr gibt. Das ist ja eine freie Font dann sozusagen. Ralph Ja, ja, müssen wir mal recherchieren. Ja, jetzt waren wir schon bei Wort und beim Computer. Es geht auch ein bisschen ums Digitale und Multimediale. Das hat man auch in der Ausstellung. Das möchte ich jetzt auch nicht verschweigen, dass diese das dieses Museum echt sehr multimedial aufgestellt ist, was ich echt cool fand. Also das sind total viele, wo man was angucken kann. Also Video angucken oder es gibt Hörstation, es gibt Sachen, wo man was drücken kann, Schubladen, die man rausziehen kann. Ganz eindrucksvoll fand ich Boah, ich kann ja nicht beschreiben, wie groß das war. Ich will es mal sagen die Diagonale von drei, vier Metern oder so, okay, also einen Bildschirm, auf dem eine Weltkarte drauf ist und du kannst dann mit dem Finger auf die verschiedenen Länder klicken und dann kannst du dir Zeitungen aus diesen Ländern angucken. Lukas Ja, krass. Ralph Das ist wirklich spannend anzugucken, wie unterschiedlich die zum Teil auch aussehen. Auch wenn man die Schrift jetzt nicht lesen kann, kriegt man trotzdem irgendwie ein Gefühl dafür, was für eine Art von Zeitung das vielleicht sein könnte. Also Boulevard oder eher weiß ich nicht, wie Süddeutsche Zeitung mehr zum Lesen. Ja, also das fand ich ganz schön. Lukas Also du kannst das Museum empfehlen? Ralph Ich kann es Museum auf jeden Fall empfehlen. Also wenn ihr nach Aachen kommt, dann macht doch da einen Abstecher hin. Man kann da schon viel Zeit verbringen in diesem Museum. Ich denke aber, dass man auch viel mitnehmen kann innerhalb von ein, zwei Stunden. Lukas Alles klar. Ralph Und eine Frage habe ich noch, weil du bist doch der Mann der Superlative. Das ist doch immer dann drin so, ja, das ist das Größte und das meiste usw. Ja, jetzt habe ich eine Frage an dich: Was meinst du ist die oder wie hoch ist die höchste Auflage einer Zeitung weltweit und aus welchem Land könnte diese Zeitung kommen? Lukas Äh, gute Frage. Also ich habe. Ich habe eine Theorie und du kannst es sagen, ob ich mich da annehme oder nicht. Okay. Ralph Ja, gerne. Lukas Also, ich meine, sie kommt aus China und es müsste die Parteizeitung der Kommunistischen Partei sein. Ralph Na ja, also nicht, dass ich wüsste, aber sehr, sehr gute Überlegungen guck ich noch mal nach. Aber was ich herausgefunden habe, ist die meistgelesene, oder die Zeitung mit der höchsten Auflage ist die Yomiyuri Shimbun aus Japan, eine Auflage von 7 Millionen Exemplaren. Lukas Okay, aber das ist nur eine japanische Zeitung. Ralph Was heißt nur eine japanische? Lukas Na, weil ich mal zum Beispiel die New York Times gibt es weltweit. Ralph Die New York Times hat aber trotzdem eine niedrigere Auflage. Lukas Echt? Obwohl es auf der ganzen Welt gibt, hat die weniger? Ja, krass. 7 Millionen. Ich mein, es gibt 1,4 Milliarden Chinesinnen. Ralph Alles Illiteraten. Lukas Die Frage ist was ist eine Broschüre? Was ist ein Magazin? Was ist eine Zeitung? Das also ist jetzt eine Zeitung, die täglich erscheinen, wöchentlich? Oder ist eine Monatszeitung auch eine Zeitung? Kann ja gut, aber das da wird es dann philosophisch. Ralph Nee, also laut Definition und was ich so gelesen hab im Internet ist eine Zeitung einfach was, Was regelmäßig erscheint, das muss nicht täglich sein, kann auch wöchentlich sein oder monatlich. Lukas Was ist dann der Unterschied zum Magazin? Weil ich würde jetzt den Spiegel nicht als Zeitung bezeichnen. Ralph Hm, eine Zeitung ist relativ aktuell und Magazin ist es zwangsläufig nicht okay. Vielleicht ist der Spiegel eine Zeitung laut dieser Definition. Lukas Ist auch noch mal nachzugucken, auch wenn wir das in der nächsten Folge beantworten. Wir wissen es nicht. Ist der Spiegel eine Seite? Okay, na gut, dann stelle ich jetzt mal keine weiteren Fragen und philosophischen Exkurs. Ralph Ich schwitze auch schon so genug. Lukas Er ist es auch recht warm heute, von daher ist es kein Problem. Ja ja, dann vielen lieben Dank, dass du mir das Zeitungsmuseum in Aachen vorgestellt hast. Ralph Sehr sehr gerne. Jetzt ist meine Frage an dich Was hören wir denn das nächste Mal? Lukas Das nächste Mal geht's in den hohen Norden Deutschlands und es wird um ein Projekt gehen, das ich ganz zufällig besucht habe, weil ich eigentlich für ein anderes Projekt da war und dieses Museum nicht mal auf dem Schirm hatte. Ich wusste nicht von dessen Existenz und bin dann durch besagte Stadt im Norden Deutschlands gelaufen und bin da zufällig vorbei. Ralph Die Straße entlanggegangen und dann hast du da dieses Museum entdeckt, oder? Lukas Und dann habe ich einfach bin ich da einfach rein Und es war interessanterweise, ich glaube eine Stunde vor Schluss. Ich hatte nicht mal mein Aufnahmegerät dabei. Und dann habe ich sie gefragt Ja, ich hab mich kurz vorgestellt, wer ich bin und keine Ahnung. Und dann habe ich gesagt hab ich kurz aufnehmen kann. Ich bin aber nur noch heute da. Lukas Und da ich ja nicht in Norddeutschland wohnt, sondern sehr weit südlich, da habe ich gesagt, ich komme auch in nächster Zeit da nicht mehr hin. Und dann haben die gesagt ja, easy, kein Stress, fahr einfach mit der Tram noch mal zu deinem Hotel, hol das Aufnahmegerät und wenn wir 20 Minuten länger aufmachen wegen dir, dann machen wir 20 Minuten länger auf. Lukas Wegen dir haben wir dann tatsächlich getan. Und ich freue mich, dir in der nächsten Folge ein sehr cooles Projekt vorzustellen. Ralph Hm, hm. Ja, wenn ich schon Sehr gespannt. Lukas Alles klar. Ralph Vielen Dank an alle Leute, die bis hierhin zugehört haben. Wir freuen uns natürlich, wenn ihr diesen Podcast abonniert, wenn ihr das schon getan habt, dann vielen Dank und empfehlt ihn doch an Freunde weiter. An Freunde, Freundinnen, Familie, Verwandte, Kollegen, Kolleginnen. Wir freuen uns wirklich über alle Leute, die uns zuhören und uns auch Feedback geben, weil ihr habt ja die Möglichkeit auch aktiv mitzuwirken, wo wir hinfahren, welches Museum wir besuchen. Das wär so mein Aufruf am Schluss. Lukas Ein wichtiger Aufruf, ein schöner Aufruf, ein toller Aufruf und damit bis zur nächsten Folge. Ralph Bis zum nächsten Mal. Ciao. Der Beitrag Wie Paul Reuter die Nachrichtenagentur erfand und was wir aus Kleinanzeigen lernen können – das Internationale Zeitungsmuseum in Aachen erschien zuerst auf Escucha.